Aus der Presse – Alle vier Jahreszeiten im Palmengarten

Wie aus dem in vorliegender Nummer enthaltenen Inserat ersichtlich ist, beginnt morgen, Montag, die Ausgabe der Dauerkarten des Leipziger Palmengartens für das Jahr 1901. Zum dritten Male seit Bestehen des Palmengartens ergeht damit die Einladung an die Einwohnerschaft unserer Stadt, diese im öffentlichen Interesse in‘s Leben gerufene schöne Schöpfung Leipziger Bürger durch Entnahme von Dauerkarten zu fördern und so dazu beizutragen, daß diese hervorragende Zierde Leipzigs, um die uns wohl manche Großstadt mit Recht beneidet, auch ferner auf der jetzigen Höhe erhalten und noch weiter ausgestaltet werden kann. Die bisherigen, in Anbetracht der Gediegenheit und Fülle des Gebotenen überaus mäßigen Preise der Dauerkarten sind auch für das Jahr 1901 beibehalten worden. Dabei ist noch die gewiß vielen Abonnenten willkommene Einrichtung getroffen worden, daß dieselben für ihren Besuch, den sie von auswärts erhalten, Monatskarten entnehmen können. Diese Karten, welche nur im Anschluß an eine Dauerkarte verabfolgt werden, sind vom Tage der Ausstellung ab 30 Tage giltig und kosten für eine Familie 10 Mark und für eine einzelne Person 5 Mark. Daß es die Leitung des Palmengartens auch im neuen Jahre an nichts fehlen lassen wird, um auf gärtnerischem Gebiete das denkbar Beste zu bieten, braucht nach den bisherigen Erfahrungen kaum besonders hervorgehoben zu werden. Wir erinnern nur an die entzückenden Arrangements im großen Blumenparterre, welche fast alle Monate wechseln und an die in den letzten Wochen veranstaltete, mit so großem Beifall aufgenommene Chrysanthemum-Ausstellung. Aber auch nach allen anderen Richtungen hin ist, wie hinlänglich bekannt, die Direktion stets eifrig bemüht, den Aufenthalt im Palmengarten so angenehm als möglich zu gestalten. So sei beispielsweise nur angeführt, daß im Jahre 1900 an 286 Concerttagen nicht weniger als 477 Musikaufführungen, darunter 10 Symphonie- und 5 Unterhaltungs-Concerte des Winderstein-Orchesters im Palmengarten stattgefunden haben. Zur Ausführung der Concerte werden, um den Wünschen der Besucher nach Abwechselung Rechnung zu tragen, wie in diesem Jahre neben vorzüglichen hiesigen und sächsischen Civil- und Militärcapellen, auch in Zukunft wieder eine Anzahl auswärtiger Musikcorps von hervorragendem Rufe herangezogen werden. Nicht unerwähnt möchten wir auch die im letzten Spätsommer zum ersten Male veranstalteten glanzvollen Illuminationen lassen, die in Folge des außerordentlichen Beifalles, den sie gefunden haben, in Zukunft öfter und sogar in noch größerem Umfange wiederholt werden dürften. Wie wir erfahren, sollen auch, um vielfach geäußerten Wünschen gerecht zu werden, im Frühjahre an den beiden Cassenstellen Einrichtungen zum Einstellen von Rädern und Sportwagen geschaffen werden. Es empfiehlt sich deshalb die Entnahme einer Dauerkarte des Palmengartens nicht nur vom localpatriotischen, sondern auch vom rein praktischen Standpuncte aus für Jeden, der Sinn für das Edle und Schöne besitzt und sich und seinen Angehörigen für ein geringes Entgelt Anregung, Erholung und gediegene Unterhaltung verschaffen will. Die Dauerkarten für das Jahr 1901 haben bereits für den December dieses Jahres Giltigkeit, eine Einrichtung, welche gewiß bei Denjenigen, die bisher noch nicht abonnirt waren, großen Anklang finden wird. [1] Die schöne Sitte, seinen Angehörigen und Freunden eine Dauerkarte des Palmengartens auf den Weihnachtstisch zu legen, findet von Jahr zu Jahr weitere Verbreitung. Man kann sich auch kaum ein sinnigeres Geschenk für Jung und Alt denken, als eine solche Karte, die den Inhaber während eines vollen Jahres zum Besuche unseres Palmengartens und der zahlreichen Veranstaltungen, die in demselben stattfinden, berechtigt. Welcher bisherige Abonnent des Palmengartens dächte nicht mit Freuden an die stets wechselnden, entzückenden Blumen-Arrangements, und an die reichen Pflanzenschätze des imposanten Palmenhauses, wer erinnerte sich nicht gerne der reizvollen Illuminationen der weit ausgedehnten Parkanlagen, des angenehmen Aufenthaltes in den vornehmen Räumen des Gesellschaftshauses, auf den blumengeschmückten Terrassen und in dem schattigen Restaurationsgarten und wer hätte sich nicht über die zahlreichen guten Concerte gefreut, die theils im Concertparke, theils in dem großen Festsaale veranstaltet worden sind. Daß es dabei an Abwechslung nicht qefehlt hat, ist aus Nachstehendem ersichtlich. Die 477 im Jahre 1900 im Palmengarten abgehaltenen Musikaufführungen, welche sich auf 230 Nachmittags-, 245 Abend- und 2 Morgen-Concerte vertheilen, sind von nicht weniger als 29 verschiedenen Capellen ausgeführt worden. Darunter befanden sich 5 Leipziger Militär- und, außer dem Winderstein-Orchester, 3 Leipziger Civilcapellen, 5 Militärcapellen aus anderen sächsischen Garnisonen, 3 preußische Militärcapellen, 1 Berliner Civilcapelle (von Blon), 1 kaiserlich deutsche Marinecapelle, 2 Militärcapellen aus thüringischen Staaten, 1 aus Mecklenburg, 1 aus Schweden. Italien war mit 2 Stadt-Capellen und Amerika mit der sensationellen Sousa-Capelle vertreten. [2] [1] Leipziger Palmengarten, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 25. November 1900. Sonntagausgabe, S. 9242. [2] Vom Leipziger Palmengarten, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 9. Dezember 1900. Sonntagausgabe, S. 9653.

Aus der Presse – Erste große Illumination im Garten

Unsere Bewohnerschaft erinnert sich gern der Tage der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung und der mit dieser verknüpft gewesenen mannigfachen Unterhaltungen, zu denen in erster Linie die wohlgelungenen prächtigen Illuminationen der Anlagen zu zählen waren. Nicht zum wenigsten mag diese eindrucksvolle Erinnerung an jene Eliteabende gestern Anlaß zu dem gewaltigen Besuch gegeben haben, dessen sich der Leipziger Palmengarten zu der von ihm veranstalteten ersten großen Illumination erfreute. Wir entsinnen uns nicht, zu einem der Abendconcerte im Garten jemals einen so riesigen Andrang gesehen zu haben, wie es gestern der Fall gewesen, wo durch beide Thore des Palmengartens, sowohl von der Plagwitzer als auch von der Lindenauer Seite unaufhörlich dichte Schaaren von Concertbesuchern strömten und nun alle Wege und Plätze ringsum das große Gesellschaftsgebäude füllten. Wohl war der Abend kühl, aber zum Promeniren willkommen, dazu kam ein sternenklarer Himmel, so daß die Illumination, begünstigt von solchen Factoren, sich in ihrer ganzen effectvollen Schönheit zu entfalten vermochte. Wohin das Auge blickte, überall sah es das reizende, bunte Lichterspiel der Prismenlämpchen, die in symmetrischer Anordnung den weiten Plan mit ihrem Schimmer erfüllten; das geometrische Schnörkelwerk des weiten Parterre der Teppichbeetanlagen war in blaßgrünen und tiefrothen Farben leuchtend nachgezeichnet worden, und am Saume der Terrasse vor dem Hauptgebäude zogen sich ringsum lange Lichterlinien, während auf den Pergolen des letzteren die bunten Lampen gleich Perlenreihen erglänzten und rothverkappte Bogenlampen auf den hohen Masten am Wege magisch leuchteten. Weithin, bis zum Ritterwerder, waren die von Tausenden belebten Promenadenwege von Leuchtlämpchen aller möglichen Farbenvariationen eingefaßt, auch der vielfach geschwungene Uferrand des großen Weihers, dessen lichtglitzernder Saum sich im stillen Wasser wirkungsvoll widerspiegelte. Dort rauschte dann die viel bewunderte Leuchtfontaine empor, bald stahlblaue Strahlen zum Himmel sendend, bald in tieforangefarbenen oder silberweißen, grünen, rothen, gelben Wassern sprühend. Wer am Wasserfall stand und bis zum Gartenhaus am Westrand mit seiner lichterbesetzten Front hinüberschaute, der nahm ein entzückendes Bild der gesammten lichtschimmernden Anlagen auf, der erfreute sich an dem geschickten Arrangement des mit rund 20 000 Lampen ausgerüsteten Illuminationswerkes, einem Arrangement, das alle Hauptpartien des Gartens mit bunten Effecten bedachte. Im Orchester, um das sich ein großer Lichtbogen wölbte, spielte das Musikcorps des 134. Regiments unter Meister Jahrow‘s Leitung mit unverwüstlicher Frische. Ihm lauschten Abertausende. Schätzte man doch an diesem Illuminationsabend die Zahl der in Garten und Saal weilenden Besucher auf rund 12 000. Wie wir erfahren, ist die gesammte Installation der Illumination von der hiesigen Firma Eißner & Co., Radeberger Glasniederlagen am Roßplatz, vorgenommen worden. — in. Leipziger Palmengarten, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 29. August 1900, Abendausgabe. Beilage, S. 6847.

