Aus der Presse – Palmengarten-Entwurf von Otto Mossdorf – Wettbewerb

Das Bedürfnis des Menschen, nach angestrengter Arbeit Erholung in der schönen Natur, welche sich in der Landschaft verkörpert, zu suchen, ist jedenfalls ein Hauptbeweggrund gewesen, welcher Männer der Großstadt Leipzig zu dem Entschluß geführt, einen Palmengarten zu gründen, der neben der leiblichen Erholung auch hauptsächlich dem Bedürfnis nach ästhetischen Genüssen im vollsten Maße gerecht wird. Das Vergnügen am schönen Garten als idealisierte Landschaft gehört mit Recht zu den edelsten Passionen der heutigen gebildeten Welt, wie dasselbe ja schon in der ältesten Zeit als ein Maßstab für die Kultur gebildeter Völker galt. Unsere heutige Zeit mit ihrer ruhelosen Hast nach Entwickelung auf allen Gebieten hat um so mehr Ursache, diesem aufregenden Treiben gegenüber fort und fort zu sorgen, daß Gelegenheit gegeben werde, durch schöne Natur die Menschen immer und immer wieder darauf hinzuweisen, wo wahre Erholung und Ruhe zu finden sei, um das notwendige Gleichgewicht in dem jetzt mitunter so sehr realisierten Treiben herzustellen. Daher ist der Beschluß, einen Palmengarten zu schaffen, mit großer Freude zu begrüßen und wird in der Bevölkerung Leipzigs jedenfalls dankbare Anerkennung finden. Der Name Palmengarten sagt schon, daß die Absicht vorliegt, damit nicht bloß einen schönen Garten zu schaffen, welcher in günstiger Jahreszeit Gelegenheit zur Erholung bietet, sondern daß man auch gewillt ist, bei ungünstiger Witterung, ja mitten im Winter, wenn Frost und Schnee den Aufenthalt im Freien beschränken, dem Publikum den Genuß zu verschaffen, die Wunder der Pflanzenwelt unter schützendem Glasdach zu bewundern, unter Palmen nicht nur zu wandeln, sondern auch Aufenthalt daselbst nehmen zu können. Um diesen beiden letztgenannten Hauptzwecken gerecht zu werden, ist vorliegender Entwurf entstanden. Bei dem vorhandenen schönen, alten Baumbestand war hauptsächlich darauf Rücksicht zu nehmen, daß bei Anlage der Gruppierung, Rasenbahnen, Wege und Anordnung der Gebäude dieselben nicht nur möglichst geschont, sondern auch benutzt werden zur günstigen landschaftlichen Einordnung in das Gesamtbild, sowie in die einzelnen Bilder des Gartens. Als Haupt- und Zentralpunkt mußte vor allen Dingen das Gesellschafts- und Palmenhaus festgelegt werden. Die in dem Entwurfe gewählte Anordnung wird insofern dem Programm gerecht, indem Gesellschafts- und Palmenhaus möglichst nahe der Frankfurterstraße gerückt sind; ein weiteres Vorrücken war insofern unthunlich, als man sonst den vorhandenen schönen, alten Bäumen zu nahe gekommen wäre und es auch aus praktischen Gründen nicht ratsam ist, ein derartiges Gebäude zu nahe an die Straße zu rücken. In erster Linie war zu berücksichtigen, daß das Gesellschaftshaus einen möglichst großen, offenen Platz als Vorlage haben muß, um in seiner baulichen Erscheinung vollständig zur Wirkung zu kommen. In zweiter Linie mußte der Platz für Blumenparterre, Teppichbeete u. s. w., welcher als hervorragender Schmuckplatz aufzufassen ist, in unmittelbarer Nähe des Gesellschaftshauses seine Anordnung finden, um die Harmonie des Ganzen zu fördern und den ersten Eindruck beim Eingang zu einem günstigen zu gestalten. Die Nähe der vorhandenen Gebäude, Scheune, Orangerie, Verwaltungsgebäude u. s. w., gestattete auch ein weiteres Vorrücken nach der Straße nicht, da sich daraus ungünstige Verhältnisse ergeben hätten, sowohl in Bezug auf das Terrain, als auf den Betrieb der Bewirtschaftung. Der Anschluß des Palmenhauses an das Gesellschaftshaus war selbstverständlich, und wurde dem Bedürfnis nach möglichst viel Licht für dasselbe dabei Rechnung getragen. In dritter Linie war darauf Rücksicht zu nehmen, daß der Konzertplatz mit seinem schönen, alten Baumbestand in nächster Nähe und in Verbindung mit dem Gesellschaftshause zu legen war. Der Anschluß der Spielwiese und des Turnplatzes an den Konzertplatz war aus praktischen Gründen zu wählen, und zwar deshalb, weil diese Plätze nach Osten und Norden durch starke Bäume und Strauchgruppen und nach Westen durch den Konzertplatz geschützt sind. Auch ist der Vorteil nicht zu unterschätzen, daß vom Konzertplatze aus ein Einblick auf Spielwiese und Turnplaz möglich ist. Die Lage des Anzuchtgartens ist gewissermaßen durch das Programm bestimmt. Es ist darin vorgeschrieben, daß die bestehenden Gebäude zu verwenden sind. Der alte Saalbau ist in eine Orangerie verwandelt, die Scheune zum Geräteschuppen und die übrigen Gebäude für Betriebszwecke und Beamtenwohnungen. Die Gewächshäuser sind direkt an die Grenze des östlichen Gartens gelegt, um nicht durch Schatten von den Gebäuden beeinträchtigt zu werden. Ein Kesselhaus für eine Heizung der Gewächshäuser und der Orangerie ist zwischen beiden projektiert. Auch in wirtschaftlicher Beziehung ist die Lage eine vorteilhafte; Kohlen- und sonstige Lastgeschirre können von der Frankfurterstraße bequem einfahren. Der Rose, die seit undenklichen Zeiten als Königin der Blumen ihren Rang behauptet hat, auch in dieser Anlage eine besondere Kulturstelle anzuweisen, wurde für angezeigt gehalten und diesem Gedanken durch Anlage des Rosengartens stattgegeben. Der dafür gewählte Platz würde wohl als der günstigste zu bezeichnen sein und auch durch die nicht allzugroße Entfernung vom Gesellschaftshaus und Konzertplatz seine Berechtigung finden. Einen der hervorragendsten Anziehungspunkte bildet der große Weiher. Die angenommene Größe, welche 13 005,40 qm beträgt, bietet im Sommer Gelegenheit zum Gondeln und im Winter zum Schlittschuhlaufen. Die Wasserversorgung findet durch das Zuflußrohr aus der Elster statt, die Entwässerung des Teiches ist durch seine Tieflage nach der Vorflutschleuse bedingt. Um einen landschaftlich schönen Zufluß für den großen Weiher zu erhalten, wurde die vorhandene Grottenanlage mit Wasserfall benutzt und ein Wasserlauf nach dem Weiher geschaffen, welcher reizvoller Gruppierung Gelegenheit bietet. Dabei ist zu bemerken, daß die vorhandene Grotte insofern eine weitere Ausgestaltung gefunden hat, als man noch einen dritten Ausgang geschaffen hat, welcher aus Verkehrsrücksichten nötig war. Aus Gründen der allgemeinen Terrainbewegung erwies es sich als notwendig, den Platz über der Grotte um ein Bedeutendes zu erhöhen. Die Idee lag nahe, auf diesem höchsten Punkte einen Pavillon mit Aufstieg zu errichten, welcher einen schönen überblick gestattet. Der kleine Weiher mit seiner schönen, aus alten, malerischen Bäumen bestehenden Umgebung ist, wie aus dem Entwurf ersichtlich, nur wenig verändert; derselbe ist durch geringe Umgestaltung seiner Ufer an der Parkseite und Beseitigung des die Einsicht hemmenden Gestrüpps in seiner vollen Schönheit zur Geltung gebracht. Bei Anordnung der Wege wurde einerseits dem günstigen Verkehr Rechnung getragen und andererseits darauf Rücksicht genommen, daß schöne, große Rasenbahnen mit der vorhandenen und herzustellenden Pflanzung möglichst malerische Landschaftsbilder geben. Die Anordnung von Sitzplätzen ist auf dem Plane ersichtlich und dabei noch zu bemerken, daß sich von denselben aus schöne und weite Durchblicke eröffnen. … Weiterlesen

Aus der Presse – Palmengarten-Entwurf von Eduard May – Wettbewerb

Der Verfasser ging von dem Standpunkte aus, eine hauptsächlich praktische und doch in allen ihren Teilen der Neuzeit bezw. den Anforderungen der Ästhetik entsprechende Anlage zu schaffen. Vor dem Eingange an der Frankfurterstraße ist ein halbrunder Platz, welcher als Anfahrt, event. auch als Halteplatz für Droschken ec. zu dienen bestimmt ist, projektiert. Tritt man durch den Haupteingang in den Park, so hat man sofort das große Parterre vor sich. Rechts und links desselben wurde Platz für zwei aufzustellende Statuen vorgesehen. Dahinter befinden sich die Terrassen und Restaurationsgebäude mit dem Palmenhause. Die Achse von Parterre, Restaurationsgebäude mit Palmenhaus und dem sich daran anschließenden Rosengarten ist deshalb nach rechts geschoben, einmal um auf der linken Seite nach dem Park hin eine große Rasenfläche zu ermöglichen, und auch deshalb, weil auf der rechten Seite der vollständig gedeckte Fahrweg mit Vorfahrt, Halteplatz, Maschinen- und Kesselhaus, sowie Wirtschaftshof liegt, also auf dieser Seite eine weitere Ausdehnung der Gartenanlage unangebracht sein wird. Durch diese Anordnung sind auch die genannten Nebenbauten von der Hauptanlage aus vollständig gedeckt und stören das landschaftliche Bild nicht. Die großen Terrassen liegen nach der Ost- und Nordseite, haben also bei dem Nachmittagskonzert vollständig Schatten, was gewiß besonders zu berücksichtigen war. Der Hauptmusikpavillon liegt an der großen Promenade, welche sich um die beiden Terrassen herumzieht und Blicke in den Park und auf das Blumenparterre ermöglicht. Der große Platz vor dem Musikpavillon hat den Zweck, die Promenade ungehindert frei zu halten, wenn sich auch Publikum vor dem Pavillon ansammelt. Von diesem Platze aus wird sich dem Beschauer ein prächtiger Blick über die Rasenfläche, den großen Weiher nach dem Wasserfall und Schweizerhäuschen bieten, ebenso wie man von den Terrassen aus schöne Aussichten über den Weiher haben wird. Ein zweiter Musikpavillon ist auf der unteren Terrasse angebracht. – Hinter dem Palmenhause wurde, wie erwähnt, ein Rosengarten geplant. Derselbe ist vertieft mit einer breiten und einer schmäleren Böschung gedacht, damit der Beschauer, mag er seinen Standort oben oder unten im Rosengarten wählen, denselben in seiner ganzen Ausdehnung überblicken kann. In der Mitte kann eine Statue oder Vase und am Ende, etwas erhöht, ein Pavillon, von welchem aus man den Rosengarten vor sich und den Park im Hintergrunde hat, Ausstellung finden. Für die Bepflanzung der breiteren Böschung sind wurzelechte Rosen angenommen. Die Rosenfläche rechts vom Rosengarten kann event. auch für Rasenspiele, wie Tennis, Croquet ec. hergerichtet werden. Links vom Hauptmusiktempel zieht sich der fünf Meter breite Verbindungsweg in gewundenen Linien zwischen den bestehenden Bäumen nach der Plagwitzerstraße. Von demselben hat man allenthalben schöne Blicke in den Park, auch auf und über den großen Weiher. Links von diesem Wege dürfte der große Kinderplatz mit Schutzhalle passend Platz finden, also mit bequemem Zugang von der Frankfurter- wie von der Plagwitzerstraße, aber doch vollständig getrennt vom Hauptwege. Als Fortsetzung der großen Promenade zieht sich ein zweiter, 4 m breiter Weg über einen etwas erhöhten Platz und über die große Brücke, welche über den Weiher führt, nach dem Verbindungswege. Die große Brücke über den Weiher ist mit zwei Pfeilern, welche man mit Felsen verkleiden kann, gedacht. Sollten die Kosten für die Anlage der Brücke eben zu hoch sein, so kann dieselbe mit den beiden Wegstücken vorläufig auch weggelassen und später angefertigt werden. Läßt man die große Brücke links liegen und verfolgt den Weg um den See weiter, so gelangt man über eine zweite kleinere Brücke. Rechts aber befindet sich ein großer Hügel mit Felsanlagen, Schweizerhäuschen und Wasserfall. Von dem Häuschen hat man schöne, weite Aussichten in die Anlage und namentlich nach den Terrassen. Den Weg weiter fortsetzend, gelangt man auf den freien Platz vor der Elsterbrücke. Von diesem Platze wird sich ein Blick über den See nach dem gegenüberliegenden Hügel bieten. Links oben in der Ecke liegt der Wasserturm. Der Verfasser hält eine Brücke über die Elster für genügend. Sollte sich später das Bedürfnis nach einer zweiten Brücke herausstellen, so kann dieselbe weiter unten angebracht werden. Für den zweiten Teil der Anlage ist der Charakter eines Waldparkes programımımäßig gewählt worden. Ein Eingang von der Plagwitzerstraße aus führt ebenfalls zu diesem Anlagenteile, in welchem sich auch ein zweiter kleinerer Spielplatz befindet. Bei der Wegeführung in der Gesamtanlage ist neben schönen, schwungvollen Formen auf gute Verbindung Bedacht genommen, wie auch für Sitzplätze in ausreichender Weise gesorgt wurde. Die Schonung der auf dem Terrain vorhandenen Bäume erfuhr nach Möglichkeit Berücksichtigung; nur an der großen Durchsicht über den Weiher mußten die Bäume fallen, indem deren Bestehenbleiben die Anlage in zwei Teile teilen würde. Links neben den bestehenden Häusern ist die Gärtnerei mit Gewächshäusern gedacht. Es würde besser sein, wenn die Möglichkeit vorhanden wäre, den Reservegarten außerhalb des Terrains, d. h. anschließend an dasselbe, zu legen, denn der Bau der Gewächshäuser an der projektierten Stelle würde die Fällung verschiedener Bäume bedingen, welche, wenn man die Häuser mehr nach unten rücken könnte, zu erhalten wären. Ein anderer genügender Platz für die Gewächshäuser dürfte sich kaum im Park finden. Den Reservegarten neben die Gewächshäuser zu legen, geht nicht gut an, da derselbe dann ganz beschattet wäre; der jetzige obere Teil kann für Schattenpflanzen Verwendung finden. Da sich die Kosten für das Palmenhaus voraussichtlich sehr hoch belaufen werden, könnte man dasselbe in den ersten Jahren weglassen und die dafür reservierte Stelle als freien Platz oder Rasen anlegen. Vorerst dürfte ein Restaurationsgebäude mit Park ohne alles, was nicht unbedingt nötig ist und hohe Kosten erfordert, genügen. Das Palmenhaus könnte später und auch die Gewächshäuser könnten nach und nach dem Bedürfnisse entsprechend gebaut werden. In den Bedingungen heißt es: das Wasser für die Leitung kann aus der Elster genommen werden. Sollte es möglich sein, daß man dasselbe aus der Luppe rechts vom Maschinenhaus nehmen könnte, so würden dadurch 5- bis 6000 Mark zu sparen sein. Außer Wasserfall und Fontäne wurde bei dem Weiher noch ein Zuflußrohr aus der Elster und Abflußrohr nach der unteren Luppe vorgesehen. Einzufriedigen wäre das Terrain an den beiden Straßen durch Mauer mit Staketen und an den Seiten, welche nicht ans Wasser stoßen, durch Drahtgitter. Nach den Wasserseiten ist keine Einfriedigung gedacht. [Kostenanschlag] Wie schon in der … Weiterlesen

Aus der Presse – Vortrag vom Gartenarchitekt zum Palmengarten

Der Leipziger Palmengarten wurde von Herrn Moosdorf [Mossdorf oder Moßdorf], Vorsitzendem der kürzlich beendeten internationalen Gartenbau-Ausstellung, in der letzten Sitzung des Hausbesitzer-Vereins in Leipzig-Lindenau in einem Vortrage behandelt, und es äußerte sich der Redner über dieses Project etwa wie folgt: Bei dem allgemeinen Interesse, welches das Project eines Palmengartens erregt, wird natürlich die Frage aufgeworfen: wie ist diese Idee entstanden? Palmengärten giebt es schon seit längerer Zeit in anderen Städten, z. B. in Köln, Frankfurt a. M., Charlottenburg, Hannover, und was dort möglich war, müßte doch auch hier in Leipzig zu schaffen sein. Als im vorigen Jahre im Gärtner-Verein der Plan einer internationalen Gartenbau-Ausstellung entstand, wurde Herr Moosdorf beauftragt, den hierfür passenden Platz vorzuschlagen. Bei den Verhandlungen, welche darüber mit dem Herrn Oberbürgermeister Dr. Georgi gepflogen wurden, schlug dieser das Kuhthurmgrundstück vor, zugleich den Wunsch äußernd, dort vielleicht noch einmal einen Palmengarten erstehen zu sehen. So entstand die Gartenbau-Ausstellung und dem Publicum ist hierbei die Gelegenheit geboten worden, zu sehen, wie ein Palmengarten sich vielleicht präsentiren würde. Bei der Frage nach der Berechtigung der Idee ist eine ideale Seite und reale Seite in das Auge zu fassen. Mancher fragt, wozu brauchen wir einen Palmengarten? Jeden Menschen erfreut der Anblick der Natur. Deshalb ist es das Bestreben der Reichen, sich mit Naturanlagen zu umgeben und selbst die ärmeren Classen versuchen, so weit ihre Mittel reichen, sich ein Gärtchen zu schaffen. Besonders in den großen Städten ist das Bedürfniß nach einem Garten vorhanden. Diejenigen, welche Gelegenheit hatten, in ihrer Jugend die Natur in vollen Zügen zu genießen und deren Wiege nicht in einer großen Stadt stand, wissen das zu würdigen. Der Verkehr mit der Natur ist für die ideale Entwickelung des Menschen von Vortheil, und wie wohlthuend in sanitärer Hinsicht die Natur auf das Gedeihen der Kinderwelt wirkt, ist Jedem bekannt. Um nun den Stadtbewohnern Gelegenheit zu geben, den Genuß eines Gartens zu haben, aber nicht nur im Sommer, sondern auch in der rauhen Jahreszeit, empfiehlt es sich, Anlagen, wie der projectirte Palmengarten, in das Leben zu rufen. Wenn man die reale Seite betrachtet, so entsteht die Frage: Wenn eine Stadt wie Leipzig einen Palmengarten schafft, was nützt derselbe? In erster Linie wird die Stadt dadurch verschönert und für die Fremden ein neuer Anziehungspunct geschaffen. Dieselben verweilen dann länger hier und dadurch wird der Stadt Geld zugeführt. Die Gartenbau-Ausstellung hat so recht den Fremdenzufluß illustrirt, haben doch etwa 150 000 Personen die Ausstellung besucht. Zieht man nun eine Parallele zwischen dem hier geplanten und anderen Palmengärten, so ist das Resultat ein für Leipzig günstiges. Frankfurt a. M. hatte zuerst wenig Mittel zur Verfügung und das kleine Grundstück war ein vollständig kahler Platz. Vortheilhafter liegen die Verhältnisse hier. Es ist schon landschaftliche Schönheit vorhanden, die dort erst geschaffen werden mußte, wie die schöne Umrahmung des Platzes und die vorhandenen Anlagen der Ausstellung. In Frankfurt hat z.B. die Herstellung des Teiches circa 400 000 Mark gekostet. Hier ist das Terrain ganz von Wasser umgeben und wenn auch der in der Ausstellung angelegte Teich vertieft werden muß, um Gondelfahrten zu ermöglichen, so ist die Ausführung doch keine so schwierige. Der ganze Plan der Ausstellung war so zugeschnitten, daß er als Grundlage für den Palmengarten dienen kann. In 4-5 Jahren läßt sich ein Palmengarten schaffen, welcher mit jedem andern concurriren kann. Die schon vorhandenen alten Bäume und der für Neupflanzungen so günstige Boden sind ein großer Vortheil, den wir vor anderen derartigen Anlagen voraus haben. In welcher Weise wird nun ein Palmengarten geschaffen? Das ist die nächste Frage. In Köln z. B. ist der Garten sehr beschränkt, und wenn auch in Frankfurt a. M. derselbe größer ist, so ist er doch immer noch zu klein, um den richtigen Genuß eines Gartens eintreten zu lassen. Denn die meisten existirenden Palmengärten sind mehr Palmenhäuser und die darin enthaltene drückende Atmosphäre wirkt nicht erquickend. In einem Palmengarten muß eine angenehme Luft sein. Man hat sich verleiten lassen, um der Seltenheit willen, solchen Pflanzen den Vorzug zu geben, welche eine hohe Temperatur gebrauchen. Es giebt aber viele Pflanzen, welche nur einer niedrigen Temperatur bedürfen, und der hier geplante Palmengarten soll eben vorzugsweise solche Pflanzen enthalten, er soll anders aussehen, als andere Palmengärten, das Publicum soll wirklich den Genuß eines Gartens haben. Wenn der Garten nach diesem Plane ausgeführt wird, so muß er ohne Zweifel die anderen Anlagen übertreffen, und trotzdem werden die Herstellungskosten nicht so viel betragen. Wenn das Project des Palmengartens zur Ausführung kommt, so wird, so schloß der Redner unter lebhaftem Beifall seinen Vortrag, unstreitig Leipzig dadurch gewinnen und insonderheit der westliche Stadttheil wird großen Vortheil davon haben. [1] Am gestrigen Abend hielt der Bezirks-Verein West-Leipzig im Gosenschlößchen zu Plagwitz seine Hauptversammlung ab. Dieselbe wurde in Vertretung des Vorsitzenden Herrn Weyrauch von Herrn Knoll mit einer kurzen begrüßenden Ansprache eröffnet […] Hierauf nahm Herr Handelsgärtner Moßdorf sen. das Wort zu dem zugesagten Vortrag über den „Leipziger Palmengarten“. Die Idee, einen Palmengarten zu schaffen, geht bis in die siebziger Jahre zurück, wo sie schon im Leipziger Gärtner-Verein erörtert wurde. Aber erst 1893 kam die Angelegenheit in Fluß, als gelegentlich der Jubiläums-Ausstellung des Gärtner-Vereins Herr Oberbürgermeister Dr. Georgi das Kuhturmareal als das geeignetste in Vorschlag brachte. Dasselbe war bereits für die Ausstellung von 1884 in Vorschlag gebracht, damals aber wegen der Hochwassergefahr abgelehnt worden. Ein jetzt angefertigter Nivellirungsplan ergab aber, daß dieselbe nur eine illusorische war. Etwaige noch vorhandene Bedenken wurden durch Erhöhung des dem Luppen-Ufer entlang führenden Dammes um 50 cm und durch die neuerbaute große Vorfluthschleuße beseitigt. Das Kuhthurmareal eignet sich für den Palmengarten wie kein zweites, da es einen prachtvollen landschaftlichen Hintergrund und außerordentlich werthvolles altes Baummaterial bietet. Nach der 1893er Gartenbau-Ausstellung wurde daher eine Actiengesellschaft begründet. Die Zeichnung der Actien verzögerte sich etwas, da gegen den neuen Palmengarten von manchen Seiten Bedenken geltend gemacht wurden, namentlich hieß es, der neue Palmengarten wird nur eine neue Kneipe. Dem ist aber nicht so, denn wenn in einem Gartenlocal das Restaurant die Hauptsache und der Garten nur Nebensache ist, so ist das Verhältniß beim Palmengarten, wie aus § … Weiterlesen

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