Leipziger Palmengarten – Ausstellung und Begleitprogramm

Anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Parkanlage beleuchtet die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) in Kooperation mit dem Stadtgeschichtlichen Museum und vielen weiteren Unterstützern die „Blütezeit“ des Leipziger Palmengartens (1899 bis 1914). Die Ergebnisse ihrer Forschung werden der Öffentlichkeit in der Gerda-Taro-Lounge im Capa-Haus präsentiert. Die Ausstellung bietet darüber hinaus die Möglichkeit, gemeinsam mit den Partnern, Förderern und Unterstützern verschiedene Veranstaltungsformate umzusetzen, die Livemusik, Vorträge und geführte Touren umfassen und so die Geschichte der ehemaligen Gartenanlage wiederbelebt. Leipziger Palmengarten – Ein Leuchtturm der Stadt –Kabinettausstellung mit Experten-Gremium & Begleitprogramm1.11.2024 – 28.2.2025Capa-Haus, Gerda-Taro-Lounge, Jahnallee 61, 04177 Leipzig Eintritt frei – Öffnungszeiten von Dienstag bis Freitag und jeden 3. Sonntag im Monat von 11 bis 16 Uhr (außer an gesetzlichen Feiertagen) Experten-Gremium (ehrenamtlich): Hans-Joachim-Hädicke (Privatsammler), Sebastian Ringel (Autor), Daniela Neumann (Stadt- und Parkführerin), Marius Wittwer (Stadtführer), Anne Roßburger, Mike Demmig (beide meinpark.info). Unterstützt von: HTWK Leipzig, Capa-Haus/ CAPA Culture gGmbH, Stadtgeschichtliches Museum, Stadt Leipzig – Dezernat Kultur/ Referat Strategische Kulturpolitik, Holger-Koppe-Stiftung Frankfurt a. M./ Leipzig, Universität Leipzig – Botanischer Garten/ Institut für Musikwissenschaft, Verein für Industriekultur Leipzig e.V., Hieronymus-Lotter-Gesellschaft e.V., Förderkreis Botanischer Garten e.V., Frankfurter Palmengarten, Archiv Frau & Musik – Internationale Forschungsstätte Frankfurt a. M., Lions Club Leipzig Saxonia, Eva Meitner Conductor, Stil Haus Kollektiv, Musikpavillon Leipzig, Entdeckt in Leipzig. Die Umsetzung der Roll-Up-Ausstellung mit begleitenden Medien erfolgte durch das Kunst & Grafik Büro vonJuliane Sieber aus Halle/ Saale. www.julianesieber.de Begleitprogramm Donnerstag 7.11.2024, ab 18 Uhr –ALTES RATHAUS, FESTSAAL, Am Markt 1, 04109 Leipzig »Elfrida Andrée – Galionsfigur der europäischen Frauenbewegung«Feiern Sie mit uns das 45-jährige Jubiläum des Archivs Frau & Musik, der internationalen Forschungsstätte in Frankfurt a. M., und erleben Sie einen inspirierenden Abend mit Eva Meitner und Mary Ellen Kitchens zu Ehren der schwedischen Komponistin Elfrida Andrée (1841-1929, Dirigentin ihrer Ouvertüre im Leipziger Palmengarten) präsentiert von der Hieronymus-Lotter-Gesellschaft e.V. Freitag 29.11.2024, ab 17 Uhr –BOTANISCHER GARTEN, Linnéstraße 1, 04103 Leipzig »Expertengespräch im Mediterranhaus«Der Förderkreis Botanischer Garten e.V. und die HTWK Leipzig laden zu einem Austausch mit Frau Dr. Heubach, Direktorin Palmengarten und Botanischer Garten der Stadt Frankfurt a. M., und Prof. Dr. Wirth, Direktor Botanischer Garten der Universität Leipzig. Donnerstag 12.12.2024, ab 18 Uhr –CAPA-HAUS, GERDA-TARO-LOUNGE, Jahnallee 61, 04177 Leipzig »Musikalischer Salon im Capa-Haus«Der Förderkreis Botanischer Garten e.V. und das Institut für Musikwissenschaft der Universität Leipzig laden zu einem musikalischen Vortrag zur Musik im Leipziger Palmengarten und anderen Vergnügungsstätten um 1900. An diesem Abend findet die Preisverleihung des Gert-Triller-Preises der Notenspur Leipzig e.V. statt. Montag 13.1.2025, ab 18 Uhr –CAPA-HAUS, GERDA-TARO-LOUNGE, Jahnallee 61, 04177 Leipzig »Ein Gesellschaftsabend im Palmengarten«Der Lions Club Leipzig Saxonia lädt zum Neujahrskonzert mit Trio Saviano, um Abendgarderobe wird gebeten. Insbesondere ist die Einladung auch an ein jüngeres Publikum gerichtet. Donnerstag 13.2.2025, ab 18 Uhr –CAPA-HAUS, GERDA-TARO-LOUNGE, Jahnallee 61, 04177 Leipzig »Frauen in der Musikszene um 1900«Tauchen Sie ein in eine faszinierende Welt und erleben Sie eine spannende Reise durch die Musikgeschichte. Die Musikerin Eva Meitner und die Hieronymus-Lotter-Gesellschaft e.V. präsentieren Musikstücke von Amelie Nikisch bis Ethel Smyth und zehn weiteren Komponistinnen. Donnerstag 20.2.2025, ab 18 Uhr –BOTANISCHER GARTEN, Linnéstraße 1, 04103 Leipzig »Exkursion in den Botanischen Garten«Der Förderkreis Botanischer Garten e.V. und die Hieronymus-Lotter-Gesellschaft e.V. laden zu einer exklusiven Sonderführung durch die Orchideenschau, die vom 22. Februar bis zum 2. März 2025 stattfindet. Bürgerinformation Innerhalb des Zeitraums der Ausstellung führten Experten die Gäste an jedem 3. Sonntag im Monat von 11 bis 16 Uhr durch die Ausstellung. Das Angebot wurde sehr gut angenommen.www.capa-haus.org Exkursion Die exklusive Sonderführung der Hieronymus-Lotter-Gesellschaft e.V. durch den Botanischen Garten in Leipzig vor Beginn der Orchideenschau war ausgebucht und die beste Werbung für die Arbeit des Förderkreises vor Ort.www.lw.uni-leipzig.de/botanischer-garten