Amerikanischer Marschkönig John Philip Sousa – Dirigent

Den Musikfreunden wird während der bevorstehenden Sommermonate eine ganz besonders reiche Abwechslung geboten werden. Wie bereits mitgetheilt, giebt in der Zeit vom 10. bis 13. Juni das aus 76 Künstlern bestehende amerikanische Orchester unter Leitung des Componisten John Philipp Sousa täglich zwei Concerte im Palmengarten. Dieses Gastspiel dürfte sich zu einem bedeutsamen Ereigniß für unsere Musikstadt Leipzig gestalten. Außer diesem hier zum erstenmale erscheinenden Orchesterkörper werden noch eine größere Anzahl von Militärcapellen aller Waffengattungen im Palmengarten concertiren, darunter auch das als beste deutsche Militärcapelle bekannte und von unserem Kaiser wiederholt ausgezeichnete Musikcorps des großherzoglich badischen Leib-Grenadierregiments aus Karlsruhe, dessen genialer Dirigent, der königliche Musikdirector Adolph Boettge, seine weit und breit berühmt gewordenen historischen Concerte bieten wird. Vielfachen Wünschen entsprechend sind auch für diesen Sommer wieder mit den Capellen des 27. Infanterie-Regiments aus Halberstadt und des 32. Infanterie-Regiments aus Meiningen Verträge abgeschlossen worden. [1] Zum ersten Male seit 22 Jahren kommt eine amerikanische Kapelle nach Deutschland, und zwar die des Kapellmeisters und Komponisten John Philip Sousa aus Washington, die demnächst im Bergkeller Konzerte veranstalten wird. Sousa erhielt seine musikalische Ausbildung in Amerika, war schon mit elf Jahren Solo-Violinist, dirigierte mit 17 Jahren ein Orchester und ist jetzt der erfolgreichste Musiker der „Neuen Welt“. Sousas bisher veröffentlichte Kompositionen zählen 300 Nummern, die 70 seiner charakteristischen Märsche, vier erfolgreiche Operetten, symphonische Dichtungen, Suiten ec. umfassen. Diese deutsche Rundreise der John Philip Sousa-Kapelle ist dadurch ermöglicht worden, daß sie die offizielle amerikanische Kapelle bei der diesjährigen Pariser Weltausstellung ist. Die Programme sollen aus den besten Kompositionen aller Völker zusammengestellt sein. [2] Concerte im Leipziger Palmengarten. Wie bei dem vortrefflichen Rufe, deren sich die Regimentscapelle der 27er aus Halberstadt erfreut, nicht anders zu erwarten ist, üben die Concerte derselben zur Zeit eine große Anziehungskraft aus. Herr Musikdirector Hellmann leistet mit seiner erprobten Schaar thatsächlich ganz Vorzügliches und erntet nach jedem Vortrage wohlverdienten Beifall. Die Concerte der 27er finden während dieser Woche einschließlich Sonntag, den 13. Mai, täglich Nachmittags und Abends statt. Vom 14. bis 19. Mai concertiren abwechselnd die hiesigen Militärcapellen, während am 20. Mai der bekannte Componist Franz von Blon mit seinem Berliner Philharmonischen Blas-Orchester ein auf 5 Tage, d. i. bis einschließlich Himmelfahrt, berechnetes Gastspiel eröffnet. Vom 31. Mai bis 5. Juni (Pfingsten) spielt die berühmte Capelle des 7. bayerischen Infanterie-Regiments aus Bayreuth, vom 10. bis 13. Juni die Amerikanische Militärcapelle unter Leitung des Componisten Sousa, Ende Juni erscheinen die beliebten 32er aus Meiningen, Anfang Juli auf einige Tage die Capelle des I. bayr. Ulanen-Regiments aus Bamberg, vom 8. bis 15. Juli königl. Musikdirector Adolf Boettge aus Karlsruhe mit seinen historischen Concerten, in den letzten Tagen des Juli die großherzogl. mecklenburgische Grenadier-Capelle, zugleich Hofcapelle des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz, im August die als vorzüglich bekannten Capelle des 9. bayer. Infanterie-Regiments „Wrede“ aus Würzburg und schließlich während der Manöverzeit das von der 1897er Ausstellung her noch bestens bekannte Musikcorps des kaiserl. I. Seebataillons aus Kiel. [3] John Philip Sousa, unbestritten der hervorragendste unter den amerikanischen Capellmeistern und Componisten, wird von Sonntag, den 10., bis einschließlich Mittwoch, den 13. Juni 1900, seine vielbewunderte Capelle im Palmengarten vorführen. Sousa, dessen populären, frischen Märsche (Washington-Post, Liberty Bell, Stars and Stripes Forever, und viele andere) seinen Namen einen Weltruf verliehen haben, ist 12 Jahre lang Dirigent der Nationalcapelle der Vereinigten Staaten-Regierung gewesen und hat seine jetzt bestehende Concertcapelle, die unter den gegenwärtig existirenden Orchesterkörpern eine ganz eigenartige Stellung behauptet, selbst organisirt. In den letzten 8 Jahren hat diese Capelle nicht weniger als 4000 Concerte in den Hauptstädten der Vereinigten Staaten und Canadas gegeben. Auf der Weltausstellung in Chicago, den Industrie-Ausstellungen in St. Louis, Missouri und Pittsburg war die Sousa-Capelle das officielle Ausstellungs-Orchester. Durch seine überaus anziehende Dirigirungskunst ist Sousa der Liebling des amerikanischen Volkes geworden, und die ersten Kritiker haben die Leistungen seiner Capelle als ganz vorzügliche anerkannt. Für die Pariser Weltausstellung ist die Sousa-Capelle als officielle musikalische Vertretung der amerikanischen Regierung erwählt worden, und diesem Umstande dürfen wir auch nur die interessante Bekanntschaft mit dieser Capelle verdanken. Der Erfolg, den Sousa bei seinem Auftreten in Paris und seit einigen Tagen in Berlin, wo er täglich im Neuen königlichen Operntheater, früher Kroll, spielt, zu verzeichnen hat, ist ein bedeutender. [4] Am Sonntag Vormittag trifft der amerikanische Componist und Dirigent John Philip Sousa mit seinem Orchester hier ein, um bereits an demselben Tage sein erstes Concert im Palmengarten zu geben. Wie zu der Berlin im Neuen Königlichen Operntheater und zu Hamburg in Ludwig‘s Concerthaus, so veranstalten die Amerikaner auch hier ihre Concerte, welche bekanntlich von Sonntag, den 10. bis einschließlich Mittwoch, den 13. Juni, stattfinden, auf eigene Rechnung. Es macht sich deshalb nothwendig, an den genannten 4 Tagen von Nachmittags 2 Uhr ab die Giltigkeit der Dauerkarten des Palmengartens aufzuheben. Die Abonnenten genießen jedoch den Vortheil, daß ihnen von 2 Uhr ab der Zutritt zum Garten und damit auch zu den Sousa-Concerten gegen Bezahlung von 50 pf. Für Erwachsene und 25 pf. Für Kinder zusteht. Inhaber von Actionärkarten haben kein Eintrittsgeld zu entrichten. Für Personen, welche weder Actionäre, noch Abonnenten des Palmengartens sind, beträgt das Eintrittsgeld am Sonntag, den 10. Juni 1 Mark, Kinder 50 pf.; am Montag, Dienstag und Mittwoch dagegen bis 2 Uhr Nachmittags 1 Mark, Kinder 50 pf., nach 2 Uhr 1,50 Mark für Erwachsene und 75 pf. für Kinder. Mit welch gewaltigen Unkosten Sousa‘s großartige Concert-Unternehmung verbunden ist, dürfte daraus hervorgehen, daß allein die an die einzelnen Künstler zu zahlenden Honorare zwischen 35 und 200 Dollar für die Woche schwanken, was einen recht stattlichen Gegenetat darstellt. Die letztgenannte, für europäische Verhältnisse enorme Gage beziehen acht Capellmeister, welche der Sousa-Capelle als Solisten angehören und, wie Mr. Clarke und Mr. Pryor, fast ausschließlich eigene Compositionen zum Vortrag bringen. [5] Morgen Sonntag eröffnet das amerikanische Orchester unter Leitung John Philip Sousa‘s sein auf 4 Tage berechnetes Gastspiel im Palmengarten. Die Programme werden außer den Perlen europäischer Tonkunst auch eine Auslese der beliebtesten Compositionen Sousa‘s enthalten und sicher auch hier mit demselben großen Beifall ausgenommen werden, wie dies in Berlin und Hamburg der Fall war. [6] Nun hat der … Weiterlesen

