Aus der Presse – Die Eröffnungsfeier des Palmengartens

Wohl an fünfhundert Gedecke zählte die glänzende Festtafel, welche heute Abend aus Anlaß der feierlichen Eröffnung des Leipziger Palmengartens im großen Saale des Gesellschaftshauses unter Theilnahme der ersten Kreise unserer Stadt veranstaltet worden war. Zum ersten Male erstrahlte der Festsaal im entzückenden Schimmer der großen elektrischen Kronen und der blendenden Lichter der Bronzearme an den Wänden; dabei trug der Lenz seine herrlichsten Blüthen in leuchtenden Tafelarrangements von Narcissen, Azaleen, Eriken, Schneeball und Flieder in die hohe prunkvolle Halle. Rauschende Musik, von der Capelle des 107. Regiments unter Leitung des königl. Musikdirektors Herrn C. Walther ausgeführt, und mit Gablers Leipziger Palmengarten-Marsch „Unter Palmen“ begonnen, belebte das festliche Mahl, nach dessen erstem Gang Herr Oberbürgermeister Dr. Georgi zuerst der hohen Fürsten gedachte, in deren Händen der Frieden ruht, unseres erhabenen Kaisers und unseres geliebten Königs Albert. Seine Worte fanden begeisterten Widerhall in der festlichen Versammlung. Hochgeehrte Festversammlung! Die Palme ist das Symbol des Friedens, und so steht unser Garten im Zeichen des Friedens, er ist aber auch ein Werk des Friedens, denn wie hätten wir schaffen können, wenn nicht die Arbeit des Friedens uns dazu die Mittel gegeben, wenn nicht der Friede uns die fleißigen Hände dazu gelassen hätte, und er ist endlich ein Werk für den Frieden, für die ruhige Erholung nach friedlicher Thätigkeit, für die Annäherung und Befreundung weiter Kreise unserer Bevölkerung. Wie sollten wir da, bei der Eröffnung unseres Werkes nicht zuerst der hohen Fürsten gedenken, in deren Händen der Friede unseres Volkes ruht, die ihn mit ihrem mächtigen Schutze bewahren. Das Sinnen unseres erhabenen Kaisers ist trotz der ungeheueren Macht, die in seine jugendlichen Hände gegeben worden, allezeit darauf gerichtet gewesen, unserem Volke den Frieden zu erhalten, zwar seine Wehr zu Land und See zu stärken, ihm Macht und Einfluß auch in fremden Welttheilen, auch unter Palmen zu erwerben und zu sichern, aber doch immer nur, um unserer friedlichen Arbeit neue Wege zu bahnen, alte zu erhalten. Unser geliebter König, er hat mit seinem nun nahezu 26 jährigen weisen Regimente über unser Land und mit ihm über unsere Stadt die Segnungen des Friedens ausgebreitet, und unser Land erkennt es mit dankbarstem Herzen, was Seine väterliche Fürsorge für die Hebung des Wohlstandes, das Wohlbefinden für alle Kreise gethan hat. Darum lassen Sie denn das erste Wort auch bei dieser festlichen Versammlung ein Wort innigsten aufrichtigsten Dankes für unsern Kaiser, unsern König sein. Lassen Sie uns in den begeisterten Ruf einstimmen: Hoch lebe unser geliebter deutscher Kaiser, König Wilhelm II. von Preußen, hoch lebe unser geliebter König Albert! Brausender Hochruf schloß sich an. Eine Reihe weiterer Trinksprüche folgte. [1] Leipzig, 29. April 1899 – m. Wir haben schon in kurzen Zügen den Charakter und den Verlauf des am Sonnabend Abend im großen Saale des prächtigen Gesellschaftshauses abgehaltenen Festmahles berühren können. Es waren fröhliche Feststunden, die hier, getragen von einer wirklich aufrichtigen Freude über das Gelingen des schönen und gediegenen Werkes architektonischer und gärtnerischer Kunst, alle Kreise unserer Bevölkerung in einer halbtausendköpfigen Tafelrunde vereinten. Bei dieser Gelegenheit hatte der große wirthschaftliche Apparat des Leipziger Palmengartens zum ersten Male seine Feuerprobe zu bestehen; sie fiel zur vollen Zufriedenheit aus, was um so anerkennenswerther erschien, als die Neuheit des Betriebes an den zum Leiter des Restaurants und aller wirthschaftlichen Erquickungsstätten des Leipziger Palmengartens berufenen Herrn Alw. Hensel ganz besonders hohe Anforderungen stellte. Sein Debüt darf als ein glückliches bezeichnet werden einmal im Hinblick auf die gebotene Speisenwahl, dann auch in Bezug auf die ganz erlesenen Weine, mit deren Lieferung die ersten Häuser Leipzigs betraut worden waren. Es war ein herrlicher Anblick, als bei dem strahlenden Licht der elektrischen Kronen der reich ornamentirte Prachtsaal erglänzte, als auf den breiten Galerien hunderte von Zuschauern sich drängten, um Zeuge der fröhlichen Einweihungsfeier zu sein, als rauschende Musik der Capelle des 107. Regiments ertönte und inmitten all dieser frohen Bewegung Gruß und Dank in begeisterten Worten ausgetauscht wurde. Das erste Hoch bei Tafel brachte, wie bereits berichtet, Herr Oberbürgermeister Dr. Georgi auf Kaiser Wilhelm II. und König Albert aus. Ihm folgte der Vorsitzende des Aufsichtsrathes der Actiengesellschaft Leipziger Palmengarten Herr Geh. Commerzienrath Gruner mit einem Trinkspruch auf die Stadt Leipzig, in deren Namen Herr Bürgermeister Justizrath Dr. Tröndlin mit einem Hoch auf den Leipziger Palmengarten und auf das Gedeihen dieses Unternehmens erwiderte. Wenn eine Stadt, so sprach es Herr Geh. Commerzienrath Gruner aus, begünstigt durch ihre geographische Lage, durch politische Verhältnisse anderen Orten gegenüber den großen Vortheil genießt, sich rascher und kräftiger, namentlich in materieller Hinsicht entwickeln zu können, so liegt in Zeiten der Noth, in Zeiten kriegerischer Verwickelungen doch auch in diesem glücklichen Umstande die Gefahr, ihre mit mühevollem Fleiß und durch die Intelligenz ihrer Einwohnerschaft gesammelten Kräfte um so rücksichtsloser in Anspruch genommen zu sehen. Diese Logik der historischen Thatsache hat sich wohl in keiner Stadt schlagender bewahrheitet, als in unserem Leipzig. Es ist hier nur unter Anderem an die wechsel- und verhängnißvollen Schicksale zu erinnern, die über unser Leipzig während des 30jährigen und des 7jährigen Krieges und unter der Napoleonischen Zwangsherrschaft hereingebrochen sind, um die enormen Leistungen zu bewerthen, die mit eiserner Hand unserer Stadt aufgebürdet wurden. Und wie hat Leipzig alle diese Drangsale der Zeiten überwunden! Dank seiner thatkräftigen, hellblickenden Bürgerschaft, die den ihr durch das verliehene hochwichtige Meßprivilegium gesicherten Vortheil in richtiger Erkenntniß immer neu zu verwerthen wußte, ist so zu sagen aus den Trümmern ihres früheren Wohlstandes immer wieder ein neues verjüngtes Leipzig entstanden. Aber auch ideale Güter sind hierbei nicht vernachlässigt worden, denn Hand in Hand mit Handel und Industrie entfalteten sich Kunst und Wissenschaft, genährt und gepflegt durch unsere Universität auf Leipzigs Boden zu hervorragender Blüthe. Diese historischen Thatsachen haben in uns von jeher den festen Glauben Wurzel fassen lassen, daß in Leipzig eine unverwüstliche Lebenskraft wohnt, die ihm eine hoffnungsvolle Zukunft für alle Zeiten sichert. Dieser Glaube ist aber in uns zur Ueberzeugung geworden, in Hinblick auf die bewunderungswürdige Entwickelung unserer Stadt, die sich in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren vor unseren Augen, unterstützt durch die segensreiche Thätigkeit von Männern wie Koch, Cichorius, Stephani, Georgi, Tröndlin, … Weiterlesen

