Leipziger Palmengarten – Ausstellung und Begleitprogramm

Anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Parkanlage beleuchtet die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) in Kooperation mit dem Stadtgeschichtlichen Museum und vielen weiteren Unterstützern die „Blütezeit“ des Leipziger Palmengartens (1899 bis 1914). Die Ergebnisse ihrer Forschung werden der Öffentlichkeit in der Gerda-Taro-Lounge im Capa-Haus präsentiert. Die Ausstellung bietet darüber hinaus die Möglichkeit, gemeinsam mit den Partnern, Förderern und Unterstützern verschiedene Veranstaltungsformate umzusetzen, die Livemusik, Vorträge und geführte Touren umfassen und so die Geschichte der ehemaligen Gartenanlage wiederbelebt. Leipziger Palmengarten – Ein Leuchtturm der Stadt –Kabinettausstellung mit Experten-Gremium & Begleitprogramm1.11.2024 – 28.2.2025Capa-Haus, Gerda-Taro-Lounge, Jahnallee 61, 04177 Leipzig Eintritt frei – Öffnungszeiten von Dienstag bis Freitag und jeden 3. Sonntag im Monat von 11 bis 16 Uhr (außer an gesetzlichen Feiertagen) Experten-Gremium (ehrenamtlich): Hans-Joachim-Hädicke (Privatsammler), Sebastian Ringel (Autor), Daniela Neumann (Stadt- und Parkführerin), Marius Wittwer (Stadtführer), Anne Roßburger, Mike Demmig (beide meinpark.info). Unterstützt von: HTWK Leipzig, Capa-Haus/ CAPA Culture gGmbH, Stadtgeschichtliches Museum, Stadt Leipzig – Dezernat Kultur/ Referat Strategische Kulturpolitik, Holger-Koppe-Stiftung Frankfurt a. M./ Leipzig, Universität Leipzig – Botanischer Garten/ Institut für Musikwissenschaft, Verein für Industriekultur Leipzig e.V., Hieronymus-Lotter-Gesellschaft e.V., Förderkreis Botanischer Garten e.V., Frankfurter Palmengarten, Archiv Frau & Musik – Internationale Forschungsstätte Frankfurt a. M., Lions Club Leipzig Saxonia, Eva Meitner Conductor, Stil Haus Kollektiv, Musikpavillon Leipzig, Entdeckt in Leipzig. Die Umsetzung der Roll-Up-Ausstellung mit begleitenden Medien erfolgte durch das Kunst & Grafik Büro vonJuliane Sieber aus Halle/ Saale. www.julianesieber.de Begleitprogramm Donnerstag 7.11.2024, ab 18 Uhr –ALTES RATHAUS, FESTSAAL, Am Markt 1, 04109 Leipzig »Elfrida Andrée – Galionsfigur der europäischen Frauenbewegung«Feiern Sie mit uns das 45-jährige Jubiläum des Archivs Frau & Musik, der internationalen Forschungsstätte in Frankfurt a. M., und erleben Sie einen inspirierenden Abend mit Eva Meitner und Mary Ellen Kitchens zu Ehren der schwedischen Komponistin Elfrida Andrée (1841-1929, Dirigentin ihrer Ouvertüre im Leipziger Palmengarten) präsentiert von der Hieronymus-Lotter-Gesellschaft e.V. Freitag 29.11.2024, ab 17 Uhr –BOTANISCHER GARTEN, Linnéstraße 1, 04103 Leipzig »Expertengespräch im Mediterranhaus«Der Förderkreis Botanischer Garten e.V. und die HTWK Leipzig laden zu einem Austausch mit Frau Dr. Heubach, Direktorin Palmengarten und Botanischer Garten der Stadt Frankfurt a. M., und Prof. Dr. Wirth, Direktor Botanischer Garten der Universität Leipzig. Donnerstag 12.12.2024, ab 18 Uhr –CAPA-HAUS, GERDA-TARO-LOUNGE, Jahnallee 61, 04177 Leipzig »Musikalischer Salon im Capa-Haus«Der Förderkreis Botanischer Garten e.V. und das Institut für Musikwissenschaft der Universität Leipzig laden zu einem musikalischen Vortrag zur Musik im Leipziger Palmengarten und anderen Vergnügungsstätten um 1900. An diesem Abend findet die Preisverleihung des Gert-Triller-Preises der Notenspur Leipzig e.V. statt. Montag 13.1.2025, ab 18 Uhr –CAPA-HAUS, GERDA-TARO-LOUNGE, Jahnallee 61, 04177 Leipzig »Ein Gesellschaftsabend im Palmengarten«Der Lions Club Leipzig Saxonia lädt zum Neujahrskonzert mit Trio Saviano, um Abendgarderobe wird gebeten. Insbesondere ist die Einladung auch an ein jüngeres Publikum gerichtet. Donnerstag 13.2.2025, ab 18 Uhr –CAPA-HAUS, GERDA-TARO-LOUNGE, Jahnallee 61, 04177 Leipzig »Frauen in der Musikszene um 1900«Tauchen Sie ein in eine faszinierende Welt und erleben Sie eine spannende Reise durch die Musikgeschichte. Die Musikerin Eva Meitner und die Hieronymus-Lotter-Gesellschaft e.V. präsentieren Musikstücke von Amelie Nikisch bis Ethel Smyth und zehn weiteren Komponistinnen. Donnerstag 20.2.2025, ab 18 Uhr –BOTANISCHER GARTEN, Linnéstraße 1, 04103 Leipzig »Exkursion in den Botanischen Garten«Der Förderkreis Botanischer Garten e.V. und die Hieronymus-Lotter-Gesellschaft e.V. laden zu einer exklusiven Sonderführung durch die Orchideenschau, die vom 22. Februar bis zum 2. März 2025 stattfindet. Bürgerinformation Innerhalb des Zeitraums der Ausstellung führten Experten die Gäste an jedem 3. Sonntag im Monat von 11 bis 16 Uhr durch die Ausstellung. Das Angebot wurde sehr gut angenommen.www.capa-haus.org Exkursion Die exklusive Sonderführung der Hieronymus-Lotter-Gesellschaft e.V. durch den Botanischen Garten in Leipzig vor Beginn der Orchideenschau war ausgebucht und die beste Werbung für die Arbeit des Förderkreises vor Ort.www.lw.uni-leipzig.de/botanischer-garten

Galionsfigur der europäischen Frauenbewegung – Elfrida Andree

Im Begleitprogramm der Palmengarten-Ausstellung fand im Festsaal des Alten Rathaus Leipzig die erste öffentliche Veranstaltung statt. Der Abend war der schwedischen Komponistin Elfrida Andrée (1841-1929) gewidmet, die im Januar 1905 im Leipziger Palmengarten ein Orchesterkonzert mit ihren eigenen Werken dirigierte. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch die Grußredner Anne Roßburger (HTWK Leipzig) und Eric Buchmann (Vorsitzender der Hieronymus-Lotter-Gesellschaft). Die Veranstaltung war inhaltlich in zwei Teile gegliedert: Im ersten Teil hielt Mary Ellen Kitchens (Archiv Frau und Musik) einen Vortrag über das Leben und Werk der schwedischen Komponistin. Im zweiten Teil folgte eine Podiumsdiskussion mit ihr und Kerstin Sieblist (Stadtgeschichtliches Museum Leipzig). Durch den Abend führte Eva Meitner, die moderierte und zwischendurch auch selbst am Klavier Werke der Komponistinnen Elfrida Andrée, Amy Beach (1867-1944) und Ethel Smyth (1858-1944) spielte. Kurzinformation zur Referentin Mary Ellen Kitchens Von 1994 bis 1998 war Mary Ellen Kitchens Vorstandsfrau bei musica femina münchen. Seit 2013 ist sie Vorstandsfrau des Archivs Frau und Musik in Frankfurt am Main, dem weltweit größten und bedeutendsten Archiv dieser Art. Aufgrund ihrer regen Konzerttätigkeit mit ihren Ensembles (Frauenorchesterprojekt Berlin, Orchesterverein Kempten, Munich International Choral Society, Rainbow Sound Orchestra Munich, Regenbogenchor München) ist sie zudem auch selbst als Dirigentin aktiv und leitet häufig Aufführungen mit Werken von Komponistinnen, darunter auch Elfrida Andrée. Mary Ellen Kitchens verbindet auf diese Weise tiefgründiges Fachwissen mit gelebter Konzertpraxis. Archiv Frau und Musik (AFM) Das Archiv wird 2029 sein 50-jähriges Jubiläum feiern und ist das weltweit größte Archiv dieser Art. Der Fokus liegt auf Komponistinnen, Dirigentinnen, sowie in der Musikwelt agierende Frauen. Zudem ist das Archiv beratend für Musizierende, Ensembles und Verlage tätig, wenn nach Programmideen oder Informationen zu Komponistinnen und ihren Werken gesucht wird. Besonderer Wert wird auf Vernetzung gelegt, sowohl zwischen Komponistinnen als auch zwischen Aufführenden. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit dem Digitalen Deutschen Frauenarchiv (https://digitales-deutsches-frauenarchiv.de), da die Digitalisierung und Online-Präsentation von Medien eine zentrale Rolle im Archiv einnehmen. www.archiv-frau-musik.de Das Referat über Elfrida Andrée (von Mary Ellen Kitchens) Elfrida Andrée (1841-1929) war eine außergewöhnlich vielseitige Frau, deren facettenreiche Persönlichkeit sich auch in ihrem Kompositionsstil widerspiegelt. Sie wirkte als Organistin, Komponistin, Telegraphistin und Harfenistin. Besonders bemerkenswert ist ihre Behandlung der Harfe in ihren Orchesterwerken, zweifellos zurückzuführen auf ihre eigenen virtuosen Fertigkeiten an diesem Instrument. Ihr Hauptinstrument war jedoch die Orgel: Für 62 Jahre war sie Domorganistin in Göteburg, eine bemerkenswert lange Zeit in dieser Position. Den entscheidenden Rückhalt erhielt sie von ihrem Vater, der ihre Ausbildung zur Telegraphistin und Organistin unterstützte. Da Frauen in diesen Berufen damals nicht tätig sein durften, mussten schwedische Gesetze geändert werden, um ihre eigene Berufsausübung zu ermöglichen. So wurde Andrée die erste Frau, die den Beruf der Telegraphistin ergreifen durfte und ging als erste Domorganistin in die Geschichte Schwedens ein. Sie komponierte zahlreiche Werke für Klavier und Orgel sowie Kammermusik, Chormusik und Orchesterwerke. Ihr erstes Orchesterwerk, die Ouvertüre in g-Moll, schrieb sie im Alter von 23 Jahren. Im Laufe ihres Lebens vertiefte sie ihr Interesse am Orchesterklang, vermutlich hat sie dies als Potenzierung des Orgelklanges erlebt. In ihrem Tagebuch taucht der bemerkenswerte und von ihr unterstrichene Satz auf: „Das Orchester ist das Ziel!“ Elfrida Andrée war die erste Frau in Schweden, die Sinfonien schrieb. Doch ihre Aufführungen waren oft von Widerständen begleitet. So ist überliefert, dass Musiker eines Orchesters bewusst ihre Partitur sabotierten, indem die ersten Geigen absichtlich einen Takt zu spät einsetzten. Dadurch entstanden unintendierte Missklänge, die sich natürlich negativ auf die Rezeption des Werks ausgewirkt haben. Andrée und ihre Schwester verließen das Konzert aus Protest. Sie ließ sich aber nicht beirren und setzte ihre Studien in Bezug auf Orchesterkomposition in Kopenhagen bei Niels Gade fort. Sie entschied sich bewusst gegen eine Heirat, was zu dieser Zeit für eine Frau ein mutiger Schritt war. 1905 wurde in Leipzig ihre 2. Sinfonie in a-Moll aufgeführt, die zehn Jahre nach ihrer ersten Sinfonie entstanden war. Da es zunächst keinerlei Aufführungsmöglichkeiten gab, musste sie 14 Jahre bis zur Uraufführung dieser Sinfonie (1893) warten. Obwohl das Werk sehr erfolgreich war, durfte sie als Komponistin nicht auf die Bühne treten, um den Applaus entgegenzunehmen. In ihrem Leben gab es zahlreiche Situationen wie diese, in denen sie nicht die Würdigung erhalten hatte, die ihr eigentlich zustand. Im gleichen Jahr der Uraufführung ihrer 2. Sinfonie fand die Weltausstellung in Chicago statt. Dort gab es eine Ausstellung zu Werken schwedischer Komponistinnen und ihre Freundin, die Komponistin Laura Netzel nahm unter anderem auch Werke Elfrida Andrées mit auf ihre Reise. Auf diese Weise wurde sie das erste Mal international wahrgenommen. Mitte der 1890er Jahre schrieb sie ihre Oper „Fritjofs Saga“ für die Teilnahme an einen Wettbewerb. Es wird vermutet, dass ihre Teilnahme nicht ernst genommen wurde, weshalb die Oper keinen Preis erhielt. Später überarbeitete sie die Ouvertüre und Zwischenspiele der Oper zur „Fritjof Suite“, das bis heute am häufigsten aufgeführte Orchesterwerk aus ihrer Feder. Eventuell gab es schon vor dem Konzert im Palmengarten Kontakte nach Leipzig, dies gilt es allerdings noch weiter zu erforschen. Ihre Schwester absolvierte in der sächsischen Musikstadt eine vierjährige Ausbildung als Opernsängerin, weshalb ein früherer Besuch nicht ausgeschlossen werden kann. Es könnte durchaus sein, dass sie schon vor ihrer Palmengarten Aufführung in Leipzig gewesen war. Ebenfalls ist überliefert, dass Andrée zuvor als Organistin für ein Konzert in der Thomaskirche vorgesehen war, dass kurzfristig abgesagt wurde, da eine Frau an der Orgel der damaligen „Sitte“ nicht entsprochen hatte. Ende 1904 finden sich historisch belegte Kontakte nach Sachsen. Zunächst über eine Einladung nach Dresden vom dortigen Kapellmeister, um dort im Konzert ihre eigenen Werke zu dirigieren. Zwei Monate später dirigierte sie dann im Januar 1905 ihr Fritjof-Vorspiel und die 2. Sinfonie im Leipziger Palmengarten. Wo genau sie die Zeit zwischen diesen beiden Auftritten verbracht hatte, ist zwar nicht bekannt, aber vermutlich ist sie die Zeit über in der Nähe der sächsischen Auftrittsorte geblieben. Eine detaillierte Auswertung ihrer Briefe könnte hier genauere Hinweise liefern. Die Rezensionen der Presse Die Leipziger Presse reagierte kritisch auf ihr Konzert. Besonders im Leipziger Tageblatt wurde nicht nur ihr Werk abgewertet, sondern grundsätzlich hinterfragt, ob Frauen überhaupt komponieren können. Während die Fritjof-Ouvertüre … Weiterlesen

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