Aus der Presse – Ernst Kiesling zur Malerei im Gesellschaftshaus

Die prächtige und vornehme Wirkung, welche das Innere des Gesellschaftshauses des Palmengartens auf den Beschauer ausübt, entspringt nicht allein den großangelegten Verhältnissen der Architektur, der glücklichen Gruppirung der Räume, sondern nicht zum Wenigsten der von unserem heimischen Dekorationsmaler Richard Hesse ausgeführten malerischen Ausschmückung. Mit dieser Arbeit bietet Hesse nicht blos eine sehr beachtenswerthe Leistung moderner Raumausstattung, sondern er hat damit zu gleicher Zeit das malerisch am schönsten ausgeschmückte hiesige öffentliche Etablissement geschaffen. Wir betreten das an der westlichen Seite des Gebäudes gelegene Vestibül, einen nach den inneren Localitäten zu abgerundeten Raum, mit einer nach beiden Seiten ausladenden Freitreppe, deren Podeste, sowie die unteren Wandtheile in dunkelgrünem Stückmarmor gehalten sind. Auf diesen kräftig getönten Unterbau erheben sich die übrigen licht gehaltenen Wandtheile und darüber breitet sich der klare unverzierte Deckenspiegel aus. An den Wänden wächst ein Heckenmotiv mit seinen feinen Verästelungen, saftig grünen Blättern und violetten Blüthen hinauf. Die in Glasimitation ausgeführten Fenster weisen Fruchtgehänge auf. Bei der Grundstimmung der verschiedenen Räume fällt der Wechsel der Töne angenehm ins Auge. So ist der dem in kalten Tönen gehaltenen Vestibül folgende Entrée-Saal vorwiegend in warmen, goldigen Farben gestimmt, wobei sich ab und zu an den aufsteigenden Wandfriesen ein stumpfes Bronzeviolett Geltung schafft. Die Wände zeigen stilisirte Baummotive mit Vögeln, während die von einem Oberlicht eingenommene Decke wie ein Velarium gestaltet ist, über welches stilisirte Luftlinien hinlaufen, zwischen denen Vögel schweben. Der große Festsaal ist naturgemäß am reichsten geschmückt. Die unten herumlaufende Wandverkleidung ist mit kräftig-rothem, palisanderfarbigem Linkrusta bedeckt, über das auf ockerfarbigem Wandton ein goldbronzenes, engverbundenes Flechtwerk hinläuft und sich zu der, die Emporen mit der Wandfläche verbindenden Route erhebt. Die in warmen goldigen Umbratönen gehaltenen Galerien bilden gleichsam einen Abschluß für die nun in lebhafteren Farben auftretenden Wandmalereien. Zwischen goldenen Pilastern spannen sich kräftiggrüne Malachitfriese ein, die in ihren unteren Theilen vergoldete figürliche Medaillons tragen. Die den größten Raum der Wandflächen einnehmenden mächtigen Bogenfenster lassen große Zwickel entstehen, auf welchen coloristisch feingestimmte malerische Darstellungen angebracht sind, welche die Tages- und Jahreszeiten versinnbildlichen; sie zeigen im Verein: Morgen und Frühling, Mittag und Sommer, Abend und Herbst und Nacht und Winter. Zu den von Schell in Offenbach ausgeführten farbigen Glasfenstern hat Hesse gleichfalls die Cartons geliefert, die über eine in reichem Blumenschmuck prangende Landschaft sich ausbreitende Früchte tragende Bäume aufweisen. Die breiten, über die Fenster sich ausspannenden Bögen sind mit mehrfarbigen Mosaikfriesen geziert. Die reichcassetirte Decke ist in tiefem, antikem Bronzeton gehalten, wobei einzelne Glieder mitunter durch eingelegte farbige Mosaiken verziert sind. Die Ruhe des Tons der Decke stimmt äußerst wohlthuend zu den auf den Wandflächen angestimmten kräftigeren Farben. Die große, das Palmenhaus abschließende Spiegelglaswand ist in ihrem oberen Theile mit den Pflanzenmotiven der Distel und des Löwenzahns verziert. In scharfem Contrast zu diesem Raume steht der ganz licht, in Weiß, Blau und Silber gehaltene Speisesaal mit seiner Hellen Cassettendecke, über deren Felder schwungvolle Linienzüge laufen, während aus den Ecken ein Eschenmotiv hervorwächst und die Wände zartgetönte Friese tragen. In dem Restaurationsraume klingen noch einmal kräftigere Farbenaccorde an. Ueber der mattgrünen Linkrusta-Lamperie erheben sich stilisirte, zusammengeraffte, mit einem Muster versehene Vitragen, die einen Blick in eine Landschaft eröffnen. Zu dem in den Verhängen vorherrschenden Blau, dem Grün der Landschaft, stimmen die in sattem Roth durchgeführten Architekturtheile ganz vortrefflich. Ueber die im japanischen Charakter gehaltene Decke ziehen sich Wolken und fliegende Vögel. Die einfacher ausgeschmückten Corridore und Treppenaufgänge zeigen über einer in bräunlichem Tone gehaltene Lamperie farbige Pflanzenmuster von Kiefern, Melonen, Palmen u. s. w. Eigenartig und wirksam ist das im Garten befindliche Orchester in seinem Innern ausgestaltet. Von einer in der Mitte sichtbaren Lyra schweben die drei Grazien, die Schnüre in den Händen halten, die mit den ganz oben angebrachten schwingenden Glocken in Verbindung stehen. Unterhalb der Lyra breiten sich nach vorn zu durch Linien charakteristische Schallwellen aus. In der Mitte der kuppelartigen Wandfläche ziehen sich Notenlinien hin, die durch senkrecht durchschneidende, aus Schellen gebildete Friese unterbrochen werden. Die so entstandenen Theile tragen Hauptmotive der „Messe“ von Bach, der 5. Symphonie von Beethoven, dem Liede „Der Lindenbaum“ von Schubert und der Oper „Rheingold“ von Wagner. Von Ernst Kiesling. Die malerische Ausschmückung des Gesellschaftshauses im Palmengarten, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 21. Mai 1899, S. 4022.