Aus der Presse – Die Eröffnung vom Leipziger Palmengarten

Seit heute Mittag 12 Uhr ist Leipzig um eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges reicher, indem zu dieser Stunde der neue Palmengarten der Oeffentlichkeit übergeben worden ist, nachdem Vormittags 11 Uhr die eigentliche Eröffnungsfeier im großen Saale des Gesellschaftshauses des Palmengartens vor sich gegangen war. Errichtet worden ist der Palmengarten auf eine Anregung des demnächst nach 25jähriger ehrenvoller Thätigkeit in den Ruhestand tretenden Oberbürgermeisters Dr. Georgi, der auch dem zum Zwecke der Errichtung eines Palmengartens bereits 1893 gebildeten Ausschuß angehörte. Als geeignetster Platz wurden die Wald- und Wiesenflächen in der Umgebung des Kuhthurmes unter Hinzunahme des westlich von der Plagwitzerstraße gelegenen Theiles des Ritterwerders, eines kleinen Wäldchens mit hochragenden Bäumen, gewählt, ein Raum von insgesammt 220.000 Geviertmeter Umfang. Nachdem die Platzfrage geregelt war, ward im Juli 1896 die Aktiengesellschaft Palmengarten gegründet. Den Vorsitz im Aufsichtsrathe übernahm der Geh. Kommerzienrath Gruner. Als Vorstand vertritt die Gesellschaft Hermann Zils. Noch im selben Jahre ward ein Preisausschreiben erlassen und darauf, wie schon erwähnt, die Herstellung der Gartenanlagen dem Landschaftsgärtner Otto Moßdorf in Leipzig-Lindenau, die Ausführung aller Hochbauten der Architektenfirma Schmidt u. Johlige und die Ausführung der gesammten Maschinenanlagen dem Ingenieur Franz Schnelle, sämmtlich in Leipzig, übertragen und hiermit das Werk, das jetzt seine Meister lobt, den denkbar besten Händen anvertraut. Mit den Arbeiten im Palmengarten, zu den die Stadt Grund und Boden pachtweise auf 67 Jahre hergegeben hat, ward im Juli 1897 begonnen. Diese Arbeiten waren nun sehr umfassend und schwierig. Behufs Gewinnung der beträchtlichen Bodenerhöhungen ward eine 12750 Quadratmeter große Teichanlage geschaffen, die nunmehr als großer See eine Zierde des Palmengartens bildet. Sehr zu Statten kam für die Entwässerung des ganzen Grundstücks und seiner Baulichkeiten der Umstand, daß an der einen Längsseite des Gartens die tiefliegende südliche Vorfluthschleuse vorbeiführt. Einer früher möglichen Ueberschwemmung des vorderen Theils des Gartens, des sog. Ritterwerders, ist durch Dammanlagen genügend vorgebeugt worden. Zum Eingang an der Plagwitzerstraße führen 4, zu dem an der Frankfurterstraße 3 Linien der elektrischen Bahn die Besucher des Platzes aus dem Inneren der Stadt. Die Einfriedigung längs beider Straßen hat eine verhältnismäßig einfache Gestalt, für die Einfriedigung der Längsseiten ist sehr glücklich Drahtzaun gewählt, der den Blick aus dem Garten in weite Ferne ermöglicht und somit den Garten noch viel ausgedehnter erscheinen läßt, als er thatsächlich schon ist. Nimmt man seinen Weg durch den Palmengarten von der Plagwitzerstraße aus, was rathsam ist, so durchschreitet man zunächst den Ritterwerder. Von da gelangt man über eine nach dem Moniersystem errichtete schmucke neue Elsterbrücke, deren vier Pfeiler an jedem Ende mit zwei Kinderfiguren, vom Bildhauer Mágr lebenswahr in Savonnièrestein ausgeführt, versehen sind. Zwei weitere, doch kleinere Monierbrücken führen nebst einer Holz- und einer niedrigen Steinbrücke über den großen Teich, an dessen Ende man einen künstlichen Berg mit Grottenanlagen gewahrt und an dem sich auch ein als Parkhaus sich dem landschaftlichen Charakter glücklich anpassendes Maschinengebäude und ein zur Benutzung beim Eissport heizbares Gondelstationsgebäude befinden. Vor diesem Gebäude sieht man 6 Gondeln, links von den Brücken den Leuchtspringbrunnen. Nachdem wir die Brücken des „großen See“ überschritten haben, gelangen wir zu dem imposanten Hauptgebäude, das eine Grundfläche von 3280 Quadratmeter einnimmt. Hiervon kommen auf das Palmenhaus 1280 Quadratmeter, auf das Gesellschaftshaus 2000 Quadratmeter. Die eigentliche Grundfläche des Hauptsaales beträgt ohne die Galerien 720 Quadratmeter, die Galerien enthalten 360 Quadratmeter benutzbare Fläche. Der Restaurations-Nebensaal ist 200, der Speisesaal 230, der Nebensaal am Haupttreppenhaus 180 Quadratmeter groß. Außerdem sind noch Terrassen im Freien, vom Galeriegeschoß aus zugänglich, vorhanden, die 340 Quadratmeter umfassen. Die lichte Höhe des Hauptsaals beträgt 15 Meter. Dieser Saal, dem das Tageslicht drei modern verglaste gewaltige Rundbogenfenster zuführen, mit seiner Kassettendecke in Altbronze und seinen anmuthigen figürlichen Bogenzwickelmalereien macht einen ebenso vornehmen wie gefälligen Eindruck und wird durch vier Kronleuchter und reichliche Wandbeleuchtungen elektrisch beleuchtet, doch fehlt auch Gas (als Nothbeleuchtung) nicht. Geheizt werden die Räume mittels Dampf, z. B. mittels Dampfluftheizung in sehr praktischer Weise, wie auch sonst aus das Praktische in diesem Garten und in seinen Baulichkeiten gleichermaßen wie aus das Schöne die weitestgehende Rücksicht genommen und der Kern der vier hohen Treppenhausthürme durch Einlegung der großen Ventilations- und Rauchkanäle geschickt benutzt worden ist. Durch eine je 15 Meter breite und hohe Spiegelglaswand von dem Gesellschaftshaus, das im Stil der modernen Renaissance gehalten ist, getrennt ist das Palmenhaus mit seiner einfachen, aber zweckentsprechenden Verglasung des Oberlichtes und im Hintergrund nach dem großen See zu mit einem geschmackvollen grottenartigen Aufbau, der dem ganzen Palmenhaus einen überaus wirksamen Abschluß giebt. Unter den zahlreichen Palmen sind natürlich die verschiedensten und seltensten Arten vertreten. Oberhalb der Grotte schließt die hintere Wand des Palmenhauses gleichfalls ein mächtiges Rundbogenfenster ab, unterhalb dessen übrigens nach außen hin, von Lehnert‘s Meisterhand geschaffen, zur Versinnlichung der vier älteren Welttheile Amerika, Afrika, Asien und Europa die sitzenden Figuren eines Indianers, einer Negerin, eines Chinesen und einer Europäerin angebracht sind. Dem Hauptgebäude sind ferner auf dessen einer Längsseite grünbewachsene Terrassen mit reicher Sitzgelegenheit vorgelagert, von denen man über den großen Concertgarten mit seinem rotundenförmig gebauten Orchester wie auf den ganzen Park einen schönen Ueberblick hat. Auf der entgegengesetzten Längsseite des Hauptgebäudes befindet sich ein Kesselhaus und Maschinengebäude, hinter dem Hauptgebäude, in der Richtung nach der Frankfurterstraße zu, ein Orangeriegebäude. Auch für andere, mehr praktischen Zwecken dienende Baulichkeiten ist ausreichend gesorgt und die Gebäude des alten Kuhthurms zweckmäßig zu einer Nebenrestauration mit besonderem kleinen Concertgarten umgewandelt. Die Beleuchtung des Palmengartenareals, sowie der Gebäude erfolgt durch 120 Bogen- und 1000 Glühlampen. Die Baukosten werden sich voraussichtlich auf 1.600.000 Mk. stellen. Dafür ist aber auch etwas eigenartig Schönes geschaffen worden, wie es wenige Städte in ähnlicher Weise zu bieten vermögen. – Die feierliche Eröffnung vollzog sich in Gegenwart der Spitzen der kaiserl. und königl. Behörden, der städtischen Körperschaften, der offiziellen Vertreter des Handels- und Gewerbestandes, der Kunst und Wissenschaft und zahlreicher geladener Bürger der Stadt. Auf der Galerie des Festsaales hatte ein reicher Damenflor Platz genommen. Die Feier wurde mit dem Vortrag des ambrosianischen Lobgesanges durch die vom königl. Musikdirektor Walther geleitete Kapelle des 8. Infanterie-Regiments Nr. 107 eröffnet. Zunächst nahm der Vorsitzende des Aufsichtsraths der Aktiengesellschaft „Leipziger Palmengarten“, Herr Geh. … Weiterlesen