Gespräch mit Experten – Dr. Holger Koppe zu seiner Stiftungsarbeit

Dr. Holger Koppe ist Projektentwickler in Frankfurt a. M. und Leipzig sowie Gründer der Holger Koppe Stiftung, die sich seit ihrer Gründung für die Förderung ernster Musik und die Erinnerung an Opfer von Gewaltherrschaft einsetzt. Der promovierte Jurist spricht über seine persönlichen Erfahrungen, die Stiftungsarbeit in beiden Städten und darüber, wie er junge Menschen für die Bedeutung von Musik und Demokratie sensibilisieren möchte. Zudem gewährt er Einblicke in seine Beweggründe und die Vision, die hinter seiner Stiftung stehen. Dr. Koppe, ich danke Ihnen sehr für Ihre Zeit. In diesem Interview wird es um ihre Stiftung gehen, die Sie 2013 gegründet haben. Was waren dabei Ihre Beweggründe und was sind Ihre Schwerpunkte? Zu Lebzeiten eine Stiftung gründen kann man nur, wenn man dafür ein ausreichendes Vermögen hat. Das kann entweder ein Erbe sein oder das Ergebnis langjähriger und erfolgreicher Arbeit. Ein Erbe bin ich nicht, denn meine Eltern waren Flüchtlinge aus Pommern und Schlesien und haben nach ihrer Flucht beim Nullpunkt angefangen. Aber ich habe immer viel gearbeitet und mache das auch mit 74 Jahren noch gerne. Ich wollte der Gesellschaft, die mir das ermöglicht hat, wieder etwas zurückgeben. Die Stiftung wird später mein Erbe sein. Heute besteht die Stiftung seit zwölf Jahren. Sie ist eine kleine Stiftung mit einem überschaubaren Budget, hat sich aber dennoch ein Profil in den Bereichen Musik und Erinnerung geschaffen, auch deshalb, weil sie sich auf die Standorte Frankfurt am Main und Leipzig konzentriert. Sie haben die Stiftung in Frankfurt und Leipzig etabliert. Können Sie uns mehr über die Auswahl dieser beiden Städte und Regionen erzählen? In Frankfurt wohne ich, in Leipzig bin ich seit 35 Jahren nahezu jede Woche vor Ort, weil ich dort ein Unternehmen aufgebaut habe. Ich finde es wichtig, dass auch die Region Leipzig von meinen Stiftungsprojekten profitieren kann. Für eine Ausweitung über diese beiden Regionen hinaus ist die Stiftung aktuell zu klein. Noch ein Wort zur Erinnerung: ich bin in Landsberg am Lech geboren. Dort hat Adolf Hitler „Mein Kampf“ geschrieben. In meinem Geburtsjahr wurden dort die letzten deutschen NS-Verbrecher hingerichtet. Und als Kind hat sich mir 1964 der Auschwitz-Prozess tief in die Erinnerung eingegraben. Antworten darauf habe ich von meinen Eltern leider nicht bekommen. Die Stiftung setzt sich für die Vermittlung von ernster Musik ein, vor allem für junge Menschen. Dabei konzentrieren Sie sich nicht auf die Förderung einzelner Musiker, sondern auf den Zugang zu ernster Musik für junge Menschen. Was genau möchten Sie mit diesem Ansatz erreichen? Beim Thema Musik muss ich vorwegschicken, dass ich selbst kein Instrument spiele. Meine Frau hat früher Ballett getanzt und Klavier gespielt. Noten lesen kann ich nicht. Ich liebe aber klassische Musik, weil sie eine ungemein beruhigende Wirkung auf mich hat, insbesondere in stressigen Zeiten. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, keine künftigen Spitzenmusiker zu fördern, sondern einen Beitrag zu leisten, dass junge Menschen früh mit ernster Musik in Berührung kommen und einen Zugang zu ihr finden. Idealerweise lernen sie ein Instrument und musizieren gemeinsam im Ensemble. Das halte ich für einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung. Seit 2016 vergibt meine Stiftung den Mitteldeutschen Jugendmusikpreis. Wir haben das 2022 dahingehend mit der Erinnerung verbunden, dass die Ensembles sich mit der Musik verfolgter und ermordeter Musiker beschäftigen und wir über ihre Musik den so wichtigen Zugang zu ihnen finden, um diese Menschen nicht zu vergessen. Sie betonen, wie wichtig die Erinnerung an Opfer von Gewaltherrschaft für Sie ist. Wie sehen Sie die Rolle der Stiftung in der aktuellen politischen Landschaft und welche Botschaft möchten Sie insbesondere jungen Menschen vermitteln? Als ich 2013 meine Stiftung gründete, hat sich in Deutschland auch die AfD gegründet. Das war aber damals noch eine ganz andere Partei. Ich habe mir nicht vorstellen können, wie sie sich entwickelt und welche Rolle sie heute in Deutschland einnimmt. Ich bin extrem besorgt über die mögliche weitere Entwicklung. Die deutsche Geschichte lehrt uns, zu was Menschen fähig sind, wenn statt Freiheit und Demokratie Hass und Gewalt dominieren. Die so wichtige Erinnerungsarbeit soll dabei helfen zu verhindern, dass sich heute ähnliche Strukturen bei uns im Land entwickeln wie zu jener Zeit. Haben Sie ein Buch, das Sie zum Lesen empfehlen würden? Es gibt viele Bücher, die ich empfehlen kann. Eines davon ist „Februar 33“ von Uwe Wittstock, in dem die Tage vom 28. Januar bis zum 15. März 1933 aus der Sicht von engagierten Zeitzeugen beschrieben werden. In so wenigen Tagen hatte sich alles entschieden, alle demokratischen Strukturen wurden zerschlagen. Viele der beschriebenen Zeitzeugen haben sich in diesen sechs Wochen von einem auf den nächsten Tag entscheiden müssen, ob sie mit ihrer Familie das Land verlassen und Emigranten werden oder nicht. Das wollen wir keinesfalls noch einmal erleben. Zum Abschluss, was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihrer Stiftung? Da ich nicht weiß, wie lange ich die Stiftungsarbeit noch begleiten kann, wünsche ich mir natürlich, dass auch nach meinem Ausscheiden die Stiftung gute und nachhaltige Projekte unterstützen kann und das noch sehr lange Zeit. Bestenfalls dann mit mehr finanziellen Spielräumen. Derzeit mache ich vieles selbst, aber ich habe das Ziel, professionellere Strukturen aufzubauen. Daraus erhoffe ich mir für die Zukunft eine größere Unterstützung der Stiftungsarbeit. Dabei setze ich auch auf meinen Stiftungsbeirat, der die Stiftung seit ihrer Gründung begleitet und berät. Aktuelles: www.koppe-stiftung.de © 2025 is licensed under CC BY-NC-SA 4.0 Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen

Galionsfigur der europäischen Frauenbewegung – Elfrida Andree

Im Begleitprogramm der Palmengarten-Ausstellung fand im Festsaal des Alten Rathaus Leipzig die erste öffentliche Veranstaltung statt. Der Abend war der schwedischen Komponistin Elfrida Andrée (1841-1929) gewidmet, die im Januar 1905 im Leipziger Palmengarten ein Orchesterkonzert mit ihren eigenen Werken dirigierte. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch die Grußredner Anne Roßburger (HTWK Leipzig) und Eric Buchmann (Vorsitzender der Hieronymus-Lotter-Gesellschaft). Die Veranstaltung war inhaltlich in zwei Teile gegliedert: Im ersten Teil hielt Mary Ellen Kitchens (Archiv Frau und Musik) einen Vortrag über das Leben und Werk der schwedischen Komponistin. Im zweiten Teil folgte eine Podiumsdiskussion mit ihr und Kerstin Sieblist (Stadtgeschichtliches Museum Leipzig). Durch den Abend führte Eva Meitner, die moderierte und zwischendurch auch selbst am Klavier Werke der Komponistinnen Elfrida Andrée, Amy Beach (1867-1944) und Ethel Smyth (1858-1944) spielte. Kurzinformation zur Referentin Mary Ellen Kitchens Von 1994 bis 1998 war Mary Ellen Kitchens Vorstandsfrau bei musica femina münchen. Seit 2013 ist sie Vorstandsfrau des Archivs Frau und Musik in Frankfurt am Main, dem weltweit größten und bedeutendsten Archiv dieser Art. Aufgrund ihrer regen Konzerttätigkeit mit ihren Ensembles (Frauenorchesterprojekt Berlin, Orchesterverein Kempten, Munich International Choral Society, Rainbow Sound Orchestra Munich, Regenbogenchor München) ist sie zudem auch selbst als Dirigentin aktiv und leitet häufig Aufführungen mit Werken von Komponistinnen, darunter auch Elfrida Andrée. Mary Ellen Kitchens verbindet auf diese Weise tiefgründiges Fachwissen mit gelebter Konzertpraxis. Archiv Frau und Musik (AFM) Das Archiv wird 2029 sein 50-jähriges Jubiläum feiern und ist das weltweit größte Archiv dieser Art. Der Fokus liegt auf Komponistinnen, Dirigentinnen, sowie in der Musikwelt agierende Frauen. Zudem ist das Archiv beratend für Musizierende, Ensembles und Verlage tätig, wenn nach Programmideen oder Informationen zu Komponistinnen und ihren Werken gesucht wird. Besonderer Wert wird auf Vernetzung gelegt, sowohl zwischen Komponistinnen als auch zwischen Aufführenden. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit dem Digitalen Deutschen Frauenarchiv (https://digitales-deutsches-frauenarchiv.de), da die Digitalisierung und Online-Präsentation von Medien eine zentrale Rolle im Archiv einnehmen. www.archiv-frau-musik.de Das Referat über Elfrida Andrée (von Mary Ellen Kitchens) Elfrida Andrée (1841-1929) war eine außergewöhnlich vielseitige Frau, deren facettenreiche Persönlichkeit sich auch in ihrem Kompositionsstil widerspiegelt. Sie wirkte als Organistin, Komponistin, Telegraphistin und Harfenistin. Besonders bemerkenswert ist ihre Behandlung der Harfe in ihren Orchesterwerken, zweifellos zurückzuführen auf ihre eigenen virtuosen Fertigkeiten an diesem Instrument. Ihr Hauptinstrument war jedoch die Orgel: Für 62 Jahre war sie Domorganistin in Göteburg, eine bemerkenswert lange Zeit in dieser Position. Den entscheidenden Rückhalt erhielt sie von ihrem Vater, der ihre Ausbildung zur Telegraphistin und Organistin unterstützte. Da Frauen in diesen Berufen damals nicht tätig sein durften, mussten schwedische Gesetze geändert werden, um ihre eigene Berufsausübung zu ermöglichen. So wurde Andrée die erste Frau, die den Beruf der Telegraphistin ergreifen durfte und ging als erste Domorganistin in die Geschichte Schwedens ein. Sie komponierte zahlreiche Werke für Klavier und Orgel sowie Kammermusik, Chormusik und Orchesterwerke. Ihr erstes Orchesterwerk, die Ouvertüre in g-Moll, schrieb sie im Alter von 23 Jahren. Im Laufe ihres Lebens vertiefte sie ihr Interesse am Orchesterklang, vermutlich hat sie dies als Potenzierung des Orgelklanges erlebt. In ihrem Tagebuch taucht der bemerkenswerte und von ihr unterstrichene Satz auf: „Das Orchester ist das Ziel!“ Elfrida Andrée war die erste Frau in Schweden, die Sinfonien schrieb. Doch ihre Aufführungen waren oft von Widerständen begleitet. So ist überliefert, dass Musiker eines Orchesters bewusst ihre Partitur sabotierten, indem die ersten Geigen absichtlich einen Takt zu spät einsetzten. Dadurch entstanden unintendierte Missklänge, die sich natürlich negativ auf die Rezeption des Werks ausgewirkt haben. Andrée und ihre Schwester verließen das Konzert aus Protest. Sie ließ sich aber nicht beirren und setzte ihre Studien in Bezug auf Orchesterkomposition in Kopenhagen bei Niels Gade fort. Sie entschied sich bewusst gegen eine Heirat, was zu dieser Zeit für eine Frau ein mutiger Schritt war. 1905 wurde in Leipzig ihre 2. Sinfonie in a-Moll aufgeführt, die zehn Jahre nach ihrer ersten Sinfonie entstanden war. Da es zunächst keinerlei Aufführungsmöglichkeiten gab, musste sie 14 Jahre bis zur Uraufführung dieser Sinfonie (1893) warten. Obwohl das Werk sehr erfolgreich war, durfte sie als Komponistin nicht auf die Bühne treten, um den Applaus entgegenzunehmen. In ihrem Leben gab es zahlreiche Situationen wie diese, in denen sie nicht die Würdigung erhalten hatte, die ihr eigentlich zustand. Im gleichen Jahr der Uraufführung ihrer 2. Sinfonie fand die Weltausstellung in Chicago statt. Dort gab es eine Ausstellung zu Werken schwedischer Komponistinnen und ihre Freundin, die Komponistin Laura Netzel nahm unter anderem auch Werke Elfrida Andrées mit auf ihre Reise. Auf diese Weise wurde sie das erste Mal international wahrgenommen. Mitte der 1890er Jahre schrieb sie ihre Oper „Fritjofs Saga“ für die Teilnahme an einen Wettbewerb. Es wird vermutet, dass ihre Teilnahme nicht ernst genommen wurde, weshalb die Oper keinen Preis erhielt. Später überarbeitete sie die Ouvertüre und Zwischenspiele der Oper zur „Fritjof Suite“, das bis heute am häufigsten aufgeführte Orchesterwerk aus ihrer Feder. Eventuell gab es schon vor dem Konzert im Palmengarten Kontakte nach Leipzig, dies gilt es allerdings noch weiter zu erforschen. Ihre Schwester absolvierte in der sächsischen Musikstadt eine vierjährige Ausbildung als Opernsängerin, weshalb ein früherer Besuch nicht ausgeschlossen werden kann. Es könnte durchaus sein, dass sie schon vor ihrer Palmengarten Aufführung in Leipzig gewesen war. Ebenfalls ist überliefert, dass Andrée zuvor als Organistin für ein Konzert in der Thomaskirche vorgesehen war, dass kurzfristig abgesagt wurde, da eine Frau an der Orgel der damaligen „Sitte“ nicht entsprochen hatte. Ende 1904 finden sich historisch belegte Kontakte nach Sachsen. Zunächst über eine Einladung nach Dresden vom dortigen Kapellmeister, um dort im Konzert ihre eigenen Werke zu dirigieren. Zwei Monate später dirigierte sie dann im Januar 1905 ihr Fritjof-Vorspiel und die 2. Sinfonie im Leipziger Palmengarten. Wo genau sie die Zeit zwischen diesen beiden Auftritten verbracht hatte, ist zwar nicht bekannt, aber vermutlich ist sie die Zeit über in der Nähe der sächsischen Auftrittsorte geblieben. Eine detaillierte Auswertung ihrer Briefe könnte hier genauere Hinweise liefern. Die Rezensionen der Presse Die Leipziger Presse reagierte kritisch auf ihr Konzert. Besonders im Leipziger Tageblatt wurde nicht nur ihr Werk abgewertet, sondern grundsätzlich hinterfragt, ob Frauen überhaupt komponieren können. Während die Fritjof-Ouvertüre … Weiterlesen

Ein persönlicher Blick auf den Botanischen Garten in Leipzig

Als Biologe beschäftigte ich mich in der Vergangenheit hauptsächlich mit Pflanzen, ihrer Vielfalt und Ökologie in ganz unterschiedlichen Kontexten. Ich bin fasziniert von der Natur, mit all ihren Facetten. Nach dem Studium hatte ich berufliche Stationen im tropischen Küstenregenwald Brasiliens, aber auch im Leipziger Auwald. Zuletzt war ich regelmäßig in den Baumkronen am Leipziger Auwaldkran zu finden. Bei meiner Arbeit im Leipziger Auwald wurde ein Kontext in meinen biologischen und ökologischen Betrachtungsweisen immer wichtiger und zentraler: der Mensch und sein historischer Einfluss auf diesen heute so wichtigen und artenreichen Wald. Diesen anthropogenen Einfluss auf das Ökosystem zu kennen, ist wichtig, um das heutige Waldbild aus Eichen, Eschen und vielen weiteren Baumarten zu verstehen, aber auch, um die richtigen Schlüsse für den zukünftigen Umgang mit diesem Auwald und der Leipziger Aue zu ziehen. Hier, im Leipziger Auwald, hatte ich somit meine ersten beruflichen Anknüpfungspunkte mit einem Teil der Stadtgeschichte – denn Leipzig ist und war immer eine Auwald-Stadt. Seit nunmehr reichlich drei Jahren findet man mich tagsüber im Botanischen Garten der Universität Leipzig zwischen der Linnéstraße und der Johannisallee. Auch hier steht die Pflanze, oder eher unsere lebende Pflanzensammlung mit rund 6.300 Arten, im Mittelpunkt unserer Arbeit. Wir möchten den Botanischen Garten heute als einen Ort des gesellschaftlichen Austauschs, der erlebbaren Wissenschaft und des Lernens weiterentwickeln. Doch auch hier im Botanischen Garten wird mir zunehmend die historische Bedeutung dieser Institution bewusst. Bitte verzeihen Sie mir diese, vor allem für Historiker*innen etwas naiv klingende Beschreibung dieses Erkenntnisgewinns, aber als Naturwissenschaftler lebte ich vielmehr im Hier und Jetzt. In der heutigen Welt großer Veränderungen und gesellschaftlicher Herausforderungen beschäftigen wir uns auch im Botanischen Garten mit Klimawandel und Klimaanpassung, mit Nachhaltigkeit, mit Artenstreben und Artenschutz, um nur einige Aspekte zu nennen. Schaut man rückblickend von diesen aktuellen Themen in die Geschichte des Botanischen Gartens, wird besonders deutlich, welche unterschiedliche Bedeutung und Funktion ein solcher Garten für die Universität, aber auch für die Stadtgesellschaft in den unterschiedlichen Epochen hatte. Der Botanische Garten der Universität Leipzig ist der älteste seiner Art in Deutschland und gehört, gemeinsam mit den Gärten in Pisa, Padua und Florenz, zu den ältesten in Europa. Die Ursprünge des Botanischen Gartens reichen bis ins Jahr 1542 zurück, als das Dominikanerkloster St. Pauli samt Apothekergarten an die junge Universität Leipzig überschrieben wurde. Kurze Zeit später, bereits 1580, wurde der Garten Teil der universitären Lehre und Forschung, als Moritz Steinmetz zum ersten Präfekten ernannt wurde. In seiner über 450-jährigen Geschichte wurde er dreimal innerhalb Leipzigs verlegt, bevor er 1877 seinen heutigen Standort in der Linnéstraße fand. In der Geschichte sehr viel besser bewanderte Personen als ich können sehr schnell überblicken, welche Zeiten der Botanische Garten als Institution „miterlebt“ hat. Was mich hier vor allem interessiert, ist die Einbettung des Botanischen Gartens in eine sich immer wieder ändernde Universitäts- und Stadtgesellschaft. Die unterschiedlichen Zeiten sind ganz maßgeblich mit vielen herausragenden Wissenschaftlern verbunden und es macht ehrfürchtig, ihre Namen und wissenschaftlichen Leistungen in der langen, seit 1580 geführten Liste von Direktorinnen und Direktoren des Botanischen Gartens zu entdecken. Doch auch die vielen „kleinen“ Geschichten rund um den Botanischen Garten interessieren mich. Fragen der Finanzierung des Gartens, des gesellschaftlichen Austauschs, der Verflechtungen mit anderen Leipziger Institutionen und vieles mehr gehören für mich dazu. Hier gibt es sicher auch in Zukunft noch viel Geschichtliches zu entdecken und zu erforschen. Im Jahr 2027 (!) feiert der Botanische Garten seinen 150. Geburtstag am heutigen Standort und 2042 werden wir auf eine 500-jährige Geschichte zurückschauen. Beides sind für mich wichtige Anlässe, weiter in die Geschichte des Gartens einzutauchen und mich mit ihr zu beschäftigen. Dabei bin ich bei weitem nicht der einzige, der sich für diese interessiert, das verdeutlichen viele Gespräche mit geschichtsbegeisterten Menschen, sowohl hier im Botanischen Garten als auch in der Stadtgesellschaft. Dabei ist die Geschichte des Botanischen Gartens der Universität Leipzig auch ein wichtiger Teil der Park- und Gartengeschichte der Stadt. Das Interesse für dieses Leipziger Grün ist sehr hoch, wie beispielsweise das Buch „BÜRGER GÄRTEN PROMENADEN – Leipziger Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert“ von den beiden Herausgeberinnen Nadja Horsch und Simone Tübbecke zeigt. Aber auch die noch bis zum 28. Februar 2025 laufende Ausstellung zur Blütezeit des Leipziger Palmengartens ist Ausdruck des Interesses von Menschen, die sich mit unserer Gartenkultur in Leipzig beschäftigen. Vielleicht sind die beiden oben genannten Jubiläen auch ein Anlass, sich mit unserer Geschichte näher auseinanderzusetzen. Der Botanische Garten heute Die Modernisierung der Gewächshäuser von 1998 bis 2001, die Neugestaltung vieler Freilandbereiche und die wachsende Bedeutung der Biowissenschaften an der Universität stärkten in jüngster Zeit die Rolle des Botanischen Gartens. Mit der Gründung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) im Jahr 2012 wuchsen die Anforderungen an eine zeitgemäße Infrastruktur. Dies führte zum Bau eines modernen Forschungsgewächshauses, das heute hochmoderne Experimente ermöglicht. Der Garten spiegelt mit seiner bewegten Geschichte die wissenschaftliche und kulturelle Identität der Universität und der Stadt Leipzig wider. Als „Garten der Vielfalt“ widmet er sich auch heute der Pflege und Weiterentwicklung seiner Pflanzensammlung, die vor allem der Forschung, Lehre und dem gesellschaftlicher Dialog dient. Seit jeher ist der Botanische Garten ein öffentlich zugänglicher Ort, an dem Forschung und Wissen sichtbar gemacht werden. Die Außenanlagen können kostenfrei besucht werden und ziehen jährlich über 150.000 Menschen an. Besucher:innen entdecken die Vielfalt und Schönheit der Pflanzenwelt und lernen in einem vielfältigen Veranstaltungs- und Bildungsprogramm Neues über die Natur. In Zusammenarbeit mit dem Förderkreis des Botanischen Gartens e. V. bietet der Garten Formate wie den „Botanischen Salon“, Workshops und Schulungen, Bürgerwissenschaftsprojekte oder Kunstprojekte an, die einen Dialog auf Augenhöhe fördern. Ziel ist es, Besucher:innen nicht nur zu informieren, sondern sie auch aktiv einzubinden. Ergänzt wird das Angebot durch eine breite Medienpräsenz, digitale Angebote und die Botanikschule mit einem Programm für Schulklassen der Leipziger Schulen. So schafft der Garten heute eine lebendige Verbindung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. *Der veröffentlichte Text erschien im Lotterbrief 14 | Januar 2025, Seite 34 ff., der Hieronymus-Lotter-Gesellschaft zur Förderung des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig e.V. (HLG). Abonnieren Sie den Lotterbrief unter www.lotter-gesellschaft.de/wir-ueber-uns/lotterbrief. © 2024 is licensed under CC BY-NC-SA 4.0 Namensnennung … Weiterlesen

Gespräch mit Experten – Rolf Engelmann zum Botanischen Garten in Leipzig

Rolf Engelmann ist seit 2021 als Koordinator für Wissenstransfer im Botanischen Garten der Universität Leipzig tätig. Mit einem Studium zum Biologen in Halle und Leipzig bringt er fundiertes Fachwissen und eine Leidenschaft für die verständliche Vermittlung von Wissenschaft mit. Sein Fokus liegt darauf, den Botanischen Garten als lebendigen Ort des Austauschs und Lernens zu gestalten. Hier schafft er Bildungsangebote für Menschen jeden Alters und stärkt damit die Rolle des Gartens als Brücke zwischen Universität und Öffentlichkeit in einer der ältesten botanischen Einrichtungen Deutschlands. Herr Engelmann, können Sie uns bitte erklären, welche Bedeutung der Botanische Garten für die Universität und die Stadt Leipzig hat? Der Botanische Garten der Universität Leipzig ist ein Ort der Wissenschaft, also der Forschung und Lehre. Im Garten wird mit Pflanzen experimentiert, Pflanzen für Bestimmungskurse angezogen und unsere Pflanzensammlung dient im Rahmen der Ausbildung von Studierenden botanischen und vegetationskundlichen Führungen. Doch auch für die Menschen der Stadt Leipzig hat der Garten eine große Bedeutung. Als Grünes Schaufenster der Universität gestalten wir hier einen intensiven Austausch im Bereich des Wissenstransfers. Gemeinsam mit unserem Förderverein organisieren wir ein vielfältiges Jahresprogram mit Führungen, Exkursionen, Vorträgen, Pflanzenmärkten und Ausstellungen. Auch der Bildungsbereich im Botanischen Garten ist hervorzuheben: wir haben Angebote für alle Altersbereiche ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. Wie hat sich der Botanische Garten der Universität Leipzig im Laufe seiner Geschichte entwickelt? Der Botanische Garten der Universität Leipzig gilt als der älteste Botanische Garten an einer Universität in Deutschland. Der Ursprung liegt im Jahr 1542 als das Dominikanerkloster St. Pauli mit dem zugehörigen Medizinal-Garten der damals noch jungen Universität Leipzig übertragen wurde. Bereits 1580 erfolgte eine Integration in die Lehre und Forschung der Universität mit der Ernennung von Moritz Steinmetz zum ersten Präfekten des Gartens. Im Lauf der Jahrhunderte wurde der Standort des Botanischen Gartens mehrfach verlegt und befindet sich nun seit 1877 am jetzigen Standort. Heute blicken wir im Botanischen Garten auf eine wechselvolle Geschichte zurück. In den über 450 Jahren seiner Existenz ist er Teil der wissenschaftlichen und kulturellen Identität der Universität Leipzig und der Stadt Leipzig geworden. Ist sein Status als ältester Botanischer Garten in Deutschland gerechtfertigt? Wie bereits verdeutlicht liegen die Anfänge des Gartens in der Mitte des 16. Jahrhunderts. In dieser Zeit sind auch die ältesten europäischen Botanischen Gärten Norditaliens in Pisa (1544), Padua (1545) und Bologna (1568) gegründet worden. Der Leipziger Botanische Garten ist somit keine Besonderheit, sondern unterstreicht die Bedeutung Botanischer Gärten bzw. Medizinalgärten für die Lehre und Forschung an den Universitäten zu der damaligen Zeit. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Leipziger Garten seitdem mehrmals umgezogen ist und die Schwerpunkte der Pflanzensammlung sich abhängig von den jeweils aktuellen Forschungsschwerpunkten verändert haben. Aus einem Medizinalgarten (lat. hortus botanicus) entwickelte sich ein Botanischer Garten, in dem heute die verschiedenen Facetten der Vielfalt im Pflanzenreich im Fokus stehen. Mit heute rund 6.300 verschiedenen Arten wollen wir als Garten der Vielfalt eine Brücke schlagen und vor allem botanisch-ökologische Themen im Kontext von Klimawandel, Transformation, Nachhaltigkeit oder Biodiversitätskrise betrachten. Gibt es bestimmte Personen, die eine zentrale Rolle gespielt haben, die heute nicht vergessen werden dürfen? Als Einrichtung mit so langer Geschichte ist es sicher nicht einfach einzelne Personen herauszustellen und gleichzeitig andere nicht zu würdigen. Diplomatisch ausgedrückt gibt es eine Vielzahl an Personen oder besser an Personengruppen, ohne die ein Botanischer Garten nicht erfolgreich arbeiten kann. Zu Nennen sind dabei an erster Stelle natürlich die Gärtnerinnen und Gärtner. Sie bringen gärtnerischen Sachverstand und Leidenschaft in unsere artenreiche Pflanzensammlung. In den früheren Jahrhunderten wurden sie, unterstützt von weiteren Personen, wie beispielsweise Heizern (lange Zeit wurden die Gewächshäuser des Botanischen Gartens mit Kohle beheizt) oder anderen Personen, die essentielle Hilfstätigkeiten ausgeführt haben. Ich stelle diesen Personenkreis ganz bewusst an den Anfang meiner Aufzählung, sie werden im Laufe der Geschichte mitunter zu selten gewürdigt – hier würde ich mich über neue Erkenntnisse und Anekdoten bei der Aufarbeitung unserer Geschichte sehr freuen. Des Weiteren hatten wir seit 1580 viele sehr namhafte Direktoren, die die Geschicke des Gartens maßgeblich prägten und nicht selten weltweit bekannte Botaniker ihrer Zeit waren. Doch auch die Garteninspektoren, heute eher als Betriebsleiter bezeichnet, gestalteten die Entwicklung des Botanischen Gartens über die Jahrhunderte und sind wichtige Brückenbauer zwischen Wissenschaft und gärtnerischer Praxis. Nicht zu vergessen sind auch die Kustoden, also die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Botanischen Gartens. Sie betreuen die artenreiche Sammlung, organisieren den fachlichen Austausch mit anderen Botanischen Gärten und entwickeln die Sammlung des Botanischen Gartens stetig weiter. Wie würden Sie die Pflanzensammlung des Gartens beschreiben? Heute haben wir im Botanischen Garten rund 6.300 verschiedene Pflanzenarten in rund 10.000 verschiedenen Akzessionen. Grob könnte man sagen, dass die Hälfte der Arten im Freiland zu finden sind und die andere Hälfte der Arten unsere Gewächshäuser benötigt. Als „Garten der Vielfalt“ möchten wir die Vielfalt im Pflanzenreich in möglichst vielen Facetten erlebbar machen. Im System kann man sich mit der Verwandtschaft im Pflanzenreich beschäftigen, in den geographischen Abteilungen sieht man die Arten gleicher klimatischer oder geographischer Regionen und die biochemische Vielfalt ist in den Beeten des Apothekergartens ersichtlich. Hier sind die gezeigten Pflanzen nach ihren medizinisch genutzten Inhaltsstoffen sortiert. Gibt es spezielle oder seltene Pflanzenarten, die im Botanischen Garten besonders hervorstechen? Als Botanischer Garten liegt unserer Fokus auf Wildarten, das heißt Pflanzenarten, die so auch in der Natur vorkommen. Nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen bei uns Sorten oder Züchtungen. Aus diesem Grund sind in unserer Sammlung mitunter sehr viele seltene und besonders interessante Pflanzen. Für unsere Besucher sind sicherlich solche Pflanzen von großem Interesse, die nicht vor unserer Haustür in der Natur oder im Garten wachsen. Ich denke hier beispielsweise an Palmen, die Riesenseerose oder auch das Mammutblatt – alles Pflanzen die Staunen und Interesse wecken. Arbeiten Sie dabei mit anderen Forschungseinrichtungen zusammen? Ja, in allen Belangen. Zuerst einmal ist der Botanische Garten mit der Arbeitsgruppe Spezielle Botanik und Funktionelle Biodiversität verknüpft, arbeitet aber auch mit anderen Arbeitsgruppen der Universität Leipzig zusammen. Darüber hinaus betreibt das Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig ein Forschungsgewächshaus im Botanischen Garten. Zusätzlich gibt es gemeinsame Projekte mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), … Weiterlesen

Der Frankfurter Palmengarten – historischer Garten mit Weltruf

Mit einer Größe von rund 20 Hektar ist der Frankfurter Palmengarten einer der größten Botanischen Gärten Deutschlands mitten in der Metropolregion RheinMain. Seine umfangreichen Pflanzensammlungen, die rund 13 000 Arten im Freien und unter Glas umfassen, genießen Weltruf. Hinzugekommen ist 2012 der benachbarte, etwa 8 Hektar große Botanische Garten, der zuvor der Goethe-Universität angegliedert war. Die Geschichte des Palmengartens begann 1871. Dabei spielten zwei Herren eine entscheidende Rolle. Einer davon ist der pflanzenbegeisterte Herzog Adolph von Nassau in Wiesbaden-Biebrich, der 1866 wegen der Annexion der Preußen abdanken musste und in Folge seine umfangreiche Pflanzensammlung im Schloss Wiesbaden-Biebrich veräußern musste. Der andere ist der Kunstgärtner und Gartenplaner Heinrich Siesmayer aus Bockenheim, heute ein Stadtteil von Frankfurt, der für den Herzog gearbeitet hatte. Ihm war der Wert der Sammlung bewusst – sie umfasste auch eine große, überregional bekannte Kameliensammlung mit über 100 Jahre alten Exemplaren – weshalb er sich dafür stark machte, die komplette Sammlung für Frankfurt zu erwerben. Damit wurde er zum Initiator des Palmengartens. Um das Geld für den Kauf zusammenzubringen, gründete er eine Aktiengesellschaft, in der sich Frankfurter Bürgerinnen und Bürger am Aufbau des Palmengartens beteiligen konnten. Von Anfang an identifizierten sie sich mit dem Gartenprojekt, das gegen eine kleine Eintrittsgebühr für jeden zugänglich war. Noch heute ist der Palmengarten für die Frankfurter Bevölkerung einer der bekanntesten und beliebtesten Orte der Stadt. Als zentraler Ort der Naherholung und der Naturerfahrung mitten in der Stadt rangiert er sogar noch vor dem Frankfurter Zoo. Feierlich eröffnet wurde der Palmengarten am 16. März 1871. Im Gegensatz zu den klassischen Botanischen Gärten der Universitäten diente der Palmengarten nicht primär der Forschung und Lehre, sondern war ein Bürgergarten. Mit seinen üppigen Pflanzensammlungen und Blumenausstellungen sowie einem ansprechenden Musikprogramm und Tanzveranstaltungen im Gesellschaftshaus war er ein Schau- und Erholungsgarten, in der ersten Zeit mehr für das gehobene Bürgertum, heute für Menschen mit verschiedensten Interessen von Jung bis Alt. In der „Frankfurter Institution“ wurde so manche Ehe angebahnt, im Hochzeitsgarten trafen sich Mütter und ihre Töchter mit potenziellen Heiratskandidaten. Neben dem kulturellen Programm und einer gehobenen Gastronomie wurden auch sportliche Aktivitäten wie das Rudern auf dem Weiher, Tennis, Eislaufen oder Fahrradrennen angeboten. Das besondere Konzept des Palmengartens besteht bis heute darin, dass er viele verschiedene Aspekte miteinander verbindet: Er ist nicht nur ein wissenschaftlich betreuter Botanischer Garten und Ort der außerschulischen Bildung, sondern vereint zudem Erholung und Unterhaltung. Das Herz des Gartens schlägt bis heute im Palmenhaus, das 1869 gebaut wurde, um die Biebricher Pflanzen aufzunehmen. Zusammen mit dem angegliederten Gesellschaftshaus bildet es ein einmaliges, für den Palmengarten bezeichnendes Ensemble (Flora-Bau). Das Frankfurter Palmenhaus zählt zu den drei größten erhaltenen historischen Palmenhäusern weltweit. Die beiden anderen stehen in Kew Gardens (London) und in Wien-Schönbrunn. Im prächtigen Festsaal wurde große Feste gefeiert, dabei konnte man in das tropisch-exotische Ambiente des Palmenhauses eintauchen und unter Palmen flanieren. Der umgebende Park wurde von Heinrich Siesmayer als englischer Landschaftspark angelegt, mit klassischen Elementen wie Weiher, Steingarten mit Grotte, Schweizerhaus, Hängebrücke sowie verschlungenen Wegen. Im 19. Jahrhundert galt die Schweiz als das Idealbild einer romantischen Alpenlandschaft. Aus der Gründerzeit sind im Park noch einige Baumveteranen erhalten, was ihm seinen besonderen Charme verleiht. Auf dem Parterre vor dem Gesellschaftshaus ließ Siesmayer seine opulenten Teppichbeete anlegen. Mit der Zeit wurde der Palmengarten nach und nach bis auf seine heutige Fläche erweitert. Auch die Sammlung wuchs stetig, weshalb in den Jahren 1905/6 als Ersatz für die alten Biebricher Gewächshäuer eine neue repräsentative Schauhausanlage mit Mittelhalle und Glaskuppel sowie seitlichen Gewächshäusern entstand. Wenige Pflanzen aus den alten Sammlungen gibt es noch heute, so den vermutlich mindestens 200 Jahre alten Palmfarn Encephalartos altensteinii. In der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts änderte sich der Zeitgeist und man bevorzugte generell einen schlichteren Stil als zuvor. Die aufwändige Neorenaissance-Fassade des schlossartigen Gesellschaftshauses wurde Ende der 1920ger Jahre im geradlinigen Bauhaus-Stil nach dem Entwurf von Martin Elsässer erneuert, die Wechselflorbepflanzung auf dem Blumenparterre wurde stark reduziert und vereinfacht. Der prunkvolle Festsaal blieb nur deshalb erhalten, weil das Geld für den weiteren Umbau ausgegangen war. Die baufällige Hängebrücke und das Schweizerhaus wurden in den 1930er Jahren abgerissen. Weltwirtschaftskrise und erster Weltkrieg wirkten sich auf den Palmengarten negativ aus. Während des Krieges wurden im Garten Obst und Gemüse statt botanischer Raritäten angebaut, um die Lazarette mit frischen Lebensmitteln zu versorgen. Als die Aktiengesellschaft den Palmengarten schließlich nicht mehr finanzieren konnte, übernahm die Stadt 1931 den Palmengarten. Seitdem ist dieser ein städtisches Amt. Erster städtischer Direktor wurde Max Bromme (Direktionszeit von 1931-1945). Er gründete die noch heute existierende Gesellschaft der Freunde des Palmengartens, einen Verein, dem auch viele ehemalige Aktionäre des Palmengartens beitraten. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Palmengarten und speziell auch das Palmenhaus durch einen Bombeneinschlag beschädigt, dabei erfror die tropische Bepflanzung im Palmenhaus aufgrund des Glasschadens komplett. Grundsätzlich blieb das Palmenhaus aber erhalten. Das war Glück, wenn man bedenkt, dass fast die ganze Frankfurter Innenstadt durch Bombenhagel in Schutt und Asche gelegt wurde. Nach Kriegsende wurde der Palmengarten von den Amerikanern besetzt, die dort einen Freizeitclub einrichteten. Es gab sogar die Idee, in das Palmenhaus ein Swimmingpool einzubauen. Der Pflanzenliebhaber Sergeant Gunn verhinderte dies jedoch. Und mit Hilfe der Amerikaner unter Anleitung des damaligen Direktors Fritz Encke konnten sogar die zerstörten Gewächshäuser wiederaufgebaut und bepflanzt werden. 1948 wurde er Palmengarten dann wieder den Frankfurter Bürgerinnen und Bürger zugänglich gemacht. Nach dem Krieg und vor allem seit den 1960er Jahren wurde der Palmengarten deutlich weiterentwickelt, besonders durch die Vergrößerung der Sammlungen, neue Gestaltungskonzepte und Neubauten. Direktor Dr. Gustav Schoser (Amtszeit von 1968 – 1992) setzte im Rahmen der „inneren Erweiterung“ das Subantarktishaus und das Haus Rosenbrunn um, und veranlasste den Umbau von Eingangsschauhaus und Haus Leonhardsbrunn. Aus den Tennisplätzen wurde eine Steppenanlage. Der in den 1980er Jahren errichtete Gewächshauskomplex des Tropicariums war ein großer Wurf. Er beherbergt Gewächse aus den Feuchten sowie Trockenen Tropen, die nach Klima- und Vegetationszonen geografisch sortiert gepflanzt sind. Ein Gang durch die großzügigen sternförmigen Häuser erweckt das Gefühl, durch reale Landschaften zu wandern, von der Wüste bis zum Regenwald, vorbei an riesigen „Schwiegermuttersitzen“, dem Affenbrotbaum, dem … Weiterlesen

Gespräch mit Experten – Dr. Katja Heubach zum Palmengarten am Main

Dr. Katja Heubach ist seit 2018 Direktorin des Palmengartens in Frankfurt am Main. Unter ihrer Leitung feierte die städtische Gartenanlage 2021 ihr 150-jähriges Bestehen – trotz der Herausforderungen durch die Pandemie. Der Frankfurter Palmengarten hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder erfolgreich gegen widrige Umstände behauptet. Als ein Wahrzeichen der Stadt genießt er starken Rückhalt in der Bürgerschaft. Dieser Geist prägt auch die Arbeit der Direktorin, die darauf abzielt, die historische Gartenanlage den Herausforderungen der Zeit anzupassen und gemeinsam mit den Frankfurtern zu bewahren. Frau Dr. Heubach, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen und uns über den Frankfurter Palmengarten informieren. 1899 diente dieser schließlich als Vorbild für den Leipziger Palmengarten, der heute leider nicht mehr als botanische Gartenanlage existiert, aber einst große Bedeutung für die Leipziger Bürgerschaft hatte. Welche Rolle spielt der Palmengarten für die Stadt Frankfurt? Der Palmengarten gehört zu den historischen Frankfurter Institutionen, die wie Zoo, Städel Museum, Universität und Senckenbergische Stiftung auf bürgerliche Initiativen zurückgehen und fest in der Frankfurter Stadtgesellschaft verwurzelt sind. Die Verbundenheit der Bürgerinnen und Bürgern zum Palmengarten ist groß. Für viele ist der Garten „ihr“ grünes Wohnzimmer. Der erste Besuch findet oft mit der Schule oder den Eltern statt. Später geht man dann zu Festen oder Konzerten in den Garten oder lässt sich im Haus Rosenbrunn trauen – nachdem man im Palmengarten den Heiratsantrag gemacht hat. Neben ausgesprochenen Pflanzenkennern und -liebhaberinnen, die sich informieren und nach Neuerungen schauen wollen, zieht der Garten vor allem Erholungssuchende an. Der Garten passt sich seit anderthalb Jahrhunderten den Bedürfnissen seines Publikums und den jeweiligen Erfordernissen der Zeit immer wieder neu an. Dazu gehören heutzutage auch zum Beispiel digitale Bildungsangebote; die Stärke des Gartens ist und bleibt aber das Analoge. Welche Schlüsselereignisse oder -phasen waren in den letzten 150 Jahren entscheidend für die Entwicklung und das Wachstum des Frankfurter Palmengartens? Ein Schlüsselereignis für die Gründung war 1866 die Besetzung der ehemals Freien Reichsstadt Frankfurt durch die Preußen. Im selben Zusammenhang musste auch Herzog Adolph von Hessen-Nassau abdanken und seine berühmte Pflanzensammlung verkaufen. Der Gartenkünstler Heinrich Siesmayer konnte sie glücklicherweise für Frankfurt erwerben, finanziert wurde alles von einer extra dafür gegründeten Aktiengesellschaft. Für diese Pflanzensammlung wurde der Palmengarten mit seinem Herzstück, dem Palmenhaus, eigentlich angelegt. Weil die Sammlung stetig wuchs, bekam sie Anfang des 20. Jahrhunderts eine damals hochmoderne Schauhausanlage. Dann kam der Einschnitt von Inflation und Weltwirtschaftskrise, die tragende Gesellschaft musste den Palmengarten abgeben. Seitdem ist der Palmengarten städtisch. Die Amerikaner, die kurzzeitig aus dem Garten ein Recreation Center für ihre GIs gemacht hatten, halfen, die Folgen des Kriegs abzupuffern. Später ging es im Palmengarten gesellschaftlich wieder ähnlich hoch her wie in seiner Anfangszeit. Regelrecht neu organisiert, auch baulich, hat dann Direktor Schoser den Garten in den 1970er und 80er Jahren. Der Palmengarten mit dem neugebauten Tropicarium und großen Blumenschauen war ungeheuer populär, regional wie international. Die Leute standen Schlange, um eine Orchideenausstellung zu sehen. Deutlich später, aber ebenso weitreichend war die 2012 umgesetzte Angliederung des angrenzenden Botanischen Gartens an den Palmengarten, der ehemals zur Goethe Universität Frankfurt gehörte. Heutzutage treiben uns vor allem der Klimawandel und das Artensterben um, dazu gehören auch Themen wie Nachhaltigkeitsmanagement, besonders in den Bereichen Energie, Wasser und Materialeinsatz. Im Rahmen von mehrjährigen Leitthemen bringen wir komplexe Fragestellungen an das Publikum und schaffen damit gleichzeitig eine erkenntnisreiche Neuorientierung nach innen. Das erste Leitthema, das wir in diesem Jahr abbinden, heißt „Blüten- und Bestäuberökologie“. Anlass war 2021 das neue Blüten- und Schmetterlingshaus mitsamt der Dauerausstellung „Abgestaubt“ zur Welt der Insekten. Dazu gehören die insektenfreundliche Umgestaltung von Rasen zu Wiesenarealen mit unterschiedlichen Blühaspekten, eine meterlangen Nistwand mit Biodiversitätsdach, nektarreiche Unterpflanzungen bestehender Beetanlagen und vieles mehr. Begleitend wurden zahlreiche analoge und digitale Vermittlungsformate mit Augenmerk auf die verschiedenen Blickwinkel von Wissenschaft, Praxis, Kunst und Kultur entwickelt. So rundet unsere neue große Kunstausstellung „Verspielt? − Roulette mit der Insekten- und Pflanzenwelt“ das Leitthema mit einem fulminanten Paukenschlag ab – und zieht ein völlig anderes Publikum zur Auseinandersetzung mit dem Thema in den Garten. Gab es Persönlichkeiten, die eine Schlüsselrolle in der Geschichte des Frankfurter Palmengartens gespielt haben? Können Sie einige von ihnen nennen und ihre Beiträge näher erläutern? Außer Heinrich Siesmayer, dem Gründungsdirektor, dem wir den Garten im Stil des englischen Landschaftsparks verdanken, ist zum Beispiel sein unmittelbarer Nachfolge August Siebert zu nennen, der die Pläne Siesmayers weiterentwickelte. Er machte den Garten um 1900 zu einem wahren Sportlerparadies mit Rudern auf dem Weiher, Tennis, Eislaufen, Fahrradrennen und Wettkämpfen. Direktor Fritz Encke sorgte für den Wiederaufbau des Gartens nach dem 2. Weltkrieg. Für immer mit dem Namen Gustav Schoser verbunden bleibt die grundlegende Erneuerung und die sogenannte „innere Erweiterung“ der Anlage ab Ende der 1960er Jahre. Der Palmengarten erhielt damals sein Erscheinungsbild, wie es in etwa noch heute besteht. Es kamen Gebäude wie das Subantarktishaus und das Haus Rosenbrunn hinzu, andere wurden umgebaut oder versetzt. Die Tennisplätze wurden entfernt und durch eine Steppenanlage ersetzt. Das in den 1980er Jahren errichtete Tropicarium war wirklich ein großer Coup, an dem wir bis heute Freude haben. Es beherbergt Gewächse aus den Feuchten sowie Trockenen Tropen, die nach Klima- und Vegetationszonen geografisch sortiert gepflanzt sind. Außerdem wurden unter Schosers Leitung besonders viele seltene und vom Aussterben bedrohte Pflanzen kultiviert, wie aus der Familie der Bromelien, Orchideen und der Gruppe der Sukkulenten. Der weitere Ausbau der wissenschaftlichen Sammlung ist auch mir besonders wichtig. Wir haben im letzten Jahr zum ersten Mal in der Geschichte des Palmengartens ein Sammlungskonzept erarbeitet. 2021 feierte der Frankfurter Palmengarten sein 150-jähriges Jubiläum. Wie haben Sie dieses besondere Ereignis begangen? Wir haben groß gefeiert, gemessen an Vielfalt des Programms, besonders, wenn man die Umstände bedenkt – mitten in der Pandemie. Zum Jubiläum gab es einen umfassenden Jubiläumsband, der die Geschichte des Palmengartens und seiner Sammlungen darstellt, Geschichten aus der Gegenwart des Gartens erzählt, mit großformatigen ansprechenden Bildern. Dazu hat die Autorin die Mitarbeitenden, aber auch unser Publikum befragt. Passend dazu gab es eine umfangreiche Ausstellung zur Geschichte– auch ein Novum in der Palmengartengeschichte. Ein weiteres Highlight war die Eröffnung des lange projektierten … Weiterlesen

Der klingende Park – Tage der Industriekultur in Leipzig

Vom Ausstellungspark bis zum Leipziger Palmengarten – Park- und Gartenkultur im Zeitalter der Industrialisierung Die Veranstaltungsreihe „Der klingende Park“ ist ein Teil der Industriekulturtage in Leipzig. Sie bietet eine Reise durch die Geschichte der Gartenbaukunst in Leipzig, angefangen mit den prächtigen privaten Bürgergärten, den ersten Botanischen Garten und den ersten kommunalen Landschaftspark Deutschlands über die modernen Ausstellungs- und Freizeitparks sowie Ausflugsstätten im Industriezeitalter bis hin zu den noch erhaltenen Parkanlagen jener Zeit, die als Gartenbau- und Kulturdenkmal heute einen besonderen Schutzstatus genießen. Die Parkerrichtung war über dem ein wichtiger Faktor des städtebaulichen Wandels im Zuge der Hochindustrialisierung und des Städtewachstums in Deutschland. Zur Zeit der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung 1897 (STIGA) waren viele Leipziger Parkanlagen in ihrer Entstehung. Gut für Leipzig war es, dass die Stadtoberen 1899 eine Umsetzung öffentlicher Parkanlagen befürwortete und finanzielle Mittel dafür bereitstellte – dies kann heute als Ausdruck einer vorausschauenden und nachhaltigen Stadtentwicklung im Industriezeitalter gedeutet werden, denn diese Grünflächen dienten neben anderen wichtigen Aspekten auch zur Regeneration einer hart arbeitenden Bevölkerung. Hierzu zählen beispielsweise der Stünzer Park (1898) im Leipziger Osten, der Leipziger Palmengarten (1899) im Leipziger Westen, der Arthur-Bretschneider-Park (1900) im Leipziger Norden ebenso wie der Wilhelm-Külz-Park (1904) im Leipziger Süden und der an der Stelle des Ausstellungsparks der STIGA tretende König-Albert-Park (1904), der heutige Clara-Zetkin-Park, im Leipziger Zentrum. Sie alle dienen dem Wohl der Leipziger und ihrer Besucher, sei es zur Bildung, Erholung oder zum Vergnügen. Entsprechend lohnenswert ist ein Blick auf ihre Entstehungs- und Blütezeit, die verschiedenen Kunstformen, die diese Parks bereicherten (z.B. Architektur, Skulptur, Landschaftsgestaltung, Musik) – ganz zu schweigen von den Schicksalen einst untergegangener Oasen, die in alten Postkarten, Lithografien und Aufnahmen heute wieder lebendig werden. Unser Ziel ist es, die Vielfalt der Leipziger Park- und Gartenkultur zu beleuchten und mit dieser Veranstaltungsreihe möglichst viele Menschen zu erreichen. Wir sind davon überzeugt, dass ein besseres Verständnis der lokalen Kulturgeschichte zu einem bewussteren Umgang mit den Parkanlagen führen kann. Veranstaltungen 2024 Zu den 12. Tagen der Industriekultur in Zusammenarbeit mit dem Verein für Industriekultur Leipzig e.V. und einer Hommage an 125 Jahre Leipziger Palmengarten mit dem Historical Swing Dance Orchestra, Bühnenprogramm, Open-Air-Ausstellung, Stammtisch der Parkenthusiasten, Info-Stand und Bücherverkauf. Gäste u.a. Prof. Dr. Leder (Museumsdirektor Naturkundemuseum Leipzig), Daniela Neumann (Stadt- und Parkführerin und Hans-Joachim Hädicke (Privatsammler). **** Wann? 08.09.2024, 14:00 – 19:00 UhrWo? Musikpavillon, Clara-Zetkin-Park, Anton-Bruckner-Allee 11, 04107 LeipzigWie viele Gäste waren da? > 400 Gäste **** Veranstaltungen 2023 Zu den 11. Tagen der Industriekultur in Zusammenarbeit mit dem Verein für Industriekultur Leipzig e.V. mit dem Symphonischen Blasorchester/ ISKRA Oldstars, Bühnenprogramm, Open-Air-Ausstellung, Info-Stand und Bücherverkauf. Gäste u.a. Dr. Enrico Ruge (HTWK Leipzig), Henner Kotte und Sebastian Ringel (beide Stadtführer, Autoren). **** Wann? 03.09.2023, 14:00 – 19:00 UhrWo? Musikpavillon, Clara-Zetkin-Park, Anton-Bruckner-Allee 11, 04107 LeipzigWie viele Gäste waren da? > 500 Gäste ****

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