Vorbericht vom Garteninspektor des Botanischen Gartens in Leipzig

Als es sich im Jahre 1893 darum handelte, einen Platz ausfindig zu machen, um zur 50 jährigen Jubelfeier des Leipziger Gärtnervereins eine Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung grofsen Stiles zu veranstalten, erwies sich das Kuhturmgrundstück, dicht vor Lindenau gelegen, als in jeder Hinsicht vorteilhaft für diesen Zweck. Sehr vielen deutschen Gärtnern wird diese Ausstellung noch lebendig vor Augen stehen. Es ist das Areal, auf dem sich jetzt der Leipziger Palmengarten entwickelt und seiner vorläufigen Vollendung entgegensieht. Mächtige Baumgruppen, besonders aus alten Eichen bestehend, umgrenzen das Gelände oder sind in Gruppen in demselben zerstreut. Sie schauten auch schon als alte Knaben ein grofses Stück Weltgeschichte, sie waren Zeugen des Rückzuges der französischen Armee des weltbeherrschenden Korsen nach der Leipziger Völkerschlacht. Die Ausstellung von 1893 förderte ungemein die Idee, auf diesem von Natur aus herrlich gelegenen und historischen Platze einen Palmengarten zu schaffen. Besonders war es der Oberbürgermeister von Leipzig, Herr Dr. Georgi, welcher in seiner damaligen Eröffnungsrede darauf hinwies, dafs es für die Stadt Leipzig angebracht sei, die temporäre Ausstellung in einen ständigen Palmengarten umzuwandeln. So hat denn auch Herr Dr. Georgi in diesem Sinne weiter gewirkt, der Leipziger Palmengarten sieht seiner Vollendung entgegen. Grosse Projekte waren es, welche sich in letzter Zeit mit der direkten Umgebung des Palmengarten-Areals beschäftigten. Die grossen, vom Frankfurter Thore aus beginnenden, saftig-grünen Wiesen wollte man in ein mächtiges Elster-Bassin verwandeln; dem Palmengarten gegenüber, dem Rosenthale zu, liegt der Leipziger Sportplatz, dessen weitere Umgebung für die National-Festspiele in Aussicht genommen war. Es ist in der That zu bedauern, dass besonders das letztere Projekt durch die Nichtannahme der darüber zu beschliessenden Versammlung nicht zur Ausführung kommt. Liegt der Leipziger Palmengarten vom Mittelpunkte der Stadt etwas weit entfernt, so gleichen doch die vorzüglichen Verbindungen durch die elektrische Strassenbahn diesen etwaigen Nachteil (?) wieder vollständig aus; die russgeschwängerte Luft macht sich wenig geltend, für Koniferen und ähnliche Pflanzen, die in der Stadt Leipzig nur ein dürftiges Wachstum zeigen, sind hier weit vorteilhaftere Vegetationsbedingungen vorhanden. Prächtige Spaziergänge durch den in der Nähe des Palmengartens liegenden Johanna-Park, welche durch den zu schaffenden Ausstellungspark fortgeführt werden, führen uns direkt zum Palmengarten und lassen uns letzteren als beliebtes Endziel einer angenehmen Fusswanderung erscheinen. Aus diesen Notizen ersehen wir, dafs die natürliche Lage des Palmengartens in jeder Beziehung befriedigen mufs. Die gesamte Arealgrösse beträgt 189 777 qm. Der prächtige alte Waldbestand, der sogenannte Ritterwerder an der Plagwitzer Brücke, umfafst 32 287 qm. Er ist zumeist mit alten Eichen, Linden, Hainbuchen, Eschen, Erlen und Buchen bestanden. Früher bildete er ein undurchdringliches Dickicht, welches nach gehöriger Auslichtung und nach Schaffung breiter schattiger Wege einen selten schönen Eingang zu diesem Etablissement bildet. Der Erschaffer des Palmengartens, Herr Landschaftsgärtner Otto Mossdorf, unterstützt von seinem Sohne, hat es verstanden, die alten Baumbestände in jeder Weise vorteilhaft der Neuanlage anzugliedern, so dafs das ganze Bild schon in der ersten Anlage einen ziemlich fertigen Eindruck macht. Wir sind ja von Herrn Mossdorf vorzügliche Leistungen in der Landschaftsgärtnerei gewohnt, durch seine langjährigen praktischen Arbeiten auf diesem Gebiete konnte es ihm nicht schwer fallen, hier etwas Vorzügliches zu liefern, seinen bisherigen Werken durch die Anlage des Palmengartens die Krone aufzusetzen. Haben wir den Ritterwerder durchschritten, so blicken wir von der über die Elster führenden Brücke über weit ausgedehnte Wiesenflächen bis auf das Rosenthal auf der einen Seite, auf Villen und prächtige Flusspartien auf der andern. Manchen der Leser wird es interessieren, dafs der Brücke gegenüber die „Villa Klinger“ liegt, des Heims jenes berühmten Leipziger Malers und Bildhauers, dessen Werke, wie z. B. sein Kolossalgemälde „Christus im Olymp“, die ganze Kunstwelt in Aufregung gebracht haben. Man sieht oft von der Brücke aus diesen hervorragenden Leipziger Künstler in Hemdsärmeln in seinem Atelier an seinen Neuschöpfungen arbeiten. Treten wir nun in den eigentlichen Palmengarten ein, so haben wir zunächst linker Hand eine grofse Grottenanlage, ein Überbleibsel der Leipziger Ausstellung. Koniferen bilden ihre Einrahmung, ein Wasserfall wird in elektrischer Beleuchtung seine Wassermassen herabwerfen. Die Teichanlage hat die beträchtliche Ausdehnung von 12 749 qm, eine Lichtfontäne wird künftig die Wasserstrahlen in allen Farben in die Höhe schleudern. Im Sommer werden Kähne den grofsen Teich beleben, im Winter Schlittschuhläufer sich auf spiegelblankem Eise umhertummeln. Der mächtige Bau des Palmenhauses (Abb. Seite 6), welcher sich dem Gesellschaftshause angliedert, ist von der bekannten Firma Mosenthin in Leipzig-Eutritzsch ausgeführt und harrt zur Zeit der Verglasung. Das Palmenhaus hat eine Grundfläche von 1276 qm, die Höhe des Hauses beträgt 22 m, die Länge 44 m und die Breite 29 m. Grosse Glaswände bringen es in unmittelbaren Zusammenhang mit dem grofsen Konzert- und Gesellschaftssaale. Das von den Architekten Schmidt und Johlige in Leipzig ausgeführte Gesellschaftshaus hat eine Grundfläche von 1780 qm. Es wirkt in seiner Gesamterscheinung sehr vornehm, wie die beigegebene Abbildung Seite 6 bestätigt. Anerkennenswert ist, dass Garten- und Bauarchitekten bei dieser grossen Anlage stets Hand in Hand gearbeitet haben, nur so kann etwas Erspriessliches geleistet werden. Breite Terrassen umgeben das Gesellschaftshaus, von denen man einen Überblick auf die mit Rhododendron-Gruppen eingefafsten Parterre-Anlagen geniesst, während die junge Welt, wenn sie sich im Konzertparke tummelt, von diesen erhöhten Sitzplätzen aus stets zu beobachten ist. An den alten historischen Burghof grenzt das Orangeriegebäude, dem sich die Kulturhäuser und der Anzuchtsgarten anschliessen. Die Gewächshäuser sind von Fränkel & Co, in Leipzig-Lindenau erbaut und werden mit Fränkels Patent-Rostfeuerung erwärmt. Gute Kulturhäuser sind ja für eine derartige Anlage eine Hauptbedingung, um stets ein vorzügliches Schaumaterial für das Palmenhaus heranzuziehen, erkrankten Pflanzen wieder auf die Wurzeln zu helfen u. s. w. Um die nötige Terrainbewegung zu schaffen, waren etwa 80 000 Kubikmeter Erde zu bewältigen; die sämtlichen Wege haben die beträchtliche Länge von 6 Kilometern, während 100 Bogenlampen den Park erhellen werden. Das ganze Unternehmen ist ein Aktien-Unternehmen. Die Aktie ist auf 600 Mark normiert. Nach Fertigstellung der ganzen Anlage ist Herrn Döbner die praktische Leitung und Unterhaltung derselben anvertraut, während Herr Justizrat Colditz aus Leipzig, ein grosser Gartenfreund, die Seele des Ganzen ist. Das Interesse für den Leipziger Palmengarten, welcher ein gemeinnütziges Institut vorstellt, macht sich im Publikum bereits durch wertvolle Schenkungen bemerkbar. Freilich haben wir dort auch manche Schenkungen gesehen, … Weiterlesen

Aus der Presse – Das Richtfest vom Gesellschaftshaus im Palmengarten

Vor wenigen Tagen hat man im Palmengarten das Richtfest des großen Gesellschaftshauses gefeiert und damit den ersten bedeutsamen Abschnitt in der Geschichte dieses Unternehmens markirt. Es ist nur erst ein Schritt, der damit zum Fertigen gethan worden ist, aber doch schon ein recht großer und bedeutsamer. Das wird bereits sofort den Außenstehenden erkennbar, wenn er vom Kuhthurm aus seinen Blick dem Hauptgebäude zuwendet, das in der Mitte des Hauptplans, erhöht, herausgehoben aus der weiten Wiesenfläche und auf Terrassen gesetzt, seine Umgebung als ein großes architektonisches Ganze in vornehmen Formen beherrscht. Freilich, zu seiner Vollendung im Inneren und Aeußeren fehlt noch Vieles, und es wird bis zu dem Winter hinein reiche Arbeit geben, ehe an seine Eröffnung gedacht werden kann. Noch liegt das Sparrenwerk des flachen Daches offen, ebenso die zierlichen Spitzen der vier, den mächtigen Bau und seine Rundbogen flankirenden Eckthürme, welche einen wirksamen Abschluß des mächtigen Werkes bilden helfen, doch genügt bereits diese in kräftigen Strichen gegebene äußere Contourenzeichnung, um das zukünftige Bild dieser Abtheilung geistig weiter auszugestalten, es mit breiten Terrassen, Balustraden und Pergolen zu beleben und es in eine blühende Umgebung, die des Gärtners Kunst noch schaffen soll, hineinzustellen. Einem weitbauchigen Riesenskelett gleich, legt sich jetzt die in kühner und mächtiger Eisenconstruction gespannte Palmenhalle, die zukünftige Pflanzenschauhalle, unmittelbar an die Bewirthungsräume. Dröhnende Hammerschläge, lautes Klopfen am Metall lehren, daß erst das Eisen seinem Zwecke fügsam gemacht werden muß, ehe die Sonne durch das Glas auf die Palmen scheinen kann. Wohl wird diese Palmenhalle einen besonderen Glanzpunct des Gartens bilden, immerhin soll nach den bei der Errichtung des letzteren ausgesprochenen Grundsätzen, wie sie in Anbetracht unserer klimatischen und örtlichen Verhältnisse von vornherein mit voller Berechtigung geltend gemacht wurden, der eigentliche Schwerpunct des Palmengartens in der Vielseitigkeit und Gediegenheit der im freien Lande hergestellten gärtnerischen Anlagen zu suchen sein. Welcher Spielraum bietet sich einer solchen Aufgabe dar! Eine verfügbare Fläche von nahezu 21 Hektar ist hier der gärtnerischen Kunst zur Entfaltung ihres Wirkens gegeben worden, eine riesige Fläche in den herrlichen Wiesenanlagen zwischen dem Kuhthurm und der Plagwitzer Straße, zum Theil von der Elster durchschnitten, zum Theil von der Luppe und dem Kuhburger Wasser umzogen. Es ist kein Wunder, wenn angesichts dieses gewaltigen Terrains, dessen Bearbeitung eine umfassende Erdbewegung erheischt, noch heute die Ausschachtungs- und Nivellirungsarbeiten nicht ruhen, wenn schwerbeladene, kreischende Kipplowries über die den Plan durchkreuzenden Feldbahnen ziehen und große Arbeitercolonnen eine Hunderte von Quadratmetern umfassende Bodenfläche mit Hacke und Spaten zu einem Weihergrund vertiefen. Zwei feste Brücken von genügender Breite überschlagen bereits den zukünftigen See im Kleinen, eine dritte breite und große, für Fußgänger und Wagen geschaffen, überwölbt in hoher Spannung den Elsterfluß. Sie führt in den Ritterwerder hinein, in jenen lauschigen Naturpark, der, vom Unterholz gesäubert, seine mächtigen Eichen aus saftiggrünem Rasengrund emporwachsen läßt. „Wit, wit, wit“ und „Tü, tü, tü“ lockt hier der Waldesfänger fröhliches Gezwitscher; ab und zu das Klappern von Rudern an den Booten der wasserfahrenden Leipziger vom Ruderclub, dann wieder Stille im lauschigen Hain. Nun zurück auf der breiten Brücke, die ein kunstvoll geschmiedetes Geländer trägt und kräftige steinerne Brückenköpfe. Wie eine Halbinsel legt sich an das weidenumbuschte Ufer der Elster im Westen das Parkstück unseres Meisters Max Klinger mit dem aus vollem Grün hervorleuchtenden Atelier, während nach Osten und Nordosten hin sich das weite Gelände der Wiesen vor dem Frankfurter Thore dem Auge erschließt, bis die dichte Waldgrenze des Rosenthales den Horizont umsäumt. Bequeme Kieswege in gefälligen Windungen durchschneiden das wellenförmig auf- und absteigende weite Gartengebiet im Süden der Anlagen. Vergeblich nach Blumen suchend, flattern bunte Falter darüber; Blumen giebt es noch keine, abgesehen von den Blüthen des Rosariums im Osten des Planes, welche die ersten Palmengartengrüße auszurichten haben. Dagegen zeigen verschiedene Coniferengruppen und sonstige vielfache Anpflanzungen von Busch und Baum, daß das landschaftliche Element bereits genügend festen Fuß zu fassen begonnen hat, namentlich im südlichen Theile des Gartens, wo unweit der Brücke aus Holzgeäst im Felsbau die Grotte mit dem Wasserfall erscheint. Weiter vorn wird fleißig an der Errichtung der Fontaine im großen Weiher gearbeitet; ein zierliches Barockhäuschen ersteht am kleinen See, gegenüber ein zweiter Pavillon am Wasser, dann ganz vorn neben dem Kuhthurm, etwas zur Seite gerückt, sind die Gewächshäuser im Entstehen begriffen, ebenso die Warm- und Kalthäuser. Auch die hohen Masten der elektrischen Beleuchtungsanlagen markiren bereits das Lichtbereich des Gartens für den Abend; die Quelle des Lichtes aber wird gegenwärtig im Maschinenhause dicht neben dem Kuhthurmgrundstück „gefaßt“, wo berufene Kräfte die Maschinen montiren. In der Umgebung des Hauptgebäudes kann natürlich mit Rücksicht auf den Bau die gärtnerische Kunst noch nicht ansetzen, doch wird hier und da Gras gesät und der Boden für seine zukünftige Bestimmung vorbereitet. Einige Rhododendrongruppen wagen sich schon schüchtern hervor. Was der Leipziger Palmengarten als umfriedeter Park und großer Ziergarten einst bieten soll, das liegt jetzt in großen Zügen vor. Sein Ausbau, seine Ausschmückung, seine Verschönerung, sein blühendes Gewand müssen dann weiter das Motto wahr machen, welches einst Landschaftsgärtner Otto Moßdorf, der gegenwärtige Bauleiter der gärtnerischen Anlagen, in sinnigem Wort unter seinen preisgekrönten Entwurf setzte: „Wenn Kunst sich in Natur verwandelt, so hat Natur und Kunst gehandelt.“ Als abgeschlossenes Ganze steht schon der Kuhthurm da, diese freundliche Gastwirthschaft mit ihren Weinspalieren, mit ihrer schmucken Malerei, mit ihren originellen Birkholzveranden, mit ihrer an das alte Forsthaus gemahnenden Zier von Hirschgeweihen an den Giebeln, mit dem goldenen Hirsch als Wetterfahne auf dem Dachreiter, kurz mit allem Schmuck, welcher jeden Freund „der grünen Farbe“ erfreut. Ja, selbst die „Schweden“ auf den mit rothleuchtenden Decken belegten Tischen sind grün. Der Kuhthurm hat längst zum Willkommen gerufen, und seine Besucher schauen neugierig durch die Drahtgitter, um das Wachsen und Werden der neuen, hochherzig von unserer Bevölkerung unterstützten Schöpfung gärtnerischer Kunst und architektonischer Kraft zu verfolgen, die auf einem historischen Boden entsteht. Historisch ist die Stätte da draußen an der Elster und Luppe. Denn wie der schlichte Denkstein im Kuhthurm mit einfachen Worten verkündet, in dem er auf das unter vielen und schweren Opfern von den Oesterreichern geführte Gefecht vom 16. October 1813 hinweist, in welchem sich die Truppen unter … Weiterlesen

Aus der Presse – Die Neueröffnung vom Kuhturm-Restaurant

Ein Idyll aus Leipzigs Vergangenheit wird wiederkehren, sobald das mit dem Palmengarten verbundene vordere Restaurant (früher Kuhthurm-Restaurant) wieder eröffnet ist. Zwar ist noch Alles im Werden, allein ein Blick in die zahlreichen, zu traulichen Kneipzimmern ausgestatteten Räume des Parterre und der ersten Etage zeigt den erlesenen Geschmack, welcher hier maßgebend ist. Um den früheren Wirthschaftshof ziehen sich rings mächtige Veranden und uralte Baumriesen ragen mit den Wipfeln darüber. — Kurz, noch vor der Eröffnung des Palmengartens wird dem Publicum ein Erholungsplatz zugänglich gemacht werden, welcher rasch sich vollster Beliebtheit um so mehr erfreuen dürfte, als in Herrn Alwin Hensel ein Gastronom für dasselbe gewonnen wurde, welcher vollstes Verständniß für seine dort harrende Ausgabe besitzt. Tausenden von Leipzigern ist Herr Hensel bereits aus seiner Dresdner Thätigkeit, speciell in der „Alten Stadt“ der 1896er dortigen Ausstellung, bekannt und nicht unmöglich erscheint es, daß seinem emsigen Schaffen es gelingt, das vordere Palmengarten-Restaurant schon zum Pfingstfeste dem allgemeinen Besuchern zu öffnen.  [1] Mit Bienenfleiß schaffen eine große Anzahl Arbeiter und Künstler, um das an der Frankfurter Straße gelegene vordere Palmengarten-Restaurant bis Pfingsten fertigzustellen, und ohne Zweifel wird es Herrn Hensel, dem Bewirthschafter des Etablissements, gelingen, Fertiges zu bieten, sobald er die Pforten des alten Kuhthurms den Gästen öffnet. Die inneren Räumlichkeiten, allerliebst ausgestattete trauliche Kneipzimmer, sind nahezu vollendet, ebenso die rings sich um die Gebäude ziehenden mächtigen Veranden und der Musikpavillon. Auch die westlich des Kuhthurmgebäudes befindlichen gärtnerischen Anlagen werden in den Restaurationsbetrieb einbezogen und viele Hunderte werden da lauschige Plätzchen finden, um sich inmitten prangender Natur zu erholen. Die Art und Weise der Einrichtung dieses vorderen Etablissements, das unabhängig vom Besuch des Palmengartens selbst auch nach dessen Eröffnung weiter bestehen wird, läßt angenehme Schlüsse zu auf das später unter Leitung des Herrn Hensel zu eröffnende Hauptrestaurant. [2] Das Palmengarten-Restaurant (vorderes) wird am 1. Pfingstfeiertag seiner Bestimmung übergeben werden, und wer dahin seine Schritte lenkt, der wird staunen ob der Veränderung, die sich der alte „Kuhthurm“ und dessen unmittelbare Umgebung gefallen lassen mußten, um in großartigster Weise neu zu erstehen. Ein herrlicher Erholungsort ist dort geschaffen worden, dessen lebhafter Besuch nicht ausbleiben wird. Bezüglich der Bewirthschaftung desselben ersehen die Leser alles Nähere aus dem Inserat vorliegender Nummer. [3] Während die baulichen Arbeiten der im Westen Leipzigs zu errichtenden Palmengartenanlage auf das Eifrigste gefördert werden, um den Palmengarten selbst noch im Laufe des Jahres seiner Vollendung entgegenzuführen, hat bereits ein Theil des wirthschaftlichen Betriebes, soweit er nicht in directem Zusammenhang mit den zu errichtenden großen Neubauten steht, eröffnet werden können: der Kuhthurm, unmittelbar neben dem Haupteingange zum Palmengarten an der Frankfurter Straße gelegen, ist in jüngster Zeit seiner Bestimmung, als Restaurant zu dienen, übergeben worden. Das malerische Gebäude, welches früher den mannigfachsten Zwecken, unter Anderen auch denen der landwirthschaftlichen Versuchsstation der Universität Leipzig diente, erfuhr in den letzten Wochen eine durchgreifende architektonische Erneuerung, mit welcher gleichzeitig die Errichtung zweckmäßiger und schöner Neubauten verbunden wurde, so daß sich der Kuhthurm nunmehr als ein einheitlicher Restaurationsbetrieb präsentirt. Das mit der Front nach Norden gelegene Hauptgebäude wurde an seiner Gartenseite mit einer alle Nebengebäude miteinander verbindenden breiten Wandelhalle versehen, die Hunderten von Besuchern einen bequemen Aufenthalt gewährt. Ihr origineller durch natürliche Birkenholzconstructionen gegebener Charakter steht in vollem Einklang zu der malerischen Ausschmückung, welche sowohl den langen Wandflächen der Colonnaden als auch sämmtlichen Innnenräumen des Hauptgebäudes gegeben wurde. Diese von Herrn Maler A. Hesse entworfene und ausgeführte künstlerische Decoration, die in einem seinem Wesen nach mittelalterlichen Stil gehalten ist, ohne sich streng daran zu binden, belebt die Wände mit einem flotten Arabesken- und Figurenspiel; es erfüllt sie mit einer Reihe symbolischer Motive, die namentlich im Hinblick auf die einstige forstwirthschaftliche Bedeutung des Kuhthurmes sich vielfach auf die Jagd beziehen. Auch in seiner sonstigen wirthschaftlichen Einrichtung trägt das Etablissement, das einen tüchtigen Vertreter des Gastwirthsstandes, Herrn Alwin Hensel, an der Spitze und Leitung seines umfassenden Betriebes steht, vereinigt sich die mustergiltige und zweckmäßige Anordnung mit einer gediegenen und vornehmen Ausstattung, die für den Gast nur wohlthuend wirkt. Mit der Eröffnung dieses ersten Palmengarten-Restaurants ist ein Etablissement von freundlichstem Charakter unserer Bewohnerschaft erschlossen worden; seine Beliebtheit hat sich bereits kurz nach seiner Eröffnung geäußert, als Schaaren von Besuchern sich den reizenden Anlagen und Bauten am ehemaligen Kuhthurm zuwandten und die erste Etappe zum zukünftigen Palmengarten besetzten. [4] Der Inhaber des vorderen Palmengarten-Restaurants (Kuhthurm) wird, wenn das Wetter ein günstiges ist, am nächsten Mittwoch, den 29. Juni, das erste Concert veranstalten, das von der gesammten Capelle des 10. königl. sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 134 unter Herrn Alfred Jahrow‘s ausgezeichneter Leitung ausgeführt wird. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Herr Hensel mit dieser Veranstaltung den Wünschen Vieler entgegenkommt. Sicher steht auch dem Concert, das wie alle von der genannten Capelle gegebenen ein vortreffliches sein wird, starker Besuch in Aussicht, ist doch durch die elektrische Bahn günstige Gelegenheit gegeben, das hübsche Restaurant der neuen großartigen Anlage, welche das allgemeinste Interesse beansprucht, bequem zu erreichen. [5] [1] Das vordere Palmengarten-Restaurant, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, Beilage. Abendausgabe vom 6. Mai 1898, S. 3495. [2] Das vordere Palmengarten-Restaurant, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 3. Beilage vom 19. Mai 1898, S. 3855. [3] Das vordere Palmengarten-Restaurant, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 8. Beilage. Sonntagsausgabe vom 29. Mai 1898, S. 4137/4140. [4] Vom Leipziger Palmengarten, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, Sonntagsausgabe vom 12. Juni 1898, S. 4471. [5] Das vordere Palmengarten-Restaurant, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 8. Beilage. Sonntagsausgabe vom 26. Juni 1898, S. 4881.

Aus der Presse – Palmengarten-Entwurf von Otto Mossdorf – Wettbewerb

Das Bedürfnis des Menschen, nach angestrengter Arbeit Erholung in der schönen Natur, welche sich in der Landschaft verkörpert, zu suchen, ist jedenfalls ein Hauptbeweggrund gewesen, welcher Männer der Großstadt Leipzig zu dem Entschluß geführt, einen Palmengarten zu gründen, der neben der leiblichen Erholung auch hauptsächlich dem Bedürfnis nach ästhetischen Genüssen im vollsten Maße gerecht wird. Das Vergnügen am schönen Garten als idealisierte Landschaft gehört mit Recht zu den edelsten Passionen der heutigen gebildeten Welt, wie dasselbe ja schon in der ältesten Zeit als ein Maßstab für die Kultur gebildeter Völker galt. Unsere heutige Zeit mit ihrer ruhelosen Hast nach Entwickelung auf allen Gebieten hat um so mehr Ursache, diesem aufregenden Treiben gegenüber fort und fort zu sorgen, daß Gelegenheit gegeben werde, durch schöne Natur die Menschen immer und immer wieder darauf hinzuweisen, wo wahre Erholung und Ruhe zu finden sei, um das notwendige Gleichgewicht in dem jetzt mitunter so sehr realisierten Treiben herzustellen. Daher ist der Beschluß, einen Palmengarten zu schaffen, mit großer Freude zu begrüßen und wird in der Bevölkerung Leipzigs jedenfalls dankbare Anerkennung finden. Der Name Palmengarten sagt schon, daß die Absicht vorliegt, damit nicht bloß einen schönen Garten zu schaffen, welcher in günstiger Jahreszeit Gelegenheit zur Erholung bietet, sondern daß man auch gewillt ist, bei ungünstiger Witterung, ja mitten im Winter, wenn Frost und Schnee den Aufenthalt im Freien beschränken, dem Publikum den Genuß zu verschaffen, die Wunder der Pflanzenwelt unter schützendem Glasdach zu bewundern, unter Palmen nicht nur zu wandeln, sondern auch Aufenthalt daselbst nehmen zu können. Um diesen beiden letztgenannten Hauptzwecken gerecht zu werden, ist vorliegender Entwurf entstanden. Bei dem vorhandenen schönen, alten Baumbestand war hauptsächlich darauf Rücksicht zu nehmen, daß bei Anlage der Gruppierung, Rasenbahnen, Wege und Anordnung der Gebäude dieselben nicht nur möglichst geschont, sondern auch benutzt werden zur günstigen landschaftlichen Einordnung in das Gesamtbild, sowie in die einzelnen Bilder des Gartens. Als Haupt- und Zentralpunkt mußte vor allen Dingen das Gesellschafts- und Palmenhaus festgelegt werden. Die in dem Entwurfe gewählte Anordnung wird insofern dem Programm gerecht, indem Gesellschafts- und Palmenhaus möglichst nahe der Frankfurterstraße gerückt sind; ein weiteres Vorrücken war insofern unthunlich, als man sonst den vorhandenen schönen, alten Bäumen zu nahe gekommen wäre und es auch aus praktischen Gründen nicht ratsam ist, ein derartiges Gebäude zu nahe an die Straße zu rücken. In erster Linie war zu berücksichtigen, daß das Gesellschaftshaus einen möglichst großen, offenen Platz als Vorlage haben muß, um in seiner baulichen Erscheinung vollständig zur Wirkung zu kommen. In zweiter Linie mußte der Platz für Blumenparterre, Teppichbeete u. s. w., welcher als hervorragender Schmuckplatz aufzufassen ist, in unmittelbarer Nähe des Gesellschaftshauses seine Anordnung finden, um die Harmonie des Ganzen zu fördern und den ersten Eindruck beim Eingang zu einem günstigen zu gestalten. Die Nähe der vorhandenen Gebäude, Scheune, Orangerie, Verwaltungsgebäude u. s. w., gestattete auch ein weiteres Vorrücken nach der Straße nicht, da sich daraus ungünstige Verhältnisse ergeben hätten, sowohl in Bezug auf das Terrain, als auf den Betrieb der Bewirtschaftung. Der Anschluß des Palmenhauses an das Gesellschaftshaus war selbstverständlich, und wurde dem Bedürfnis nach möglichst viel Licht für dasselbe dabei Rechnung getragen. In dritter Linie war darauf Rücksicht zu nehmen, daß der Konzertplatz mit seinem schönen, alten Baumbestand in nächster Nähe und in Verbindung mit dem Gesellschaftshause zu legen war. Der Anschluß der Spielwiese und des Turnplatzes an den Konzertplatz war aus praktischen Gründen zu wählen, und zwar deshalb, weil diese Plätze nach Osten und Norden durch starke Bäume und Strauchgruppen und nach Westen durch den Konzertplatz geschützt sind. Auch ist der Vorteil nicht zu unterschätzen, daß vom Konzertplatze aus ein Einblick auf Spielwiese und Turnplaz möglich ist. Die Lage des Anzuchtgartens ist gewissermaßen durch das Programm bestimmt. Es ist darin vorgeschrieben, daß die bestehenden Gebäude zu verwenden sind. Der alte Saalbau ist in eine Orangerie verwandelt, die Scheune zum Geräteschuppen und die übrigen Gebäude für Betriebszwecke und Beamtenwohnungen. Die Gewächshäuser sind direkt an die Grenze des östlichen Gartens gelegt, um nicht durch Schatten von den Gebäuden beeinträchtigt zu werden. Ein Kesselhaus für eine Heizung der Gewächshäuser und der Orangerie ist zwischen beiden projektiert. Auch in wirtschaftlicher Beziehung ist die Lage eine vorteilhafte; Kohlen- und sonstige Lastgeschirre können von der Frankfurterstraße bequem einfahren. Der Rose, die seit undenklichen Zeiten als Königin der Blumen ihren Rang behauptet hat, auch in dieser Anlage eine besondere Kulturstelle anzuweisen, wurde für angezeigt gehalten und diesem Gedanken durch Anlage des Rosengartens stattgegeben. Der dafür gewählte Platz würde wohl als der günstigste zu bezeichnen sein und auch durch die nicht allzugroße Entfernung vom Gesellschaftshaus und Konzertplatz seine Berechtigung finden. Einen der hervorragendsten Anziehungspunkte bildet der große Weiher. Die angenommene Größe, welche 13 005,40 qm beträgt, bietet im Sommer Gelegenheit zum Gondeln und im Winter zum Schlittschuhlaufen. Die Wasserversorgung findet durch das Zuflußrohr aus der Elster statt, die Entwässerung des Teiches ist durch seine Tieflage nach der Vorflutschleuse bedingt. Um einen landschaftlich schönen Zufluß für den großen Weiher zu erhalten, wurde die vorhandene Grottenanlage mit Wasserfall benutzt und ein Wasserlauf nach dem Weiher geschaffen, welcher reizvoller Gruppierung Gelegenheit bietet. Dabei ist zu bemerken, daß die vorhandene Grotte insofern eine weitere Ausgestaltung gefunden hat, als man noch einen dritten Ausgang geschaffen hat, welcher aus Verkehrsrücksichten nötig war. Aus Gründen der allgemeinen Terrainbewegung erwies es sich als notwendig, den Platz über der Grotte um ein Bedeutendes zu erhöhen. Die Idee lag nahe, auf diesem höchsten Punkte einen Pavillon mit Aufstieg zu errichten, welcher einen schönen überblick gestattet. Der kleine Weiher mit seiner schönen, aus alten, malerischen Bäumen bestehenden Umgebung ist, wie aus dem Entwurf ersichtlich, nur wenig verändert; derselbe ist durch geringe Umgestaltung seiner Ufer an der Parkseite und Beseitigung des die Einsicht hemmenden Gestrüpps in seiner vollen Schönheit zur Geltung gebracht. Bei Anordnung der Wege wurde einerseits dem günstigen Verkehr Rechnung getragen und andererseits darauf Rücksicht genommen, daß schöne, große Rasenbahnen mit der vorhandenen und herzustellenden Pflanzung möglichst malerische Landschaftsbilder geben. Die Anordnung von Sitzplätzen ist auf dem Plane ersichtlich und dabei noch zu bemerken, daß sich von denselben aus schöne und weite Durchblicke eröffnen. … Weiterlesen