Aus der Presse – Ein Rundgang vor Eröffnung des Palmengartens

Der Leipziger Palmengarten auf dem umfangreichen Areale des alten Kuhthurms macht in seinem Ausbau und künstlerischen wie gärtnerischen Ausgestaltung recht hübsche Fortschritte. Trotzdem wird es, wie wir von Anfang an berichten konnten, nicht möglich sein, die neue reizende Anlage, welche den Besucher in ihrer Blumentracht und mit dem stattlichen Baumbestände jetzt schon die künftige Schönheit ahnen läßt, im Laufe des Sommers fertig zu stellen, obgleich von früh bis Abends viele fleißige Hände hier beschäftigt sind. Doch sind der Arbeiten noch zu viele zu bewältigen. Der an Plagwitz angrenzende kleinere Theil (Ritterwerder), der in der Hauptsache nur Baumbestand aufweist und mit dem großen Plane durch eine massive, die Luppe überspannende Brücke verbunden ist, kann im Wesentlichen als vollendet betrachtet werden; anders aber steht es in dem großen Theile. Zwar schreitet auch das Palmenhaus gut vorwärts, die eisernen Bohlenbänder streben fest und mächtig empor, die Seitenwände werden in Kliebern emporgezogen, doch harren noch gar viele andere Arbeiten hierbei ihrer Beendigung, wie die Glaserarbeiten, die innere Ausstattung ec. Ebenso das Maschinenhaus mit der hohen Esse, die Warmhäuser ec., aber daneben sind immer noch große Erdbewegungen zur Ausschachtung des Teiches, zur Anlage von Blumenbeeten ec. zu bewältigen. Hoffentlich jedoch bringt uns der Herbst auch viele schöne Tage, damit wir sie zum Theil dann in der fertig gestellten Anlage verleben können. [1] Wenn der Winter, in den wir uns anschicken, einzutreten, vorüber sein wird und neues Frühlingshoffen die Welt erfüllt, dann wird auch der Zeitpunct der Eröffnung des Leipziger Palmengartens gekommen sein. Mit allen Kräften wird auf dem umfangreiche Areale im Westen der Stadt, so lange es die Witterung nur irgend gestattet, gearbeitet, um die herrlichen Anlagen fertig zu stellen und im kommenden Jahre Tausenden von Besuchern die Möglichkeit zu geben, sich an den reichen Naturschönheiten, die das Palmengartenareal bietet, zu ergötzen. Schon jetzt aber wird von Vielen die Frage aufgeworfen, wie weit die Arbeiten im Palmengarten gediehen sind, und diese Fragen mögen auf einem kurzen Rundgange durch die Anlagen, auf den wir die Leser bitten, uns zu begleiten, ihre vorläufige Beantwortung finden. Betreten wir durch den überaus geschmackvollen Eingang von der Plagwitzer Straße aus den Palmengarten, so befinden wir uns zunächst im ehemaligen Ritterspürchen, das zu einem mit prächtigen Coniferen- und Laubholzgruppen bestandenen Waldpark umgewandelt ist, an dessen Promenadenwegen lauschige Ruheplätzchen zum Verweilen einladen. Wir verlassen den Waldpark und begeben uns über eine in kühnem Bogen geschwungene, durchweg nach dem Moniersystem erbaute, bereits vollständig fertig gestellte Brücke über die Elster nach den eigentlichen gärtnerischen Anlagen des Palmengartens. Was diese Anlagen so entzückend gestaltet, das ist der prächtige alte Baumbestand: wo der Besucher auch weilt, immer begegnen seine Blicke herrlichen Baumgruppen, die den einzelnen Partien und dem Ganzen landschaftlich den größten Reiz gewähren. Fürwahr, es konnte kein günstigerer Platz in der näheren Umgebung Leipzigs für den Palmengarten gefunden werden, bringt doch gerade dieser so recht eigentlich zum Bewusstsein, wie reich an landschaftlichen Schönheiten unsere baum- und waldgesegnete Umgebung ist. Einen Hauptanziehungspunct der Anlage bildet der große Weiher, an dessen Ufer sich Promenadenwege hinziehen, die in südlicher Richtung zu einer lieblich durch des Gärtners Kunst gestalteten Grotte führen, von deren Anhöhe ein über Tuffsteingruppirungen plätschernder Wasserfall, der Abends elektrisch beleuchtet wird, sich ergießt. Auch die Grotte selbst wird in elektrischem Glanze farbenprächtig erstrahlen. Fast inmitten des großen Weihers sind die Vorrichtungen für die Leuchtfontaine ausgestellt worden, die in ihrer Größe der unvergeßlichen Leuchtfontaine der vorjährigen Ausstellung entspricht, in ihren Farben- und Lichteffecten aber noch vielgestaltiger und mannigfaltiger ausgestattet ist. Ausdrücklich muß hier betont werden, daß man die Leuchtfontaine von allen Seiten bequem sehen kann und daß somit Tausenden von Besuchern ungestörter Genuß in Anschauung der Fontaine gesichert ist. In ausgedehntem Maße wird auf dem Großen Weiher im Sommer dem Gondelsport, im Winter dem Schlittschuhlaufen gehuldigt werden können, auch hierfür sind von vornherein große und bequeme Vorkehrungen durch Anlage von Gondelstationen ec. getroffen worden. Passiren wir im Weitergehen die Brücke, durch die vom großen Weiher ein kleineres Becken abgeschnitten wird, und halten wir uns rechts, so gelangen wir zu dem Rosengarten, der in tausend Spielarten die Königin der Blumen in reichster, entzückender Mannigfaltigkeit zeigen wird, und zu den ausgedehnten Turn- und Spielplätzen, auf denen die Freunde der immer mehr auch bei uns in Ausnahme kommenden Bewegungsspiele im Freien sich nach Herzenslust tummeln können. Weiter nach der Frankfurter Straße zu schließen sich zahlreiche Frühbeet- und Gewächshäuser an; in einem jetzt gleichfalls bereits fertig gestellten Gebäude wird die Orangerie etablirt, in anderen von früher der stehen gebliebenen, gegenüber der Orangerie belegenen Gebäuden hat die Verwaltung des Palmengartens dauernd ihren Sitz aufgeschlagen. Den baulichen Haupt- und Glanzpunct der ganzen Anlage bildet das Gesellschaftshaus mit seinen Sälen, Veranden und Terrassen und mit daran sich anschließendem, ganz aus Glas und Eisen hergestelltem mächtigen Palmengarten. Hunderte von Werkleuten sind beschäftigt, den umfangreichen, architektonisch herrlich gestalteten Bau seiner Vollendung entgegenzuführen. Herr Baurath Johlige, der die Pläne zu dem Gebäude entworfen hat und der unermüdlich thätig ist, die Weiterführung des Baues zu überwachen, entsprach mit dem Gesellschaftshause hohen künstlerischen und praktischen Anforderungen und hat hier ein Werk geschaffen, für das ihm der bleibende Dank der Bewohner unserer Stadt gesichert ist. Späterer Berichterstattung wird es vorbehalten bleiben, über Einzelheiten des imposanten Baues Näheres in die Oeffentlichkeit zu bringen, jetzt sei nur so viel bemerkt, daß das Gebäude im Aeußeren fertiggestellt ist und daß gegenwärtig an der inneren Ausgestaltung, sowie an der Schmückung des Gebäudes mit allem Eifer gearbeitet wird; so erhält als besonderen Schmuck das Südportal fünf von Lehnert’s Meisterhand modellirte Figuren, welche die Welttheile in vortrefflicher Weise versinnbildlichen. – In dem seitlich vom Gesellschaftshause errichteten Maschinenhause finden zwei Dampfmaschinen mit je hundert Pferdekräften für Kraftentfaltung, Beleuchtungs- und Wärmeanlagen Aufstellung. Vor dem Gesellschaftshause werden reiche gärtnerische Arrangements, die ein Fontainenbassin einschließen, ausgeführt, so daß beim Eintritt von der Frankfurter Straße aus der Besucher gleichfalls die besten Eindrücke empfängt. Die gesammten gärtnerischen Anlagen sind von einem wohlbekannten, hochgeschätzten Meister der Gartenkunst, Herrn Landschaftsgärtner und Garteningenieur Otto Moßdorf in L.-Lindenau, ausgeführt, und wir sagen nicht zu viel, wenn wir behaupten, daß sie nicht herrlicher hätten gestaltet werden … Weiterlesen

Vorbericht vom Garteninspektor des Botanischen Gartens in Leipzig

Als es sich im Jahre 1893 darum handelte, einen Platz ausfindig zu machen, um zur 50 jährigen Jubelfeier des Leipziger Gärtnervereins eine Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung grofsen Stiles zu veranstalten, erwies sich das Kuhturmgrundstück, dicht vor Lindenau gelegen, als in jeder Hinsicht vorteilhaft für diesen Zweck. Sehr vielen deutschen Gärtnern wird diese Ausstellung noch lebendig vor Augen stehen. Es ist das Areal, auf dem sich jetzt der Leipziger Palmengarten entwickelt und seiner vorläufigen Vollendung entgegensieht. Mächtige Baumgruppen, besonders aus alten Eichen bestehend, umgrenzen das Gelände oder sind in Gruppen in demselben zerstreut. Sie schauten auch schon als alte Knaben ein grofses Stück Weltgeschichte, sie waren Zeugen des Rückzuges der französischen Armee des weltbeherrschenden Korsen nach der Leipziger Völkerschlacht. Die Ausstellung von 1893 förderte ungemein die Idee, auf diesem von Natur aus herrlich gelegenen und historischen Platze einen Palmengarten zu schaffen. Besonders war es der Oberbürgermeister von Leipzig, Herr Dr. Georgi, welcher in seiner damaligen Eröffnungsrede darauf hinwies, dafs es für die Stadt Leipzig angebracht sei, die temporäre Ausstellung in einen ständigen Palmengarten umzuwandeln. So hat denn auch Herr Dr. Georgi in diesem Sinne weiter gewirkt, der Leipziger Palmengarten sieht seiner Vollendung entgegen. Grosse Projekte waren es, welche sich in letzter Zeit mit der direkten Umgebung des Palmengarten-Areals beschäftigten. Die grossen, vom Frankfurter Thore aus beginnenden, saftig-grünen Wiesen wollte man in ein mächtiges Elster-Bassin verwandeln; dem Palmengarten gegenüber, dem Rosenthale zu, liegt der Leipziger Sportplatz, dessen weitere Umgebung für die National-Festspiele in Aussicht genommen war. Es ist in der That zu bedauern, dass besonders das letztere Projekt durch die Nichtannahme der darüber zu beschliessenden Versammlung nicht zur Ausführung kommt. Liegt der Leipziger Palmengarten vom Mittelpunkte der Stadt etwas weit entfernt, so gleichen doch die vorzüglichen Verbindungen durch die elektrische Strassenbahn diesen etwaigen Nachteil (?) wieder vollständig aus; die russgeschwängerte Luft macht sich wenig geltend, für Koniferen und ähnliche Pflanzen, die in der Stadt Leipzig nur ein dürftiges Wachstum zeigen, sind hier weit vorteilhaftere Vegetationsbedingungen vorhanden. Prächtige Spaziergänge durch den in der Nähe des Palmengartens liegenden Johanna-Park, welche durch den zu schaffenden Ausstellungspark fortgeführt werden, führen uns direkt zum Palmengarten und lassen uns letzteren als beliebtes Endziel einer angenehmen Fusswanderung erscheinen. Aus diesen Notizen ersehen wir, dafs die natürliche Lage des Palmengartens in jeder Beziehung befriedigen mufs. Die gesamte Arealgrösse beträgt 189 777 qm. Der prächtige alte Waldbestand, der sogenannte Ritterwerder an der Plagwitzer Brücke, umfafst 32 287 qm. Er ist zumeist mit alten Eichen, Linden, Hainbuchen, Eschen, Erlen und Buchen bestanden. Früher bildete er ein undurchdringliches Dickicht, welches nach gehöriger Auslichtung und nach Schaffung breiter schattiger Wege einen selten schönen Eingang zu diesem Etablissement bildet. Der Erschaffer des Palmengartens, Herr Landschaftsgärtner Otto Mossdorf, unterstützt von seinem Sohne, hat es verstanden, die alten Baumbestände in jeder Weise vorteilhaft der Neuanlage anzugliedern, so dafs das ganze Bild schon in der ersten Anlage einen ziemlich fertigen Eindruck macht. Wir sind ja von Herrn Mossdorf vorzügliche Leistungen in der Landschaftsgärtnerei gewohnt, durch seine langjährigen praktischen Arbeiten auf diesem Gebiete konnte es ihm nicht schwer fallen, hier etwas Vorzügliches zu liefern, seinen bisherigen Werken durch die Anlage des Palmengartens die Krone aufzusetzen. Haben wir den Ritterwerder durchschritten, so blicken wir von der über die Elster führenden Brücke über weit ausgedehnte Wiesenflächen bis auf das Rosenthal auf der einen Seite, auf Villen und prächtige Flusspartien auf der andern. Manchen der Leser wird es interessieren, dafs der Brücke gegenüber die „Villa Klinger“ liegt, des Heims jenes berühmten Leipziger Malers und Bildhauers, dessen Werke, wie z. B. sein Kolossalgemälde „Christus im Olymp“, die ganze Kunstwelt in Aufregung gebracht haben. Man sieht oft von der Brücke aus diesen hervorragenden Leipziger Künstler in Hemdsärmeln in seinem Atelier an seinen Neuschöpfungen arbeiten. Treten wir nun in den eigentlichen Palmengarten ein, so haben wir zunächst linker Hand eine grofse Grottenanlage, ein Überbleibsel der Leipziger Ausstellung. Koniferen bilden ihre Einrahmung, ein Wasserfall wird in elektrischer Beleuchtung seine Wassermassen herabwerfen. Die Teichanlage hat die beträchtliche Ausdehnung von 12 749 qm, eine Lichtfontäne wird künftig die Wasserstrahlen in allen Farben in die Höhe schleudern. Im Sommer werden Kähne den grofsen Teich beleben, im Winter Schlittschuhläufer sich auf spiegelblankem Eise umhertummeln. Der mächtige Bau des Palmenhauses (Abb. Seite 6), welcher sich dem Gesellschaftshause angliedert, ist von der bekannten Firma Mosenthin in Leipzig-Eutritzsch ausgeführt und harrt zur Zeit der Verglasung. Das Palmenhaus hat eine Grundfläche von 1276 qm, die Höhe des Hauses beträgt 22 m, die Länge 44 m und die Breite 29 m. Grosse Glaswände bringen es in unmittelbaren Zusammenhang mit dem grofsen Konzert- und Gesellschaftssaale. Das von den Architekten Schmidt und Johlige in Leipzig ausgeführte Gesellschaftshaus hat eine Grundfläche von 1780 qm. Es wirkt in seiner Gesamterscheinung sehr vornehm, wie die beigegebene Abbildung Seite 6 bestätigt. Anerkennenswert ist, dass Garten- und Bauarchitekten bei dieser grossen Anlage stets Hand in Hand gearbeitet haben, nur so kann etwas Erspriessliches geleistet werden. Breite Terrassen umgeben das Gesellschaftshaus, von denen man einen Überblick auf die mit Rhododendron-Gruppen eingefafsten Parterre-Anlagen geniesst, während die junge Welt, wenn sie sich im Konzertparke tummelt, von diesen erhöhten Sitzplätzen aus stets zu beobachten ist. An den alten historischen Burghof grenzt das Orangeriegebäude, dem sich die Kulturhäuser und der Anzuchtsgarten anschliessen. Die Gewächshäuser sind von Fränkel & Co, in Leipzig-Lindenau erbaut und werden mit Fränkels Patent-Rostfeuerung erwärmt. Gute Kulturhäuser sind ja für eine derartige Anlage eine Hauptbedingung, um stets ein vorzügliches Schaumaterial für das Palmenhaus heranzuziehen, erkrankten Pflanzen wieder auf die Wurzeln zu helfen u. s. w. Um die nötige Terrainbewegung zu schaffen, waren etwa 80 000 Kubikmeter Erde zu bewältigen; die sämtlichen Wege haben die beträchtliche Länge von 6 Kilometern, während 100 Bogenlampen den Park erhellen werden. Das ganze Unternehmen ist ein Aktien-Unternehmen. Die Aktie ist auf 600 Mark normiert. Nach Fertigstellung der ganzen Anlage ist Herrn Döbner die praktische Leitung und Unterhaltung derselben anvertraut, während Herr Justizrat Colditz aus Leipzig, ein grosser Gartenfreund, die Seele des Ganzen ist. Das Interesse für den Leipziger Palmengarten, welcher ein gemeinnütziges Institut vorstellt, macht sich im Publikum bereits durch wertvolle Schenkungen bemerkbar. Freilich haben wir dort auch manche Schenkungen gesehen, … Weiterlesen

