Königlicher Musikdirektor Gustav Curth in Leipzig – Verdienste

Über die Biografie von Gustav Curth, einem Musiker, Kapellmeister und Komponisten aus Dresden, ist heute nur noch wenig bekannt. Er wurde 1861 in Dresden in eine Musikerfamilie hineingeboren. Obwohl die Gründe für seinen Umzug nach Leipzig unbekannt sind, wurde diese Stadt zu seiner Wahlheimat. Hier feierte er als selbstständiger (Königlicher) Musikdirektor und Varieté-Kapellmeister große Erfolge und war eng mit der hiesigen Künstlerszene verbunden. Gustav Curth galt unter den Varieté-Kapellmeistern als einer der besten Vertreter seines Fachs. Als Kapellmeister und Musikdirektor erlangte er international einen hervorragenden Ruf, nicht nur als Dirigent, sondern auch als Komponist und Arrangeur. Seine Verdienste führten dazu, dass er unter seinen Musikdirektoren-Kollegen hohes Ansehen genoss. Er bekleidete wichtige Funktionen wie den 2. Vorsitzenden des Deutschen Musikdirektoren-Verbandes, des Schriftführers oder andere und war Mitglied im Musik-Vorstand des Centraltheaters. Im Jahr 1937 verstarb er in Borsdorf im Alter von 76 Jahren. Curth komponierte und arrangierte Militär- und Orchestermusik, Kantaten und Charakterstücke sowie humoristische Szenen für Singstimmen und Klavier. Bisher bekannte Stücke sind „Gnomenspiele“, „Die Welt, sie will betrogen sein“, „Vorüber ist so manches Jahr“, „Der Humorist“, „Der Zeitgeist“, „Geld gibt’s am Ersten immerdar“, „In Treue fest!“, „Die Komiker klagen oft“, „Teddy geht spazieren“, „Engländer und Bure“, „Es war ein Knabe gezogen“, „Im König-Albert-Park“, „Praeludium Marsch“, „Concordia Marsch“, „Litilet Marsch“, „Jubiläums-Festmarsch“, „Festmarsch der vereinigten Militärvereine Leipzigs“ und der „Regimentsparademarsch der 133er Landwehr“. Die „Curthsche Kapelle“ ist eng mit der Leipziger Musikgeschichte im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert verbunden, da ein Bericht zu seinem 25-jährigen Jubiläum als selbstständiger Musikdirektor darauf hindeutet, dass sein Orchester als das älteste Zivilorchester der Stadt wahrgenommen wurde. Die derzeit nachgewiesenen Spielorte der „Curthschen Kapelle“ – ehemals „Leipziger (Curthsches) Konzert-Orchester“, später „Curth-Fix-Orchester“, „Gustav-Curth-Blasorchester“ und „Gustav-Curth-Orchester“ – in Leipzig: Zoologischer Garten, Kuchengarten, Bonorand, Felsenkeller, Schlosskeller, Eiskeller-Park, Alter Gasthof Leutzsch/ Wahren, Hotel Stadt Nürnberg, Sanssouci, Hotel de Pologne, Theater-Terrasse, Drei Linden, Drei Lilien, Kaiser Fiedrich, Burgaue, Schillerschlösschen, Waldmeister, Panorama, Wintergarten, Großer Festsaal Neues Rathaus, Balkon Altes Rathaus, Völkerschlachtdenkmal, Palmengarten, Musikpavillon im König-Albert-Park, Rennbahn im Scheibenholz, Tivoli, Battenberg, Centralhalle, Centraltheater, Leipziger Schauspielhaus, Schützenhaus, Neues Schützenhaus, Schützenhof, Krystallpalast, Alberthalle, Albertgarten, Deutsches Buchhändlerhaus, Marktplatz, 10. Deutsches Bundesschießen 1890, Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung 1897 (STIGA), Mitteldeutsches Bundesschießen 1911, Internationale Baufach-Ausstellung 1913 (IBA), Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Grafik 1914 (BUGRA). Gustav Curth’s Verdienste (nachgewiesene Quellen u.a. aus dem Leipziger Tageblatt) Krystall-Palast. Allabendlich ist das Sommer-Varieté sehr zahlreich besucht und das derzeitige vorzügliche Künstler- Ensemble versteht es vortrefflich, die zahlreichen Besucher zu unterhalten. In Anbetracht seiner großen Verdienste um das Gelingen des Ganzen hat die Direktion dem Leiter der Theater-Capelle, Herrn Musikdirektor Gustav Curth, welcher nun seit einem Jahre den musikalischen Theil der Vorstellungen in zufriedenstellendster Weise leitet, eine Jahresbenefiz-Vorstellung bewilligt, und findet dieselbe, verbunden mit Doppelconcert u.s.w. am Montag, den 13. Juli, statt. [1] Krystall-Palast. Das seit mehreren Tagen angekündigte Jahres-Benefiz für den verdienstvollen Capellmeister Herrn Gustav Curth findet heute, Montag, im Sommer-Varieté statt. Die materiellen und künstlerischen Erfolge, welche das nun ständige Varieté-Theater im Krystall-Palast bisher zu verzeichnen hatte, sind zum großen Theil auch ein Verdienst des strebsamen Dirigenten der Theatercapelle, Herrn Curth, welcher stets mit unermüdlichem Fleiß die zahlreichen Proben leitete und durch peinliche Gewissenhaftigkeit jeder einzelnen Vorstellung zu vollem Erfolge verhilft. Wir sind überzeugt, daß es nur dieses Hinweises bedarf, um dem beliebten Capellmeister für heute ein volles Haus zu sichern. Verbunden mit dieser Benefiz-Vorstellung ist ein Doppel-Concert, gleichzeitig tritt der unverwüstliche Clown Charles Jigg mit seiner großartig dressirten Thiergruppe heute Montag zum letzten Male auf. [2] Das Jahres-Benefiz für den beliebten Capellmeister Herrn Gustav Curth, welches sich eines sehr zahlreichen Besuches erfreute, gestaltete sich zu einem Ehrenabend für denselben und wurde der Benefiziant durch Blumen- und Kranzspenden, sowie auch durch sonstige Ovationen ausgezeichnet. – heute verabschiedet sich das gegenwärtige beliebte Künstler-Personal. – Morgen tritt das neu engagirte Specialitäten-Ensemble zum ersten Male auf. Die vierte Familien-Vorstellung findet nächsten Freitag statt. [3] Kirchliche Nachrichten. Am 17. Sonntag nach Trinitatis wurden aufgeboten: Thomaskirche. […] 4) H. A. Fix, Kapellmeister in St. Blasien, mit P. M. Curth, Musikdirektors hier Tochter […] [4] Jubiläums-Ehrenabend für Kapellmeister Curth. Morgen Freitag, abends 8 Uhr, findet im Kristallpalast-Theater anläßlich seines 25-jährigen Dirigentenjubiläums ein Ehrenabend ohne Tabakrauch für den Kapellmeister Gustav Curth statt. Curth nimmt unter den Varieté-Kapellmeistern wohl mit den ersten Rang ein und gilt allgemein als einer der besten Vertreter seines Faches. Die bedeutendsten internationalen Künstler, welche in dem jeweiligen Dirigenten eine fast unerläßliche Stütze für ihre Darbietungen suchen, haben diese in Gustav Curth stets gefunden, und die große Zahl der internationalen Stars haben Curths Namen als Varietédirigent in allen Weltgegenden auf das beste bekannt gemacht. Möge ihm der morgige Abend, welcher gewiß reich an Ehrungen sein dürfte, durch ein volles Haus die Sympathie aller derer, welche Curth als Künstler und Mensch achten und schätzen, zum Ausdruck bringen. [5] Ehrenabend für Kapellmeister Gustav Curth im Kristallpalast-Varieté. Zur Feier seines 25-jährigen Dirigentenjubiläums hatte Kapellmeister Gustav Curth im Kristallpalast-Varieté gestern einen Ehrenabend, der ihm der Ehren viele brachte. Zeigte schon äußerlich das volle Haus die herzlichen Sympathien, die man dem bewährten Jubilar am Dirigentenpult in der Leipziger Bürgerschaft entgegenbringt, so waren die übrigen Auszeichnungen erst recht der vollgültige Beweis, daß man Gustav Curth schätzt und liebt. Sein Stuhl und Pult waren festlich bekränzt, und mit einem Tusch empfing die Kapelle ihren Dirigenten zu Beginn der Vorstellung. Gegen Ende des ersten Teils, während die wohlbekannten Klänge des Curthschen Jubiläums-Festmarsches erklangen, verwandelte sich die Bühne in einen wahren Lorbeer- und Blumenhain, und auf langer Tafel waren die Ehrengaben aufgebaut. Der Humorist des jetzigen Programms, Herr Nesemann, hatte die Aufgabe, namens der Direktion der Kristallpalast- Aktiengesellschaft, namens der Kapelle, der jetzt auftretenden Artisten usw. dem Jubilar die Glückwünsche auszusprechen und die Ehrengaben, gewaltige Lorbeerkränze, von der Kapelle einen silbernen Lorbeerkranz auf blauem Samtkissen, von den Artisten ein Spazierstock mit silbernem Griff usw., zu überreichen. Es war eine schöne und eindrucksvolle Ehrung, die Gustav Curth hier zuteil wurde, und sie war wohlverdient dem Künstler wie dem Menschen. [6] Ministerium des Innern. Se. Majestät der König hat noch folgende Auszeichnungen verliehen: […] und dem Musikdirektor Curth in Leipzig und dem Musiklehrer … Weiterlesen

Schwedische Pionierin Elfrida Andrée im Palmengarten – Dirigentin

Der Konzertsaal des Leipziger Palmengartens wird heute Mittwoch abend der Schauplatz eines seltenen musikalischen Ereignisses sein. Gelegentlich des 17. Symphonie-Konzertes des Winderstein-Orchesters gelangt eine A-moll-Symphonie von Elfrida Andrée aus Göteborg unter persönlicher Leitung der Komponistin zur Aufführung. Außerdem wird die interessante Dame, eine nahe Verwandte des kühnen Nordpolforschers, noch das Vorspiel zu einer von ihr komponierten Oper „Fritjofs Saga“ dirigieren. Man darf mit Recht auf diese außergewöhnlichen Darbietungen gespannt sein. Im ersten Teile des heutigen Konzertes bringt übrigens Herr Konzertmeister Pick-Steiner das Konzert Nr. 3, H-moll, für Violine von C. Saint-Saёns zum Vortrage. Inhaber von Dauerkarten haben auch zu diesem Konzerte ohne jede Nachzahlung Zutritt. [1] Das 17. Sinfonie-Konzert des Winderstein-Orchesters im Palmengarten trug ein ganz eigenartiges Gepräge. Eine junge Komponistin, Frl. Elfrida Andrée aus Göteborg, brachte zwei ihrer Werke unter eigener Leitung zur Aufführung. Der musikproduktiven Betätigung des weiblichen Geschlechts stehe ich ziemlich mißtrauisch gegenüber und ich bin auch bis heute noch nicht überzeugt worden, daß die Frau gerade auf diesem Kunstgebiete hervorragende schöpferische Beanlagung besitzt. Wenigstens nicht, insofern es sich um größere, mit Inhalt und Leben auszufüllende Formen handelt. Das ist gewissermaßen psychologisch begründet. Die musikalische Ideenwelt der Frau ist eine viel beschränktere wie die des Mannes, die ganze Natur des Weibes weist auf das zarte, innige, schwärmerische und hingebende hin, kraftvollere Akzente stehen ihr weniger zu Gebote. Diese vermißten wir auch in der Sinfonie A moll des Frl. Elfrida Andrée. Die Dame war uns in rein menschlicher Beziehung interessanter – sie soll mit dem verschollenen Nordpolfahrer Andrée verwandt sein – als in künstlerischer. Ihre Sinfonie ist nur ein schwaches Produkt. Eine eigenartige Persönlichkeit tritt nirgends zu tage, selbst ein Stich ins Nationale, den wir vermutet hatten, ist nicht vorhanden, das Werk ist vielmehr mendelssohnisch angehaucht. Die Durchführung ist der Komponistin schwächste Seite; von kunstvoller thematischer Arbeit, polyphoner Gestaltung ist hier wenig zu spüren, die Themen erweisen sich auch zur weiteren Entwickelung als zu wenig eindringlich. Der letzte Satz ist meines Dafürhaltens noch der beste. Einen weit günstigeren Eindruck machte auf mich der Autorin Vorspiel zur Oper „Fritjofs Saga“, das in der Konzeption nicht ohne Schwung ist, manche schöne Momente enthält und auch eine wirkungsvollere instrumentale Einkleidung als die Sinfonie besitzt. Frl. Andrée leitete das Orchester, welches die Ouverture recht temperamentvoll, die Sinfonie dagegen ziemlich lau und mit sichtlicher Unlust spielte, mit bemerkenswertem Geschick. Von L. W. [2] [1] Der Konzertsaal des Leipziger Palmengartens, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 25. Januar 1905. Frühausgabe, S. 7. [2] Das 17. Sinfonie-Konzert des Winderstein-Orchesters, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 28. Januar 1905. Frühausgabe, S. 2.

Musikdirektor Gustav Sabac-el-Cher in Leipzig – Dirigent

Vom nächsten Sonntag, den 1. August, ab wird neben den bewährten hiesigen Capellen das Musikcorps des 1. ostpreußischen Grenadier-Regiments „König Friedrich III.“ Nr. 1 aus Königsberg i. Pr. auf dem Ausstellungsplatz concertiren. Der Capelle geht ein ganz vorzüglicher Ruf voraus und soll dieselbe über ein ungewöhnlich reiches Repertoire verfügen. Ein ganz besonderes Interesse dürfte aber der Dirigent des Musikcorps, Herr G. Sabac el Cher, selbst erwecken, weil er der erste und einzige schwarze Capellmeister der deutschen Armee ist. Er ist der Sohn eines *POCs, welchen Prinz Albrecht von Preußen am Hofe des Vicekönigs von Egypten kennen gelernt und als Kammerdiener nach Berlin gebracht hatte. Mit Ausnahme seiner schwarzen Hautfarbe erinnert jedoch nichts mehr an die afrikanische Abstammung des Königsberger Musikdirektors, er gilt vielmehr als ebenso schneidiger Soldat, wie vorzüglicher Musiker, der mit seiner wohlgeschulten Capelle stets Beifall und Anerkennung findet. Es ist deshalb auch anzuerkennen, daß uns der Festausschuß mit diesem vielversprechenden Musikcorps und seinem interessanten Dirigenten bekannt macht. [1] Wie schon angekündigt, beginnt am Sonntag, den 1. August, das Musikcorps des 1. ostpreußischen Grenadier-Regiments „König Friedrich III“ Nr. 1 aus Königsberg unter seinem schwarzen Dirigenten, dem Musikdirector G. Sabac el Cher, seine Concerte auf dem Ausstellungsplatze. Die anerkannt vorzügliche Capelle wird zwei Theile ihres auserwählten Programms im Pavillon beim Café und zwei Theile in dem neben dem Hauptrestaurant befindlichen spielen. Es steht zu erwarten, daß die wohlgeschulte Capelle wie überall so auch hier reichen Beifall und wohlverdiente Anerkennung finden wird. [2] Sabac el Cher. Dies ist der Name des einzigen schwarzen Kapellmeisters, den die deutsche Armee besitzt. Er steht an der Spitze des Musikcorps vom königl. Preußischen Grenadierregiment König Friedrich III. (1. ostpreußisches) Nr. 1, das zu Königsberg i. Pr. garnisonirt. Die Kapelle spielte im Juli d. J. auf der Internationalen Kunstausstellung zu Dresden und fand für ihre vortrefflichen Leistungen stets lebhaften Beifall der Zuhörer. Ihr Kapellmeister, ein sehr hübscher Mann, fesselte natürlich das Interesse des Publikums in besonderem Grade. Sabac el Cher ist von Geburt ein Deutscher. Sein Vater stammte aus Unterägypten und war als Kind am Hofe des Vicekönigs von Aegypten in Kairo zur Erziehung. Dort lernte ihn Prinz Albrecht von Preußen, ein Bruder Kaiser Wilhelm’s I., kennen, der ihn nach Berlin brachte, wo er sich mit einer Berlinerin verheirathete und im Hofhalt des genannten Prinzen das Amt eines Silberverwalters übertragen erhielt. Im Jahre 1867 beschenkte ihn seine Gattin mit einem Sohn, der bis zum 14. Jahre in die Bürgerschule ging und bereits im 8. Lebensjahre die Violine zu spielen begann. Von 1881 bis 1885 besuchte er ein Musikinstitut zu seiner weitern Ausbildung und trat in dem zuletzt genannten Jahr bei der Kapelle des königl. preußischen Füsilierregiments Prinz Heinrich von Preußen (brandenburgisches) Nr. 35 in Brandenburg a. d. H. als Hautboist und Soloposaunist ein. Nach mehrjähriger Thätigkeit als solcher besuchte er von 1893 bis 1895 die königl. Hochschule für Musik in Berlin und nahm Unterricht bei den Professoren Joachim, Bargiel, Härtel, Koßleck, Roßberg u. a. Nach gut bestandenem Examen wurde er im letztgenannten Jahr nach Königsberg berufen zur Uebernahme der Dirigentenstelle im 1. Grenadierregiment. Er bekleidet diesen Posten noch heute, und seine Kapelle findet überall, wo sie concertirt, Anerkennung und Beifall. Dies ist in knappen Umrissen die Lebensgeschichte des einzigen schwarzen Kapellmeisters der deutschen Armee. – Dch. [3] Seit wenigen Tagen läßt sich im Parke der Internationalen Kunstausstellung die Kapelle des Grenadier-Regiments „König Friedrich III.“ (1. Ostpreußisches) Nr. 1 aus Königsberg hören und findet allabendlich trotz des für Gartenconcerte leider recht wenig günstigen Wetters Zuspruch und für ihre Vorträge stets reichlichen Beifall. Das Interessanteste an der Kapelle ist für das Publikum jedenfalls der Dirigent Sabac-el-Cher, der einzige schwarze Kapellmeister des deutschen Heeres. Ueber ihn und seine Carriere in Deutschland ist Folgendes bekannt: Sabac-el-Cher wurde 1867 als der Sohn eines gleichnamigen Silberverwalters, welcher lange Jahre im Dienste des verstorbenen Prinzen Albrecht von Preußen stand, geboren. Bis zum 14. Jahre besuchte der Knabe eine höhere Bürgerschule und fing bereits im 8. Jahre an Violine zu spielen. Vom 14. bis 18. Jahre besuchte er ein Musikinstitut und trat 1885 bei der Kapelle des Füsilier-Regiments Nr. 35 als Hautboist ein. Dann besuchte er 1893-1895 die königliche Hochschule für Musik in Berlin und wurde 1895 zur Uebernahme der Dirigentenstelle im 1. Grenadier-Regiment nach Königsberg berufen. Sein Vater stammte aus Unter-Egypten und war als Kind am Hofe des Vice-königs von Egypten in Kairo. Dort lernte ihn Prinz Albrecht von Preußen kennen und brachte ihn nach Berlin, woselbst Sabac-el-Cher eine Berlinerin heirathete. Daß er als Musiker etwas Tüchtiges gelernt hat, beweisen die Leistungen seiner Kapelle, die mit Geschmack und einer für einen Militärkapellmeister beinahe erstaunlichen Ruhe leitet. Das Zusammenspiel ist dabei exakt und von jener straffen Rhythmik, die so charakteristisch für die deutsche Militärmusik ist; Holz und Blech sind gleich gut besetzt, und auch an tüchtigen Solisten scheint es dem Orchester nicht zu fehlen. Die dynamischen Schattirungen werden tadellos herausgeholt, was vorgestern namentlich das Vorspiel zum dritten Akte aus „A basso porto“ von Spinelli bewies, während der Vortrag des Strauß‘ schen Walzers „Wo die Citronen blühen“ durch zarte Uebergänge und seine Pianos überraschte. Die Programme sind ein augenscheinlich in Rücksicht auf ein nicht allzu musikalisch anspruchsvolles Publikum zusammengestellt, da sie meist populäre Musikstücke enthalten; das Fehlen Wagner‘s in der Reihe der Komponistennamen überrascht aber doch etwas, da man heutzutage auf dem Programm jedes Militärconcerts dem Meister von Bayreuth zu begegnen gewohnt ist. Hoffentlich bessert sich bald das Wetter, damit die trefflichen Leistungen Sabac-el-Cher‘s von einem recht zahlreichen Publikum in den nächsten Tagen gewürdigt werden können. [4] There are bandmasters and bandmasters, pretty well the world over. About the most famous of them is Lieutenant „Dan“ Godfrey, supreme over the band of the Grenadier guards. Himself the son and grandson of bandmasters, he has passed the talent on. His three sons are likewise bandmaster. The original Godfrey, Charles by name, led the band of the Coldstream guards in the days before Waterloo, and wielded the baton a matter of forty years. His son and successor, Frederick, conducted for something like twenty years. The third … Weiterlesen

Amerikanischer Marschkönig John Philip Sousa – Dirigent

Den Musikfreunden wird während der bevorstehenden Sommermonate eine ganz besonders reiche Abwechslung geboten werden. Wie bereits mitgetheilt, giebt in der Zeit vom 10. bis 13. Juni das aus 76 Künstlern bestehende amerikanische Orchester unter Leitung des Componisten John Philipp Sousa täglich zwei Concerte im Palmengarten. Dieses Gastspiel dürfte sich zu einem bedeutsamen Ereigniß für unsere Musikstadt Leipzig gestalten. Außer diesem hier zum erstenmale erscheinenden Orchesterkörper werden noch eine größere Anzahl von Militärcapellen aller Waffengattungen im Palmengarten concertiren, darunter auch das als beste deutsche Militärcapelle bekannte und von unserem Kaiser wiederholt ausgezeichnete Musikcorps des großherzoglich badischen Leib-Grenadierregiments aus Karlsruhe, dessen genialer Dirigent, der königliche Musikdirector Adolph Boettge, seine weit und breit berühmt gewordenen historischen Concerte bieten wird. Vielfachen Wünschen entsprechend sind auch für diesen Sommer wieder mit den Capellen des 27. Infanterie-Regiments aus Halberstadt und des 32. Infanterie-Regiments aus Meiningen Verträge abgeschlossen worden. [1] Zum ersten Male seit 22 Jahren kommt eine amerikanische Kapelle nach Deutschland, und zwar die des Kapellmeisters und Komponisten John Philip Sousa aus Washington, die demnächst im Bergkeller Konzerte veranstalten wird. Sousa erhielt seine musikalische Ausbildung in Amerika, war schon mit elf Jahren Solo-Violinist, dirigierte mit 17 Jahren ein Orchester und ist jetzt der erfolgreichste Musiker der „Neuen Welt“. Sousas bisher veröffentlichte Kompositionen zählen 300 Nummern, die 70 seiner charakteristischen Märsche, vier erfolgreiche Operetten, symphonische Dichtungen, Suiten ec. umfassen. Diese deutsche Rundreise der John Philip Sousa-Kapelle ist dadurch ermöglicht worden, daß sie die offizielle amerikanische Kapelle bei der diesjährigen Pariser Weltausstellung ist. Die Programme sollen aus den besten Kompositionen aller Völker zusammengestellt sein. [2] Concerte im Leipziger Palmengarten. Wie bei dem vortrefflichen Rufe, deren sich die Regimentscapelle der 27er aus Halberstadt erfreut, nicht anders zu erwarten ist, üben die Concerte derselben zur Zeit eine große Anziehungskraft aus. Herr Musikdirector Hellmann leistet mit seiner erprobten Schaar thatsächlich ganz Vorzügliches und erntet nach jedem Vortrage wohlverdienten Beifall. Die Concerte der 27er finden während dieser Woche einschließlich Sonntag, den 13. Mai, täglich Nachmittags und Abends statt. Vom 14. bis 19. Mai concertiren abwechselnd die hiesigen Militärcapellen, während am 20. Mai der bekannte Componist Franz von Blon mit seinem Berliner Philharmonischen Blas-Orchester ein auf 5 Tage, d. i. bis einschließlich Himmelfahrt, berechnetes Gastspiel eröffnet. Vom 31. Mai bis 5. Juni (Pfingsten) spielt die berühmte Capelle des 7. bayerischen Infanterie-Regiments aus Bayreuth, vom 10. bis 13. Juni die Amerikanische Militärcapelle unter Leitung des Componisten Sousa, Ende Juni erscheinen die beliebten 32er aus Meiningen, Anfang Juli auf einige Tage die Capelle des I. bayr. Ulanen-Regiments aus Bamberg, vom 8. bis 15. Juli königl. Musikdirector Adolf Boettge aus Karlsruhe mit seinen historischen Concerten, in den letzten Tagen des Juli die großherzogl. mecklenburgische Grenadier-Capelle, zugleich Hofcapelle des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz, im August die als vorzüglich bekannten Capelle des 9. bayer. Infanterie-Regiments „Wrede“ aus Würzburg und schließlich während der Manöverzeit das von der 1897er Ausstellung her noch bestens bekannte Musikcorps des kaiserl. I. Seebataillons aus Kiel. [3] John Philip Sousa, unbestritten der hervorragendste unter den amerikanischen Capellmeistern und Componisten, wird von Sonntag, den 10., bis einschließlich Mittwoch, den 13. Juni 1900, seine vielbewunderte Capelle im Palmengarten vorführen. Sousa, dessen populären, frischen Märsche (Washington-Post, Liberty Bell, Stars and Stripes Forever, und viele andere) seinen Namen einen Weltruf verliehen haben, ist 12 Jahre lang Dirigent der Nationalcapelle der Vereinigten Staaten-Regierung gewesen und hat seine jetzt bestehende Concertcapelle, die unter den gegenwärtig existirenden Orchesterkörpern eine ganz eigenartige Stellung behauptet, selbst organisirt. In den letzten 8 Jahren hat diese Capelle nicht weniger als 4000 Concerte in den Hauptstädten der Vereinigten Staaten und Canadas gegeben. Auf der Weltausstellung in Chicago, den Industrie-Ausstellungen in St. Louis, Missouri und Pittsburg war die Sousa-Capelle das officielle Ausstellungs-Orchester. Durch seine überaus anziehende Dirigirungskunst ist Sousa der Liebling des amerikanischen Volkes geworden, und die ersten Kritiker haben die Leistungen seiner Capelle als ganz vorzügliche anerkannt. Für die Pariser Weltausstellung ist die Sousa-Capelle als officielle musikalische Vertretung der amerikanischen Regierung erwählt worden, und diesem Umstande dürfen wir auch nur die interessante Bekanntschaft mit dieser Capelle verdanken. Der Erfolg, den Sousa bei seinem Auftreten in Paris und seit einigen Tagen in Berlin, wo er täglich im Neuen königlichen Operntheater, früher Kroll, spielt, zu verzeichnen hat, ist ein bedeutender. [4] Am Sonntag Vormittag trifft der amerikanische Componist und Dirigent John Philip Sousa mit seinem Orchester hier ein, um bereits an demselben Tage sein erstes Concert im Palmengarten zu geben. Wie zu der Berlin im Neuen Königlichen Operntheater und zu Hamburg in Ludwig‘s Concerthaus, so veranstalten die Amerikaner auch hier ihre Concerte, welche bekanntlich von Sonntag, den 10. bis einschließlich Mittwoch, den 13. Juni, stattfinden, auf eigene Rechnung. Es macht sich deshalb nothwendig, an den genannten 4 Tagen von Nachmittags 2 Uhr ab die Giltigkeit der Dauerkarten des Palmengartens aufzuheben. Die Abonnenten genießen jedoch den Vortheil, daß ihnen von 2 Uhr ab der Zutritt zum Garten und damit auch zu den Sousa-Concerten gegen Bezahlung von 50 pf. Für Erwachsene und 25 pf. Für Kinder zusteht. Inhaber von Actionärkarten haben kein Eintrittsgeld zu entrichten. Für Personen, welche weder Actionäre, noch Abonnenten des Palmengartens sind, beträgt das Eintrittsgeld am Sonntag, den 10. Juni 1 Mark, Kinder 50 pf.; am Montag, Dienstag und Mittwoch dagegen bis 2 Uhr Nachmittags 1 Mark, Kinder 50 pf., nach 2 Uhr 1,50 Mark für Erwachsene und 75 pf. für Kinder. Mit welch gewaltigen Unkosten Sousa‘s großartige Concert-Unternehmung verbunden ist, dürfte daraus hervorgehen, daß allein die an die einzelnen Künstler zu zahlenden Honorare zwischen 35 und 200 Dollar für die Woche schwanken, was einen recht stattlichen Gegenetat darstellt. Die letztgenannte, für europäische Verhältnisse enorme Gage beziehen acht Capellmeister, welche der Sousa-Capelle als Solisten angehören und, wie Mr. Clarke und Mr. Pryor, fast ausschließlich eigene Compositionen zum Vortrag bringen. [5] Morgen Sonntag eröffnet das amerikanische Orchester unter Leitung John Philip Sousa‘s sein auf 4 Tage berechnetes Gastspiel im Palmengarten. Die Programme werden außer den Perlen europäischer Tonkunst auch eine Auslese der beliebtesten Compositionen Sousa‘s enthalten und sicher auch hier mit demselben großen Beifall ausgenommen werden, wie dies in Berlin und Hamburg der Fall war. [6] Nun hat der … Weiterlesen

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