Amerikanischer Marschkönig John Philip Sousa – Dirigent

Den Musikfreunden wird während der bevorstehenden Sommermonate eine ganz besonders reiche Abwechslung geboten werden. Wie bereits mitgetheilt, giebt in der Zeit vom 10. bis 13. Juni das aus 76 Künstlern bestehende amerikanische Orchester unter Leitung des Componisten John Philipp Sousa täglich zwei Concerte im Palmengarten. Dieses Gastspiel dürfte sich zu einem bedeutsamen Ereigniß für unsere Musikstadt Leipzig gestalten. Außer diesem hier zum erstenmale erscheinenden Orchesterkörper werden noch eine größere Anzahl von Militärcapellen aller Waffengattungen im Palmengarten concertiren, darunter auch das als beste deutsche Militärcapelle bekannte und von unserem Kaiser wiederholt ausgezeichnete Musikcorps des großherzoglich badischen Leib-Grenadierregiments aus Karlsruhe, dessen genialer Dirigent, der königliche Musikdirector Adolph Boettge, seine weit und breit berühmt gewordenen historischen Concerte bieten wird. Vielfachen Wünschen entsprechend sind auch für diesen Sommer wieder mit den Capellen des 27. Infanterie-Regiments aus Halberstadt und des 32. Infanterie-Regiments aus Meiningen Verträge abgeschlossen worden. [1] Zum ersten Male seit 22 Jahren kommt eine amerikanische Kapelle nach Deutschland, und zwar die des Kapellmeisters und Komponisten John Philip Sousa aus Washington, die demnächst im Bergkeller Konzerte veranstalten wird. Sousa erhielt seine musikalische Ausbildung in Amerika, war schon mit elf Jahren Solo-Violinist, dirigierte mit 17 Jahren ein Orchester und ist jetzt der erfolgreichste Musiker der „Neuen Welt“. Sousas bisher veröffentlichte Kompositionen zählen 300 Nummern, die 70 seiner charakteristischen Märsche, vier erfolgreiche Operetten, symphonische Dichtungen, Suiten ec. umfassen. Diese deutsche Rundreise der John Philip Sousa-Kapelle ist dadurch ermöglicht worden, daß sie die offizielle amerikanische Kapelle bei der diesjährigen Pariser Weltausstellung ist. Die Programme sollen aus den besten Kompositionen aller Völker zusammengestellt sein. [2] Concerte im Leipziger Palmengarten. Wie bei dem vortrefflichen Rufe, deren sich die Regimentscapelle der 27er aus Halberstadt erfreut, nicht anders zu erwarten ist, üben die Concerte derselben zur Zeit eine große Anziehungskraft aus. Herr Musikdirector Hellmann leistet mit seiner erprobten Schaar thatsächlich ganz Vorzügliches und erntet nach jedem Vortrage wohlverdienten Beifall. Die Concerte der 27er finden während dieser Woche einschließlich Sonntag, den 13. Mai, täglich Nachmittags und Abends statt. Vom 14. bis 19. Mai concertiren abwechselnd die hiesigen Militärcapellen, während am 20. Mai der bekannte Componist Franz von Blon mit seinem Berliner Philharmonischen Blas-Orchester ein auf 5 Tage, d. i. bis einschließlich Himmelfahrt, berechnetes Gastspiel eröffnet. Vom 31. Mai bis 5. Juni (Pfingsten) spielt die berühmte Capelle des 7. bayerischen Infanterie-Regiments aus Bayreuth, vom 10. bis 13. Juni die Amerikanische Militärcapelle unter Leitung des Componisten Sousa, Ende Juni erscheinen die beliebten 32er aus Meiningen, Anfang Juli auf einige Tage die Capelle des I. bayr. Ulanen-Regiments aus Bamberg, vom 8. bis 15. Juli königl. Musikdirector Adolf Boettge aus Karlsruhe mit seinen historischen Concerten, in den letzten Tagen des Juli die großherzogl. mecklenburgische Grenadier-Capelle, zugleich Hofcapelle des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz, im August die als vorzüglich bekannten Capelle des 9. bayer. Infanterie-Regiments „Wrede“ aus Würzburg und schließlich während der Manöverzeit das von der 1897er Ausstellung her noch bestens bekannte Musikcorps des kaiserl. I. Seebataillons aus Kiel. [3] John Philip Sousa, unbestritten der hervorragendste unter den amerikanischen Capellmeistern und Componisten, wird von Sonntag, den 10., bis einschließlich Mittwoch, den 13. Juni 1900, seine vielbewunderte Capelle im Palmengarten vorführen. Sousa, dessen populären, frischen Märsche (Washington-Post, Liberty Bell, Stars and Stripes Forever, und viele andere) seinen Namen einen Weltruf verliehen haben, ist 12 Jahre lang Dirigent der Nationalcapelle der Vereinigten Staaten-Regierung gewesen und hat seine jetzt bestehende Concertcapelle, die unter den gegenwärtig existirenden Orchesterkörpern eine ganz eigenartige Stellung behauptet, selbst organisirt. In den letzten 8 Jahren hat diese Capelle nicht weniger als 4000 Concerte in den Hauptstädten der Vereinigten Staaten und Canadas gegeben. Auf der Weltausstellung in Chicago, den Industrie-Ausstellungen in St. Louis, Missouri und Pittsburg war die Sousa-Capelle das officielle Ausstellungs-Orchester. Durch seine überaus anziehende Dirigirungskunst ist Sousa der Liebling des amerikanischen Volkes geworden, und die ersten Kritiker haben die Leistungen seiner Capelle als ganz vorzügliche anerkannt. Für die Pariser Weltausstellung ist die Sousa-Capelle als officielle musikalische Vertretung der amerikanischen Regierung erwählt worden, und diesem Umstande dürfen wir auch nur die interessante Bekanntschaft mit dieser Capelle verdanken. Der Erfolg, den Sousa bei seinem Auftreten in Paris und seit einigen Tagen in Berlin, wo er täglich im Neuen königlichen Operntheater, früher Kroll, spielt, zu verzeichnen hat, ist ein bedeutender. [4] Am Sonntag Vormittag trifft der amerikanische Componist und Dirigent John Philip Sousa mit seinem Orchester hier ein, um bereits an demselben Tage sein erstes Concert im Palmengarten zu geben. Wie zu der Berlin im Neuen Königlichen Operntheater und zu Hamburg in Ludwig‘s Concerthaus, so veranstalten die Amerikaner auch hier ihre Concerte, welche bekanntlich von Sonntag, den 10. bis einschließlich Mittwoch, den 13. Juni, stattfinden, auf eigene Rechnung. Es macht sich deshalb nothwendig, an den genannten 4 Tagen von Nachmittags 2 Uhr ab die Giltigkeit der Dauerkarten des Palmengartens aufzuheben. Die Abonnenten genießen jedoch den Vortheil, daß ihnen von 2 Uhr ab der Zutritt zum Garten und damit auch zu den Sousa-Concerten gegen Bezahlung von 50 pf. Für Erwachsene und 25 pf. Für Kinder zusteht. Inhaber von Actionärkarten haben kein Eintrittsgeld zu entrichten. Für Personen, welche weder Actionäre, noch Abonnenten des Palmengartens sind, beträgt das Eintrittsgeld am Sonntag, den 10. Juni 1 Mark, Kinder 50 pf.; am Montag, Dienstag und Mittwoch dagegen bis 2 Uhr Nachmittags 1 Mark, Kinder 50 pf., nach 2 Uhr 1,50 Mark für Erwachsene und 75 pf. für Kinder. Mit welch gewaltigen Unkosten Sousa‘s großartige Concert-Unternehmung verbunden ist, dürfte daraus hervorgehen, daß allein die an die einzelnen Künstler zu zahlenden Honorare zwischen 35 und 200 Dollar für die Woche schwanken, was einen recht stattlichen Gegenetat darstellt. Die letztgenannte, für europäische Verhältnisse enorme Gage beziehen acht Capellmeister, welche der Sousa-Capelle als Solisten angehören und, wie Mr. Clarke und Mr. Pryor, fast ausschließlich eigene Compositionen zum Vortrag bringen. [5] Morgen Sonntag eröffnet das amerikanische Orchester unter Leitung John Philip Sousa‘s sein auf 4 Tage berechnetes Gastspiel im Palmengarten. Die Programme werden außer den Perlen europäischer Tonkunst auch eine Auslese der beliebtesten Compositionen Sousa‘s enthalten und sicher auch hier mit demselben großen Beifall ausgenommen werden, wie dies in Berlin und Hamburg der Fall war. [6] Nun hat der … Weiterlesen

Ein Blick in die Literatur – Der Palmengarten zu Leipzig

Im Westen der alten Lindenstadt Leipzig, dicht vor den Stadtteilen Lindenau und Plagwitz, ist auf dem früheren Kuhturmgrundstück und dem angrenzenden Waldgebiet am 29. April d. J. der Leipziger Palmengarten eröffnet worden. Wenn wir durch den südlichen der beiden Zugänge, von der Plagwitzer Straße her, in die rund 200 000 qm umfassende Anlage eintreten, befinden wir uns in schattigem Waldparke, aus dem wir auf einer Brücke über die Elster in den eigentlichen Palmengarten gelangen. Links führt der Weg auf einen Hügel hinauf, von dem wir einen überraschend schönen Anblick genießen. Unter weiser Ausnutzung der zu Gebote stehenden Mittel hat die Kunst des Gärtners ein Landschaftsbild hervorgezaubert, das mit allen Reizen der Natur ausgestattet ist. Vor uns dehnt sich ein blinkender Weiher, über dessen schmale Ausläufer sich zierliche Brücken spannen und der von weiten samtenen Rasenplänen umrahmt ist, die mit buntem Gehölz und formschönen Koniferengruppen umsäumt sind. Hier und dort schiebt sich ein malerischer Pavillon dazwischen, und aus dem Hintergrund grüßt das hohe Gesellschafts- und Palmenhaus wie ein Schloß zu uns herüber. Von dem Hügel, dessen Inneres eine Felsgrotte bildet, rauscht ein Wasserfall in den Weiher hinunter. Grotte und Wasserfall erglänzen bei Einbruch der Dunkelheit in elektrischem bunten Lichte. Ein anziehendes Schauspiel bietet die Leuchtfontäne dar, die aus der Mitte des Weihers ihre mächtigen Wassergarben emporschleudert, deren wechselvolles Spiel am Abend in märchenhafter Farbenpracht elektrisch erstrahlt. Im Sommer werden sich Gondeln mit fröhlichen Menschen auf dem Wasserspiegel schaukeln und im Winter, wenn „vom jungen Froste die Bahn ertönt“, werden der Jugend rotwangige Scharen auf sausendem Stahlschuh über die blanke Eisfläche dahingleiten. Promenadenwege führen, wenn wir uns rechts halten, nach dem Rosengarten, in dem die Königin der Blumen in allen möglichen Spielarten durch Farbenpracht und Duft Sinne und Herz erfreuen wird. Wir gelangen an einem Turn- und Spielplatze für die Jugend vorüber zu den Frühbeetanlagen und Gewächshäusern für Palmen- und Warmhauspflanzen sowie zur Vermehrung und Anzucht von Teppichbeet- und Gruppenpflanzen. In eine dieser stillen Werkstätten des Gärtners schauen wir beim Vorüberschreiten hinein. Da drinnen geht es ziemlich bunt zu. Tausenden farbiger Pflänzchen wird hier im warmen feuchten Sande auf die Wurzeln geholfen. Es ist das Atelier, in dem der Gartenkünstler seine Farben mischt, mit denen er die herrlichsten Teppichgemälde ausführt. Doch nun wieder weiter! Indem wir Verwaltungs- und Restaurationsgebäude rechts liegen lassen, gelangen wir durch den Konzertpark hinüber zum Glanzpunkt der ganzen Anlage, dem von breiten Terrassen umgebenen und mit vier Türmen geschmückten Gesellschafts- und Palmenhaus. Wenn wir es von Osten, Norden oder Westen betreten, gelangen wir in kleinere geschmackvoll dekorierte Säle für Restaurations- und Gesellschaftszwecke, deren Ausgänge nach innen zum großen Konzertsaal führen. Dieser wird durch drei mächtige mit Glasmalereien versehene Bogenfenster erhellt, unter denen breite Galerien hinlaufen. Die Wände ziert reicher plastischer und malerischer Schmuck, welcher die Tages- und Jahreszeiten versinnbildlicht, und von der bronzefarbenen Decke hängen vier mächtige Kronleuchter herab. Im Süden grenzt an den Saal das Palmenhaus an, das auf einer Fläche von 1276 qm aus Eisen und Glas erbaut ist und in der Höhe 22 m mißt. Beide sind nur durch eine Glaswand voneinander getrennt, durch welche man diese Wunderschöpfung betrachten kann. Wir treten durch eine der seitlichen Pforten, die uns hineinführt in die mit Ueppigkeit emporschießende südliche Pflanzenwelt. Ein heilig ernstes Gefühl überkommt uns, und mit Bewunderung schauen wir zu den „Königinnen des tropischen Urwaldes“ auf. Die Fächerpalmen – Chamaerops, Latania, Corypha u. a. – breiten ihre mächtigen Wedel wie ein undurchdringliches tiefgrünes Schutzdach über uns aus und erinnern daran, daß aus der Aehnlichkeit ihrer Blätter mit der flachen menschlichen Hand (palma) der Name für die gesamte Pflanzenfamilie hergeleitet ist. Die Gattung Rhapis, eine Bewohnerin Ostasiens, bildet mit ihren rohrähnlichen Stengeln undurchsichtige Dickichte, und die schlanke Kokospalme, „deren nützliche Anwendungen zahlreicher sein sollen als die Tage im Jahre“, strebt kerzengerade zur Höhe empor. Mitten am Stamme einer Areca sind soeben die zwei kahnförmigen Hüllblätter aufgesprungen und der dicht mit lila rötlichen Blüten besetzte vielverzweigte Kolben ist zum Vorschein gekommen. Leichtblättrige Bambusse und baumartige Farren mischen sich unter die hohe Gesellschaft, die dadurch nicht an Ansehen verliert. Der sanft geneigte Boden ist mit Lycopodium dicht bepflanzt, und von diesem leuchtend grünen Moosteppich heben sich unter Gruppen schöner Blattpflanzen verschiedene Musa-Arten wirkungsvoll ab. Eine Quelle plätschert von Stein zu Stein, und aus einem Bassin, auf dem allerlei Wasserpflanzen schwimmen, steigt ein Springbrunnen lustig empor. Von einer malerisch dekorierten Felsgrotte an der südlichen Wand, durch die eine Thür ins Freie führt, grüßt die Sagopalme (Cycas) herab, aus deren gedrungenem schuppigen Stamm sich eine dichte Krone erhebt. Einen großartigen Anblick gewährt die majestätische Dattelpalme, Phoenix genannt, die allen feindlichen Einflüssen zum Trotz sich stets von neuem verjüngt. Sie genoß schon frühzeitig bei den Arabern göttliche Verehrung. Ihre gefiederten Blätter sollen Jesus Christus bei seinem Einzug in Jerusalem zum Zeichen der Huldigung auf den Weg gestreut worden sein, und heute noch werden sie in südlichen Ländern am Palmsonntag in diesem Sinne zu religiösen Feierlichkeiten gebraucht. Dort fällt auch eine Sabal durch ihre großen mattglänzenden fächerförmigen Blätter auf, hier die im Lande der Antipoden heimische gefiederte Kentia durch eleganten Wuchs, und noch viele andere herrliche Gewächse der heißen Zone entzücken das Auge durch ihre Schönheit und Eigenart. Wir haben uns so in den Anblick dieser prachtvollen Naturgebilde vertieft, daß wir uns nur schwer von demselben losreißen. Und so wird es auch anderen Besuchern ergehen und damit die hohe Aufgabe der schönen Schöpfung erfüllt werden: des Menschen Liebe zur Natur zu stärken, seinen Sinn für das Erhabene, Schöne empfänglicher zu machen, sein Wissen zu bereichern und ihm Erholung an Leib und Seele zu verschaffen! Von Max Hartung Der Palmengarten zu Leipzig, in: Die Gartenlaube 1899. Leipzig. Heft 11, S. 340 ff.

Aus der Presse – Das Königspaar zu Besuch im Palmengarten

Die Ankunft der Majestäten erfolgte am Sonnabend Abend. Ihre Majestät die Königin, die Vormittag mittelst königlichen Sonderzuges ab Niedersedlitz nach Dornreichenbach zum Besuche ihrer Palastdame, der Frau v. Minckwitz, geb. Comteß Einsiedel, sich begeben hatte, traf Abends 9 Uhr 21 Min. auf dem Dresdner Bahnhofe ein. In der Begleitung Ihrer Majestät befanden sich die Hofdame Gräfin Reuttner v. Weyl und der Oberhofmeister Wirklicher Geheimer Rath v. Malortie, Excellenz. Sofort nach der Ankunft fuhr die Königin nach dem Thüringer Bahnhofe, um die Ankunft des Königs, der 9 Uhr 50 Min. von Karlsruhe kam, zu erwarten. In der Gefolgschaft Sr. Majestät befanden sich Generaladjutant Generalleutnant Hingst, die Flügeladjutanten Oberstleutnant Senfft v. Pilsach und v. Larisch und Major v. Rospoth, sowie der Königliche Leibarzt Oberstabsarzt Dr. Selle. Officieller Empfang fand auf dem Bahnhofe nicht statt. Die Königin erwartete in der Equipage ihren erlauchten Gemahl, der, wie die Herren seiner Gefolgschaft, Civilkleidung trug. Beide Majestäten fuhren dann, von der zahlreich versammelten Menge aufs Freudigste begrüßt, nach dem Königlichen Palais und nahmen dort Wohnung. Der Königliche Hausmarschall Wirkl. Geh. Rath v. Carlowitz-Hartitzsch war bereits Nachmittags dort eingetroffen, um die für den Aufenthalt des Königspaares nöthigen Vorbereitungen zu treffen. Bald nach der Ankunft im Palais nahmen die Majestäten und die in ihrer Begleitung befindlichen Herrschaften den Thee ein. Die Majestäten folgten gestern Nachmittag einer Einladung zum Besuche des Palmengartens. Um 3 Uhr trafen die allerhöchsten Herrschaften im Palmengarten ein, woselbst sich die geladenen Ehrengäste aus den ersten Gesellschaftskreisen nebst den Vorstandsmitgliedern der Palmengarten-Gesellschaft zur ehrfurchtsvollen Begrüßung eingefunden hatten. Beim Eintritt in die Palmenhalle nahm Ihre Majestät die Königin aus der Hand von Fräulein Margarethe Georgi, Tochter des Oberbürgermeisters, ein prachtvolles Bouquet aus Orchideen, Veilchen und Farnkräutern entgegen. Nach kurzem Verweilen in dem gelben Saale, woselbst das Königspaar die Begrüßung entgegennahm, begannen die allerhöchsten Herrschaften einen Rundgang durch die Palmenhalle, wobei Herr Commerzienrath Bankdirector Favreau, Aufsichtsrathsmitglied der Palmengarten-Gesellschaft, sowie Herr Director Zille, Vorstand der Gesellschaft, die Führung übernahmen. Beim Durchschreiten des großen Saales, in welchem zahlreiches Publikum verweilte, brachte Herr Architekt Hülßner ein Hoch auf das Königspaar aus, worin die Anwesenden freudig einstimmten. Nach Besichtigung der Palmenhalle, die in ihrer Pracht sichtlich das Wohlgefallen Ihrer Majestäten fand, begaben sich die allerhöchsten Herrschaften in den weißen Saal, woselbst dieselben einige Erfrischungen einnahmen. Der beabsichtigte Rundgang durch die prächtigen Gartenanlagen mußte leider der regnerischen Witterung wegen aufgegeben werden. Das Königspaar verweilte deshalb längere Zeit in dem Saale, wobei sich Ihre Majestäten mit den anwesenden Herrschaften in leutseligster Weise unterhielten. Kurz nach vier Uhr verließ das Königspaar mit seinem Gefolge den Palmengarten, nachdem sieh die Majestäten mit huldvollen Worten von den zurückbleibenden Herrschaften verabschiedet und die Königin einen nochmaligen Besuch des Palmengartens bei schönem Wetter in Aussicht gestellt hatte. Das zahlreiche Publikum brach bei der Abfahrt des Königspaares in stürmische Hochrufe aus. Der König trug beim Besuche des Palmengartens Generalsuniform und die Königin ein resedagrünes Costüm mit einem cremseidenen Capet und weißen Spitzenhut. Dreiviertelfünf Uhr kehrte das Herrscherpaar nach dem Königlichen Palais zurück. Um 7 Uhr folgte das Königspaar einer Einladung des commandirenden Generals v. Treitschke zu einem Diner, wozu auch die Gräfin Vitzthum und Herr und Frau Kreishauptmann v. Ehrenstein mit einer Einladung beehrt worden waren. Während der König Leipzig heute wieder verlassen hat, um sich nach Geithain und Annaberg zu den Manövern zu begeben, gedenkt die Königin mit dem Zuge Nachmittags 3 Uhr 20 Minuten von Leipzig, Dresdner Bahnhof, abzureisen und sich über Coswig nach dem königlichen Schlosse Moritzburg zu begeben, wohin das königliche Hoflager für die nächsten Wochen verlegt werden wird. – Dresden, den 11. September 1899. Das Königspaar in Leipzig, in: SLUB Dresden. Dresdner Neueste Nachrichten vom 12. September 1899, S. 2.

Aus der Presse – Ernst Kiesling zur Malerei im Gesellschaftshaus

Die prächtige und vornehme Wirkung, welche das Innere des Gesellschaftshauses des Palmengartens auf den Beschauer ausübt, entspringt nicht allein den großangelegten Verhältnissen der Architektur, der glücklichen Gruppirung der Räume, sondern nicht zum Wenigsten der von unserem heimischen Dekorationsmaler Richard Hesse ausgeführten malerischen Ausschmückung. Mit dieser Arbeit bietet Hesse nicht blos eine sehr beachtenswerthe Leistung moderner Raumausstattung, sondern er hat damit zu gleicher Zeit das malerisch am schönsten ausgeschmückte hiesige öffentliche Etablissement geschaffen. Wir betreten das an der westlichen Seite des Gebäudes gelegene Vestibül, einen nach den inneren Localitäten zu abgerundeten Raum, mit einer nach beiden Seiten ausladenden Freitreppe, deren Podeste, sowie die unteren Wandtheile in dunkelgrünem Stückmarmor gehalten sind. Auf diesen kräftig getönten Unterbau erheben sich die übrigen licht gehaltenen Wandtheile und darüber breitet sich der klare unverzierte Deckenspiegel aus. An den Wänden wächst ein Heckenmotiv mit seinen feinen Verästelungen, saftig grünen Blättern und violetten Blüthen hinauf. Die in Glasimitation ausgeführten Fenster weisen Fruchtgehänge auf. Bei der Grundstimmung der verschiedenen Räume fällt der Wechsel der Töne angenehm ins Auge. So ist der dem in kalten Tönen gehaltenen Vestibül folgende Entrée-Saal vorwiegend in warmen, goldigen Farben gestimmt, wobei sich ab und zu an den aufsteigenden Wandfriesen ein stumpfes Bronzeviolett Geltung schafft. Die Wände zeigen stilisirte Baummotive mit Vögeln, während die von einem Oberlicht eingenommene Decke wie ein Velarium gestaltet ist, über welches stilisirte Luftlinien hinlaufen, zwischen denen Vögel schweben. Der große Festsaal ist naturgemäß am reichsten geschmückt. Die unten herumlaufende Wandverkleidung ist mit kräftig-rothem, palisanderfarbigem Linkrusta bedeckt, über das auf ockerfarbigem Wandton ein goldbronzenes, engverbundenes Flechtwerk hinläuft und sich zu der, die Emporen mit der Wandfläche verbindenden Route erhebt. Die in warmen goldigen Umbratönen gehaltenen Galerien bilden gleichsam einen Abschluß für die nun in lebhafteren Farben auftretenden Wandmalereien. Zwischen goldenen Pilastern spannen sich kräftiggrüne Malachitfriese ein, die in ihren unteren Theilen vergoldete figürliche Medaillons tragen. Die den größten Raum der Wandflächen einnehmenden mächtigen Bogenfenster lassen große Zwickel entstehen, auf welchen coloristisch feingestimmte malerische Darstellungen angebracht sind, welche die Tages- und Jahreszeiten versinnbildlichen; sie zeigen im Verein: Morgen und Frühling, Mittag und Sommer, Abend und Herbst und Nacht und Winter. Zu den von Schell in Offenbach ausgeführten farbigen Glasfenstern hat Hesse gleichfalls die Cartons geliefert, die über eine in reichem Blumenschmuck prangende Landschaft sich ausbreitende Früchte tragende Bäume aufweisen. Die breiten, über die Fenster sich ausspannenden Bögen sind mit mehrfarbigen Mosaikfriesen geziert. Die reichcassetirte Decke ist in tiefem, antikem Bronzeton gehalten, wobei einzelne Glieder mitunter durch eingelegte farbige Mosaiken verziert sind. Die Ruhe des Tons der Decke stimmt äußerst wohlthuend zu den auf den Wandflächen angestimmten kräftigeren Farben. Die große, das Palmenhaus abschließende Spiegelglaswand ist in ihrem oberen Theile mit den Pflanzenmotiven der Distel und des Löwenzahns verziert. In scharfem Contrast zu diesem Raume steht der ganz licht, in Weiß, Blau und Silber gehaltene Speisesaal mit seiner Hellen Cassettendecke, über deren Felder schwungvolle Linienzüge laufen, während aus den Ecken ein Eschenmotiv hervorwächst und die Wände zartgetönte Friese tragen. In dem Restaurationsraume klingen noch einmal kräftigere Farbenaccorde an. Ueber der mattgrünen Linkrusta-Lamperie erheben sich stilisirte, zusammengeraffte, mit einem Muster versehene Vitragen, die einen Blick in eine Landschaft eröffnen. Zu dem in den Verhängen vorherrschenden Blau, dem Grün der Landschaft, stimmen die in sattem Roth durchgeführten Architekturtheile ganz vortrefflich. Ueber die im japanischen Charakter gehaltene Decke ziehen sich Wolken und fliegende Vögel. Die einfacher ausgeschmückten Corridore und Treppenaufgänge zeigen über einer in bräunlichem Tone gehaltene Lamperie farbige Pflanzenmuster von Kiefern, Melonen, Palmen u. s. w. Eigenartig und wirksam ist das im Garten befindliche Orchester in seinem Innern ausgestaltet. Von einer in der Mitte sichtbaren Lyra schweben die drei Grazien, die Schnüre in den Händen halten, die mit den ganz oben angebrachten schwingenden Glocken in Verbindung stehen. Unterhalb der Lyra breiten sich nach vorn zu durch Linien charakteristische Schallwellen aus. In der Mitte der kuppelartigen Wandfläche ziehen sich Notenlinien hin, die durch senkrecht durchschneidende, aus Schellen gebildete Friese unterbrochen werden. Die so entstandenen Theile tragen Hauptmotive der „Messe“ von Bach, der 5. Symphonie von Beethoven, dem Liede „Der Lindenbaum“ von Schubert und der Oper „Rheingold“ von Wagner. Von Ernst Kiesling. Die malerische Ausschmückung des Gesellschaftshauses im Palmengarten, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 21. Mai 1899, S. 4022.

Aus der Presse – Wertpapier-Prospekt der Leipziger Palmengarten AG

Die Aktiengesellschaft „Leipziger Palmengarten“ ist in notarieller Verhandlung vom 10. Juli 1896 errichtet und am 20. Juli 1896 in das Handelsregister eingetragen worden. Sie hat ihren Sitz in Leipzig, ihre Dauer ist auf die Zeit bis 31. December 1963 festgesetzt. Die Gesellschaft verfolgt den Zweck, im öffentlichen Interesse in Leipzig einen großen Ziergarten mit Ausstellungs- und Bewirthungsräumen Wintergärten und sonstigen Gewächshäusern anzulegen und dieses Unternehmen im Betriebe zu erhalten. Von der Stadtgemeinde Leipzig ist der Gesellschaft zu diesem Zwecke und auf die Zeit bis 31. December 1963 das gesammte Areal des ehemaligen Kuhthurmgrundstücks an der Frankfurter Straße mit den darauf stehenden Baulichkeiten, sowie der angrenzende Ritterwerder bis zur Plagwitzer Straße pachtweise überlassen worden. Bei Abschluß des Pachtverhältnisses ist der Stadtgemeinde das Recht Vorbehalten worden, das Unternehmen am 31. December 1963 gegen Zahlung einer billigen Entschädigung seitens der Stadtgemeinde an die Gesellschaft, über welche Entschädigung beide Theile eine Verständigung zu treffen sich Vorbehalten, eigentümlich zu erwerben. Dieses Recht der Stadtgemeinde soll jedoch nur dann Platz greifen, wenn sie spätestens am 31. December 1960 dem Aufsichtsrathe der Gesellschaft brieflich anzeigt, daß sie von dem Kaufsrechte Gebrauch machen will. Sollte die Gesellschaft vor dem 31. December 1963 in Liquidation treten, so ist der desfallsige Beschluß der Generalversammlung dem Rathe der Stadt Leipzig binnen längstens vier Wochen brieflich mitzutheilen. Auch in diesem Falle ist die Stadtgemeinde Leipzig berechtigt, das Unternehmen käuflich zu erwerben. Sie muß jedoch, wenn sie von diesem Rechte Gebrauch machen will, dem Aufsichtsrathe der Gesellschaft dies binnen längstens drei Monaten nach Empfang der Mittheilung über den Beschluß der Generalversammlung brieflich anzeigen. Als Kaufpreis hätte die Stadt Leipzig auch in diesem Falle an die Gesellschaft eine billige Entschädigung, über welche beide Theile sich Vorbehalten eine Verständigung zu treffen, zu gewähren. Die Gesellschaft hat auf den ihr überlassenen Grundstücken kunstgärtnerische Anlagen errichtet, die Bauten des alten Kuhthurms renovirt und zu Dienstwohnungen und Verwaltungsräumen eingerichtet und den Bau eines großen Gesellschaftshauses mit anschließendem Palmenhause, sowie Dampfkessel, Maschinenanlage und Gewächshäuser zur Ausführung gebracht. Die Eröffnung der ganzen, nach dem Vorbilde des Frankfurter Palmengartens ausgeführten Anlage soll am 29. dieses Monats erfolgen. Das Grundkapital der Gesellschaft hat ursprünglich M 450 000.— in 750 auf den Namen lautenden Actien à M 600.— betragen. Dasselbe kann zufolge Beschlusses der außerordentlichen Generalversammlung vom 2. August 1898 bis auf M 600 000.— erhöht werden. Die Gesellschaft giebt zu diesem Zwecke bis 250 Stück neue, ebenfalls auf den Namen lautende Actien à M 600.— aus, welche gegenwärtig bei mehreren hiesigen Bankinstituten zur Zeichnung ausliegen. Der Aufsichtsrath der Gesellschaft besteht aus mindestens 6 und höchstens 12 von der Generalversammlung zu wählenden Herren. Innerhalb der hierdurch geschaffenen Grenzen setzt er die Zahl seiner Mitglieder jeweilig selbst fest. Von den jetzigen Mitgliedern des Aufsichtsrathes sind zwei auf die Zeit bis zum 30. April 1900, zwei auf die Zeit bis zum 30. April 1902, die übrigen auf die Zeit bis 30. April 1904 gewählt. Spätere Wahlen gelten in der Regel auf drei Jahre. Nur tritt bei außergewöhnlichen Vacanzen der neu Gewählte in Bezug auf seine Amtsdauer an die Stelle seines Vormannes. Spätere Wahlperioden beginnen in der Regel mit dem 1. Mai eines Jahres und endigen mit dem 30. April eines späteren Jahres. Die gegenwärtigen Mitglieder des Aufsichtsrathes sind folgende Herren: Geheimer Commerzienrath Robert Gruner, Vorsitzender, Commerzienrath Julius Favreau, stellvertr. Vorsitzender, Justizrath Dr. Ludolf Colditz, Stadtrath Heinrich Dodel, Bankdirector Heinrich Exner, Oberbürgermeister Dr. Otto Georgi, Geheimer Medizinalrath Prof. Dr. Franz Hofmann, Bankdirector Richard Lindner, Commerzienrath Eduard Stöhr, Gärtnereibesitzer Albert Wagner, sämmtlich in Leipzig. Der Vorstand wird vom Aufsichtsrathe ernannt und besteht aus einer Person oder aus mehreren Personen. Gegenwärtig ist Herr Hermann Zils alleiniger Vorstand der Gesellschaft. Die Generalversammlungen der Actionäre werden durch öffentliche Bekanntmachung berufen. Die Bekanntmachungen der Gesellschaft, also auch die Einladungen zu Generalversammlungen, gehen vom Aufsichtsrathe aus und sind mindestens einmal in den „Deutschen Reichsanzeiger“ einzurücken. Außerdem sind alle die Gesellschaft und deren Werthe betreffenden Bekanntmachungen auch im „Leipziger Tageblatt“ zu veröffentlichen. Zwischen der Bekanntmachung der Einladung zur Generalversammlung im „Deutschen Reichsanzeiger“ und dem Tage der Generalversammlung muß eine Frist von mindestens zwei Wochen liegen. Berechtigt das Gesetz ausschließlich andere Personen als den Aufsichtsrath zur Einberufung der Generalversammlung oder sind zum Erlasse von sonstigen Bekanntmachungen der Gesellschaft andere Personen, als der Aufsichtsrath, nach dem Gesetz oder dem Gesellschaftsvertrag ausschließlich berechtigt oder verpflichtet, so hat es dabei sein Bewenden. In der Generalversammlung giebt jede Actie eine Stimme. Das erste Geschäftsjahr der Gesellschaft umfaßte den Zeitraum von ihrer Eintragung in das Handelsregister bis zum 31. December 1897, seitdem deckt sich jedes Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr. Die ordentlichen Generalversammlungen finden alljährlich in der Zeit vom 1. Januar bis 30. April statt. Die Bilanz wird nach kaufmännischen Grundsätzen und unter Beobachtung der bezüglichen Vorschriften des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs gezogen. Auf Gegenstände, die der Abnutzung unterliegen, sind in ausreichender Weise Abschreibungen vorzunehmen. Von dem nach diesen Grundsätzen ermittelten Reingewinn werden so lange mindestens fünf Procent abgesetzt und dem gesetzlichen Reservefonds überwiesen, als der letztere nicht die Höhe von zehn Procent des Grundcapitals erreicht hat. Hat er diese Höhe erreicht, so werden ihm weitere Beträge nur dann überwiesen, wenn die Generalversammlung dies auf Antrag des Aussichtsrathes beschließt. Soweit der Reservefonds den Betrag von zehn Procent des Grundcapitals übersteigt, kann derselbe auf Grund eines vom Aufsichtsrathe zu beantragenden Beschlusses der Generalversammlung zur Deckung von Verlusten oder zur Erhöhung einer nicht einmal vier Procent des Nennwerthes einer Actie erreichenden Jahresdividende bis auf diesen Procentsatz verwendet werden. Sinkt der Reservefonds in Folge der aus seinen Mitteln bewirkten Deckung eines aus der Bilanz sich ergebenden Verlustes unter den Betrag von zehn Procent des Grundkapitals, so ist er aus dem Reingewinne der Gesellschaft in der durch den Gesellschaftsvertrag vorgeschriebenen Weise wieder zu ergänzen. Der nach Vornahme der vorerwähnten Verwendungen verbleibende jährliche Reingewinn wird zunächst zur Vertheilung einer Dividende an die Aktionäre bis zur Höhe von vier Procent des eingezahlten Grundkapitals benutzt. Der etwaige Ueberschuß ist zur Vornahme außergewöhnlicher Abschreibungen oder zur Gewährung einer Superdividende an die Actionäre im Höchstbetrage von zwei Procent des Aktienkapitals oder zum Rückkäufe oder zur Amortisation von Schuldverschreibungen oder … Weiterlesen

Aus der Presse – Die Eröffnungsfeier des Palmengartens

Wohl an fünfhundert Gedecke zählte die glänzende Festtafel, welche heute Abend aus Anlaß der feierlichen Eröffnung des Leipziger Palmengartens im großen Saale des Gesellschaftshauses unter Theilnahme der ersten Kreise unserer Stadt veranstaltet worden war. Zum ersten Male erstrahlte der Festsaal im entzückenden Schimmer der großen elektrischen Kronen und der blendenden Lichter der Bronzearme an den Wänden; dabei trug der Lenz seine herrlichsten Blüthen in leuchtenden Tafelarrangements von Narcissen, Azaleen, Eriken, Schneeball und Flieder in die hohe prunkvolle Halle. Rauschende Musik, von der Capelle des 107. Regiments unter Leitung des königl. Musikdirektors Herrn C. Walther ausgeführt, und mit Gablers Leipziger Palmengarten-Marsch „Unter Palmen“ begonnen, belebte das festliche Mahl, nach dessen erstem Gang Herr Oberbürgermeister Dr. Georgi zuerst der hohen Fürsten gedachte, in deren Händen der Frieden ruht, unseres erhabenen Kaisers und unseres geliebten Königs Albert. Seine Worte fanden begeisterten Widerhall in der festlichen Versammlung. Hochgeehrte Festversammlung! Die Palme ist das Symbol des Friedens, und so steht unser Garten im Zeichen des Friedens, er ist aber auch ein Werk des Friedens, denn wie hätten wir schaffen können, wenn nicht die Arbeit des Friedens uns dazu die Mittel gegeben, wenn nicht der Friede uns die fleißigen Hände dazu gelassen hätte, und er ist endlich ein Werk für den Frieden, für die ruhige Erholung nach friedlicher Thätigkeit, für die Annäherung und Befreundung weiter Kreise unserer Bevölkerung. Wie sollten wir da, bei der Eröffnung unseres Werkes nicht zuerst der hohen Fürsten gedenken, in deren Händen der Friede unseres Volkes ruht, die ihn mit ihrem mächtigen Schutze bewahren. Das Sinnen unseres erhabenen Kaisers ist trotz der ungeheueren Macht, die in seine jugendlichen Hände gegeben worden, allezeit darauf gerichtet gewesen, unserem Volke den Frieden zu erhalten, zwar seine Wehr zu Land und See zu stärken, ihm Macht und Einfluß auch in fremden Welttheilen, auch unter Palmen zu erwerben und zu sichern, aber doch immer nur, um unserer friedlichen Arbeit neue Wege zu bahnen, alte zu erhalten. Unser geliebter König, er hat mit seinem nun nahezu 26 jährigen weisen Regimente über unser Land und mit ihm über unsere Stadt die Segnungen des Friedens ausgebreitet, und unser Land erkennt es mit dankbarstem Herzen, was Seine väterliche Fürsorge für die Hebung des Wohlstandes, das Wohlbefinden für alle Kreise gethan hat. Darum lassen Sie denn das erste Wort auch bei dieser festlichen Versammlung ein Wort innigsten aufrichtigsten Dankes für unsern Kaiser, unsern König sein. Lassen Sie uns in den begeisterten Ruf einstimmen: Hoch lebe unser geliebter deutscher Kaiser, König Wilhelm II. von Preußen, hoch lebe unser geliebter König Albert! Brausender Hochruf schloß sich an. Eine Reihe weiterer Trinksprüche folgte. [1] Leipzig, 29. April 1899 – m. Wir haben schon in kurzen Zügen den Charakter und den Verlauf des am Sonnabend Abend im großen Saale des prächtigen Gesellschaftshauses abgehaltenen Festmahles berühren können. Es waren fröhliche Feststunden, die hier, getragen von einer wirklich aufrichtigen Freude über das Gelingen des schönen und gediegenen Werkes architektonischer und gärtnerischer Kunst, alle Kreise unserer Bevölkerung in einer halbtausendköpfigen Tafelrunde vereinten. Bei dieser Gelegenheit hatte der große wirthschaftliche Apparat des Leipziger Palmengartens zum ersten Male seine Feuerprobe zu bestehen; sie fiel zur vollen Zufriedenheit aus, was um so anerkennenswerther erschien, als die Neuheit des Betriebes an den zum Leiter des Restaurants und aller wirthschaftlichen Erquickungsstätten des Leipziger Palmengartens berufenen Herrn Alw. Hensel ganz besonders hohe Anforderungen stellte. Sein Debüt darf als ein glückliches bezeichnet werden einmal im Hinblick auf die gebotene Speisenwahl, dann auch in Bezug auf die ganz erlesenen Weine, mit deren Lieferung die ersten Häuser Leipzigs betraut worden waren. Es war ein herrlicher Anblick, als bei dem strahlenden Licht der elektrischen Kronen der reich ornamentirte Prachtsaal erglänzte, als auf den breiten Galerien hunderte von Zuschauern sich drängten, um Zeuge der fröhlichen Einweihungsfeier zu sein, als rauschende Musik der Capelle des 107. Regiments ertönte und inmitten all dieser frohen Bewegung Gruß und Dank in begeisterten Worten ausgetauscht wurde. Das erste Hoch bei Tafel brachte, wie bereits berichtet, Herr Oberbürgermeister Dr. Georgi auf Kaiser Wilhelm II. und König Albert aus. Ihm folgte der Vorsitzende des Aufsichtsrathes der Actiengesellschaft Leipziger Palmengarten Herr Geh. Commerzienrath Gruner mit einem Trinkspruch auf die Stadt Leipzig, in deren Namen Herr Bürgermeister Justizrath Dr. Tröndlin mit einem Hoch auf den Leipziger Palmengarten und auf das Gedeihen dieses Unternehmens erwiderte. Wenn eine Stadt, so sprach es Herr Geh. Commerzienrath Gruner aus, begünstigt durch ihre geographische Lage, durch politische Verhältnisse anderen Orten gegenüber den großen Vortheil genießt, sich rascher und kräftiger, namentlich in materieller Hinsicht entwickeln zu können, so liegt in Zeiten der Noth, in Zeiten kriegerischer Verwickelungen doch auch in diesem glücklichen Umstande die Gefahr, ihre mit mühevollem Fleiß und durch die Intelligenz ihrer Einwohnerschaft gesammelten Kräfte um so rücksichtsloser in Anspruch genommen zu sehen. Diese Logik der historischen Thatsache hat sich wohl in keiner Stadt schlagender bewahrheitet, als in unserem Leipzig. Es ist hier nur unter Anderem an die wechsel- und verhängnißvollen Schicksale zu erinnern, die über unser Leipzig während des 30jährigen und des 7jährigen Krieges und unter der Napoleonischen Zwangsherrschaft hereingebrochen sind, um die enormen Leistungen zu bewerthen, die mit eiserner Hand unserer Stadt aufgebürdet wurden. Und wie hat Leipzig alle diese Drangsale der Zeiten überwunden! Dank seiner thatkräftigen, hellblickenden Bürgerschaft, die den ihr durch das verliehene hochwichtige Meßprivilegium gesicherten Vortheil in richtiger Erkenntniß immer neu zu verwerthen wußte, ist so zu sagen aus den Trümmern ihres früheren Wohlstandes immer wieder ein neues verjüngtes Leipzig entstanden. Aber auch ideale Güter sind hierbei nicht vernachlässigt worden, denn Hand in Hand mit Handel und Industrie entfalteten sich Kunst und Wissenschaft, genährt und gepflegt durch unsere Universität auf Leipzigs Boden zu hervorragender Blüthe. Diese historischen Thatsachen haben in uns von jeher den festen Glauben Wurzel fassen lassen, daß in Leipzig eine unverwüstliche Lebenskraft wohnt, die ihm eine hoffnungsvolle Zukunft für alle Zeiten sichert. Dieser Glaube ist aber in uns zur Ueberzeugung geworden, in Hinblick auf die bewunderungswürdige Entwickelung unserer Stadt, die sich in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren vor unseren Augen, unterstützt durch die segensreiche Thätigkeit von Männern wie Koch, Cichorius, Stephani, Georgi, Tröndlin, … Weiterlesen

Rede und Trinkspruch bei der Eröffnung des Palmengartens – Dr. Otto Georgi

Hochgeehrte Festversammlung! Die Leitung des Palmengartenunternehmens hat mir den Wunsch ausgesprochen, dass ich den Worten meines verehrten Kollegen Gruner noch einige Worte hinzufügen möchte. So wenig ich dafür ein Bedürfnis der Versammlung anzuerkennen vermocht habe, so habe ich dem Wunsche entsprochen; wird mir doch dadurch Gelegenheit geboten, meine Freude und meinen Dank nach manchen Richtungen auszusprechen. Ich empfinde an dem heutigen Tage die Freude, die jede erfüllte Hoffnung uns gewährt, wenn sie nur auf Gutes und Schönes gerichtet war. Als ich vor nunmehr nahezu sechs Jahren die Gartenbauausstellung auf diesem Platze begrüßte, sprach ich die Worte aus: „Sollte es nicht möglich sein, hier dauernd etwas zu schaffen, was sich auf dem bisher Gewordnen aufbaut, und hier einen Lieblingserholungsplatz für unsre Bürger mit den Mitteln einer vollendeten Gartenbaukunst einzurichten und zu erhalten? Mir hat dieses Ziel vorgeschwebt, als ich auf diesen Platz hinwies, es haben sich bereits viele Mithelfer für diesen Plan gefunden, und hoffentlich wird unsre Bürgerschaft dabei gern unterstützen.“ Nun wohl, die Einrichtung ist ins Werk gesetzt und steht vollendet vor uns. Es hat längerer Zeit dazu bedurft, als man damals annehmen wollte; zum Teil hat es daran gelegen, dass ein andres großes Unternehmen in den Vordergrund trat, das Mühe, Opfer und Zeit der leitenden Männer in ungewöhnlichem Maße in Anspruch nahm, zugleich aber dem Bedürfnisse unsrer Bürgerschaft nach einer Erholungsstätte in reichem Maße Befriedigung gewährte. Oft freilich schien es auch, als ob die Teilnahme und Opferwilligkeit für unser Unternehmen noch nicht in dem Maße vorhanden wäre, als man vorausgesetzt hatte. Es liegt ja in der menschlichen Natur, dass viele Leute kritisch sind, und besonders dann, wenn sie Opfer bringen sollen; warum sollte Leipzig davon eine Ausnahme machen, gilt ja von ihm besonders das Wort, dass es „erwartet sein will“. Aber um so weniger waren die Männer zu entmutigen, die nicht nur als Mithelfer mitwirkten, sondern die die Sache mit ebensoviel Begeisterung als Hingebung und praktischem Verständnis in die Hand nahmen. Ihnen gilt in erster Linie mein Dank. Ich darf ja keine Namen nennen, der eine von ihnen hat auch bereits zu Ihnen gesprochen. Nur einen möchte ich noch hervorheben, dem es leider nicht vergönnt ist, heute mit anwesend zu sein, es ist der Herr Justizrat Dr. Colditz, welcher mit seiner Verbindung von Erfahrung für die rechtlichen Formen der Gesellschaft und von ungewöhnlichem praktischen Verständnisse für die finanzielle und technische Ausgestaltung des Unternehmens die hervorragendsten Verdienste um dasselbe sich erworben hat. Wir hatten ferner das große Glück, dass derselbe Mann, welcher seinerzeit die Gartenbauausstellung geleitet und damals glänzende Beweise seines Könnens abgelegt hatte, Herr Gärtnereibesitzer Moßdorf, als Sieger aus dem Wettbewerb hervorging [als 2. Platzierter bekam er den Zuschlag]. Auch ihm möchte ich noch besondern Dank aussprechen. Was ihm damals gewiss bereits vor der Seele geschwebt hatte, was wir oft zusammen besprochen hatten, er hat es nun ausgestalten dürfen; er hat es gethan mit der Begeisterung, die die Erfüllung einer schönen Aufgabe einem jeden Künstler einflößt, er hat es gethan im Bewusstsein der schönen Mission, die seine Kunst zu erfüllen hat. Er sprach damals bei der Eröffnung der Ausstellung von der Gründung des Leipziger Gärtnervereins die Worte: „Damals war die Gärtnerei noch nicht Gemeingut des Volkes. Der Sinn dafür mußte langsam gepflegt und großgezogen werden. Fort und fort pflegte auch der Leipziger Gärtnerverein das Ziel seiner Gründer.“ Dazu nun zu helfen, die Gärtnerei, die Freude an ihren Gaben, das Verständnis für ihre Kunst zum Gemeingute des Volkes zu machen, das ist auch eine wesentliche Aufgabe unsers Gartens, dazu ist er unternommen, dazu ist er von seinem Schöpfer gedacht und ausgeführt, und dafür gebührt ihm und allen seinen treuen Mitarbeitern nicht nur unser, sondern allgemeiner Dank. Garten- und Hochbauarchitekt mußten sich aber bei einem solchen Werke verständnisvoll in die Hände arbeiten. Daß dies hier in glücklichster Weise der Fall gewesen, ist von meinem Herrn Vorredner ja bereits erwähnt worden, und ich kann nun auch meinerseits bezeugen, wie dankbar wir dem Herrn Architekten wie den ausführenden Gewerken sind. Mit Hilfe der tüchtigen Kräfte, die nun dem Unternehmen gewonnen sind, wird es wohl gelingen, dasselbe im Betriebe weiter auszugestalten, um zu der Vollendung zu führen, welche wir im Interesse und zu Ehren unsrer Stadt wünschen, wenn eine Hoffnung noch sich erfüllt, die ich damals gehegt und ausgesprochen habe, nämlich dass unser Garten wirklich ein Lieblingserholungsplatz für unsre Bürger wird. Es soll ihnen hier eine Stätte bereitet sein, wo sie nach des Tages Arbeit gern mit den Ihrigen Ruhe und Erholung suchen, wo am Tage in der Kühle des Schattens unter alten Bäumen, beim Sange der Vögel, gern die Mutter mit ihren Kindern Erquickung in der freien und doch geschützten Natur sucht, eine Stätte wo die verschiednen Kreise und Schichten der Gesellschaft gern einen gemeinsamen Mittelpunkt finden, der sie auch sozial näher führt. Dass diese Hoffnung sich erfülle, das hängt ja nun wesentlich von der Teilnahme unsrer Bürger ab. Sie mögen unser Werk nicht als eine Gabe betrachten, die ihnen von einigen Bürgern gereicht wird, die sie heute genießen und morgen vergessen, nein, es soll ihnen ihr Werk sein, das sie mitgeschaffen haben, für dessen Erhaltung sie mit einzutreten, an dessen immer schönerer Vollendung sie mitzuarbeiten haben, das ihnen aber dann alle Teilnahme gewiss auch reichlich lohnen wird. Nicht ein neuer Vergnügungsort sollte hier entstehen, sondern eine Schöpfung der Gartenbaukunst, von Leipzigs Bürgern und für sie zur Freude am Schönen und zur Veredlung durch das Schöne. In diesem Sinne übergeben wir das Werk unsern Mitbürgern, möge es ihnen lieb werden. Das gebe Gott! Hochgeehrte Festversammlung! Die Palme ist das Symbol des Friedens, und so steht unser Garten im Zeichen des Friedens. Er ist aber auch ein Werk des Friedens, denn wie hätten wir schaffen können, wenn nicht die Arbeit des Friedens uns dazu die Mittel gegeben, wenn nicht der Friede uns die fleißigen Hände dazu gelassen hätte, und er ist endlich ein Werk für den Frieden, für die ruhige Erholung nach friedlicher Thätigkeit, für die Annäherung und Befreundung weiter Kreise unsrer Bevölkerung. Wie sollten wir da, bei der Eröffnung unseres Werkes, nicht … Weiterlesen

Aus der Presse – Die Eröffnung vom Leipziger Palmengarten

Seit heute Mittag 12 Uhr ist Leipzig um eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges reicher, indem zu dieser Stunde der neue Palmengarten der Oeffentlichkeit übergeben worden ist, nachdem Vormittags 11 Uhr die eigentliche Eröffnungsfeier im großen Saale des Gesellschaftshauses des Palmengartens vor sich gegangen war. Errichtet worden ist der Palmengarten auf eine Anregung des demnächst nach 25jähriger ehrenvoller Thätigkeit in den Ruhestand tretenden Oberbürgermeisters Dr. Georgi, der auch dem zum Zwecke der Errichtung eines Palmengartens bereits 1893 gebildeten Ausschuß angehörte. Als geeignetster Platz wurden die Wald- und Wiesenflächen in der Umgebung des Kuhthurmes unter Hinzunahme des westlich von der Plagwitzerstraße gelegenen Theiles des Ritterwerders, eines kleinen Wäldchens mit hochragenden Bäumen, gewählt, ein Raum von insgesammt 220.000 Geviertmeter Umfang. Nachdem die Platzfrage geregelt war, ward im Juli 1896 die Aktiengesellschaft Palmengarten gegründet. Den Vorsitz im Aufsichtsrathe übernahm der Geh. Kommerzienrath Gruner. Als Vorstand vertritt die Gesellschaft Hermann Zils. Noch im selben Jahre ward ein Preisausschreiben erlassen und darauf, wie schon erwähnt, die Herstellung der Gartenanlagen dem Landschaftsgärtner Otto Moßdorf in Leipzig-Lindenau, die Ausführung aller Hochbauten der Architektenfirma Schmidt u. Johlige und die Ausführung der gesammten Maschinenanlagen dem Ingenieur Franz Schnelle, sämmtlich in Leipzig, übertragen und hiermit das Werk, das jetzt seine Meister lobt, den denkbar besten Händen anvertraut. Mit den Arbeiten im Palmengarten, zu den die Stadt Grund und Boden pachtweise auf 67 Jahre hergegeben hat, ward im Juli 1897 begonnen. Diese Arbeiten waren nun sehr umfassend und schwierig. Behufs Gewinnung der beträchtlichen Bodenerhöhungen ward eine 12750 Quadratmeter große Teichanlage geschaffen, die nunmehr als großer See eine Zierde des Palmengartens bildet. Sehr zu Statten kam für die Entwässerung des ganzen Grundstücks und seiner Baulichkeiten der Umstand, daß an der einen Längsseite des Gartens die tiefliegende südliche Vorfluthschleuse vorbeiführt. Einer früher möglichen Ueberschwemmung des vorderen Theils des Gartens, des sog. Ritterwerders, ist durch Dammanlagen genügend vorgebeugt worden. Zum Eingang an der Plagwitzerstraße führen 4, zu dem an der Frankfurterstraße 3 Linien der elektrischen Bahn die Besucher des Platzes aus dem Inneren der Stadt. Die Einfriedigung längs beider Straßen hat eine verhältnismäßig einfache Gestalt, für die Einfriedigung der Längsseiten ist sehr glücklich Drahtzaun gewählt, der den Blick aus dem Garten in weite Ferne ermöglicht und somit den Garten noch viel ausgedehnter erscheinen läßt, als er thatsächlich schon ist. Nimmt man seinen Weg durch den Palmengarten von der Plagwitzerstraße aus, was rathsam ist, so durchschreitet man zunächst den Ritterwerder. Von da gelangt man über eine nach dem Moniersystem errichtete schmucke neue Elsterbrücke, deren vier Pfeiler an jedem Ende mit zwei Kinderfiguren, vom Bildhauer Mágr lebenswahr in Savonnièrestein ausgeführt, versehen sind. Zwei weitere, doch kleinere Monierbrücken führen nebst einer Holz- und einer niedrigen Steinbrücke über den großen Teich, an dessen Ende man einen künstlichen Berg mit Grottenanlagen gewahrt und an dem sich auch ein als Parkhaus sich dem landschaftlichen Charakter glücklich anpassendes Maschinengebäude und ein zur Benutzung beim Eissport heizbares Gondelstationsgebäude befinden. Vor diesem Gebäude sieht man 6 Gondeln, links von den Brücken den Leuchtspringbrunnen. Nachdem wir die Brücken des „großen See“ überschritten haben, gelangen wir zu dem imposanten Hauptgebäude, das eine Grundfläche von 3280 Quadratmeter einnimmt. Hiervon kommen auf das Palmenhaus 1280 Quadratmeter, auf das Gesellschaftshaus 2000 Quadratmeter. Die eigentliche Grundfläche des Hauptsaales beträgt ohne die Galerien 720 Quadratmeter, die Galerien enthalten 360 Quadratmeter benutzbare Fläche. Der Restaurations-Nebensaal ist 200, der Speisesaal 230, der Nebensaal am Haupttreppenhaus 180 Quadratmeter groß. Außerdem sind noch Terrassen im Freien, vom Galeriegeschoß aus zugänglich, vorhanden, die 340 Quadratmeter umfassen. Die lichte Höhe des Hauptsaals beträgt 15 Meter. Dieser Saal, dem das Tageslicht drei modern verglaste gewaltige Rundbogenfenster zuführen, mit seiner Kassettendecke in Altbronze und seinen anmuthigen figürlichen Bogenzwickelmalereien macht einen ebenso vornehmen wie gefälligen Eindruck und wird durch vier Kronleuchter und reichliche Wandbeleuchtungen elektrisch beleuchtet, doch fehlt auch Gas (als Nothbeleuchtung) nicht. Geheizt werden die Räume mittels Dampf, z. B. mittels Dampfluftheizung in sehr praktischer Weise, wie auch sonst aus das Praktische in diesem Garten und in seinen Baulichkeiten gleichermaßen wie aus das Schöne die weitestgehende Rücksicht genommen und der Kern der vier hohen Treppenhausthürme durch Einlegung der großen Ventilations- und Rauchkanäle geschickt benutzt worden ist. Durch eine je 15 Meter breite und hohe Spiegelglaswand von dem Gesellschaftshaus, das im Stil der modernen Renaissance gehalten ist, getrennt ist das Palmenhaus mit seiner einfachen, aber zweckentsprechenden Verglasung des Oberlichtes und im Hintergrund nach dem großen See zu mit einem geschmackvollen grottenartigen Aufbau, der dem ganzen Palmenhaus einen überaus wirksamen Abschluß giebt. Unter den zahlreichen Palmen sind natürlich die verschiedensten und seltensten Arten vertreten. Oberhalb der Grotte schließt die hintere Wand des Palmenhauses gleichfalls ein mächtiges Rundbogenfenster ab, unterhalb dessen übrigens nach außen hin, von Lehnert‘s Meisterhand geschaffen, zur Versinnlichung der vier älteren Welttheile Amerika, Afrika, Asien und Europa die sitzenden Figuren eines Indianers, einer Negerin, eines Chinesen und einer Europäerin angebracht sind. Dem Hauptgebäude sind ferner auf dessen einer Längsseite grünbewachsene Terrassen mit reicher Sitzgelegenheit vorgelagert, von denen man über den großen Concertgarten mit seinem rotundenförmig gebauten Orchester wie auf den ganzen Park einen schönen Ueberblick hat. Auf der entgegengesetzten Längsseite des Hauptgebäudes befindet sich ein Kesselhaus und Maschinengebäude, hinter dem Hauptgebäude, in der Richtung nach der Frankfurterstraße zu, ein Orangeriegebäude. Auch für andere, mehr praktischen Zwecken dienende Baulichkeiten ist ausreichend gesorgt und die Gebäude des alten Kuhthurms zweckmäßig zu einer Nebenrestauration mit besonderem kleinen Concertgarten umgewandelt. Die Beleuchtung des Palmengartenareals, sowie der Gebäude erfolgt durch 120 Bogen- und 1000 Glühlampen. Die Baukosten werden sich voraussichtlich auf 1.600.000 Mk. stellen. Dafür ist aber auch etwas eigenartig Schönes geschaffen worden, wie es wenige Städte in ähnlicher Weise zu bieten vermögen. – Die feierliche Eröffnung vollzog sich in Gegenwart der Spitzen der kaiserl. und königl. Behörden, der städtischen Körperschaften, der offiziellen Vertreter des Handels- und Gewerbestandes, der Kunst und Wissenschaft und zahlreicher geladener Bürger der Stadt. Auf der Galerie des Festsaales hatte ein reicher Damenflor Platz genommen. Die Feier wurde mit dem Vortrag des ambrosianischen Lobgesanges durch die vom königl. Musikdirektor Walther geleitete Kapelle des 8. Infanterie-Regiments Nr. 107 eröffnet. Zunächst nahm der Vorsitzende des Aufsichtsraths der Aktiengesellschaft „Leipziger Palmengarten“, Herr Geh. … Weiterlesen

Aus der Presse – Ein Rundgang vor Eröffnung des Palmengartens

Der Leipziger Palmengarten auf dem umfangreichen Areale des alten Kuhthurms macht in seinem Ausbau und künstlerischen wie gärtnerischen Ausgestaltung recht hübsche Fortschritte. Trotzdem wird es, wie wir von Anfang an berichten konnten, nicht möglich sein, die neue reizende Anlage, welche den Besucher in ihrer Blumentracht und mit dem stattlichen Baumbestände jetzt schon die künftige Schönheit ahnen läßt, im Laufe des Sommers fertig zu stellen, obgleich von früh bis Abends viele fleißige Hände hier beschäftigt sind. Doch sind der Arbeiten noch zu viele zu bewältigen. Der an Plagwitz angrenzende kleinere Theil (Ritterwerder), der in der Hauptsache nur Baumbestand aufweist und mit dem großen Plane durch eine massive, die Luppe überspannende Brücke verbunden ist, kann im Wesentlichen als vollendet betrachtet werden; anders aber steht es in dem großen Theile. Zwar schreitet auch das Palmenhaus gut vorwärts, die eisernen Bohlenbänder streben fest und mächtig empor, die Seitenwände werden in Kliebern emporgezogen, doch harren noch gar viele andere Arbeiten hierbei ihrer Beendigung, wie die Glaserarbeiten, die innere Ausstattung ec. Ebenso das Maschinenhaus mit der hohen Esse, die Warmhäuser ec., aber daneben sind immer noch große Erdbewegungen zur Ausschachtung des Teiches, zur Anlage von Blumenbeeten ec. zu bewältigen. Hoffentlich jedoch bringt uns der Herbst auch viele schöne Tage, damit wir sie zum Theil dann in der fertig gestellten Anlage verleben können. [1] Wenn der Winter, in den wir uns anschicken, einzutreten, vorüber sein wird und neues Frühlingshoffen die Welt erfüllt, dann wird auch der Zeitpunct der Eröffnung des Leipziger Palmengartens gekommen sein. Mit allen Kräften wird auf dem umfangreiche Areale im Westen der Stadt, so lange es die Witterung nur irgend gestattet, gearbeitet, um die herrlichen Anlagen fertig zu stellen und im kommenden Jahre Tausenden von Besuchern die Möglichkeit zu geben, sich an den reichen Naturschönheiten, die das Palmengartenareal bietet, zu ergötzen. Schon jetzt aber wird von Vielen die Frage aufgeworfen, wie weit die Arbeiten im Palmengarten gediehen sind, und diese Fragen mögen auf einem kurzen Rundgange durch die Anlagen, auf den wir die Leser bitten, uns zu begleiten, ihre vorläufige Beantwortung finden. Betreten wir durch den überaus geschmackvollen Eingang von der Plagwitzer Straße aus den Palmengarten, so befinden wir uns zunächst im ehemaligen Ritterspürchen, das zu einem mit prächtigen Coniferen- und Laubholzgruppen bestandenen Waldpark umgewandelt ist, an dessen Promenadenwegen lauschige Ruheplätzchen zum Verweilen einladen. Wir verlassen den Waldpark und begeben uns über eine in kühnem Bogen geschwungene, durchweg nach dem Moniersystem erbaute, bereits vollständig fertig gestellte Brücke über die Elster nach den eigentlichen gärtnerischen Anlagen des Palmengartens. Was diese Anlagen so entzückend gestaltet, das ist der prächtige alte Baumbestand: wo der Besucher auch weilt, immer begegnen seine Blicke herrlichen Baumgruppen, die den einzelnen Partien und dem Ganzen landschaftlich den größten Reiz gewähren. Fürwahr, es konnte kein günstigerer Platz in der näheren Umgebung Leipzigs für den Palmengarten gefunden werden, bringt doch gerade dieser so recht eigentlich zum Bewusstsein, wie reich an landschaftlichen Schönheiten unsere baum- und waldgesegnete Umgebung ist. Einen Hauptanziehungspunct der Anlage bildet der große Weiher, an dessen Ufer sich Promenadenwege hinziehen, die in südlicher Richtung zu einer lieblich durch des Gärtners Kunst gestalteten Grotte führen, von deren Anhöhe ein über Tuffsteingruppirungen plätschernder Wasserfall, der Abends elektrisch beleuchtet wird, sich ergießt. Auch die Grotte selbst wird in elektrischem Glanze farbenprächtig erstrahlen. Fast inmitten des großen Weihers sind die Vorrichtungen für die Leuchtfontaine ausgestellt worden, die in ihrer Größe der unvergeßlichen Leuchtfontaine der vorjährigen Ausstellung entspricht, in ihren Farben- und Lichteffecten aber noch vielgestaltiger und mannigfaltiger ausgestattet ist. Ausdrücklich muß hier betont werden, daß man die Leuchtfontaine von allen Seiten bequem sehen kann und daß somit Tausenden von Besuchern ungestörter Genuß in Anschauung der Fontaine gesichert ist. In ausgedehntem Maße wird auf dem Großen Weiher im Sommer dem Gondelsport, im Winter dem Schlittschuhlaufen gehuldigt werden können, auch hierfür sind von vornherein große und bequeme Vorkehrungen durch Anlage von Gondelstationen ec. getroffen worden. Passiren wir im Weitergehen die Brücke, durch die vom großen Weiher ein kleineres Becken abgeschnitten wird, und halten wir uns rechts, so gelangen wir zu dem Rosengarten, der in tausend Spielarten die Königin der Blumen in reichster, entzückender Mannigfaltigkeit zeigen wird, und zu den ausgedehnten Turn- und Spielplätzen, auf denen die Freunde der immer mehr auch bei uns in Ausnahme kommenden Bewegungsspiele im Freien sich nach Herzenslust tummeln können. Weiter nach der Frankfurter Straße zu schließen sich zahlreiche Frühbeet- und Gewächshäuser an; in einem jetzt gleichfalls bereits fertig gestellten Gebäude wird die Orangerie etablirt, in anderen von früher der stehen gebliebenen, gegenüber der Orangerie belegenen Gebäuden hat die Verwaltung des Palmengartens dauernd ihren Sitz aufgeschlagen. Den baulichen Haupt- und Glanzpunct der ganzen Anlage bildet das Gesellschaftshaus mit seinen Sälen, Veranden und Terrassen und mit daran sich anschließendem, ganz aus Glas und Eisen hergestelltem mächtigen Palmengarten. Hunderte von Werkleuten sind beschäftigt, den umfangreichen, architektonisch herrlich gestalteten Bau seiner Vollendung entgegenzuführen. Herr Baurath Johlige, der die Pläne zu dem Gebäude entworfen hat und der unermüdlich thätig ist, die Weiterführung des Baues zu überwachen, entsprach mit dem Gesellschaftshause hohen künstlerischen und praktischen Anforderungen und hat hier ein Werk geschaffen, für das ihm der bleibende Dank der Bewohner unserer Stadt gesichert ist. Späterer Berichterstattung wird es vorbehalten bleiben, über Einzelheiten des imposanten Baues Näheres in die Oeffentlichkeit zu bringen, jetzt sei nur so viel bemerkt, daß das Gebäude im Aeußeren fertiggestellt ist und daß gegenwärtig an der inneren Ausgestaltung, sowie an der Schmückung des Gebäudes mit allem Eifer gearbeitet wird; so erhält als besonderen Schmuck das Südportal fünf von Lehnert’s Meisterhand modellirte Figuren, welche die Welttheile in vortrefflicher Weise versinnbildlichen. – In dem seitlich vom Gesellschaftshause errichteten Maschinenhause finden zwei Dampfmaschinen mit je hundert Pferdekräften für Kraftentfaltung, Beleuchtungs- und Wärmeanlagen Aufstellung. Vor dem Gesellschaftshause werden reiche gärtnerische Arrangements, die ein Fontainenbassin einschließen, ausgeführt, so daß beim Eintritt von der Frankfurter Straße aus der Besucher gleichfalls die besten Eindrücke empfängt. Die gesammten gärtnerischen Anlagen sind von einem wohlbekannten, hochgeschätzten Meister der Gartenkunst, Herrn Landschaftsgärtner und Garteningenieur Otto Moßdorf in L.-Lindenau, ausgeführt, und wir sagen nicht zu viel, wenn wir behaupten, daß sie nicht herrlicher hätten gestaltet werden … Weiterlesen

Vorbericht vom Garteninspektor des Botanischen Gartens in Leipzig

Als es sich im Jahre 1893 darum handelte, einen Platz ausfindig zu machen, um zur 50 jährigen Jubelfeier des Leipziger Gärtnervereins eine Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung grofsen Stiles zu veranstalten, erwies sich das Kuhturmgrundstück, dicht vor Lindenau gelegen, als in jeder Hinsicht vorteilhaft für diesen Zweck. Sehr vielen deutschen Gärtnern wird diese Ausstellung noch lebendig vor Augen stehen. Es ist das Areal, auf dem sich jetzt der Leipziger Palmengarten entwickelt und seiner vorläufigen Vollendung entgegensieht. Mächtige Baumgruppen, besonders aus alten Eichen bestehend, umgrenzen das Gelände oder sind in Gruppen in demselben zerstreut. Sie schauten auch schon als alte Knaben ein grofses Stück Weltgeschichte, sie waren Zeugen des Rückzuges der französischen Armee des weltbeherrschenden Korsen nach der Leipziger Völkerschlacht. Die Ausstellung von 1893 förderte ungemein die Idee, auf diesem von Natur aus herrlich gelegenen und historischen Platze einen Palmengarten zu schaffen. Besonders war es der Oberbürgermeister von Leipzig, Herr Dr. Georgi, welcher in seiner damaligen Eröffnungsrede darauf hinwies, dafs es für die Stadt Leipzig angebracht sei, die temporäre Ausstellung in einen ständigen Palmengarten umzuwandeln. So hat denn auch Herr Dr. Georgi in diesem Sinne weiter gewirkt, der Leipziger Palmengarten sieht seiner Vollendung entgegen. Grosse Projekte waren es, welche sich in letzter Zeit mit der direkten Umgebung des Palmengarten-Areals beschäftigten. Die grossen, vom Frankfurter Thore aus beginnenden, saftig-grünen Wiesen wollte man in ein mächtiges Elster-Bassin verwandeln; dem Palmengarten gegenüber, dem Rosenthale zu, liegt der Leipziger Sportplatz, dessen weitere Umgebung für die National-Festspiele in Aussicht genommen war. Es ist in der That zu bedauern, dass besonders das letztere Projekt durch die Nichtannahme der darüber zu beschliessenden Versammlung nicht zur Ausführung kommt. Liegt der Leipziger Palmengarten vom Mittelpunkte der Stadt etwas weit entfernt, so gleichen doch die vorzüglichen Verbindungen durch die elektrische Strassenbahn diesen etwaigen Nachteil (?) wieder vollständig aus; die russgeschwängerte Luft macht sich wenig geltend, für Koniferen und ähnliche Pflanzen, die in der Stadt Leipzig nur ein dürftiges Wachstum zeigen, sind hier weit vorteilhaftere Vegetationsbedingungen vorhanden. Prächtige Spaziergänge durch den in der Nähe des Palmengartens liegenden Johanna-Park, welche durch den zu schaffenden Ausstellungspark fortgeführt werden, führen uns direkt zum Palmengarten und lassen uns letzteren als beliebtes Endziel einer angenehmen Fusswanderung erscheinen. Aus diesen Notizen ersehen wir, dafs die natürliche Lage des Palmengartens in jeder Beziehung befriedigen mufs. Die gesamte Arealgrösse beträgt 189 777 qm. Der prächtige alte Waldbestand, der sogenannte Ritterwerder an der Plagwitzer Brücke, umfafst 32 287 qm. Er ist zumeist mit alten Eichen, Linden, Hainbuchen, Eschen, Erlen und Buchen bestanden. Früher bildete er ein undurchdringliches Dickicht, welches nach gehöriger Auslichtung und nach Schaffung breiter schattiger Wege einen selten schönen Eingang zu diesem Etablissement bildet. Der Erschaffer des Palmengartens, Herr Landschaftsgärtner Otto Mossdorf, unterstützt von seinem Sohne, hat es verstanden, die alten Baumbestände in jeder Weise vorteilhaft der Neuanlage anzugliedern, so dafs das ganze Bild schon in der ersten Anlage einen ziemlich fertigen Eindruck macht. Wir sind ja von Herrn Mossdorf vorzügliche Leistungen in der Landschaftsgärtnerei gewohnt, durch seine langjährigen praktischen Arbeiten auf diesem Gebiete konnte es ihm nicht schwer fallen, hier etwas Vorzügliches zu liefern, seinen bisherigen Werken durch die Anlage des Palmengartens die Krone aufzusetzen. Haben wir den Ritterwerder durchschritten, so blicken wir von der über die Elster führenden Brücke über weit ausgedehnte Wiesenflächen bis auf das Rosenthal auf der einen Seite, auf Villen und prächtige Flusspartien auf der andern. Manchen der Leser wird es interessieren, dafs der Brücke gegenüber die „Villa Klinger“ liegt, des Heims jenes berühmten Leipziger Malers und Bildhauers, dessen Werke, wie z. B. sein Kolossalgemälde „Christus im Olymp“, die ganze Kunstwelt in Aufregung gebracht haben. Man sieht oft von der Brücke aus diesen hervorragenden Leipziger Künstler in Hemdsärmeln in seinem Atelier an seinen Neuschöpfungen arbeiten. Treten wir nun in den eigentlichen Palmengarten ein, so haben wir zunächst linker Hand eine grofse Grottenanlage, ein Überbleibsel der Leipziger Ausstellung. Koniferen bilden ihre Einrahmung, ein Wasserfall wird in elektrischer Beleuchtung seine Wassermassen herabwerfen. Die Teichanlage hat die beträchtliche Ausdehnung von 12 749 qm, eine Lichtfontäne wird künftig die Wasserstrahlen in allen Farben in die Höhe schleudern. Im Sommer werden Kähne den grofsen Teich beleben, im Winter Schlittschuhläufer sich auf spiegelblankem Eise umhertummeln. Der mächtige Bau des Palmenhauses (Abb. Seite 6), welcher sich dem Gesellschaftshause angliedert, ist von der bekannten Firma Mosenthin in Leipzig-Eutritzsch ausgeführt und harrt zur Zeit der Verglasung. Das Palmenhaus hat eine Grundfläche von 1276 qm, die Höhe des Hauses beträgt 22 m, die Länge 44 m und die Breite 29 m. Grosse Glaswände bringen es in unmittelbaren Zusammenhang mit dem grofsen Konzert- und Gesellschaftssaale. Das von den Architekten Schmidt und Johlige in Leipzig ausgeführte Gesellschaftshaus hat eine Grundfläche von 1780 qm. Es wirkt in seiner Gesamterscheinung sehr vornehm, wie die beigegebene Abbildung Seite 6 bestätigt. Anerkennenswert ist, dass Garten- und Bauarchitekten bei dieser grossen Anlage stets Hand in Hand gearbeitet haben, nur so kann etwas Erspriessliches geleistet werden. Breite Terrassen umgeben das Gesellschaftshaus, von denen man einen Überblick auf die mit Rhododendron-Gruppen eingefafsten Parterre-Anlagen geniesst, während die junge Welt, wenn sie sich im Konzertparke tummelt, von diesen erhöhten Sitzplätzen aus stets zu beobachten ist. An den alten historischen Burghof grenzt das Orangeriegebäude, dem sich die Kulturhäuser und der Anzuchtsgarten anschliessen. Die Gewächshäuser sind von Fränkel & Co, in Leipzig-Lindenau erbaut und werden mit Fränkels Patent-Rostfeuerung erwärmt. Gute Kulturhäuser sind ja für eine derartige Anlage eine Hauptbedingung, um stets ein vorzügliches Schaumaterial für das Palmenhaus heranzuziehen, erkrankten Pflanzen wieder auf die Wurzeln zu helfen u. s. w. Um die nötige Terrainbewegung zu schaffen, waren etwa 80 000 Kubikmeter Erde zu bewältigen; die sämtlichen Wege haben die beträchtliche Länge von 6 Kilometern, während 100 Bogenlampen den Park erhellen werden. Das ganze Unternehmen ist ein Aktien-Unternehmen. Die Aktie ist auf 600 Mark normiert. Nach Fertigstellung der ganzen Anlage ist Herrn Döbner die praktische Leitung und Unterhaltung derselben anvertraut, während Herr Justizrat Colditz aus Leipzig, ein grosser Gartenfreund, die Seele des Ganzen ist. Das Interesse für den Leipziger Palmengarten, welcher ein gemeinnütziges Institut vorstellt, macht sich im Publikum bereits durch wertvolle Schenkungen bemerkbar. Freilich haben wir dort auch manche Schenkungen gesehen, … Weiterlesen

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