Aus der Presse – Das Richtfest vom Gesellschaftshaus im Palmengarten

Vor wenigen Tagen hat man im Palmengarten das Richtfest des großen Gesellschaftshauses gefeiert und damit den ersten bedeutsamen Abschnitt in der Geschichte dieses Unternehmens markirt. Es ist nur erst ein Schritt, der damit zum Fertigen gethan worden ist, aber doch schon ein recht großer und bedeutsamer. Das wird bereits sofort den Außenstehenden erkennbar, wenn er vom Kuhthurm aus seinen Blick dem Hauptgebäude zuwendet, das in der Mitte des Hauptplans, erhöht, herausgehoben aus der weiten Wiesenfläche und auf Terrassen gesetzt, seine Umgebung als ein großes architektonisches Ganze in vornehmen Formen beherrscht. Freilich, zu seiner Vollendung im Inneren und Aeußeren fehlt noch Vieles, und es wird bis zu dem Winter hinein reiche Arbeit geben, ehe an seine Eröffnung gedacht werden kann. Noch liegt das Sparrenwerk des flachen Daches offen, ebenso die zierlichen Spitzen der vier, den mächtigen Bau und seine Rundbogen flankirenden Eckthürme, welche einen wirksamen Abschluß des mächtigen Werkes bilden helfen, doch genügt bereits diese in kräftigen Strichen gegebene äußere Contourenzeichnung, um das zukünftige Bild dieser Abtheilung geistig weiter auszugestalten, es mit breiten Terrassen, Balustraden und Pergolen zu beleben und es in eine blühende Umgebung, die des Gärtners Kunst noch schaffen soll, hineinzustellen. Einem weitbauchigen Riesenskelett gleich, legt sich jetzt die in kühner und mächtiger Eisenconstruction gespannte Palmenhalle, die zukünftige Pflanzenschauhalle, unmittelbar an die Bewirthungsräume. Dröhnende Hammerschläge, lautes Klopfen am Metall lehren, daß erst das Eisen seinem Zwecke fügsam gemacht werden muß, ehe die Sonne durch das Glas auf die Palmen scheinen kann. Wohl wird diese Palmenhalle einen besonderen Glanzpunct des Gartens bilden, immerhin soll nach den bei der Errichtung des letzteren ausgesprochenen Grundsätzen, wie sie in Anbetracht unserer klimatischen und örtlichen Verhältnisse von vornherein mit voller Berechtigung geltend gemacht wurden, der eigentliche Schwerpunct des Palmengartens in der Vielseitigkeit und Gediegenheit der im freien Lande hergestellten gärtnerischen Anlagen zu suchen sein. Welcher Spielraum bietet sich einer solchen Aufgabe dar! Eine verfügbare Fläche von nahezu 21 Hektar ist hier der gärtnerischen Kunst zur Entfaltung ihres Wirkens gegeben worden, eine riesige Fläche in den herrlichen Wiesenanlagen zwischen dem Kuhthurm und der Plagwitzer Straße, zum Theil von der Elster durchschnitten, zum Theil von der Luppe und dem Kuhburger Wasser umzogen. Es ist kein Wunder, wenn angesichts dieses gewaltigen Terrains, dessen Bearbeitung eine umfassende Erdbewegung erheischt, noch heute die Ausschachtungs- und Nivellirungsarbeiten nicht ruhen, wenn schwerbeladene, kreischende Kipplowries über die den Plan durchkreuzenden Feldbahnen ziehen und große Arbeitercolonnen eine Hunderte von Quadratmetern umfassende Bodenfläche mit Hacke und Spaten zu einem Weihergrund vertiefen. Zwei feste Brücken von genügender Breite überschlagen bereits den zukünftigen See im Kleinen, eine dritte breite und große, für Fußgänger und Wagen geschaffen, überwölbt in hoher Spannung den Elsterfluß. Sie führt in den Ritterwerder hinein, in jenen lauschigen Naturpark, der, vom Unterholz gesäubert, seine mächtigen Eichen aus saftiggrünem Rasengrund emporwachsen läßt. „Wit, wit, wit“ und „Tü, tü, tü“ lockt hier der Waldesfänger fröhliches Gezwitscher; ab und zu das Klappern von Rudern an den Booten der wasserfahrenden Leipziger vom Ruderclub, dann wieder Stille im lauschigen Hain. Nun zurück auf der breiten Brücke, die ein kunstvoll geschmiedetes Geländer trägt und kräftige steinerne Brückenköpfe. Wie eine Halbinsel legt sich an das weidenumbuschte Ufer der Elster im Westen das Parkstück unseres Meisters Max Klinger mit dem aus vollem Grün hervorleuchtenden Atelier, während nach Osten und Nordosten hin sich das weite Gelände der Wiesen vor dem Frankfurter Thore dem Auge erschließt, bis die dichte Waldgrenze des Rosenthales den Horizont umsäumt. Bequeme Kieswege in gefälligen Windungen durchschneiden das wellenförmig auf- und absteigende weite Gartengebiet im Süden der Anlagen. Vergeblich nach Blumen suchend, flattern bunte Falter darüber; Blumen giebt es noch keine, abgesehen von den Blüthen des Rosariums im Osten des Planes, welche die ersten Palmengartengrüße auszurichten haben. Dagegen zeigen verschiedene Coniferengruppen und sonstige vielfache Anpflanzungen von Busch und Baum, daß das landschaftliche Element bereits genügend festen Fuß zu fassen begonnen hat, namentlich im südlichen Theile des Gartens, wo unweit der Brücke aus Holzgeäst im Felsbau die Grotte mit dem Wasserfall erscheint. Weiter vorn wird fleißig an der Errichtung der Fontaine im großen Weiher gearbeitet; ein zierliches Barockhäuschen ersteht am kleinen See, gegenüber ein zweiter Pavillon am Wasser, dann ganz vorn neben dem Kuhthurm, etwas zur Seite gerückt, sind die Gewächshäuser im Entstehen begriffen, ebenso die Warm- und Kalthäuser. Auch die hohen Masten der elektrischen Beleuchtungsanlagen markiren bereits das Lichtbereich des Gartens für den Abend; die Quelle des Lichtes aber wird gegenwärtig im Maschinenhause dicht neben dem Kuhthurmgrundstück „gefaßt“, wo berufene Kräfte die Maschinen montiren. In der Umgebung des Hauptgebäudes kann natürlich mit Rücksicht auf den Bau die gärtnerische Kunst noch nicht ansetzen, doch wird hier und da Gras gesät und der Boden für seine zukünftige Bestimmung vorbereitet. Einige Rhododendrongruppen wagen sich schon schüchtern hervor. Was der Leipziger Palmengarten als umfriedeter Park und großer Ziergarten einst bieten soll, das liegt jetzt in großen Zügen vor. Sein Ausbau, seine Ausschmückung, seine Verschönerung, sein blühendes Gewand müssen dann weiter das Motto wahr machen, welches einst Landschaftsgärtner Otto Moßdorf, der gegenwärtige Bauleiter der gärtnerischen Anlagen, in sinnigem Wort unter seinen preisgekrönten Entwurf setzte: „Wenn Kunst sich in Natur verwandelt, so hat Natur und Kunst gehandelt.“ Als abgeschlossenes Ganze steht schon der Kuhthurm da, diese freundliche Gastwirthschaft mit ihren Weinspalieren, mit ihrer schmucken Malerei, mit ihren originellen Birkholzveranden, mit ihrer an das alte Forsthaus gemahnenden Zier von Hirschgeweihen an den Giebeln, mit dem goldenen Hirsch als Wetterfahne auf dem Dachreiter, kurz mit allem Schmuck, welcher jeden Freund „der grünen Farbe“ erfreut. Ja, selbst die „Schweden“ auf den mit rothleuchtenden Decken belegten Tischen sind grün. Der Kuhthurm hat längst zum Willkommen gerufen, und seine Besucher schauen neugierig durch die Drahtgitter, um das Wachsen und Werden der neuen, hochherzig von unserer Bevölkerung unterstützten Schöpfung gärtnerischer Kunst und architektonischer Kraft zu verfolgen, die auf einem historischen Boden entsteht. Historisch ist die Stätte da draußen an der Elster und Luppe. Denn wie der schlichte Denkstein im Kuhthurm mit einfachen Worten verkündet, in dem er auf das unter vielen und schweren Opfern von den Oesterreichern geführte Gefecht vom 16. October 1813 hinweist, in welchem sich die Truppen unter … Weiterlesen