Aus der Presse – Palmengarten-Entwurf von Eduard May – Wettbewerb

Der Verfasser ging von dem Standpunkte aus, eine hauptsächlich praktische und doch in allen ihren Teilen der Neuzeit bezw. den Anforderungen der Ästhetik entsprechende Anlage zu schaffen. Vor dem Eingange an der Frankfurterstraße ist ein halbrunder Platz, welcher als Anfahrt, event. auch als Halteplatz für Droschken ec. zu dienen bestimmt ist, projektiert. Tritt man durch den Haupteingang in den Park, so hat man sofort das große Parterre vor sich. Rechts und links desselben wurde Platz für zwei aufzustellende Statuen vorgesehen. Dahinter befinden sich die Terrassen und Restaurationsgebäude mit dem Palmenhause. Die Achse von Parterre, Restaurationsgebäude mit Palmenhaus und dem sich daran anschließenden Rosengarten ist deshalb nach rechts geschoben, einmal um auf der linken Seite nach dem Park hin eine große Rasenfläche zu ermöglichen, und auch deshalb, weil auf der rechten Seite der vollständig gedeckte Fahrweg mit Vorfahrt, Halteplatz, Maschinen- und Kesselhaus, sowie Wirtschaftshof liegt, also auf dieser Seite eine weitere Ausdehnung der Gartenanlage unangebracht sein wird. Durch diese Anordnung sind auch die genannten Nebenbauten von der Hauptanlage aus vollständig gedeckt und stören das landschaftliche Bild nicht. Die großen Terrassen liegen nach der Ost- und Nordseite, haben also bei dem Nachmittagskonzert vollständig Schatten, was gewiß besonders zu berücksichtigen war. Der Hauptmusikpavillon liegt an der großen Promenade, welche sich um die beiden Terrassen herumzieht und Blicke in den Park und auf das Blumenparterre ermöglicht. Der große Platz vor dem Musikpavillon hat den Zweck, die Promenade ungehindert frei zu halten, wenn sich auch Publikum vor dem Pavillon ansammelt. Von diesem Platze aus wird sich dem Beschauer ein prächtiger Blick über die Rasenfläche, den großen Weiher nach dem Wasserfall und Schweizerhäuschen bieten, ebenso wie man von den Terrassen aus schöne Aussichten über den Weiher haben wird. Ein zweiter Musikpavillon ist auf der unteren Terrasse angebracht. – Hinter dem Palmenhause wurde, wie erwähnt, ein Rosengarten geplant. Derselbe ist vertieft mit einer breiten und einer schmäleren Böschung gedacht, damit der Beschauer, mag er seinen Standort oben oder unten im Rosengarten wählen, denselben in seiner ganzen Ausdehnung überblicken kann. In der Mitte kann eine Statue oder Vase und am Ende, etwas erhöht, ein Pavillon, von welchem aus man den Rosengarten vor sich und den Park im Hintergrunde hat, Ausstellung finden. Für die Bepflanzung der breiteren Böschung sind wurzelechte Rosen angenommen. Die Rosenfläche rechts vom Rosengarten kann event. auch für Rasenspiele, wie Tennis, Croquet ec. hergerichtet werden. Links vom Hauptmusiktempel zieht sich der fünf Meter breite Verbindungsweg in gewundenen Linien zwischen den bestehenden Bäumen nach der Plagwitzerstraße. Von demselben hat man allenthalben schöne Blicke in den Park, auch auf und über den großen Weiher. Links von diesem Wege dürfte der große Kinderplatz mit Schutzhalle passend Platz finden, also mit bequemem Zugang von der Frankfurter- wie von der Plagwitzerstraße, aber doch vollständig getrennt vom Hauptwege. Als Fortsetzung der großen Promenade zieht sich ein zweiter, 4 m breiter Weg über einen etwas erhöhten Platz und über die große Brücke, welche über den Weiher führt, nach dem Verbindungswege. Die große Brücke über den Weiher ist mit zwei Pfeilern, welche man mit Felsen verkleiden kann, gedacht. Sollten die Kosten für die Anlage der Brücke eben zu hoch sein, so kann dieselbe mit den beiden Wegstücken vorläufig auch weggelassen und später angefertigt werden. Läßt man die große Brücke links liegen und verfolgt den Weg um den See weiter, so gelangt man über eine zweite kleinere Brücke. Rechts aber befindet sich ein großer Hügel mit Felsanlagen, Schweizerhäuschen und Wasserfall. Von dem Häuschen hat man schöne, weite Aussichten in die Anlage und namentlich nach den Terrassen. Den Weg weiter fortsetzend, gelangt man auf den freien Platz vor der Elsterbrücke. Von diesem Platze wird sich ein Blick über den See nach dem gegenüberliegenden Hügel bieten. Links oben in der Ecke liegt der Wasserturm. Der Verfasser hält eine Brücke über die Elster für genügend. Sollte sich später das Bedürfnis nach einer zweiten Brücke herausstellen, so kann dieselbe weiter unten angebracht werden. Für den zweiten Teil der Anlage ist der Charakter eines Waldparkes programımımäßig gewählt worden. Ein Eingang von der Plagwitzerstraße aus führt ebenfalls zu diesem Anlagenteile, in welchem sich auch ein zweiter kleinerer Spielplatz befindet. Bei der Wegeführung in der Gesamtanlage ist neben schönen, schwungvollen Formen auf gute Verbindung Bedacht genommen, wie auch für Sitzplätze in ausreichender Weise gesorgt wurde. Die Schonung der auf dem Terrain vorhandenen Bäume erfuhr nach Möglichkeit Berücksichtigung; nur an der großen Durchsicht über den Weiher mußten die Bäume fallen, indem deren Bestehenbleiben die Anlage in zwei Teile teilen würde. Links neben den bestehenden Häusern ist die Gärtnerei mit Gewächshäusern gedacht. Es würde besser sein, wenn die Möglichkeit vorhanden wäre, den Reservegarten außerhalb des Terrains, d. h. anschließend an dasselbe, zu legen, denn der Bau der Gewächshäuser an der projektierten Stelle würde die Fällung verschiedener Bäume bedingen, welche, wenn man die Häuser mehr nach unten rücken könnte, zu erhalten wären. Ein anderer genügender Platz für die Gewächshäuser dürfte sich kaum im Park finden. Den Reservegarten neben die Gewächshäuser zu legen, geht nicht gut an, da derselbe dann ganz beschattet wäre; der jetzige obere Teil kann für Schattenpflanzen Verwendung finden. Da sich die Kosten für das Palmenhaus voraussichtlich sehr hoch belaufen werden, könnte man dasselbe in den ersten Jahren weglassen und die dafür reservierte Stelle als freien Platz oder Rasen anlegen. Vorerst dürfte ein Restaurationsgebäude mit Park ohne alles, was nicht unbedingt nötig ist und hohe Kosten erfordert, genügen. Das Palmenhaus könnte später und auch die Gewächshäuser könnten nach und nach dem Bedürfnisse entsprechend gebaut werden. In den Bedingungen heißt es: das Wasser für die Leitung kann aus der Elster genommen werden. Sollte es möglich sein, daß man dasselbe aus der Luppe rechts vom Maschinenhaus nehmen könnte, so würden dadurch 5- bis 6000 Mark zu sparen sein. Außer Wasserfall und Fontäne wurde bei dem Weiher noch ein Zuflußrohr aus der Elster und Abflußrohr nach der unteren Luppe vorgesehen. Einzufriedigen wäre das Terrain an den beiden Straßen durch Mauer mit Staketen und an den Seiten, welche nicht ans Wasser stoßen, durch Drahtgitter. Nach den Wasserseiten ist keine Einfriedigung gedacht. [Kostenanschlag] Wie schon in der … Weiterlesen

Aus der Presse – Palmengarten Gestaltungswettbewerb

Mit der Ausschreibung von Plänen auf dem Wege des öffentlichen Wettbewerbs ist nunmehr das Unternehmen des Leipziger Palmengartens in das erste Stadium seiner Verwirklichung getreten. Wenn damit auch das Werk an sich vorläufig noch nicht in die Erscheinung tritt, so wird es wenigstens schon insofern ein ideales Fundament erhalten, als ihm von berufener künstlerischer Seite die ausschlaggebende Form vorgezeichnet werden soll. Diesem Zwecke dient die ausgeschriebene Concurrenz. Das für dieselbe maßgebende Programm weist auf einen für den Palmengarten bestimmten Flächenraum von gesammt 208 599 Quadratmeter oder rund 20 Hektar, 66 Ar oder 38 sächsische Acker hin, von denen 176 312 Quadratmeter auf das Grundstück des Kuhthurms und 32 287 Quadratmeter auf das jenseits des Elsterflusses nach Süden gelegene Areal des sogen. Ritterwerder enthalten. Erstere Parcelle wird östlich von einer Vorfluthschleuße begrenzt, in ihrem südlichen Theile aber von einer zweiten Vorfluthschleuße durchschnitten. Als Grundgedanke für den Leipziger Palmengarten, welcher in erster Linie dem öffentlichen Interesse gewidmet sein wird, also einen durchaus gemeinnützigen Zweck zu verfolgen hat, ergiebt sich die Anlage eines umfriedeten Parks und Ziergartens mit Ausstellungs- und Bewirthungsräumen, Wintergärten und Gewächshäusern. Ueber diese gärtnerischen und baulichen Anlagen des Palmengartens als eines Ganzen und über die Gruppirung der einzelnen Theile innerhalb dieses Ganzen eine Idee zu finden, das wird nun Aufgabe des Wettbewerbs sein. Angesichts der klimatischen und örtlichen Verhältnisse von Leipzig ist der Schwerpunct einer solchen Aufgabe nicht in der Zahl und Größe der zu errichtenden Palmen- und Gewächshäuser, sondern in der Vielseitigkeit und Gediegenheit der im freien Lande herzustellenden gärtnerischen Anlagen zu suchen. Von den hierbei in Betracht kommenden Hochbauten sind zunächst ein Palmen-Haus mit Pflanzen-Schauhalle und Warm- und Kalthäuser in entsprechender Anzahl zu errichten, weiter ein Kessel- und Maschinenbaus und Wasserbehälter. Endlich ist, auf einer Grundfläche von 2500 Quadratmetern, der Bau eines Gesellschaftshauses geplant, das einen kleinen Saal zur Aufnahme von mindestens 200 Personen, einen großen Saal, Bewirthungsräume und Wohnung für den Wirth enthalten soll. Vorübergehend hat es auch Ausstellungszwecken zu dienen. Außerdem sind zwei Musikhallen vorgesehen, deren eine an den Hauptpromenaden-Weg zu stehen kommt. Alle diese Hochbauten kommen auf die Kuhthurmparcellen zu stehen. Die an der Frankfurter Straße auf dem Areal des Kuhthurms bereits vorhandenen Gebäude dürften für die Aufbewahrung von Pflanzen und Utensilien oder zu ähnlichen Zwecken nutzbar gemacht werden, während das gleichfalls vorhandene Saalgebäude durch einen Umbau in eine Orangerie verwandelt wird. Beide durch den Elsterfluß von einander getrennte Parcellen, von denen die eine, vollständig mit Bäumen bestandene, am Ritterwerder den Charakter eines vornehmen Waldparks erhält, werden mit Brücken von genügender Breite verbunden. Die Herstellungskosten der gesammten Anlage, einschließlich aller Nebenarbeiten, sind auf die Summe von 950 000 M abgeschätzt – Leipzig, 30. September 1896. [1] Heute traten in der Georgenhalle die Preisrichter zur Beurtheilung der eingegangenen 74 Concurrenzpläne für den Leipziger Palmengarten zusammen. An der Sitzung nahmen Theil die Herren Oberbürgermeister Dr. Georgi, Geheimer Commerzienrath Thieme, königlicher Baurath Stadtrath Roßbach, Stadtbaurath Professor Licht, Gartendirector Wittenberg, Director des Palmengartens zu Frankfurt a. M. Siebert, Gärtnereibesitzer Wagner in Leipzig-Gohlis. Nach Sichtung und eingehender Prüfung der Entwürfe einigte sich das Collegium dahin, dem Entwurfe des Herrn Gartentechnikers May in Frankfurt a. M. den ersten Preis von 3000 Mark, dem Entwurfe des Herrn Landschaftsgärtners Mo[o]ßdorf in Leipzig-Lindenau den zweiten Preis von 2000 Mark und dem Entwurfe des Herrn königlichen Garteninspectors Martens in Colberg den dritten Preis von 1000 Mark zuzuerkennen. -g- Leipzig, 8. Februar. [2] Das Preisrichter-Collegium zur Begutachtung der 74 eingelieferten Entwürfe für die Anlage eines Palmengartens in Leipzig, bestehend aus den Herren Oberbürgermeister Dr. Georgi, Geheimer Commerzienrath Alfred Thieme, Baurath Arwed Roßbach, Stadtbaurath Professor Licht, Gartendirector Wittenberg, sämmtlich in Leipzig, Gärtnereibesitzer Albert Wagner in Leipzig-Gohlis und Palmengartendirector August Siebert in Frankfurt a. Main, hat, wie schon berichtet, am 8. dieses Monats die eingereichten Pläne einer eingehenden Prüfung unterzogen und ist hierbei zu folgendem Ergebnisse gelangt. Den ersten Preis von 3000 Mark hat erhalten Herr Gartentechniker Eduard May in Bockenheim-Frankfurt, Verfasser des Entwurfes Nr. 17 mit dem Motto: „Prosit“. Der zweite Preis von 2000 Mark wurde Herrn Otto Moßdorf, Landschaftsgärtner in Leipzig-Lindenau, Verfasser des Entwurfes Nr. 54 mit dem Motto: „Wenn Kunst sich in Natur verwandelt, so hat Natur und Kunst gehandelt“, zuerkannt. Den dritten Preis von 1000 Mark hat erhalten Herr Stadtgarteninspector H. Martens in Colberg, Verfasser des Entwurfes Nr. 21 mit dem Motto: „Phoenix I.“. Außerdem sind die Entwürfe Nr. 14 mit dem Motto: „Simplex“, Nr. 15 mit dem Motto: „Lipsiae civibus“ und Nr. 56 mit dem Motto: „Rautenkranz“ vom Preisrichter-Collegium zum etwaigen Ankaufe empfohlen worden. Die öffentliche Ausstellung der Entwürfe findet in der Zeit vom 10. bis 13. Februar, Vormittags von 9 bis 1 Uhr und Nachmittags von 3 bis 5 Uhr und am 14. Februar von 11 bis 4 Uhr im ersten Obergeschosse der Georgenhalle, Brühl Nr. 80, statt. Wir verweisen hierbei auf die in der vorliegenden Nummer abgedruckte Bekanntmachung. Leipzig, 9. Februar. [3] Eine Fülle hochanzuerkennender künstlerischer Arbeit tritt dem Besucher der im ersten Obergeschoß der Georgenhalle veranstalteten Ausstellung von Concurrenz-Entwürfen für die Anlage eines Palmengartens in Leipzig entgegen, ein großer Reichthum von Gedanken und Motiven. 74 Betheiligte haben in ehrlichem Streben dem Wettbewerb ihre Kraft geliehen und mit zum Theil hervorragender Leistungsfähigkeit die in dem Programm festgesetzten Hauptaufgaben lösen helfen. Wie schon kurz erwähnt, sind die ausgeworfenen drei Preise den Herren Gartentechniker Eduard May in Bockenheim-Frankfurt a. M., Landschaftsgärtner Otto Moßdorf-Leipzig-Lindenau und Stadtgarteninspector Martens-Colberg zuertheilt worden. Sie haben alle, mit mehr oder weniger Abweichung von einander, zunächst das erreicht, was als maßgebend bei der Gesammtdisposition zu betrachten war: eine Idee über die gärtnerischen und baulichen Anlagen und über die Gruppirung der einzelnen Theile innerhalb dieses Ganzen zu finden. Ein mit dem Terrain so vertrauter Meister wie Otto Moßdorf ordnet liebevoll den alten schönen Baumbestand am Kuhthurm in das Gesammtbild ein und verlegt den architektonischen Haupt- und Centralpunct auf das Gesellschafts- und auf das Palmenhaus. Reich an ästhetischen Momenten ist der Inhalt des May‘schen Entwurfes, während der Martens‘sche Entwurf ungemein klar und ruhig wirkt. Wenn dann noch die Entwürfe mit den Motti: „Simplex“, „Lipsiae civibus“ und „Rautenkranz“ vom Preisrichtercollegium zum etwaigen … Weiterlesen

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner