Aus der Presse – Das Komitee zur Errichtung eines Palmengartens

Am Sonnabend Nachmittag trat im großen Saale des Rathhauses unter dem Vorsitz des Herrn Oberbürgermeisters Dr. Georgi das Comité für die Errichtung eines Palmengartens in unserer Stadt zu einer Sitzung zusammen. In derselben wurde der von dem engeren Ausschuß vorgelegte Statutenentwurf genehmigt und Beschluß gefaßt, nunmehr die Stadtgemeinde um pachtweise Ueberlassung des für die Anlage in Aussicht genommenen Areals zu ersuchen. Seitens einer großen Anzahl Besucher der soeben beendeten Jubiläums-Gartenbauausstellung ist der lebhafte Wunsch geäußert worden, es möge in unserer Stadt eine ähnliche dauernde Schöpfung zur Ausführung gebracht werden. Wenn nicht unerwartete Hemmnisse dazwischen treten, so stehen wir vor der Verwirklichung dieses Wunsches. Der Leipziger Palmengarten soll errichtet werden auf demselben, geradezu wunderbar geeigneten Terrain, auf welchem soeben die Gartenbauaustellung stattgefunden hat. Dieses Terrain soll eine Erweiterung dadurch erfahren, daß die angrenzenden Arealtheile bis zur südlichen Vorfluthschleuße und das zwischen den Kuhthurmwiesen und der Plagwitzer Straße liegende Waldstück, das Ritterspürchen, hinzugenommen werden. Hierdurch wird zugleich ein Zugang zu dem Palmengarten von der Plagwitzer Straße aus gewonnen, was zweifellos für das Unternehmen von großem Werthe ist. Die Pläne sollen durch eine engere Concurrenz unter den ersten Autoritäten der Gartenbaukunst gewonnen werden. Nach den Statuten ist die Ausgabe von auf den Namen lautenden Antheilscheinen im Betrage von je 600 M beabsichtigt. Diese Antheilscheine gewähren den Anspruch entweder auf eine Familienfreikarte oder auf eine Dividende bis 4 %. Der weitere Inhalt der Statuten wird später bekannt gegeben. Die Vorarbeiten für die Ausführung des Unternehmens ruhen wie seither und bis auf Weiteres in den Händen der Herren Oberbürgermeister Dr. Georgi, Justizrath Dr. Colditz, C. G. Herrmann, Geb. Medicinalrath Prof Dr. Hofmann, E. Stöhr, Carl Vörster. Wir hoffen, daß unsere Bürgerschaft die vorstehenden Mittheilungen mit Freude begrüßen und daß sie dem Unternehmen eine rege Unterstützung schenken wird. Herr O. Moßdorf, dessen Thatkraft wir in erster Reihe den schönen Erfolg der jüngsten Gartenbau-Ausstellung verdanken, erklärte in der Sonnabendsitzung, daß durch das schöne in Aussicht genommene Terrain der Leipziger Palmengarten zweifellos einer der schönsten bestehenden werden wird. Möge das Unternehmen weiter einen glücklichen Fortgang haben! [1] In Nr. 464 dieses Blattes ist kurz darüber berichtet worden, daß in einer am 9. d. Mts. abgehaltenen Versammlung des zur Errichtung eines Palmengartens zusammengetretenen Comités der Beschluß gefaßt worden ist, wegen Beschaffung des für diesen Zweck nöthigen Areales mit der Stadtgemeinde in Verhandlung zu treten. Bei dem regen Interesse, dem die Errichtung eines Palmengartens in allen Kreisen unserer Stadt begegnet, erscheint es zweckmäßig, über den bisherigen Verlauf der Angelegenheit und über den Zweck des Unternehmens an dieser Stelle noch einige weitere Mittheilungen zu machen. Die aus Veranlassung des Herrn Oberbürgermeisters Dr. Georgi am 25. April dieses Jahres zusammengetretene Versammlung Leipziger Bürger, der Angehörige aller Lebensstellungen beiwohnten, hatte sich im Princip für die Errichtung eines Palmengartens entschieden und einem aus ihrer Mitte gewählten Ausschusse Auftrag ertheilt, alle diejenigen Fragen vorzubereiten, welche für eine endgiltige Beschlußfassung maßgebend sein würden. Dieser Ausschuß, in dem Herr Oberbürgermeister Dr. Georgi den Vorsitz geführt hat, ist in vielfachen Verhandlungen und Sitzungen die ihm gestellte Ausgabe zu lösen bemüht gewesen, hat am 9. dieses Monats in einer anderweiten Versammlung des gesammten Comités über seine Thätigkeit Bericht erstattet und diejenigen Vorschläge der Versammlung unterbreitet, die er im Interesse der Sache für zweckmäßig erachtet. Die Vorschläge des Ausschusses haben durchgängig die Billigung des Comités gefunden. Nach diesen Vorschlägen soll der Leipziger Palmengarten ungefähr auf demselben Areale errichtet werden, aus dem sich in den jüngsten Wochen die Gartenbau-Ausstellung in so epochemachender Weise präsentirt hat. Nur soll nicht bloß die für die Gartenbau-Ausstellung benutzte Parcelle Nr. 2625 des Flurbuchs für Leipzig, sondern auch der größere Theil der Parcelle Nr. 2624 und die ganze Parcelle Nr. 2574 des Flurbuchs für Leipzig für den Leipziger Palmengarten Verwendung finden. Die letztere Parcelle, der sogenannte Ritter-Werder, liegt an der Plagwitzer Straße zwischen dem Elsterflusse und dem Hochfluthbett der Pleiße und soll durch eine Brücke mit den nördlich und westlich der Elster gelegenen Parcellen Nr. 2624 und 2625 verbunden werden. Die Parcelle Nr. 2574 — der Ritter-Werder — enthält 3 ha 36 a, die Parcelle Nr. 2625 7 ha 98 a und der durch die zweite südliche Vorfluthschleuße abgegrenzte Theil der parcelle Nr. 2624 10 ha 55 a. Das für den Leipziger Palmengarten zu verwendende Areal würde also insgesammt 3 ha 36 a Parcelle Nr. 2574  7 ha 98 a Parcelle Nr. 262510 ha 55 a Theil von parcelle Nr. 2624[∑] 21 ha 89 a = 218 900 Geviertmeter enthalten. Der Frankfurter Palmengarten enthält noch ungefähr 20 000 Geviertmeter mehr. Es liegen aber bei ihm die Voraussetzungen viel weniger günstig, als bei dem in Leipzig in Betracht kommenden Areale, weil die Natur hier in einer Weise der Errichtung eines großen Palmengartens günstig ist, wie kaum jemals wieder in irgend einer Stadt. Das Unternehmen soll in die Form einer Actiengesellschaft gekleidet und den Actionairen in der Regel eine Dividende bis zur Höhe von vier Procent gewährt werden. Das Actiencapital soll in Eintausend auf den Namen lautende Actien von je 600 Mark zerlegt und, für den Fall, daß das in dieser Weise bemessende Stammcapital nicht genügen würde, mit der Ausgabe von Schuldverschreibungen bis zu demselben Betrage von 600 000 Mark vorgegangen werden. Die Schuldverschreibungen, die ebenfalls auf den Namen lauten, sollen auf den Nennwerth von je 300 Mark gestellt und mit einer Verzinsung von voraussichtlich vier Procent bedacht werden. Wenn hiernach neben dem verantwortlichen Actiencapitale von 600 000 Mark die Beschaffung weiterer Mittel bis zu derselben Höhe durch die Ausgabe von Schuldverschreibungen ins Auge gefaßt worden ist, so ist hierfür namentlich die Erwägung maßgebend gewesen, daß durch die Ausgabe von Schuldverschreibungen mit so geringem Nennwerthe auch weiteren Kreisen der Leipziger Bürgerschaft Gelegenheit geboten wird, sich an dem Unternehmen zu betheiligen. Die Höhe des für den Leipziger Palmengarten vorgesehenen Capitals ist in Anlehnung an die Verhältnisse in Frankfurt am Main, wo neben einem verantwortlichen Actiencapitale von 500 000 Mark durch Aufnahme von Darlehen weitere Betriebsmittel in Höhe von ungefähr 700 000 Mark beschafft worden sind, erfolgt. Hier wie dort wird die Summe der Passiven ungefähr 1 200 000 … Weiterlesen

Wanderungen durch die Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung zu Leipzig

Zur Feier seines 50 jährigen Bestehens veranstaltete der „Leipziger Gärtner-Verein“ vom 25. August bis 5. September eine „Internationale Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung“ auf dem im Südwesten der Stadt Leipzig gelegenen Kuhthurm-Grundstücke. Es ist dies ein etwa 13 ½ Hektar großer Platz, rings umgeben von alten Eichen und anderen Baumgruppen und so recht geeignet für den Zweck einer Ausstellung größeren Styles. Ein römischer Triumphbogen von mächtiger Ausdehnung wölbt sich über dem Eingange und auf schön mit Kies bedecktem Wege lenken wir unsere Schritte nach den alten Gebäuden des Kuhthurmes. Hier finden wir die Blumenbinderei, die Parkschuppen, das Ausstellungs-Büreau, das Post- und Telegraphenamt und das Restaurations-Etablissement ec. Wir besuchen jedoch die „Binderei“ heute noch nicht, sondern gehen wieder dem Triumphbogen zu. Gerade vor uns dehnt sich ein wunderbares Blumenrondel aus, in dessen Mitte ein Springbrunnen seinen mächtigen, silberglänzenden Strahl in die Lüfte steigen läßt. Prächtige Teppichbeete, zu deren Herstellung viele Tausende der verschiedensten Pflanzen benußt worden sind, wechseln mit saftigen Rasenflächen ab. Herr Kunst- und Handelsgärtner Moßdorf, der Schöpfer der Ausstellung, hat hier seine Leistungsfähigkeit im glänzendsten Maße bewiesen; nicht nur Laien bewunderten staunend diese gärtnerischen Anlagen, sondern auch tüchtige Kunstgärtner sprachen sich über die von Herrn Moßdorf geschaffenen Anlagen äußerst belobigend aus. Unmittelbar hinter dem Blumenrondel liegt die „Haupthalle“, ein stattlicher Bau; einen Besuch der Halle sparen wir uns für später auf. Wir biegen nunmehr links ab und kommen an einen großen, künstlich angelegten Teich, an dessen Ufer sich der prächtig ausgestattete „Königs-Pavillon“ erhebt. Dieser Pavillon ist von den Mitgliedern des „Vereins für Kunsthandwerk Albrecht Dürer“ zu Leipzig erbaut worden und werden wir über die Ausschmückung desselben später eingehend berichten. Der künstlich angelegte Teich (etwa 6500 Quadratmeter Fläche) wird durch einen Wasserfall aus der Elster gespeist. Am östlichen Ende des Ausstellungs-Terrains erblicken wir den „Tempel“, ein elegant angelegtes Bauwerk, von wo aus man eine schöne Aussicht genießt. Wir begeben uns nunmehr zu der technischen Abtheilung, die namentlich elektrische und Heizungsanlagen, sowie Wasserhebemaschinen enthält. – Die Elektrizitäts-Aktien-Gesellschaft, vormals Schuckert & Co. in Nürnberg hat, wie auf vielen anderen Ausstellungen, auch hier wieder Vortreffliches geleistet. Die in Fig. 1 abgebildete Dynamomaschine speist alle auf dem Ausstellungsterrain befindlichen Bogenlampen (siehe Fig. 2), und gerade Abends, wenn das elektrische Licht in Thätigkeit tritt, glaubt man ein Märchen aus „Tausend und eine Nacht“ zu erleben. Der überaus einfache Mechanismus der Schuckertschen Bogenlampen, wo jede Feder-, Räder-, Klemmvorrichtung in Wegfall kommt, gestattet vollkommen kontinuirlichen Nachschub der Kohlen, sodaß das Licht über dem Ausstellungsterrain sich ruhig und gleichmäßig gestaltet. Die Dynamomaschine zeichnet sich durch soliden Aufbau, vorzügliches Material und exakte Ausführung aus. Feenhaft nimmt sich bei elektrischer Beleuchtung die geschmackvoll gebaute, von Säulen getragene Halle des Herrn Moritz Jacob-Leipzig aus. Diese auf einem Hügel angelegte Halle ist mit Photographien von herrlichen Garten- und Parkanlagen, die Herr Jacob in Villengrundstücken ec. angelegt hat, geschmückt. In dem Vorbau der Halle bewunderten die Ausstellungsbesucher die Abbildungen der berühmten Jacobs‘schen Christrosenzucht. – In der Mitte der Halle ist eine reizende Grotte eingebaut. Herrliche Ampelgewächse zieren die Grotte und mächtige Farne und Phylodendron breiten sich an einer sanft dahin rauschenden Quelle aus. Der Hintergrund der Grotte ist gemalt und zeigt uns eine Landschaft in Australien, die dem Maler zu Ehren gereicht, nicht minder aber auch Herrn Jacob, welcher dieses Schmuckstück der Ausstellung entworfen hat. Als Freund von Freiland- und Gewächshaus-Kulturen statten wir zunächst der Ausstellung von Heyneck & Baumgarten in Krakau bei Magdeburg einen Besuch ab. Diese Firma hat die Generalvertretung von Gustav Scheibe-Mexico in Mexico in mexikanischen Orchideen, Kakteen ec. Von den herrlichen Orchideen sind zu nennen: Epidendron spicatum (1-5 Bulben), Lälia autumnalis und Lälia albida (5-12 Bulben), ferner Oncidium tigrinum unguiculatum (4-8 Bulben). Von den Kakteen sind besonders hervorzuheben: Echinocactus helophorus Lem., ein prachtvoller Igelkaktus mit braunen Querstreifen; Mammillaria dolichocentra Galeotti Lem., mit 5-12 cm Durchmesser. Cereus Bellieni H. & S. und Cereus brachiatus Gall., letzterer Kaktus mit sehr langen nach unten gebogenen Zentralstacheln, ferner Mammillaria Parkinsonii Ehrenb. und Pilocereus senilis Lem., von 10-85 cm Höhe, sind Gewächse, die allgemeine Bewunderung finden. – Aber auch schöne Agaven liefert oben genannte Firma. Wir nennen hier nur: Agave marmorata, Agave Verschaffelti, Agave hystrix compacta und Agave Gilbeyi. – Ferner zeichnet sich diese Firma aus durch schöne Begonien, Philodendron, Anthurien, Sobralien ec. Doch zurück zur „Haupthalle“. Hier fesselt unsern Blick zunächst ein prächtig ausgeführter Springbrunnen, verfertigt von der Zinkgießerei Martin & Piltzing-Berlin. Um diesen Springbrunnen herum finden wir herrliche Pflanzen. So stellten hier zur Ansicht Gülzow & Co.-London eine Anzahl Aralien. Diese zierlichen Aralien haben einfache oder zusammengesetzte Blätter mit scheidigen Stielen, in Dolden, Trauben, Knäuel oder Rispen gestellte Blüthen mit fünf kleinen, weißen Blumenblättern, fünf Staubgefäßen und beerenartige Steinfrüchte, welche vom stehengebliebenen Kelche und den fünf Griffeln gekrönt sind. – Reizend nimmt sich die Justitia carnca aus, welche Herr Paul Mähler-Döbeln (Sachsen) ausstellt; gleicht doch diese Pflanze den Meerrosen. – Frau Keuffel brillirt mit einer sorgfältig gepflegten Clematis, welche sich an einer Säule in die Höhe rankt. – Herr Rühl in Leipzig-Lindenau brillirt durch Cissus discolor Blum. Diese schönste Cissus-Art hat dunkelrothe Zweige, rosenrothe Ranken und herzförmig-längliche, lang zugespitzte, gesägte Blätter, die oberseits sammtartig dunkelgrün und mit weißen Flecken und violet-purpurrothem Rande geziert sind; unterseits sind die Blätter purpurroth. Allerliebste Maiglöckchen finden wir ausgestellt von Herrn Rudolf Grobba-Gartz a. d. Oder; Herr Reischle in Gaschwitz-Leipzig ist vortrefflich vertreten mit Passionsblumen, ferner mit Papyrus, Cissus, Halianthus. Namentlich letztere finden allgemeine Bewunderung. – Die Herren Menzinger-Wandsbeck, Werkmeister-Schwäbisch-Gmünd und Frau Dr. Sellier in Leipzig-Plagwitz erwarben sich ungetheiltes Lob durch ihre Begonien-Ausstellungen; die Begonien, die wir hier sahen, schmücken jedes Zimmer, namentlich die Begonia rex und die Begonia eximia. Herr Albert Wagner in Leipzig-Gohlis nimmt hinsichtlich der Kokospalmen eine der ersten Stellen ein. Die Cycas circinalis L., mit etwa 3 m langen Wedeln, ist ein Prachtexemplar; auch andere großblätterige Gewächse, z. B. Ceroxylon niveum, eine Wachspalme, fanden wir hier vertreten. – Herr Heintze-Leisnig (Sachsen) führte ebenfalls ein derartiges schönes Exemplar vor. Herr Rabe-Weimar stellte Prachtpalmen aus; seine Cycas revoluta L. sind die sogen. „Palmenzweige“, mit denen man bei uns die Särge zu schmücken pflegt. – Herr Eugen Reischke-Leipzig hatte … Weiterlesen

Ein Blick in die Literatur – Jubiläum-Gartenbau-Ausstellung in Leipzig

Zu den ältesten Bauten Leipzigs zählt der Kuhthurm, der sich am Eingang zu dem Vororte Lindenau erhebt. Vor acht Jahrhunderten zum Schutze der auf benachbarten Wiesen weidenden Viehherden errichtet, war er in letzter Zeit der Sitz einer landwirthschaftlichen Versuchsanstalt. Dicht an diesen Bau schließt sich ein Grundstück von etwa 136000 Quadratmetern Fläche, das, von einem Gürtel prachtvoller Baumgruppen eingerahmt, jahrzehntelang in stiller Abgeschiedenheit lag und selbst dem größten Theil der Leipziger Bürger so gut wie unbekannt war. Und doch ist es eine Perle voll landschaftlichen Reizes, in der unmittelbarsten Nähe der Altstadt, werth, zum Anziehungspunkt der Tausende zu werden, die nach des Tages Last und Mühe in frischer Luft, in Gottes freier Natur aufathmen möchten. Das hat man in jüngster Zeit erkannt und darum beschlossen, dieser Perle würdige Einfassung zu geben. Auf dem Kuhthurmgrundstücke soll sich demnächst ein Palmengarten erheben, und die weiten Wiesen, die sich zwischen Lindenau und Leipzig erstrecken, beabsichtigt man in große Wasserbecken, die sogenannten „Elsterbassins“, zu verwandeln. Ein glückliches Zusammentreffen von Umständen brachte es mit sich, daß wir schon heute die voraussichtliche Wirkung der geplanten Anlagen uns vergegenwärtigen können; denn das Kuhthurmgrundstück wurde in diesem Frühjahr und Sommer zum Schauplatz einer überaus regen gärtnerischen Thätigkeit. In diesem Jahre feiert der „Leipziger Gärtner-Verein“ das fünfzigjährige Jubelfest seiner Gründung, und seine Mitglieder faßten den Entschluß, dieses Fest mit einer Internationalen Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung zu verbinden; in dankenswerther Weise wurde ihnen zu diesem Zwecke die Umgebung des Kuhthurms zur Verfügung gestellt, und Leipziger Gärtner schritten nun mit unverdrossenem Fleiß und echtem Kunstsinn ans Werk und zauberten in der kurzen Zeit von wenigen Monaten nicht nur eine „Ausstellung“, sondern einen wirklichen Lustgarten inmitten der von der Natur gegebenen Parkeinfassung hervor. In der That war diese Ausstellung, zu welcher in der Zeit vom 25. August bis 5. September Tausende und Abertausende von nah und fern herbeiströmten, eine landschaftliche Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Das beweisen die naturgetreuen Abbildungen unseres Zeichners, denen leider eines – die Farbenpracht fehlt, die wir auch durch Worte nicht zu ersetzen vermöchten. Wandelte man auf den Kieswegen durch die weiten Anlagen, so entzückten stets neue Bilder das Auge, und es war schwierig, einen Standpunkt zu finden, von dem aus man das Ganze am besten überschauen konnte. Am günstigsten erwies sich der Ausblick von dem am äußersten Ende aufgestellten Pavillon, unter dem eine Wasserkaskade hervorbrach, und auch unser Zeichner hat diese Ansicht von der „Grotte“ aus zum Hauptstück seiner Darstellung gewählt. Drei Leipziger Kunstgärtner, J. C. Hanisch, Albert Wagner und Otto Mann, hatten sich hier in die Aufgabe getheilt, die weiten ehemaligen landwirthschaftlichen Versuchsfelder in eine entzückende Gartenanlage zu verwandeln, zwischen deren Baum-, Strauch- und Blumengruppen die gefälligen Ausstellungshallen, Kioske und Pavillons malerisch hervorragten. Alle Welttheile, alle Zonen des Erdreichs hatten zur Schmückung dieser Rasenflächen beigetragen. In den Gruppen der Nadelhölzer standen traut vereint neben der ehrwürdigen aussterbenden Eibe unseres Nordens und dem duftigen Wachholder die Cypressen Asiens, die Wellingtonien Kaliforniens und die symmetrischen Araucarien. Dazwischen erhoben Palmen aller Art ihre Wedel; unter alten deutschen Eichen sah man das größte Kraut der Erde, die riesige Banane, Musa Ensete, deren gewaltige Blätter der Wind zerrissen hatte, daß sie dahinflatterten wie zerfetzte Standarten, und tief im Grase staken die Zwergorangen Chinas mit ihren goldenen Früchten. Nicht minder reich an Ueberraschungen und lehrreich in hohem Grade war ein Gang an den Teich und Bach der Ausstellung; denn hier schwammen auf dem klaren Spiegel oder umsäumten das Ufer allerlei seltene Wasser- und Sumpfpflanzen, hier wiegte sich, alle überragend, der schlanke goldene Bambus Ostasiens. Auf künstlichen Felsen fand man Anlagen von Alpenpflanzen, und unter ihnen sahen wir neben dem schönen Edelweiß auch eine Blüthe der Carlina acaulis, der Wetterdistel, die als Wetterprophetin unter unseren heimischen Pflanzen gilt – diesmal aber nur selten ihre weißen Zungenblüthen entfaltete, denn nur zu oft zogen über dem Himmel dieses Lustgartens düstere Regenwolken dahin. Einen Gegensatz zu dieser einfachen deutschen Distel bildeten die stachligen fremdländischen Kakteen, die einen stangenhoch, mit weißen Haaren bedeckt, die anderen dicht auf dem Boden wie friedliche Igelfamilien zusammengerollt. Im Mittelpunkt dieses Panoramas erhob sich der Königspavillon, ein Schmuck, den der „Verein für Kunsthandwerk Albrecht Dürer zu Leipzig“ beigetragen hatte – ein mit prachtvollen Möbeln, Gobelins, Glasgemälden, Standuhren und anderen Erzeugnissen des blühenden Leipziger Kunstgewerbes ausgestatteter Raum. Der Ausblick von dem Kaskadenpavillon wurde durch Baumgruppen eingeschränkt; hinter ihnen leuchtete aber die mächtige Kuppel der Haupthalle der Ausstellung. Die Front dieser Halle bildete einen besonderen Theil der Ausstellung, der mit prachtvollen Rasen- und Blumenteppichanlagen Otto Moßdorfs, des Vorsitzenden des Leipziger Gärtner-Vereins, geschmückt war. Betrat man das Innere der Ausstellungshallen, so entzückten neue reizvolle Arrangements das Auge. Unser Zeichner hat versucht das Innere des Palmenhauses von J. C. Hanisch wiederzugeben. Die Blumenfreunde unter unseren Lesern mögen sich hier die Farbenpracht hinzudenken, welche eine äußerst künstlerische Gruppierung herrlicher Blumen und der nicht minder in allen Regenbogenlichtern glühenden Blattpflanzen hervorzurufen vermag! In der Ausstellungshalle von Moritz Jacob, die einen Säulengang darstellte, konnte man neben Photographien gelungener Gartenanlagen eine stimmungsvolle Grotte mit Moosen und Farnen betrachten und in einem von Albert Wagner errichteten, mit getrockneten Palmenblättern gedeckten Kiosk eine Gruppe reizender Araucarien bewundern. Eines sehr regen Zuspruchs erfreute sich namentlich von seiten der Frauenwelt die Abtheilung für Binderei. Die Aussteller hatten verschiedene Aufgaben zu lösen: es waren Preise ausgesetzt für die schönsten Trauerkränze, Kreuze, Blumenkissen, Lorbeerkränze, Tafelaufsätze, Bilddekorationen ec. Auch für eine vollständige Ballgarnitur winkte eine große silberne Medaille; geschmackvolle Geburtstags- und Ballsträuße waren gleichfalls vorhanden, und wie viele schöne Augen blickten auf den vollständigen Brautschmuck, der zwanzigmal vertreten war. Ob da die Preise gerecht vertheilt werden konnten? Der Geschmack ist ja sehr verschieden. Was uns beim Anblick der Kinder der Flora besticht, das ist nicht nur ihre Seltenheit, sondern auch ihre Schönheit, und für Wertschätzung der letzteren giebt es kein feststehendes Gesetz. Die Huldigungen der Menge schwanken je nach der Mode, und was heute als Schönstes verhimmelt wird, kann morgen unbeachtet bleiben. Damit muß auch der Gärtner rechnen und vieles zu bringen suchen, um jedem etwas zu bringen. Das thut auch unser deutscher Gartenbau, und seine Leistungen auf der Leipziger Ausstellung … Weiterlesen

Aus der Presse – Im Zauberwald der Gartenbau-Ausstellung

Der Leipziger Gärtnerverein, der in diesem Jahre auf eine 50jährige Vergangenheit zurückblickt, hatte schon vor längerer Zeit den Plan gefaßt, mit diesem Jubiläum eine Gartenbau-Ausstellung zu verbinden und dadurch demselben auch einen internationalen Charakter zu verleihen. Durch Umsicht und eigene Kraft der Unternehmer, die in den weitesten Kreisen sympathische Beihülfe zu ihren Bestrebungen fanden, kam dieser Plan zur Ausführung, nicht wenig begünstigt durch die städtischen Behörden, die zugleich auch für die Ausstellung, bei der sich zahlreiche Betheiligung erwarten ließ, ein geeignetes Areal zur Verfügung stellten. Es war dies der sogen. Kuhthurm, eine im 13. Jahrhundert erbaute Warte, deren Insassen die auf den angrenzenden Wiesen weidenden Stadtheerden vor diebischen Strauchrittern zu schützen hatten. Seit dem 16. Jahrhundert Wohnung des städtischen Oberförsters, nachher kurze Zeit ein Vergnügungsort und schießlich Sitz einer Landwirthschaftlichen Lehranstalt, erlangte der Kuhthurm durch die hierher verlegte Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung eine neue, und zwar sehr erfolgreiche Bedeutung. Jetzt erst erkannte man, daß seine mit uralten Bäumen, anmuthigen Gebüschen und Wiesenmatten abwechselnde Umgebung sich vortrefflich zu einer künstlerischen Parkanlage eigne, die ein würdiges Seitenstück zu dem kleinen See bilden würde, den man in östlicher Richtung anzulegen plant. Es war eine gewaltige Arbeitslast vom Gärtnerverein zu überwinden, um das Werk in entsprechender Weise durchzuführen; galt es doch, einen fast 14 Hektar umfassenden Platz einzutheilen, vorzurichten und mit den erforderlichen Baulichkeiten, Anlagen und fachlichen Durchführungen zu versehen. Die Sicherung dieses, alle Factoren zur günstigen Verfolgung des, hier des Leipziger Gärtnervereins harrenden Aufgaben in sich tragenden Grundes und Bodens durfte als eine seiner schätzenswerthesten Errungenschaften bezeichnet werden. Landschaftliche Schönheit verband sich mit ausgedehnter Raumausnutzung und mit der Annehmlichkeit bequemer Verkehrsverhältnisse. Zwischen zwei Pferdebahnlinien, Leipzig-Lindenau und Leipzig-Plagwitz, und sogar an einer Elsterdampfschiffslinie sowie großen Zugangsstraßen unweit der Stadt gelegen, bot sich das Terrain der schaffenden Hand, dem künstlerischen Auge des Gärtners dar. Und wie viel schönes und herrliches hat seine Kunst auf diese noch vor wenigen Wochen so stille Einöde hingezaubert! Neben dem Anmuthigen die Großartigkeit aller Anlagen und Baulichkeiten! Dabei macht das Ganze keineswegs den sonst üblichen Eindruck einer Ausstellung mit ihren klappernden und schnurrenden Maschinen und betäubenden Dampfpfeifen, sondern man wähnt sich in ein Zauberland der Märchenwelt versetzt, wo die Blumenkönigin herrscht. Dort lagert ein riesiges Parterre, in den architektonischen Formen der großen Festhalle gehalten, die hier als Palmenhaus dient; dort liebliche Blumenanlagen, springende Wässer, inmitten smaragdgrüner Rasenplätze, Grotten und lauschiger Pavillons. Scheint es doch, als ob alles, was sich hier verbindet, von selbst und von vornherein hätte zusammenstimmen müssen, die hohen Baumgruppen zu den ausgedehnten mannigfaltigen Gruppen der Coniferen und Palmensorten, die imponirenden Ausstellungsbauten zum Weiher und endlich der baum- und buschreiche natürliche Pflanzenwall zur weitern Umgebung, aus der, das malerische Bild verfolgend, der plagwitzer Kirchthurm herüberschaut. Freitag am 25. August ist die Ausstellung, über die König Albert von Sachsen das Protectorat angenommen hat, eröffnet und deren Schluß auf den 5. September festgesetzt worden. Der Besuch des Königs hat leider infolge des Todes Herzogs Ernst von Sachsen-Koburg und Gotha wegen Theilnahme an dessen Bestattungsfeierlichkeiten abgesagt werden müssen. Um jedem Interessenten billige Gelegenheit zum Besuche der Ausstellung zu verschaffen, haben sich einige Eisenbahngesellschaften auf Antrag bereit finden lassen, Extrazüge zu ermäßigten Preisen zu veranstalten. Durch die höchst werthvollen Ehrenpreise der Fürsten und hohen Interessenten wurde der Wetteifer der Bewerber sehr erfreulich unterstützt. Ueber das ganze Ausstellungsterrain vertheilt sich die große Restaurationshalle mit ihren vielen Nebenbüffets, sodaß überall bequeme Gelegenheit zur Erlangung von Erfrischungen winkt. Der doppelte Strang einer elektrischen Beleuchtung gestattet das Verweilen auf der Ausstellung bis abends 10 Uhr. Wessen die moderne Gartenkunst fähig ist, was in ihr Formensinn und Erfindungskraft zu erreichen vermochten, das liegt hier offen vor jedermanns Auge in reichster Gestaltung, entworfen von dem ersten Vorsitzenden des Comités, dem Landschafts- und Handelsgärtner O. Moßdorf in Leipzig-Lindenau, vereinigt zum genialen Meisterwerk. Was die Opferfreudigkeit der Leipziger Gärtner hier geleistet hat, mag auch bezeugen, daß Mitglieder, wie Hanisch, Wagner und Mosenthin, aus eigenen Mitteln über 20 000 Mark dazu gestiftet haben. Von Otto Moser Die Internationale Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung zu Leipzig, in: Illustrierte Zeitung Leipzig vom 2. September 1893. Band 101, 2. Halbjahr, Nr. 2618, S. 275 f.

Aus der Presse – Geschichtliches über den Kuhturm

Es wird gewiß Manchem willkommen sein, über die Vergangenheit des Kuhthurm-Grundstückes, das gegenwärtig zu dem so herrlichen Gartenbau-Ausstellungsplatz verwandelt ist und später voraussichtlich den geplanten Leipziger Palmen-Garten aufnehmen wird, aus dem Nachstehenden sich unterrichten zu können. Jahrhunderte alte Nachrichten erzählen, daß auf der Stelle, wo sich jetzt der Kuhthurm befindet, in frühester Zeit ein von dichter Waldung umgebener slawischer Opferaltar stand, der mit Niederwerfung der heidnischen Bevölkerung, also im 11. Jahrhundert, verschwunden sei. Gegenüber dieser nicht ganz sicheren Ueberlieferung läßt sich dagegen mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß um diese Zeit der Kuhthurm erbaut worden ist. Die Sieger hatten nach Besiegung der Slawen und Zerstörung ihrer Niederlassung Lipzk unfern derselben eine Stadt, unser jetziges Leipzig, gebaut, wo neben lebhaftem Handel und Wandel auch viel Ackerbau getrieben wurde. Die Folge war zunächst eine bessere und nähere Verbindung mit einer der Heerstraßen des Reiches, welche damals über das bedeutende Schkeuditz führte. So entstand mitten durch Wald und Sumpf hindurch die Verbindungsstraße in der Richtung nach der deutschen Ansiedelung Lindenau und weiterhin bis Merseburg, das mit der Leipziger Klostergeistlichkeit in engster Verbindung stand. Gleichzeitig wurde durch diese Straßenanlage auch der Zugang nach den Wiesen und Tristen eröffnet, an welchen die östliche und nördliche Umgebung der Stadt so arm war. Auf diesen Wiesen weidete das Vieh der früher zahlreichen Leipziger Stadtgüter noch vor wenig mehr als sechzig Jahren. Um nun diese Viehheerden vor dem Raubritterthum zu wahren, bauten die Leipziger einen festen Thurm zum Aufenthalt von Wachtleuten, der nach außen von der nahe vorüberfließenden Luppe und einem Graben abgeschlossen war. Ihren jetzigen Lauf erhielt die Luppe erst um das Jahr 1830, wobei auch die alte Holzbrücke abgebrochen wurde. Den Thurm nannte man in Betracht des Zweckes die Kuhburg und die nahe Luppenstrecke „das Kuhburger Wasser“. Da nach alter Orthographie die Kuhburg „Coburg“ geschrieben wurde, so hat sich für die Luppe der Name „Coburger Wasser“ bis heute erhalten. Mit dem 15. Jahrhundert glaubte das zu Macht und Reichthum erblühte Leipzig die Schnapphähne für das weidende Rindvieh der Stadtgüter nicht mehr fürchten zu dürfen und zog die Aufsichtswache zurück, um den Thurm als Forsthaus einzurichten. Der erste Förster, welcher 1533 seinen Amtseid leistete, wird der Kuhthürmer genannt, und so hießen seine Nachfolger noch fast zwei Jahrhunderte hindurch. Der letzte Förster, welcher seine Amtswohnung im Kuhthurm hatte, war der Oberförster Koch, Vater des 1876 verstorbenen Bürgermeisters. Nach des Oberförsters Koch Tode wurde der Kuhthurm an den Gastwirth Schatz in Leipzig verpachtet, welcher ihn in ein Vergnügungsetablissement umwandelte und einen Tanzsalon daselbst errichtete, der eines Tages, glücklicherweise ohne Menschenleben zu gefährden, über den Hausen fiel. Von dieser Zeit an kam das Vergnügungsetablissement in Rückgang, bis man es aufgab und eine landwirthschaftliche Versuchsanstalt daselbst errichtete. Neuerdings, zuerst 1835, wurde der altersgraue Kuhthurm wiederholt modernisirt und renovirt; doch sind die Mauern des Hauptgebäudes und des anstoßenden Thurmes noch die des ältesten Baues. Beachtenswerth ist auch das unter den alten herrlichen Linden im Garten aufgestellte steinerne Becken, welches von vielen Leuten für einen heidnischen Opferstein gehalten wird. In Wahrheit ist es aber ein christlicher Taufstein, allerdings aus frühester Zeit, der im vorigen Jahrhundert bei dem eine halbe Stunde entfernt gelegenen Dorfe Schönau in der Erde gefunden und hier aufgestellt wurde. Wahrscheinlich entstammt der Taufstein der Kirche eines dort gestandenen Dorfes, das wie viele andere in Leipzigs Umgebung, in einem Kriege zerstört und nicht wieder aufgebaut worden ist. Die unten im Steine befindliche Oeffnung zum Abfluß des Taufwassers unterstützte die Meinung, es sei ein heidnischer Opferaltar, indem viele glaubten, sie sei zum Abfluß des Blutes der geopferten Thiere und Menschen angebracht worden. Dieses seit vor fast einem Jahrtausend den verschiedensten Verwendungen dienende Grundstück, eine Fläche von ca. 136 000 qm umfassend, hat der Rath der Stadt Leipzig dem Leipziger Gärtner-Verein zur Veranstaltung der Internationalen Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung zur Verfügung gestellt. Geschichtliches über den Kuhturm, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, Sonntagausgabe. 2. Beilage vom 27. August 1893, S. 6007.

Aus der Presse – Die Firma Hanisch auf der Gartenbau-Ausstellung

Zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Leipziger Gärtner-Vereins findet in den Tagen vom 25. August bis einschließlich den 5. September 1893 eine Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung zu Leipzig statt, über welche Seine Majestät der König Albert von Sachsen das Protectorat allergnädigst zu übernehmen geruht haben. In hervorragendster Weise ist an dieser Ausstellung die älteste Gärtner-Firma Leipzigs: J. C. Hanisch, Hoflieferant Seiner Majestät des Königs Albert von Sachsen, betheiligt, deren beide Begründer, Johann Christian Hanisch und Carl Julius Hanisch, auch die Mitbegründer des sein Jubiläum feiernden Leipziger Gärtner-Vereins waren. Die Firma J. C. Hanisch in Leipzig besteht bereits seit 55 Jahren. Die gärtnerischen Anlagen, früher in der Altstadt Leipzig, zwischen Dresdner-, Insel- und Blumenstraße gelegen, befinden sich jetzt in Leipzig O., an der Zweinaundorfer Straße, und umfassen insgesamt ein Areal von 8 Hectaren. Die Culturen sind äußerst umfangreich und vielseitig und umfassen nahezu Alles, was der tägliche Bedarf an Pflanzen und Blumen fordert. In den 10 000 qm Raum bedeckenden Warm- und Kalthäusern, Culturkästen ec. Werden besonders große Sammlungen von Palmen, Warm- und Kalthauspflanzen aller Art, Rosen ec. Cultivirt. Im Freien sind es vorzüglich Maiblumen, Rosen, Sortimente von Stauden, Lilien, Beerenobst, welche gepflegt werden. Die Firma beschäftigt ein Personal von 70 Personen ständig, und diese Zahl steigt zur Zeit der Frühjahrs- und Herbstarbeit auf das doppelte. Unsere nebenstehende Abbildung zeigt uns den Theil der Ausstellung, welchen die Firma J. C. Hanisch für die Schaustellung ihrer Erzeugnisse hergestellt hat. In der Mitte eines Areals von 7 000 qm erhebt sich eine in orientalischem Geschmack gehaltene Halle nebst Terrasse von 37 m Länge und 25 m Breite. Der Zugang zu dieser erfolgt von der hintern Seite durch Ueberschreiten der angebauten Terrasse, während die an der Vorderseite angelegte Veranda lediglich decorativ ausgestattet ist. Während der in dem Vordergrunde unseres Bildes liegende Theil des Terrains mehr blühende Beete und Gruppen enthält, befinden sich auf der entgegengesetzten Seite Gruppen von Coniferen, Palmen, Lorbeerbäumen ec. Das Arrangement des ganzen ist ein einheitliches und lehnt sich, soweit dies bei einer Ausstellung, die vieles umfassen soll, möglich ist, an den südländischen Charakter der Halle an. Sanft ansteigende Wege führen an den beiden Giebelseiten zu blumengeschmückten Zelten. Die entstandenen Böschungen sind theils mit Blumen, theils mit guirlandenförmigen Beeten besetzt. Auch die Veranda und Terrasse sind in allen ihren Theilen reich mit Blumen und Einzelpflanzen ausgestattet. Die äußere Umgebung der Halle zeigt uns besonders schöne Gruppen von blühenden Begonien, blühenden und buntblätterigen Geranien, Teppichbeeten, Blattpflanzen-Gruppen, Lilien, Araucarien, Canna, Dahlien ec. ec. Betritt man das Innere der Halle, so führen breite Treppen zu beiden Seiten nach unten. An den Wänden bauen sich hohe Palmen- und Farren-Gruppen auf, während das Mittelstück niedrig gehalten ist und von farbenprächtigen Gruppen von Warmhauspflanzen bedeckt wird. Hervorragend ist die Bindekunst vertreten, der Hauptzweig des ganzen Geschäftsbetriebes; sie giebt ein sprechendes Zeugniß von der Leistungsfähigkeit des Geschäftes. Für die Redaction verantwortlich: Franz Mersch in Leipzig. Von der Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung zu Leipzig, in: Illustrierte Zeitung Leipzig vom 26. August 1893. Band 101, 2. Halbjahr, Nr. 2617, S. 252 f.

Aus der Presse – Die Gebäude der Gartenbau-Ausstellung

Ausstellungs-Gebäude haben zumeist architektonisch einen untergeordneten Werth, dienen sie doch nur dazu, die auszustellenden Gegenstände zeitweilig aufzunehmen, sie müssen hauptsächlich einen großen möglichst freien Raum darbieten, der sich dem Zwecke gemäß ausnutzen läßt. Sie sind im Allgemeinen von leichter Bauart, denn es ist ihnen nur ein kurzes Dasein beschieden und ihre Ausstattung nähert sich oft der Theaterdecoration, außerdem ist es nicht möglich, viel Zeit und Geld auf ihre Herstellung zu verwenden. Man darf daher an derartige Bauwerke keine zu großen Anforderungen stellen, sie sind anders zu beurtheilen, als unsere modernen, massiven, auf lange Zeitbauer berechneten Gebäude, es sind – mit einem Worte gesagt – Interimsbauten. Diese Umstände in Erwägung ziehend, möge man die Besichtigung der vom Comité errichteten Gebäude der internationalen Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung vornehmen. Das erste, welches dem Besucher derselben in die Augen fällt, ist das an der Frankfurter Straße nach Art der römischen Triumphbogen erbaute Eingangsthor, welches von halbrunder Einfriedigung mit zwei Kassenstellen eingefaßt und in der oben beschriebenen Weise aus vergänglichen Material, d. h. aus Holz und Leinwand ausgeführt ward. Nach Durchschreiten desselben erblickt man die große Ausstellungshalle vor sich, welche nicht allein das Hauptgebäude der Ausstellung bildet, sondern auch den vorderen Theil des Parkes abschließt. Sie hat eine Länge von 100 Metern und ward im Renaissancestil erbaut, niedrige, mit Kuppeln bekrönte Vorlagen markiren ihre Ecken, während in der Mitte ein größerer Vorbau mit dementsprechender Kuppel angeordnet wurde. Letztere hat auf der Spitze eine sogenannte Laterne und einen mit Malerei ausgeschmückten Sockel, über welchem noch eine Uhr angebracht worden ist. Die Facaden-Architektur, die übrigens nur der Stuckateur und Decorationsmaler herstellte, wird hier durch einen Giebel abgeschlossen, der in seinem Felde eine auf Goldgrund sich gut abhebende figürliche Malerei umschließt. Die Construction dieses Baues erfolgte in Holz, welches mit wasserdichter Leinwand überzogen, die zugleich durchsichtig ist, so daß die Anlage von Fensteröffnungen unnöthig ward. Ein hohes, breites Hauptportal im Mittelbau und sechs Thüren vermitteln den Eintritt in das Innere, welches einen freien, mächtigen Raum darstellt, der sich vortrefflich zur Pflanzen-Ausstellung eignet. Derselbe ist außerdem geschmackvoll decorirt und in seinem Mittelpunct erblicken wir eine mit Figurengruppe geschmückte Fontaine. Die Baukosten dieser Ausstellungshalle betrugen ca. 40 000 Mark. Als ein besonders sehenswerthes Bauwerk erscheint der sogen. Königspavillon, welcher hinter dieser Ausstellungshalle am See zur Ausführung kam und dessen kunstvolle Ausstattung vom hiesigen Albrecht-Dürer-Verein in uneigennützigster Weise übernommen ward. Dieser Pavillon bildet sozusagen den Mittelpunct unter den Ausstellungsgebäuden und ist seiner Bestimmung gemäß am reichsten geschmückt, fast alle Mitglieder des genannten Vereins haben sich mit ihren Werken daran betheiligt, wir finden hier die Decorations-Malerei, Tapezierer-Arbeit, Architektur, Glas-Malerei, Kunstschlosserei, Bildhauerei, Weberei ec. vertreten, so daß ein kleines interessantes Kunstgewerbemuseum entstanden ist. Eine breite Treppe liegt vor dem mit dem sächsischen Wappen oberhalb versehenen Haupteingang, darüber erhebt sich eine mit der Krone geschmückte grünliche Kuppel, die an den vier Ecken durch Fahnen flankirt ist. Die ganze Höhe des Baues beträgt 18 m, er ist unterhalb durch eine 3 m breite Terrasse eingefaßt, die mit Baldachinen überspannt und durch elegante Brüstung abgeschlossen wird. Dieser Königspavillon, in seiner schönen gediegenen Ausführung, ist zugleich ein erfreuliches Bild von dem einigen gemeinschaftlichen Streben des rührigen Albrecht-Dürer-Vereins, der an der Spitze des Kunstgewerbes in Leipzig steht und abermals hier gezeigt hat, was er zu leisten vermag. Jenseits des Sees sehen wir das große Palmenhaus der Firma J. C. Hanisch, welches inmitten herrlicher Pflanzen-Anlagen aufgebaut ward. Es ist gleichfalls aus Holz construirt und mit durchsichtigem Stoff überzogen, so daß auch hier die Anlage von Fenstern unnöthig war, vor seinem Haupteingang liegt eine breite Terrasse, die mit allerhand Zierpflanzen geschmackvoll und reich ausgeschmückt ist. Im Uebrigen ist dieses Palmenhaus nächst der Hauptausstellungshalle das größte unter den hier zur Ausführung gekommenen Gebäuden. Die anderen Gärtner-Firmen haben nur kleinere erbaut und zwar auch aus Holz mit entsprechender malerischer und decorativer Ausschmückung, wobei wir nicht versäumen wollen, die Ausstellungshallen der Herren Moritz Jacob und Otto Thalacker wegen ihrer hübschen Form und ihres kunstvollen Schmucks besonders hervorzuheben. Ziemlich zahlreich sind die an passenden Stellen des Ausstellungs-Parks errichteten Pavillons, die aus Schmiede-Eisen, Wellblech, Eisenguß oder Holz in rechteckiger oder vieleckiger Grundform auf Hügeln oder in der Nähe des Wassers zur Ausführung kamen und den landschaftlichen Reiz vermehren. Von anziehender Form ist namentlich der über der Felsengrotte durch Herrn Zimmermeister Bastänier erbaute achteckige, mit geschwungener Kuppel bekrönte Pavillon, der zugleich als guter Aussichtspunct über das hintere Ausstellungs-Terrain zu empfehlen ist. Nicht weniger schön ist der von Herrn F. Mosenthin aus Gußeisen und Zinkblech hergestellte sehr zierliche Pavillon in der Nähe seines Gewächshauses. Unweit davon hat Herr Albert Wagner in Gohlis, inmitten seines herrlichen Palmengartens am See, einen kreisförmigen Pavillon aus Holz und getrockneten Palmenblättern zusammengefügt, die nicht allein vortrefflich in die Scenerie hineinpaßt, sondern auch als höchst originell zu bezeichnen ist. Von den anderen noch vorhandenen Pavillons seien der aus Eisen von der Firma Weithas Nachfolger auf einem Hügel nahe der Plagwitzer Brücke, der des Herrn Carl Schließmann in Castel hinter der Restauration und der aus Naturholz gefertigte, auf einem Hügel neben dem Haupteingang als sehenswerth hervorgehoben. Interessant werden auch für Viele die transportablen eisernen Lauben des Herrn Carl Schmidt in Reudnitz sein, ebenso die eisernen, mit buntfarbigen Stoffen überzogenen Gartenzelte der Firma Tränkner & Würker in Lindenau, die an verschiedenen Stellen zwischen den Blumenbeeten und Rasenplätzen aufgestellt wurden und als Pavillons in kleinem Maßstabe zu betrachten sind. Nicht unerwähnt möge das wohl allen Besuchern der Ausstellung angenehm auffallende Strohhaus bleiben, das in der Nähe des Sees erbaut und von der Firma O. Mann in Eutritzsch als Ausstellungsraum benutzt wurde. Es besteht nur aus Naturholz, Baumrinde und Stroh, hat eine sehr gefällige, zierliche Form und harmonirt vortrefflich mit seiner grünen landschaftlichen Umgebung, es wird gewiß bei jedem Beschauer einen freundlichen Eindruck hinterlassen. Daß in einer Gartenbau-Ausstellung die Gewächshäuser nicht fehlen dürfen, ist selbstverständlich, so sind denn auch hier eine ziemliche Anzahl davon ausgestellt, die uns die verschiedenen Systeme der Anlage und ihre Erwärmung vergegenwärtigen. Sämmtliche Gewächshäuser sind massiv fundamentirt, wie in der Wirklichkeit, und ihr Oberbau besteht zumeist aus Eisen und Glas. Sogleich rechts vom Haupteingange zum … Weiterlesen

Die internationale Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung in Leipzig

Wir vermeiden es sonst sehr gerne, inbezug auf die noch in der Vorbereitung befindlichen Gartenbau-Ausstellungen unseren Lesern vorzeitige Versprechungen darzubringen. Die heute den Vorarbeiten für die vom 25. August bis 5. September in Leipzig stattfindende Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung zugestandene Ausnahme erschien uns jedoch durch verschiedene Wahrnehmungen geboten, die wir auf mancherlei in der letzten Zeit ausgeführte Reisen machten und die uns allerorten ein sehr reges Interesse für diese Ausstellung und die bestimmte Absicht, dieselbe zu besuchen, erkennen liessen. Sodann haben wir bis heute die Meinung, dass den Vorarbeiten für diese Ausstellung ein dem Unternehmen angemessener grosser Zug eigen und die Erwartung berechtigt ist, dass die Ausstellung in Leipzig für die Handelsgärtner Deutschlands eine sehr hervorragende Bedeutung haben und einen gewaltigen Zusammenfluss der Fachmänner des In- und Auslandes bewirken wird. Wir geben aber dennoch der Hoffnung Ausdruck, dass nicht noch zuguterletzt kleinlicher Krimskram den guten Eindruck, den die Vorarbeiten bis jetzt gemacht haben, schädigen oder zerstören wird. Die Ausstellung wird stattfinden auf einer vom Rat der Stadt Leipzig überlassenen, etwa 14 ha grossen, von einem prächtigen Baumbestande begrenzten Grundfläche. Die Erdarbeiten sind beendet. Gegenwärtig wird der ungefähr 6000 qm Fläche umfassende Teich gedichtet. In der Nähe desselben beginnen die Vorarbeiten zu dem Aufbau des Königspavillons, der von dem leipziger Verein für Kunsthandwerk »Albrecht Dürer« als Ausstellungsgegenstand errichtet wird und der Zeichnung nach eine Zierde der Ausstellung zu werden verspricht. Ferner ist man mit dem Aufbau einer Grotte aus Bruchsteinen beschäftigt, die so geräumig wird, dass sie für die Besucher zugängig ist; sie soll durch Wasser und elektrische Lichtwirkungen Reiz erhalten. — Ueber der Grotte wird sich ein Tempel erheben, bezüglich desselben, sowie des einzuhaltenden Baustils jedoch noch die Verhandlungen schweben, da sich das erste Projekt als nicht geeignet erwies. — Das Wasser für die Teichanlage wird mittelst eines Motors aus dem die Ausstellung umgrenzenden Luppen-Flüsschen gehoben, fällt über die Grotte und ergiesst sich dem Wasserlauf entlang in den Teich. Der Wasserlauf wird durch 2 Brücken überspannt. Nahe den Wasserpartien sind bereits Steingruppen für Alpinen und dergleichen errichtet. Auch ist ein grosser Teil der m der Nähe gelegenen Blumenzwiebeln- und Knollengruppen bereits bepflanzt. Für die Bepflanzung der Wasserpartien ist ebenfalls angemeldet. Eine leipziger Firma stellt einen Wintergarten aus. Einige grössere und kleinere Gewächshäuser sind ebenfalls fest angemeldet. Eine auswärtige Firma hat das Material zu einer grossen Staudengruppe bereits eingesandt.Die Pflanzenanmeldungen für die Ausstellung im Freien bewegen sich von der Beanspruchung kleinerer Flächen bis zu solchen von 1000 qm. Auch für die Haupthalle sind mehrere Hundert Quadratmeter bereits fest angemeldet. Coniferen und Rosen scheinen in reicher Anzahl zu kommen. Die in ihrer Vorderansicht obenstehend veranschaulichte Haupthalle besitzt eine Frontlänge von 100 m und eine Tiefe von 25 m; an der Rückfront ist ein Ausbau von 20 X 20 m beabsichtigt. Der Haupteingang besitzt eine Vorlagenbreite von 20 m bei 8 m Vorsprung, einschliesslich der mächtigen, 12 m hohen Säulenstellungen. Hinter dem Haupteingang schliesst sich der gewölbte Empfangsraum von etwa 12 X 12 m Grundfläche und 15 m Höhe an, welcher Raum die Grundfläche des bis zur Fahnenspitze 41 m und bis zur Laterne 34 m hohen Turmes bildet. Im übrigen umfasst die grosse Halle einen einzigen, nirgends unterbrochenen Raum, welcher durch das einfache, aber in jeder Weise elegant und sicher konstruirte Dach mit seiner lichtspendenden Jutebedeckung abgeschlossen wird. Die Halle misst bis zum Hauptsims 8,50 m, bis zum Architrav 9,50 m und bis zum First 15,5 m Höhe. Die sämtlichen äusseren Fassaden werden in der Hauptsache durch gruppirte Türme, jonische Säulenstellungen, reiche allegorische Darstellungen u. dergl. gebildet. Das den Haupteingang von der lindenauer Chaussee bildende Haupttor besitzt eine Höhe von 12, eine Breite von 11,5 m; die Durchgangshöhe eine solche von 7 und eine Breite von 5 m. Dasselbe wird dem Charakter der grossen Halle entsprechend architektonisch ausgebildet. Ein schon bestehendes Steingebäude wird die Binderei aufnehmen; den einlaufenden Anmeldungen nach ist es keineswegs zu gross, wie man früher befürchtete. Bodenflächen für grössere Parterreanlagen sind vorhanden und könnten hier gartenkünstlerische Firmen, die sich diese Gelegenheit zur Veranschaulichung ihrer Leistungsfähigkeit nicht entgehen lassen sollten, vortreffliches vorführen. Es kann jetzt noch jeder Aussteller seinen Platz, soweit der Raum noch nicht vergeben ist, auswählen; natürlich müssen die Gegenstände einigermaßen auf den gewünschten Platz passen. In späterer Zeit muss diese Freiheit selbstverständlich beschränkt werden. Das kgl. sächsische Ministerium hat 15000 Mark und der Rat der Stadt Leipzig 12000 Mark zu dem Ausstellungsfonds gezeichnet; ersteres auch 15 silberne Staatsmedaillen, letzterer 3000 Mark zu Ehrenpreisen bewilligt. Das herzogl. Sachsen-Altenburgische Ministerium hat dieser Tage ebenfalls Ehrenpreise in Aussicht gestellt. Fernere Ehrenpreise wurden bewilligt vom Landesobstbau-Verein in Sachsen, ein Kunstgegenstand im Werte von 100 M. für die beste Leistung in der Anzucht von Obstbäumen, vom Geh. Kommerzienrat Dodel-Leipzig, ein silberner Pokal, von Alb. Wagner-Gohlis, zwei Preise zu je 500 M., von der kölner Gartenbau-Gesellschaft, drei silberne Medaillen, vom Gärtner-Verein zu Altenburg für ein Marktsortiment Remontantnelken, vom Verband der Handelsgärtner Deutschlands ein Verbandsdiplom (Bewerber müssen Verbandsmitglieder sein), vom Iindenauer Gärtner-Verein, ein Wertgegenstand von 50 M. für bestkultivirte Kalthauspflanzen für den Export in fünf Arten je zehn Stück (ausgenommen Azaleen, Camellien, Rhododendron, Eriken und Cyclamen), vom Gartenbau-Verein Hamburg-Altona und Umgegend, eine grosse goldene Medaille, vom Verein zittauer Gemüsegärtner, 30 M. Weitere Ehrenpreise stehen noch in Aussicht. Preisrichter werden etwa hundert in Tätigkeit treten und dürfen unter ihnen preiswerbende Aussteller nicht vorhanden sein. Hoffentlich wird auch jene Sorte von Privilegirten darunter fehlen, denen das Frühstücken und Redenhalten wichtiger wie das Arbeiten ist. Zurzeit der Ausstellung wird die deutsche dendrologische Gesellschaft am 27. August ihre Versammlung abhalten. Auch der Verein deutscher Gartenkünstler wird ein gleiches am 26. August tun. Einsichtige Mitglieder des HandeIsgärtner-Verbandes hatten gehofft, dass der Vorstand des Verbandes sich bemühen würde, besonders nachdem die in Frankfurt am Main von der Handelsgärtner-Verbindung vorbereitete Ausstellung so unrühmlich verkrachte, die der Versammlung von Frankfurt nach Leipzig zu betreiben, wohin dieselbe ursprünglich eingeladen worden war. Nichts von alledem! Weil ein halbes Dutzend Mitglieder mit einander im Streite liegen, muss der ganze Verband darunter leiden. Die Sache ist ja so sehr kläglich, aber weil sie auch so lehrreich ist, kommen … Weiterlesen

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