Aus der Presse – Die Neueröffnung vom Kuhturm-Restaurant

Ein Idyll aus Leipzigs Vergangenheit wird wiederkehren, sobald das mit dem Palmengarten verbundene vordere Restaurant (früher Kuhthurm-Restaurant) wieder eröffnet ist. Zwar ist noch Alles im Werden, allein ein Blick in die zahlreichen, zu traulichen Kneipzimmern ausgestatteten Räume des Parterre und der ersten Etage zeigt den erlesenen Geschmack, welcher hier maßgebend ist. Um den früheren Wirthschaftshof ziehen sich rings mächtige Veranden und uralte Baumriesen ragen mit den Wipfeln darüber. — Kurz, noch vor der Eröffnung des Palmengartens wird dem Publicum ein Erholungsplatz zugänglich gemacht werden, welcher rasch sich vollster Beliebtheit um so mehr erfreuen dürfte, als in Herrn Alwin Hensel ein Gastronom für dasselbe gewonnen wurde, welcher vollstes Verständniß für seine dort harrende Ausgabe besitzt. Tausenden von Leipzigern ist Herr Hensel bereits aus seiner Dresdner Thätigkeit, speciell in der „Alten Stadt“ der 1896er dortigen Ausstellung, bekannt und nicht unmöglich erscheint es, daß seinem emsigen Schaffen es gelingt, das vordere Palmengarten-Restaurant schon zum Pfingstfeste dem allgemeinen Besuchern zu öffnen.  [1] Mit Bienenfleiß schaffen eine große Anzahl Arbeiter und Künstler, um das an der Frankfurter Straße gelegene vordere Palmengarten-Restaurant bis Pfingsten fertigzustellen, und ohne Zweifel wird es Herrn Hensel, dem Bewirthschafter des Etablissements, gelingen, Fertiges zu bieten, sobald er die Pforten des alten Kuhthurms den Gästen öffnet. Die inneren Räumlichkeiten, allerliebst ausgestattete trauliche Kneipzimmer, sind nahezu vollendet, ebenso die rings sich um die Gebäude ziehenden mächtigen Veranden und der Musikpavillon. Auch die westlich des Kuhthurmgebäudes befindlichen gärtnerischen Anlagen werden in den Restaurationsbetrieb einbezogen und viele Hunderte werden da lauschige Plätzchen finden, um sich inmitten prangender Natur zu erholen. Die Art und Weise der Einrichtung dieses vorderen Etablissements, das unabhängig vom Besuch des Palmengartens selbst auch nach dessen Eröffnung weiter bestehen wird, läßt angenehme Schlüsse zu auf das später unter Leitung des Herrn Hensel zu eröffnende Hauptrestaurant. [2] Das Palmengarten-Restaurant (vorderes) wird am 1. Pfingstfeiertag seiner Bestimmung übergeben werden, und wer dahin seine Schritte lenkt, der wird staunen ob der Veränderung, die sich der alte „Kuhthurm“ und dessen unmittelbare Umgebung gefallen lassen mußten, um in großartigster Weise neu zu erstehen. Ein herrlicher Erholungsort ist dort geschaffen worden, dessen lebhafter Besuch nicht ausbleiben wird. Bezüglich der Bewirthschaftung desselben ersehen die Leser alles Nähere aus dem Inserat vorliegender Nummer. [3] Während die baulichen Arbeiten der im Westen Leipzigs zu errichtenden Palmengartenanlage auf das Eifrigste gefördert werden, um den Palmengarten selbst noch im Laufe des Jahres seiner Vollendung entgegenzuführen, hat bereits ein Theil des wirthschaftlichen Betriebes, soweit er nicht in directem Zusammenhang mit den zu errichtenden großen Neubauten steht, eröffnet werden können: der Kuhthurm, unmittelbar neben dem Haupteingange zum Palmengarten an der Frankfurter Straße gelegen, ist in jüngster Zeit seiner Bestimmung, als Restaurant zu dienen, übergeben worden. Das malerische Gebäude, welches früher den mannigfachsten Zwecken, unter Anderen auch denen der landwirthschaftlichen Versuchsstation der Universität Leipzig diente, erfuhr in den letzten Wochen eine durchgreifende architektonische Erneuerung, mit welcher gleichzeitig die Errichtung zweckmäßiger und schöner Neubauten verbunden wurde, so daß sich der Kuhthurm nunmehr als ein einheitlicher Restaurationsbetrieb präsentirt. Das mit der Front nach Norden gelegene Hauptgebäude wurde an seiner Gartenseite mit einer alle Nebengebäude miteinander verbindenden breiten Wandelhalle versehen, die Hunderten von Besuchern einen bequemen Aufenthalt gewährt. Ihr origineller durch natürliche Birkenholzconstructionen gegebener Charakter steht in vollem Einklang zu der malerischen Ausschmückung, welche sowohl den langen Wandflächen der Colonnaden als auch sämmtlichen Innnenräumen des Hauptgebäudes gegeben wurde. Diese von Herrn Maler A. Hesse entworfene und ausgeführte künstlerische Decoration, die in einem seinem Wesen nach mittelalterlichen Stil gehalten ist, ohne sich streng daran zu binden, belebt die Wände mit einem flotten Arabesken- und Figurenspiel; es erfüllt sie mit einer Reihe symbolischer Motive, die namentlich im Hinblick auf die einstige forstwirthschaftliche Bedeutung des Kuhthurmes sich vielfach auf die Jagd beziehen. Auch in seiner sonstigen wirthschaftlichen Einrichtung trägt das Etablissement, das einen tüchtigen Vertreter des Gastwirthsstandes, Herrn Alwin Hensel, an der Spitze und Leitung seines umfassenden Betriebes steht, vereinigt sich die mustergiltige und zweckmäßige Anordnung mit einer gediegenen und vornehmen Ausstattung, die für den Gast nur wohlthuend wirkt. Mit der Eröffnung dieses ersten Palmengarten-Restaurants ist ein Etablissement von freundlichstem Charakter unserer Bewohnerschaft erschlossen worden; seine Beliebtheit hat sich bereits kurz nach seiner Eröffnung geäußert, als Schaaren von Besuchern sich den reizenden Anlagen und Bauten am ehemaligen Kuhthurm zuwandten und die erste Etappe zum zukünftigen Palmengarten besetzten. [4] Der Inhaber des vorderen Palmengarten-Restaurants (Kuhthurm) wird, wenn das Wetter ein günstiges ist, am nächsten Mittwoch, den 29. Juni, das erste Concert veranstalten, das von der gesammten Capelle des 10. königl. sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 134 unter Herrn Alfred Jahrow‘s ausgezeichneter Leitung ausgeführt wird. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Herr Hensel mit dieser Veranstaltung den Wünschen Vieler entgegenkommt. Sicher steht auch dem Concert, das wie alle von der genannten Capelle gegebenen ein vortreffliches sein wird, starker Besuch in Aussicht, ist doch durch die elektrische Bahn günstige Gelegenheit gegeben, das hübsche Restaurant der neuen großartigen Anlage, welche das allgemeinste Interesse beansprucht, bequem zu erreichen. [5] [1] Das vordere Palmengarten-Restaurant, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, Beilage. Abendausgabe vom 6. Mai 1898, S. 3495. [2] Das vordere Palmengarten-Restaurant, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 3. Beilage vom 19. Mai 1898, S. 3855. [3] Das vordere Palmengarten-Restaurant, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 8. Beilage. Sonntagsausgabe vom 29. Mai 1898, S. 4137/4140. [4] Vom Leipziger Palmengarten, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, Sonntagsausgabe vom 12. Juni 1898, S. 4471. [5] Das vordere Palmengarten-Restaurant, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 8. Beilage. Sonntagsausgabe vom 26. Juni 1898, S. 4881.

Aus der Presse – Palmengarten-Entwurf von Otto Mossdorf – Wettbewerb

Das Bedürfnis des Menschen, nach angestrengter Arbeit Erholung in der schönen Natur, welche sich in der Landschaft verkörpert, zu suchen, ist jedenfalls ein Hauptbeweggrund gewesen, welcher Männer der Großstadt Leipzig zu dem Entschluß geführt, einen Palmengarten zu gründen, der neben der leiblichen Erholung auch hauptsächlich dem Bedürfnis nach ästhetischen Genüssen im vollsten Maße gerecht wird. Das Vergnügen am schönen Garten als idealisierte Landschaft gehört mit Recht zu den edelsten Passionen der heutigen gebildeten Welt, wie dasselbe ja schon in der ältesten Zeit als ein Maßstab für die Kultur gebildeter Völker galt. Unsere heutige Zeit mit ihrer ruhelosen Hast nach Entwickelung auf allen Gebieten hat um so mehr Ursache, diesem aufregenden Treiben gegenüber fort und fort zu sorgen, daß Gelegenheit gegeben werde, durch schöne Natur die Menschen immer und immer wieder darauf hinzuweisen, wo wahre Erholung und Ruhe zu finden sei, um das notwendige Gleichgewicht in dem jetzt mitunter so sehr realisierten Treiben herzustellen. Daher ist der Beschluß, einen Palmengarten zu schaffen, mit großer Freude zu begrüßen und wird in der Bevölkerung Leipzigs jedenfalls dankbare Anerkennung finden. Der Name Palmengarten sagt schon, daß die Absicht vorliegt, damit nicht bloß einen schönen Garten zu schaffen, welcher in günstiger Jahreszeit Gelegenheit zur Erholung bietet, sondern daß man auch gewillt ist, bei ungünstiger Witterung, ja mitten im Winter, wenn Frost und Schnee den Aufenthalt im Freien beschränken, dem Publikum den Genuß zu verschaffen, die Wunder der Pflanzenwelt unter schützendem Glasdach zu bewundern, unter Palmen nicht nur zu wandeln, sondern auch Aufenthalt daselbst nehmen zu können. Um diesen beiden letztgenannten Hauptzwecken gerecht zu werden, ist vorliegender Entwurf entstanden. Bei dem vorhandenen schönen, alten Baumbestand war hauptsächlich darauf Rücksicht zu nehmen, daß bei Anlage der Gruppierung, Rasenbahnen, Wege und Anordnung der Gebäude dieselben nicht nur möglichst geschont, sondern auch benutzt werden zur günstigen landschaftlichen Einordnung in das Gesamtbild, sowie in die einzelnen Bilder des Gartens. Als Haupt- und Zentralpunkt mußte vor allen Dingen das Gesellschafts- und Palmenhaus festgelegt werden. Die in dem Entwurfe gewählte Anordnung wird insofern dem Programm gerecht, indem Gesellschafts- und Palmenhaus möglichst nahe der Frankfurterstraße gerückt sind; ein weiteres Vorrücken war insofern unthunlich, als man sonst den vorhandenen schönen, alten Bäumen zu nahe gekommen wäre und es auch aus praktischen Gründen nicht ratsam ist, ein derartiges Gebäude zu nahe an die Straße zu rücken. In erster Linie war zu berücksichtigen, daß das Gesellschaftshaus einen möglichst großen, offenen Platz als Vorlage haben muß, um in seiner baulichen Erscheinung vollständig zur Wirkung zu kommen. In zweiter Linie mußte der Platz für Blumenparterre, Teppichbeete u. s. w., welcher als hervorragender Schmuckplatz aufzufassen ist, in unmittelbarer Nähe des Gesellschaftshauses seine Anordnung finden, um die Harmonie des Ganzen zu fördern und den ersten Eindruck beim Eingang zu einem günstigen zu gestalten. Die Nähe der vorhandenen Gebäude, Scheune, Orangerie, Verwaltungsgebäude u. s. w., gestattete auch ein weiteres Vorrücken nach der Straße nicht, da sich daraus ungünstige Verhältnisse ergeben hätten, sowohl in Bezug auf das Terrain, als auf den Betrieb der Bewirtschaftung. Der Anschluß des Palmenhauses an das Gesellschaftshaus war selbstverständlich, und wurde dem Bedürfnis nach möglichst viel Licht für dasselbe dabei Rechnung getragen. In dritter Linie war darauf Rücksicht zu nehmen, daß der Konzertplatz mit seinem schönen, alten Baumbestand in nächster Nähe und in Verbindung mit dem Gesellschaftshause zu legen war. Der Anschluß der Spielwiese und des Turnplatzes an den Konzertplatz war aus praktischen Gründen zu wählen, und zwar deshalb, weil diese Plätze nach Osten und Norden durch starke Bäume und Strauchgruppen und nach Westen durch den Konzertplatz geschützt sind. Auch ist der Vorteil nicht zu unterschätzen, daß vom Konzertplatze aus ein Einblick auf Spielwiese und Turnplaz möglich ist. Die Lage des Anzuchtgartens ist gewissermaßen durch das Programm bestimmt. Es ist darin vorgeschrieben, daß die bestehenden Gebäude zu verwenden sind. Der alte Saalbau ist in eine Orangerie verwandelt, die Scheune zum Geräteschuppen und die übrigen Gebäude für Betriebszwecke und Beamtenwohnungen. Die Gewächshäuser sind direkt an die Grenze des östlichen Gartens gelegt, um nicht durch Schatten von den Gebäuden beeinträchtigt zu werden. Ein Kesselhaus für eine Heizung der Gewächshäuser und der Orangerie ist zwischen beiden projektiert. Auch in wirtschaftlicher Beziehung ist die Lage eine vorteilhafte; Kohlen- und sonstige Lastgeschirre können von der Frankfurterstraße bequem einfahren. Der Rose, die seit undenklichen Zeiten als Königin der Blumen ihren Rang behauptet hat, auch in dieser Anlage eine besondere Kulturstelle anzuweisen, wurde für angezeigt gehalten und diesem Gedanken durch Anlage des Rosengartens stattgegeben. Der dafür gewählte Platz würde wohl als der günstigste zu bezeichnen sein und auch durch die nicht allzugroße Entfernung vom Gesellschaftshaus und Konzertplatz seine Berechtigung finden. Einen der hervorragendsten Anziehungspunkte bildet der große Weiher. Die angenommene Größe, welche 13 005,40 qm beträgt, bietet im Sommer Gelegenheit zum Gondeln und im Winter zum Schlittschuhlaufen. Die Wasserversorgung findet durch das Zuflußrohr aus der Elster statt, die Entwässerung des Teiches ist durch seine Tieflage nach der Vorflutschleuse bedingt. Um einen landschaftlich schönen Zufluß für den großen Weiher zu erhalten, wurde die vorhandene Grottenanlage mit Wasserfall benutzt und ein Wasserlauf nach dem Weiher geschaffen, welcher reizvoller Gruppierung Gelegenheit bietet. Dabei ist zu bemerken, daß die vorhandene Grotte insofern eine weitere Ausgestaltung gefunden hat, als man noch einen dritten Ausgang geschaffen hat, welcher aus Verkehrsrücksichten nötig war. Aus Gründen der allgemeinen Terrainbewegung erwies es sich als notwendig, den Platz über der Grotte um ein Bedeutendes zu erhöhen. Die Idee lag nahe, auf diesem höchsten Punkte einen Pavillon mit Aufstieg zu errichten, welcher einen schönen überblick gestattet. Der kleine Weiher mit seiner schönen, aus alten, malerischen Bäumen bestehenden Umgebung ist, wie aus dem Entwurf ersichtlich, nur wenig verändert; derselbe ist durch geringe Umgestaltung seiner Ufer an der Parkseite und Beseitigung des die Einsicht hemmenden Gestrüpps in seiner vollen Schönheit zur Geltung gebracht. Bei Anordnung der Wege wurde einerseits dem günstigen Verkehr Rechnung getragen und andererseits darauf Rücksicht genommen, daß schöne, große Rasenbahnen mit der vorhandenen und herzustellenden Pflanzung möglichst malerische Landschaftsbilder geben. Die Anordnung von Sitzplätzen ist auf dem Plane ersichtlich und dabei noch zu bemerken, daß sich von denselben aus schöne und weite Durchblicke eröffnen. … Weiterlesen

Aus der Presse – Palmengarten-Entwurf von Eduard May – Wettbewerb

Der Verfasser ging von dem Standpunkte aus, eine hauptsächlich praktische und doch in allen ihren Teilen der Neuzeit bezw. den Anforderungen der Ästhetik entsprechende Anlage zu schaffen. Vor dem Eingange an der Frankfurterstraße ist ein halbrunder Platz, welcher als Anfahrt, event. auch als Halteplatz für Droschken ec. zu dienen bestimmt ist, projektiert. Tritt man durch den Haupteingang in den Park, so hat man sofort das große Parterre vor sich. Rechts und links desselben wurde Platz für zwei aufzustellende Statuen vorgesehen. Dahinter befinden sich die Terrassen und Restaurationsgebäude mit dem Palmenhause. Die Achse von Parterre, Restaurationsgebäude mit Palmenhaus und dem sich daran anschließenden Rosengarten ist deshalb nach rechts geschoben, einmal um auf der linken Seite nach dem Park hin eine große Rasenfläche zu ermöglichen, und auch deshalb, weil auf der rechten Seite der vollständig gedeckte Fahrweg mit Vorfahrt, Halteplatz, Maschinen- und Kesselhaus, sowie Wirtschaftshof liegt, also auf dieser Seite eine weitere Ausdehnung der Gartenanlage unangebracht sein wird. Durch diese Anordnung sind auch die genannten Nebenbauten von der Hauptanlage aus vollständig gedeckt und stören das landschaftliche Bild nicht. Die großen Terrassen liegen nach der Ost- und Nordseite, haben also bei dem Nachmittagskonzert vollständig Schatten, was gewiß besonders zu berücksichtigen war. Der Hauptmusikpavillon liegt an der großen Promenade, welche sich um die beiden Terrassen herumzieht und Blicke in den Park und auf das Blumenparterre ermöglicht. Der große Platz vor dem Musikpavillon hat den Zweck, die Promenade ungehindert frei zu halten, wenn sich auch Publikum vor dem Pavillon ansammelt. Von diesem Platze aus wird sich dem Beschauer ein prächtiger Blick über die Rasenfläche, den großen Weiher nach dem Wasserfall und Schweizerhäuschen bieten, ebenso wie man von den Terrassen aus schöne Aussichten über den Weiher haben wird. Ein zweiter Musikpavillon ist auf der unteren Terrasse angebracht. – Hinter dem Palmenhause wurde, wie erwähnt, ein Rosengarten geplant. Derselbe ist vertieft mit einer breiten und einer schmäleren Böschung gedacht, damit der Beschauer, mag er seinen Standort oben oder unten im Rosengarten wählen, denselben in seiner ganzen Ausdehnung überblicken kann. In der Mitte kann eine Statue oder Vase und am Ende, etwas erhöht, ein Pavillon, von welchem aus man den Rosengarten vor sich und den Park im Hintergrunde hat, Ausstellung finden. Für die Bepflanzung der breiteren Böschung sind wurzelechte Rosen angenommen. Die Rosenfläche rechts vom Rosengarten kann event. auch für Rasenspiele, wie Tennis, Croquet ec. hergerichtet werden. Links vom Hauptmusiktempel zieht sich der fünf Meter breite Verbindungsweg in gewundenen Linien zwischen den bestehenden Bäumen nach der Plagwitzerstraße. Von demselben hat man allenthalben schöne Blicke in den Park, auch auf und über den großen Weiher. Links von diesem Wege dürfte der große Kinderplatz mit Schutzhalle passend Platz finden, also mit bequemem Zugang von der Frankfurter- wie von der Plagwitzerstraße, aber doch vollständig getrennt vom Hauptwege. Als Fortsetzung der großen Promenade zieht sich ein zweiter, 4 m breiter Weg über einen etwas erhöhten Platz und über die große Brücke, welche über den Weiher führt, nach dem Verbindungswege. Die große Brücke über den Weiher ist mit zwei Pfeilern, welche man mit Felsen verkleiden kann, gedacht. Sollten die Kosten für die Anlage der Brücke eben zu hoch sein, so kann dieselbe mit den beiden Wegstücken vorläufig auch weggelassen und später angefertigt werden. Läßt man die große Brücke links liegen und verfolgt den Weg um den See weiter, so gelangt man über eine zweite kleinere Brücke. Rechts aber befindet sich ein großer Hügel mit Felsanlagen, Schweizerhäuschen und Wasserfall. Von dem Häuschen hat man schöne, weite Aussichten in die Anlage und namentlich nach den Terrassen. Den Weg weiter fortsetzend, gelangt man auf den freien Platz vor der Elsterbrücke. Von diesem Platze wird sich ein Blick über den See nach dem gegenüberliegenden Hügel bieten. Links oben in der Ecke liegt der Wasserturm. Der Verfasser hält eine Brücke über die Elster für genügend. Sollte sich später das Bedürfnis nach einer zweiten Brücke herausstellen, so kann dieselbe weiter unten angebracht werden. Für den zweiten Teil der Anlage ist der Charakter eines Waldparkes programımımäßig gewählt worden. Ein Eingang von der Plagwitzerstraße aus führt ebenfalls zu diesem Anlagenteile, in welchem sich auch ein zweiter kleinerer Spielplatz befindet. Bei der Wegeführung in der Gesamtanlage ist neben schönen, schwungvollen Formen auf gute Verbindung Bedacht genommen, wie auch für Sitzplätze in ausreichender Weise gesorgt wurde. Die Schonung der auf dem Terrain vorhandenen Bäume erfuhr nach Möglichkeit Berücksichtigung; nur an der großen Durchsicht über den Weiher mußten die Bäume fallen, indem deren Bestehenbleiben die Anlage in zwei Teile teilen würde. Links neben den bestehenden Häusern ist die Gärtnerei mit Gewächshäusern gedacht. Es würde besser sein, wenn die Möglichkeit vorhanden wäre, den Reservegarten außerhalb des Terrains, d. h. anschließend an dasselbe, zu legen, denn der Bau der Gewächshäuser an der projektierten Stelle würde die Fällung verschiedener Bäume bedingen, welche, wenn man die Häuser mehr nach unten rücken könnte, zu erhalten wären. Ein anderer genügender Platz für die Gewächshäuser dürfte sich kaum im Park finden. Den Reservegarten neben die Gewächshäuser zu legen, geht nicht gut an, da derselbe dann ganz beschattet wäre; der jetzige obere Teil kann für Schattenpflanzen Verwendung finden. Da sich die Kosten für das Palmenhaus voraussichtlich sehr hoch belaufen werden, könnte man dasselbe in den ersten Jahren weglassen und die dafür reservierte Stelle als freien Platz oder Rasen anlegen. Vorerst dürfte ein Restaurationsgebäude mit Park ohne alles, was nicht unbedingt nötig ist und hohe Kosten erfordert, genügen. Das Palmenhaus könnte später und auch die Gewächshäuser könnten nach und nach dem Bedürfnisse entsprechend gebaut werden. In den Bedingungen heißt es: das Wasser für die Leitung kann aus der Elster genommen werden. Sollte es möglich sein, daß man dasselbe aus der Luppe rechts vom Maschinenhaus nehmen könnte, so würden dadurch 5- bis 6000 Mark zu sparen sein. Außer Wasserfall und Fontäne wurde bei dem Weiher noch ein Zuflußrohr aus der Elster und Abflußrohr nach der unteren Luppe vorgesehen. Einzufriedigen wäre das Terrain an den beiden Straßen durch Mauer mit Staketen und an den Seiten, welche nicht ans Wasser stoßen, durch Drahtgitter. Nach den Wasserseiten ist keine Einfriedigung gedacht. [Kostenanschlag] Wie schon in der … Weiterlesen

Aus der Presse – Palmengarten Gestaltungswettbewerb

Mit der Ausschreibung von Plänen auf dem Wege des öffentlichen Wettbewerbs ist nunmehr das Unternehmen des Leipziger Palmengartens in das erste Stadium seiner Verwirklichung getreten. Wenn damit auch das Werk an sich vorläufig noch nicht in die Erscheinung tritt, so wird es wenigstens schon insofern ein ideales Fundament erhalten, als ihm von berufener künstlerischer Seite die ausschlaggebende Form vorgezeichnet werden soll. Diesem Zwecke dient die ausgeschriebene Concurrenz. Das für dieselbe maßgebende Programm weist auf einen für den Palmengarten bestimmten Flächenraum von gesammt 208 599 Quadratmeter oder rund 20 Hektar, 66 Ar oder 38 sächsische Acker hin, von denen 176 312 Quadratmeter auf das Grundstück des Kuhthurms und 32 287 Quadratmeter auf das jenseits des Elsterflusses nach Süden gelegene Areal des sogen. Ritterwerder enthalten. Erstere Parcelle wird östlich von einer Vorfluthschleuße begrenzt, in ihrem südlichen Theile aber von einer zweiten Vorfluthschleuße durchschnitten. Als Grundgedanke für den Leipziger Palmengarten, welcher in erster Linie dem öffentlichen Interesse gewidmet sein wird, also einen durchaus gemeinnützigen Zweck zu verfolgen hat, ergiebt sich die Anlage eines umfriedeten Parks und Ziergartens mit Ausstellungs- und Bewirthungsräumen, Wintergärten und Gewächshäusern. Ueber diese gärtnerischen und baulichen Anlagen des Palmengartens als eines Ganzen und über die Gruppirung der einzelnen Theile innerhalb dieses Ganzen eine Idee zu finden, das wird nun Aufgabe des Wettbewerbs sein. Angesichts der klimatischen und örtlichen Verhältnisse von Leipzig ist der Schwerpunct einer solchen Aufgabe nicht in der Zahl und Größe der zu errichtenden Palmen- und Gewächshäuser, sondern in der Vielseitigkeit und Gediegenheit der im freien Lande herzustellenden gärtnerischen Anlagen zu suchen. Von den hierbei in Betracht kommenden Hochbauten sind zunächst ein Palmen-Haus mit Pflanzen-Schauhalle und Warm- und Kalthäuser in entsprechender Anzahl zu errichten, weiter ein Kessel- und Maschinenbaus und Wasserbehälter. Endlich ist, auf einer Grundfläche von 2500 Quadratmetern, der Bau eines Gesellschaftshauses geplant, das einen kleinen Saal zur Aufnahme von mindestens 200 Personen, einen großen Saal, Bewirthungsräume und Wohnung für den Wirth enthalten soll. Vorübergehend hat es auch Ausstellungszwecken zu dienen. Außerdem sind zwei Musikhallen vorgesehen, deren eine an den Hauptpromenaden-Weg zu stehen kommt. Alle diese Hochbauten kommen auf die Kuhthurmparcellen zu stehen. Die an der Frankfurter Straße auf dem Areal des Kuhthurms bereits vorhandenen Gebäude dürften für die Aufbewahrung von Pflanzen und Utensilien oder zu ähnlichen Zwecken nutzbar gemacht werden, während das gleichfalls vorhandene Saalgebäude durch einen Umbau in eine Orangerie verwandelt wird. Beide durch den Elsterfluß von einander getrennte Parcellen, von denen die eine, vollständig mit Bäumen bestandene, am Ritterwerder den Charakter eines vornehmen Waldparks erhält, werden mit Brücken von genügender Breite verbunden. Die Herstellungskosten der gesammten Anlage, einschließlich aller Nebenarbeiten, sind auf die Summe von 950 000 M abgeschätzt – Leipzig, 30. September 1896. [1] Heute traten in der Georgenhalle die Preisrichter zur Beurtheilung der eingegangenen 74 Concurrenzpläne für den Leipziger Palmengarten zusammen. An der Sitzung nahmen Theil die Herren Oberbürgermeister Dr. Georgi, Geheimer Commerzienrath Thieme, königlicher Baurath Stadtrath Roßbach, Stadtbaurath Professor Licht, Gartendirector Wittenberg, Director des Palmengartens zu Frankfurt a. M. Siebert, Gärtnereibesitzer Wagner in Leipzig-Gohlis. Nach Sichtung und eingehender Prüfung der Entwürfe einigte sich das Collegium dahin, dem Entwurfe des Herrn Gartentechnikers May in Frankfurt a. M. den ersten Preis von 3000 Mark, dem Entwurfe des Herrn Landschaftsgärtners Mooßdorf in Leipzig-Lindenau den zweiten Preis von 2000 Mark und dem Entwurfe des Herrn königlichen Garteninspectors Martens in Colberg den dritten Preis von 1000 Mark zuzuerkennen. -g- Leipzig, 8. Februar. [2] Das Preisrichter-Collegium zur Begutachtung der 74 eingelieferten Entwürfe für die Anlage eines Palmengartens in Leipzig, bestehend aus den Herren Oberbürgermeister Dr. Georgi, Geheimer Commerzienrath Alfred Thieme, Baurath Arwed Roßbach, Stadtbaurath Professor Licht, Gartendirector Wittenberg, sämmtlich in Leipzig, Gärtnereibesitzer Albert Wagner in Leipzig-Gohlis und Palmengartendirector August Siebert in Frankfurt a. Main, hat, wie schon berichtet, am 8. dieses Monats die eingereichten Pläne einer eingehenden Prüfung unterzogen und ist hierbei zu folgendem Ergebnisse gelangt. Den ersten Preis von 3000 Mark hat erhalten Herr Gartentechniker Eduard May in Bockenheim-Frankfurt, Verfasser des Entwurfes Nr. 17 mit dem Motto: „Prosit“. Der zweite Preis von 2000 Mark wurde Herrn Otto Moßdorf, Landschaftsgärtner in Leipzig-Lindenau, Verfasser des Entwurfes Nr. 54 mit dem Motto: „Wenn Kunst sich in Natur verwandelt, so hat Natur und Kunst gehandelt“, zuerkannt. Den dritten Preis von 1000 Mark hat erhalten Herr Stadtgarteninspector H. Martens in Colberg, Verfasser des Entwurfes Nr. 21 mit dem Motto: „Phoenix I.“. Außerdem sind die Entwürfe Nr. 14 mit dem Motto: „Simplex“, Nr. 15 mit dem Motto: „Lipsiae civibus“ und Nr. 56 mit dem Motto: „Rautenkranz“ vom Preisrichter-Collegium zum etwaigen Ankaufe empfohlen worden. Die öffentliche Ausstellung der Entwürfe findet in der Zeit vom 10. bis 13. Februar, Vormittags von 9 bis 1 Uhr und Nachmittags von 3 bis 5 Uhr und am 14. Februar von 11 bis 4 Uhr im ersten Obergeschosse der Georgenhalle, Brühl Nr. 80, statt. Wir verweisen hierbei auf die in der vorliegenden Nummer abgedruckte Bekanntmachung. Leipzig, 9. Februar. [3] Eine Fülle hochanzuerkennender künstlerischer Arbeit tritt dem Besucher der im ersten Obergeschoß der Georgenhalle veranstalteten Ausstellung von Concurrenz-Entwürfen für die Anlage eines Palmengartens in Leipzig entgegen, ein großer Reichthum von Gedanken und Motiven. 74 Betheiligte haben in ehrlichem Streben dem Wettbewerb ihre Kraft geliehen und mit zum Theil hervorragender Leistungsfähigkeit die in dem Programm festgesetzten Hauptaufgaben lösen helfen. Wie schon kurz erwähnt, sind die ausgeworfenen drei Preise den Herren Gartentechniker Eduard May in Bockenheim-Frankfurt a. M., Landschaftsgärtner Otto Moßdorf-Leipzig-Lindenau und Stadtgarteninspector Martens-Colberg zuertheilt worden. Sie haben alle, mit mehr oder weniger Abweichung von einander, zunächst das erreicht, was als maßgebend bei der Gesammtdisposition zu betrachten war: eine Idee über die gärtnerischen und baulichen Anlagen und über die Gruppirung der einzelnen Theile innerhalb dieses Ganzen zu finden. Ein mit dem Terrain so vertrauter Meister wie Otto Moßdorf ordnet liebevoll den alten schönen Baumbestand am Kuhthurm in das Gesammtbild ein und verlegt den architektonischen Haupt- und Centralpunct auf das Gesellschafts- und auf das Palmenhaus. Reich an ästhetischen Momenten ist der Inhalt des May‘schen Entwurfes, während der Martens‘sche Entwurf ungemein klar und ruhig wirkt. Wenn dann noch die Entwürfe mit den Motti: „Simplex“, „Lipsiae civibus“ und „Rautenkranz“ vom Preisrichtercollegium zum etwaigen … Weiterlesen

Aus der Presse – Vortrag vom Gartenarchitekt zum Palmengarten

Der Leipziger Palmengarten wurde von Herrn Moosdorf [Mossdorf oder Moßdorf], Vorsitzendem der kürzlich beendeten internationalen Gartenbau-Ausstellung, in der letzten Sitzung des Hausbesitzer-Vereins in Leipzig-Lindenau in einem Vortrage behandelt, und es äußerte sich der Redner über dieses Project etwa wie folgt: Bei dem allgemeinen Interesse, welches das Project eines Palmengartens erregt, wird natürlich die Frage aufgeworfen: wie ist diese Idee entstanden? Palmengärten giebt es schon seit längerer Zeit in anderen Städten, z. B. in Köln, Frankfurt a. M., Charlottenburg, Hannover, und was dort möglich war, müßte doch auch hier in Leipzig zu schaffen sein. Als im vorigen Jahre im Gärtner-Verein der Plan einer internationalen Gartenbau-Ausstellung entstand, wurde Herr Moosdorf beauftragt, den hierfür passenden Platz vorzuschlagen. Bei den Verhandlungen, welche darüber mit dem Herrn Oberbürgermeister Dr. Georgi gepflogen wurden, schlug dieser das Kuhthurmgrundstück vor, zugleich den Wunsch äußernd, dort vielleicht noch einmal einen Palmengarten erstehen zu sehen. So entstand die Gartenbau-Ausstellung und dem Publicum ist hierbei die Gelegenheit geboten worden, zu sehen, wie ein Palmengarten sich vielleicht präsentiren würde. Bei der Frage nach der Berechtigung der Idee ist eine ideale Seite und reale Seite in das Auge zu fassen. Mancher fragt, wozu brauchen wir einen Palmengarten? Jeden Menschen erfreut der Anblick der Natur. Deshalb ist es das Bestreben der Reichen, sich mit Naturanlagen zu umgeben und selbst die ärmeren Classen versuchen, so weit ihre Mittel reichen, sich ein Gärtchen zu schaffen. Besonders in den großen Städten ist das Bedürfniß nach einem Garten vorhanden. Diejenigen, welche Gelegenheit hatten, in ihrer Jugend die Natur in vollen Zügen zu genießen und deren Wiege nicht in einer großen Stadt stand, wissen das zu würdigen. Der Verkehr mit der Natur ist für die ideale Entwickelung des Menschen von Vortheil, und wie wohlthuend in sanitärer Hinsicht die Natur auf das Gedeihen der Kinderwelt wirkt, ist Jedem bekannt. Um nun den Stadtbewohnern Gelegenheit zu geben, den Genuß eines Gartens zu haben, aber nicht nur im Sommer, sondern auch in der rauhen Jahreszeit, empfiehlt es sich, Anlagen, wie der projectirte Palmengarten, in das Leben zu rufen. Wenn man die reale Seite betrachtet, so entsteht die Frage: Wenn eine Stadt wie Leipzig einen Palmengarten schafft, was nützt derselbe? In erster Linie wird die Stadt dadurch verschönert und für die Fremden ein neuer Anziehungspunct geschaffen. Dieselben verweilen dann länger hier und dadurch wird der Stadt Geld zugeführt. Die Gartenbau-Ausstellung hat so recht den Fremdenzufluß illustrirt, haben doch etwa 150 000 Personen die Ausstellung besucht. Zieht man nun eine Parallele zwischen dem hier geplanten und anderen Palmengärten, so ist das Resultat ein für Leipzig günstiges. Frankfurt a. M. hatte zuerst wenig Mittel zur Verfügung und das kleine Grundstück war ein vollständig kahler Platz. Vortheilhafter liegen die Verhältnisse hier. Es ist schon landschaftliche Schönheit vorhanden, die dort erst geschaffen werden mußte, wie die schöne Umrahmung des Platzes und die vorhandenen Anlagen der Ausstellung. In Frankfurt hat z.B. die Herstellung des Teiches circa 400 000 Mark gekostet. Hier ist das Terrain ganz von Wasser umgeben und wenn auch der in der Ausstellung angelegte Teich vertieft werden muß, um Gondelfahrten zu ermöglichen, so ist die Ausführung doch keine so schwierige. Der ganze Plan der Ausstellung war so zugeschnitten, daß er als Grundlage für den Palmengarten dienen kann. In 4-5 Jahren läßt sich ein Palmengarten schaffen, welcher mit jedem andern concurriren kann. Die schon vorhandenen alten Bäume und der für Neupflanzungen so günstige Boden sind ein großer Vortheil, den wir vor anderen derartigen Anlagen voraus haben. In welcher Weise wird nun ein Palmengarten geschaffen? Das ist die nächste Frage. In Köln z. B. ist der Garten sehr beschränkt, und wenn auch in Frankfurt a. M. derselbe größer ist, so ist er doch immer noch zu klein, um den richtigen Genuß eines Gartens eintreten zu lassen. Denn die meisten existirenden Palmengärten sind mehr Palmenhäuser und die darin enthaltene drückende Atmosphäre wirkt nicht erquickend. In einem Palmengarten muß eine angenehme Luft sein. Man hat sich verleiten lassen, um der Seltenheit willen, solchen Pflanzen den Vorzug zu geben, welche eine hohe Temperatur gebrauchen. Es giebt aber viele Pflanzen, welche nur einer niedrigen Temperatur bedürfen, und der hier geplante Palmengarten soll eben vorzugsweise solche Pflanzen enthalten, er soll anders aussehen, als andere Palmengärten, das Publicum soll wirklich den Genuß eines Gartens haben. Wenn der Garten nach diesem Plane ausgeführt wird, so muß er ohne Zweifel die anderen Anlagen übertreffen, und trotzdem werden die Herstellungskosten nicht so viel betragen. Wenn das Project des Palmengartens zur Ausführung kommt, so wird, so schloß der Redner unter lebhaftem Beifall seinen Vortrag, unstreitig Leipzig dadurch gewinnen und insonderheit der westliche Stadttheil wird großen Vortheil davon haben. [1] Am gestrigen Abend hielt der Bezirks-Verein West-Leipzig im Gosenschlößchen zu Plagwitz seine Hauptversammlung ab. Dieselbe wurde in Vertretung des Vorsitzenden Herrn Weyrauch von Herrn Knoll mit einer kurzen begrüßenden Ansprache eröffnet […] Hierauf nahm Herr Handelsgärtner Moßdorf sen. das Wort zu dem zugesagten Vortrag über den „Leipziger Palmengarten“. Die Idee, einen Palmengarten zu schaffen, geht bis in die siebziger Jahre zurück, wo sie schon im Leipziger Gärtner-Verein erörtert wurde. Aber erst 1893 kam die Angelegenheit in Fluß, als gelegentlich der Jubiläums-Ausstellung des Gärtner-Vereins Herr Oberbürgermeister Dr. Georgi das Kuhturmareal als das geeignetste in Vorschlag brachte. Dasselbe war bereits für die Ausstellung von 1884 in Vorschlag gebracht, damals aber wegen der Hochwassergefahr abgelehnt worden. Ein jetzt angefertigter Nivellirungsplan ergab aber, daß dieselbe nur eine illusorische war. Etwaige noch vorhandene Bedenken wurden durch Erhöhung des dem Luppen-Ufer entlang führenden Dammes um 50 cm und durch die neuerbaute große Vorfluthschleuße beseitigt. Das Kuhthurmareal eignet sich für den Palmengarten wie kein zweites, da es einen prachtvollen landschaftlichen Hintergrund und außerordentlich werthvolles altes Baummaterial bietet. Nach der 1893er Gartenbau-Ausstellung wurde daher eine Actiengesellschaft begründet. Die Zeichnung der Actien verzögerte sich etwas, da gegen den neuen Palmengarten von manchen Seiten Bedenken geltend gemacht wurden, namentlich hieß es, der neue Palmengarten wird nur eine neue Kneipe. Dem ist aber nicht so, denn wenn in einem Gartenlocal das Restaurant die Hauptsache und der Garten nur Nebensache ist, so ist das Verhältniß beim Palmengarten, wie aus § … Weiterlesen

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner