Neues Deckengemälde – Realisierung der Idee nach 100 Jahren

Im Zuge der Errichtung des Leipziger Musikpavillons im Jahr 1912 war eine Deckenmalerei vorgesehen, um die künstlerische Gesamtwirkung des Konzertpavillons zu steigern. Aus Kostengründen wurde die Idee zu dem Zeitpunkt noch nicht umgesetzt. Erst im Jahr 2012, nach 100 Jahren, ist die Idee eines Deckengemäldes auf Initiative des Pächters Eberhard Wiedenmann im Rahmen eines Studienprojektes der Fachklasse II der Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst verwirklicht worden. Dies geschah in Zusammenarbeit mit den zuständigen Ämtern der Stadtverwaltung, das Amt für Stadtgrün und Gewässer und der Denkmalpflege. Während der Umsetzung erhielten die Studierenden fachkundige Unterstützung von den Mitarbeitern der zuständigen Ämter, um die zeitgenössische Kunst und die Geschichte des Kulturstandortes auf künstlerische und ausdrucksstarke Weise zu verbinden. Die Leipziger Denkmalpflege legte besonderer Wert auf eine angemessene und qualitativ hochwertige Ausführung der Deckenmalerei auf hohem künstlerischem und inhaltlichem Niveau. Dem Umsetzungsvorschlag stimmte in letzter Instanz die obere Denkmalschutzbehörde in Dresden als „Maßnahme der gestaltenden Denkmalpflege“ final zu. Die Realisierung des 48 Quadratmeter großen Bildes, unter der Leitung von Christian Weihrauch und Professor Heribert C. Ottersbach, dauerte sieben Wochen. Es zeigt das Gelände um den Musikpavillon herum, den ehemaligen Ausstellungspark zur Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung (STIGA) von 1897. Dabei werden grafische Linien und farbige Strukturen verwendet, um eine künstlerische Darstellung der Topografie unter freiem Himmel im Zentrum der künftigen Parkanlage zu betonen. Am 14. September 2012 wurde im Rahmen der 100-jährigen Jubiläumsfeier des Musikpavillons das neue Deckengemälde im heutigen Clara-Zetkin-Park offiziell eingeweiht. Über 600 Gäste erlebten einen besonderen Jubeltag, der ohne das bürgerschaftliche Engagement des Pächters möglicherweise nie zustande gekommen wäre. Nach finanziellen Schwierigkeiten der Stadt und der Gefahr des Einsturzes sollte der Musikpavillon nach 1990 eigentlich abgerissen werden und verfiel in einen unsicheren Dornröschenschlaf. Die Stadtverwaltung plante sogar den Neubau eines zweckmäßigen Gebäudes als Ersatz. Doch 2004 gelang ein Neuanfang für das Kulturdenkmal durch den Pächter Eberhard Wiedenmann. Mit Mut und Durchhaltevermögen gelang es ihm und seinem Team gemeinsam mit Unterstützern wie den zuständigen Ämtern der Stadtverwaltung, dem Architekturbüro Roland Keil und der Fachklasse der Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, den Leipziger Musikpavillon denkmalgerecht zu sanieren, zu modernisieren und die ursprüngliche Idee für eine hochwertige Deckenmalerei erfolgreich umzusetzen. In ihrer Rede würdigte Amtsleiterin Inge Kunath, Amt für Stadtgrün und Gewässer, dieses Engagement und weihte gemeinsam mit Pächter Eberhard Wiedenmann und Professor Heribert C. Ottersbach von der Hochschule für Grafik und Buchkunst das neue Deckengemälde unter dem Applaus der anwesenden Gäste ein. Die Studentinnen und Studenten erfüllten die Anforderungen einer Umsetzung auf hohem künstlerischem und inhaltlichem Niveau zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Im weiteren Verlauf der Jubelfeier erhielt die Notenspur-Initiative eine großzügige Spende aus dem Eisverkauf der speziell für den Anlass kreierten Notenspur-Eiskreation des San Remo Eiscafés. Das Westsächsische Symphonieorchester bot ein beeindruckendes Jubiläumskonzert zu Beginn ihres eigenen Jubeljahres. Das Abschlussspektakel wurde von den drei Musikern des Klangprojekts um Thomas Feist (MdB), dem damaligen Schirmherrn des Musikpavillons, dargeboten. Ihre spirituell reiche und frei komponierte Musik wurde begleitet von einem beeindruckend orchestrierten Feuerwerk von Fire & Magic am Ende der Feier. Siehe Musikpavillon im König-Albert-Park – Chronik 1908-1921

Musikpavillon im König-Albert-Park – Chronik 1908-1921

1908 — In einem Artikel in „Der Fortschritt“, Nachrichten der Mittelstandsvereinigung im Königreich Sachsen Nr. 11, wurde der Wunsch von Bürgern geäußert, den König-Albert-Park durch öffentliche Konzerte zu beleben. Bei der September-Sitzung der Deputation für Forst- und Anlagewesen unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Dr. Dittrich entstand der Beschluss, die Gartendirektion zur Platzfindung aufzufordern und mit dem Garnisonkommando über die Nutzung der Militärkapellen zu verhandeln. Nach der Meinung des Oberbürgermeisters werden die öffentlichen Platzmusiken bei den Bürgern großen Beifall finden. Im November empfahl die Gartendirektion, den Konzertplatz längs der Achse des vorderen Teiches im vorderen Teil des König-Albert-Parks zu errichten. Die breiten Promenadenwege bieten dem Publikum die Möglichkeit über drei Zugänge von den Hauptverkehrswegen aus, den Konzerten prominierend zu lauschen. 1909 — Das Hochbauamt, unter Leitung von Herrn Stadtbaurat Scharenberg, beschloss in seiner Mai-Sitzung anfangs eine halbkreisförmige Grundrissform mit einer Länge von 10 m, einer Tiefe von 6,40 m und einer Höhe von 9,70 m. Die Bühne liegt einen Meter erhöht über den Anlagewegen. Der Innenraum soll ungefähr 40 Musiker Platz bieten. Das Erdreich wird ausgeschachtet und der Keller hat eine Deckenhöhe von 1,65 m, um Stühle und Notenständer für Musiker unterzubringen. Die Belichtung des Lagerraumes ist mit Verwendung von Glasbausteinen vorgesehen. Der Boden des Pavillons erhält einen Asphaltüberzug, der Sockel und die Zugangstreppe sind aus Stampfbeton, der gesamte Pavillon erhält eine Holzkonstruktion mit Verzierungen, dessen Gesamtwirkung durch eine entsprechende Malerei erhöht werden sollte. Als Baukosten waren 10.800 Mark veranschlagt. Die Juli-Sitzung der Deputation für Forst- und Anlagewesen erörterte das Hinzuziehen von Stiftungsmitteln aus der Oskar-Meyer-Stiftung und der Grossmann-Stiftung zur Finanzierung des Pavillons und beschloss bis zur abschließenden Klärung die Zurückstellung des Bauvorhabens. Weitere Teilnehmer waren Stadtrat Esche, Stadtbaurat Scharenberg, Stadtbauinspektor Peters, Gartendirektor Hampel, Oberförster Dietze, Ratsförster Zacharias. Nach Prüfung der Skizzen und des Lageplans konnten im August Stiftungsmittel aus der Oskar-Meyer-Stiftung für die Ausschmückung des König-Albert-Parks (6.600 Mark) und aus der Grossmann-Stiftung für „Verschönerungszwecke“ (2.800 Mark) in Aussicht gestellt werden. 1911 — Damit das Bauvorhaben aus Stiftungsmittel finanziert werden konnte, beschloss die Deputation für Forst- und Anlagewesen in ihrer Dezember-Sitzung auf Vorschlag des Oberbürgermeisters „den Pavillon nur aus Eisen herzustellen und zwar so, dass er ringsum frei ist, also keine Schallmuschel erhält, weil diese von hinten gesehen einen unschönen Eindruck macht.“ Stadtbaurat Scharenberg empfahl einen Betonsockel und darauf ein eisernes Gestell zu bauen. 1912 —   Das Bauvorhaben des Pavillons wurde im Leipziger Tageblatt dokumentiert. Der Rat der Stadt genehmigte am 13. April auf Grundlage der Vorplanungen, dem Wunsche nach die Errichtung eines Musikpavillons im vorderen Teil des König-Albert-Parks. Die Kosten für den neuen Konzertplatz belaufen sich auf 12.540 Mark und werden aus Stiftungsmitteln finanziert. In der April-Sitzung der Deputation wurde festgelegt, Markisen am Pavillon anbringen zu lassen. Die Bauvorbereitenden Maßnahmen zur gärtnerischen Umgestaltung des Platzes fanden unter der Leitung von Gartendirektor Hampel und Herrn Molzen statt. So wurde für eine Summe von 1.440 Mark eine Fläche von 870 m² eingeebnet und befestigt, 115 lfd. m Hecken angepflanzt und 230 m² Rasenfläche im Anschluss an die neu hergestellten Wege eingerichtet. Der Rat der Stadt bewilligte am 11. Mai ein Berechnungsgeld von 750 Mark für die Veranstaltung von Musikaufführungen zu Lasten des Haushaltskontos 12 – Drucksache Nr. 236/1912. Die Kosten werden zur Hälfte der vormals geschätzten Summe vom Haushalt übernommen und finanziert abwechselnd in der Woche einmal stattfindende öffentliche Musikaufführungen im König-Albert-Park. Zusätzlich zu einer Ortsangabe wurde die Platzwahl als günstig beschrieben, da breite Wege und eine große Anzahl Ruhebänke zur Verfügung stehen. Nach Ausschreibung der Arbeiten folgte im Juni die Beauftragung der Gewerke: Da Zivilmusikkapellen als zu teuer eingeschätzt wurden, kam im Juli der Beschluss, die Vergabe der Platzmusiken an Militärkapellen heranzutragen. Im August erklärte sich das Garnisonkommando bereit, jeden Freitag von Mai bis Oktober ein Musikkorps zur ein- bis zweistündigen Platzmusik im Pavillon zur Verfügung zu stellen. Der Musikdirektor des ältesten Privatorchesters Gustav Curth wendete sich daraufhin an die Stadt und erbat, ihm die Spielmöglichkeit im Pavillon in bevorzugter Weise zu übertragen. Gustav Curth war seinerzeit Kapellmeister des Krystall-Palast-Theaters, der damals größten Vergnügungsstätte Deutschlands und verantwortlich für Konzerte unter anderem im Zoologischen Garten, Leipziger Palmengarten und im Rosenthaler Bonorand. Am 14. September wurde der neue Musikpavillon im König-Albert-Park nach 4-monatiger Bauzeit übergeben. Er hat einen achteckigen Grundriss und steht auf einem unterkellerten Betonunterbau. Die Dachkonstruktion ist aus Holz und wird von acht Stahlsäulen unterstützt. Die Dacheindeckung besteht aus Schiefer auf einer Holzschalung. Nach unten ist der Dachraum durch eine Holzschalung abgeschlossen. Die Seitenwände sind offen. Zu der geplanten Malerei ist es aus Kostengründen nicht gekommen. 1913 — Für die Musikaufführungen an Sonntagen wurde neben der Kapelle von Gustav Curth auch die von Günther Coblenz im Wechsel beauftragt. An Freitagen spielten die Militärkapellen der Garnison. Dokumentiert ist, dass bei schönem Wetter bis zu 2.000 Menschen die Konzerte besuchten, darunter mehr als 200 Kinder. An Regentagen waren es nicht weniger als 700. In den Folgejahren baten immer wieder andere Kapellmeister vergebens um Berücksichtigung bei der Vergabe der Platzmusiken. 1915 — Die Gartenverwaltung teilte dem Hochbauamt im August mit, dass die Treppe zum Pavillon mit einer Tür versehen werden müsse. Diese Maßnahme war gedacht, um Kindern, die im Inneren Unfug trieben, den Zutritt zu verwehren. Zusätzlich wurde das Anlegen eines Grünstreifens vorgeschlagen. Die Ausführung übernahm die Firma M. Th. Rusack, die eine eiserne Gittertür montierte. Die Kosten betrugen zuerst 146 Mark, später 335 Mark. Das Schatzamt der Kriegsnotspende bat, zum Ereignis der Nagelung des „Wehrmannes“ zur musikalischen Begleitung, die Platzmusik von Juni bis Oktober vom Albert-Park auf den Naschmarkt zu verlegen. Die Erlöse kämen der Kriegsnotspende zugute. Es wurde beschlossen, dass die Platzmusiken an den Freitagen bis zum Oktober auf dem Naschmarkt abgehalten werden. Die Sonntagskonzerte hatten im Albert-Park zu verbleiben, da sie sich einem sehr starken Zuspruch und großer Beliebtheit erfreuen. 1919 — Im Mai fand eine Erhöhung des Musikertarifs statt. Der Rat der Stadt beschloss daraufhin die Freitagskonzerte aus Kostengründen entfallen zu lassen, da die zweistündigen Konzerte mit einer Besetzung von 28 Musikern das Haushaltsgeld von 4.000 Mark überschritten hätte.   1920 — Es wurde entschieden, die Sonntagskonzerte im Albert-Park … Weiterlesen

Aus der Presse – Vorberichte zum Musikpavillon im König-Albert-Park

Mitteilungen aus der Gesamtratssitzung – 3) Genehmigt werden b. die Errichtung eines Musikpavillons im König-Albert-Park. [1] Der Rat hat beschlossen, dem Wunsche nach Errichtung eines Musikpavillons im König-Albert-Park stattzugeben. Von der Gartenverwaltung ist für den aus Eisen herzustellenden Pavillon, dessen Kosten mit Einschluß der gärtnerischen Anlagen sich auf 12 530 M stellen werden, ein Platz im vorderen König-Albert-Park längs der Achse des vorderen Teiches vorgeschlagen. Es ist dies ein breiter Platz mit drei Zugängen von den Hauptverkehrswegen, aus dessen Mitte der Pavillon sich erheben soll. Bei Aufstellung des Pavillons an der bezeichneten Stelle macht sich allerdings eine – indes unbedeutende – Veränderung der gärtnerischen Anlagen erforderlich. Die Kosten des Pavillons und der gärtnerischen Anlagen sollen aus Stiftungsmitteln bestritten werden. Die Kosten weiter für die Musikdarbietungen sind schätzungsweise auf etwa 1500 M jährlich veranschlagt. Diese können jedoch aus Stiftungsmitteln nicht gedeckt werden. Der Rat hat sie zu Lasten des Kontos 12, und zwar für dieses Jahr zur Hälfte nachzuverwilligen beschlossen. Mit der Errichtung des Pavillons soll baldmöglichst begonnen werden. [2] Sitzung der Stadtverordneten – Der Errichtung eines Musikpavillons im König-Albert-Park, deren Kosten (12 530 M) aus Stiftungsmitteln bestritten werden sollen, und Bewilligung eines Berechnungsgeldes von 750 M für die Veranstaltung von Musikaufführungen wird zugestimmt. [3] Mitteilungen aus der Gesamtratssitzung – Das Erforderliche ist auszuführen a) der Errichtung eines Musikpavillons im König-Albert-Park und der Bewilligung eines Berechnungsgeldes für die Veranstaltung von Musikaufführungen – Drucksache Nr. 236/1912 [4] Rat und Stadtverordnete haben, wie gemeldet, beschlossen, im König-Albert-Park einen ständigen Musikpavillon zu errichten, in welchem abwechselnd in der Woche einmal Musikaufführungen veranstaltet werden können. Der Rat war deshalb seinerzeit wegen Beschaffung eines geeigneten Platzes mit der Gartenverwaltung in Unterhandlung getreten. Gegenwärtig nun ist man mit der Errichtung des Pavillons beschäftigt; derselbe wird in den zwischen dem vordern und hintern Teiche gelegenen Anlagen des König-Albert-Parkes, in der Nähe des Scheibenholzes, östlich von der König-Albert-Allee, errichtet und dürfte bereits in kurzer Zeit fertiggestellt sein. Der Platz ist insofern sehr günstig gewählt, als gerade in diesem Teile der Anlage beste Wege und eine große Zahl von Ruhebänken zur Verfügung stehen und das Scheibenholz mit dem großen angrenzenden Spielplatz schattigen Aufenthalt bietet. [5] [1] Mitteilungen aus der Gesamtratssitzung am 13. April, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt. Frühausgabe vom 19. April 1912, S. 7. [2] Errichtung eines Musikpavillons im König-Albert-Park, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt. Sonntagsausgabe vom 28. April 1912, S. 14 f. [3] Sitzung der Stadtverordneten am 8. Mai, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt. Frühausgabe vom 9. Mai 1912, S. 8. [4] Mitteilungen aus der Gesamtratssitzung am 11. Mai, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt. Frühausgabe vom 22. Mai 1912, S. 14. [5] Musikpavillon im König-Albert-Park, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt. Abendausgabe, 2. Beilage vom 18. Juli 1912, S. 9.

Leipzig bekommt eine Krystallpalast-Straße

Auf Vorschlag vom Stadtbezirksbeirat-Mitte wird dem Leipziger Krystallpalast eine Straße gewidmet. Auf dem gleichnamigen Gelände im Zentrum Ost wurde das Ensemble 1943 bei einem schweren Bombenangriff auf Leipzig zerstört. Der neue Eigentümer des Krystallpalast-Areals plant an der Ostseite des Leipziger Hauptbahnhofs zwischen Brandenburger- und Hofmeisterstraße, ein neues Wohnquartier zu errichten. Gemäß dem genehmigten Bebauungsplan ist kein Gebäude vorgesehen, das an die Kulturgeschichte des Ortes anknüpft. Durch das Wohnquartier führt eine neue nicht adressgebundene Querstraße hindurch, die beide Straßen miteinander verbindet. Von der Stadtverwaltung war vorgesehen, die 70 m lange Straße als eine Verlängerung der Hofmeisterstraße zu begreifen und den gleichen Namen zu geben. Der Stadtbezirksbeirat-Mitte befürwortete 2018 auf einer seiner Sitzungen die Benennung der Straße in „Krystallpalast-Straße“ und begründete diesen Vorschlag mit der Kulturgeschichte des Areals. 1881/82 entstand auf dem ehemaligen Gelände vom Schützenhaus und Trianongarten der Leipziger Krystallpalast nach dem englischen Vorbild des Crystal Palace der Londoner Weltausstellung von 1851. Er entwickelte sich zum größten Vergnügungsensemble seiner Zeit und war weltweit ein touristisches Aushängeschild der Stadt. Selbst nach der Zerstörung des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg war dieses Areal für weitere 50 Jahre von der Unterhaltungsindustrie geprägt und als beliebter Kulturstandort überregional bekannt. Mit dem Straßennamen soll an den Krystallpalast, an seine Vorgänger- und Nachbauten erinnert werden, die dort über 100 Jahre das Leipziger Stadtbild kulturell prägten. Nach Auffassung des Beirates nimmt dieser Ort damit im kollektiven Gedächtnis der Stadt einen besonderen Platz ein. Die Benennung der Straße in „Krystallpalast-Straße“ soll die künftigen Bewohner des Wohnquartiers dabei unterstützen, sich mit dem Ort und der Leipziger Stadtgeschichte zu identifizieren. Gleichwohl der Kulturgeschichte an diesem Platz gerecht werden. Es gab keine Gegenstimme. Die Beschlussvorlage wurde neu gefasst und der Stadtrat nahm die Änderungsvorlage am 31. Mai 2018 einstimmig an. Aktuelles www.krystallpalast-areal.de/ Vorlage VI-DS-05361-NF-05

Aus der Presse – Über den Kunstbau im Krystallpalastgarten

Die Stimmung, in welcher der Wanderer, der Reisende eine Stadt betritt, oder in welcher sie daheim wieder in seiner Erinnerung erscheint, sie hängt, das weiß ja jeder, zum guten Theile von dem Bilde ab, mit welchem das vor den Blicken austauchende Häusermeer sich auf dem landschaftlichen Hintergrunde oder auf dem hellen Himmel in seinen Umrissen abzeichnet. Diese sogenannte „Silhouette“ verräth ja auch zum guten Theile dein Nahenden den Charakter der Stadt. Durch die Gestaltung dieser Silhouette, durch die rhythmisch abgewogene Unterbrechung der, der Natur der Sache nach fast gleichhohen, horizontalen Häuserdachreihen von Thurm- und Kuppelanlagen ist ja auch die Schönheit aller vielgerühmten Städteansichten bedingt. Manchem Leser schwebt wohl die herrliche, thurmreiche Flußansicht Kölns und dagegen die ziemlich öde, thurmarme Flußansicht Frankfurts a. M. vor dem inneren Auge. Leipzigs Silhouette hatte in der letzten Zeit für den außerhalb stehenden Beschauer nach den verschiedensten Richtungen hin eine bedeutende Verschönerung erfahren durch die Anlage des stattlichen Thurmes der Reudnitzer Kirche, durch den ebenso gewaltigen wie schönen Petrikirchthurmbau und den schmucken, schlanken Lutherkirchthurm. Jetzt beginnt sich dieselbe geradezu malerisch zu gestalten durch das jüngst erfolgte Hinzutreten des in dem bis dahin noch etwas eintönig umrissenen Nordosten der Stadt aus dem Boden des Krystallpalastgartens sich erhebenden mächtigen Kuppelbaues der Albert-Halle. Dieses herrliche Bauwerk, im Stile der ganz eigenartigen Renaissance unserer Tage gehalten, wie sie sich unter dem Einflusse der heutigen Bedürfnisse und Verkehrsverhältnisse und aus der Natur unserer hochentwickelten Bautechnik, vornehmlich der Eisenconstruction herausgebildet hat, beherrscht aber auch den Ausblick von gar manchem Puncte innerhalb der Stadt aus, besonders auf dem Theile der Promenade in der Nähe der Bahnhöfe. In überwältigender Fülle jedoch entfaltet es seine Schönheit und Macht vor den Augen desjenigen, welcher aus dem alten Bau des Schützenhauses in den Krystallpalastgarten tritt. Hier bildet es in: Anschlusse an die in den Garten zur Rechten und Linken umfassenden Colonnaden den hochmonumentalen hinteren Abschluß. Vor die Mitte des in künstlerisch edlen Formen und kühn auf zwölfeckigem Grundrisse emporstrebenden Rundbaues lagert sich breit ein mächtiges von doppelten Säulenstellungen flankirtes Portal, bekrönt von einer Kolossal-Quadriga, einer ein schnaubendes Rosse-Viergespann lenkenden, mit Lorbeer und Palme als Siegerpreis winkenden, idealen Frauengestalt. Diese effectvolle plastische Portalbekrönung ist zugleich der symbolische Hinweis auf eine der hauptsächlichsten Bestimmungen des Bauwerkes, nämlich auf die der Vorführung hyppologischer Kunstleistungen, freilich nicht die einzige. Denn es war für die Gestaltung der Albert-Halle die Idee des Besitzers maßgebend, einen möglichst großen Raum zu schaffen, zunächst allerdings für Aufführungen der Kunstreiterei, zugleich jedoch auch für großartige musikalische und rhethorische Vorführungen. Ueberdies sollte aber der Raum auch in den Zwischenzeiten zwischen diesen Benutzungen auf alle Fälle einen zugkräftigen Vereinigungspunct und Erholungsort nicht nur für die hiesige Bevölkerung bilden, sondern auch für die verwöhntesten Fremden. So entstand ein Project, wie es wohl hier überhaupt zum ersten mal ausgeführt ist, nämlich das, über einem weiträumigen Circus noch einen nahe ebenso großen Raum in Form eines Obergeschosses zur Aufnahme von Panoramen oder Dioramen im größten Maßstabe anzulegen. Im vorliegenden Falle entschloß man sich von dem altgewohnten vollständigen Randbilde oder Panorama abzugehen und dafür eine Reihe einzelner, und zwar hier sieben, sogenannter Dioramenbilder zu schaffen.Der Kolossalbau wurde von dem schon durch manche schöne, gediegene Schöpfung bekannten Leipziger Architekten Arwed Roßbach in wirklich genialer, den feinfühligen Künstler in jedem Zuge offenbarender Weise geschaffen und von ihm nach seinem Plane in dem geradezu unbegreiflich kurzen Zeitraume von nur neun Monaten verwirklicht. Diese letztere Leistung war natürlich nur möglich durch die wirklich fabelhafte, bis an die Grenze des Möglichen gehende Leistungsfähigkeit und Tüchtigkeit unserer Leipziger Gewerken, wo es gilt, durch energisches Zusammenwirken etwas wahrhaft Großes zu rechter Zeit fertig zu stellen. Die erwähnte Gliederung des Baues in einen untern Raum für Aufführungen und den oberen Dioramenraum prägt sich natürlich auch in der äußeren Gestaltung aus, die nun zunächst weiter in das Auge gefaßt werden soll. Im Erdgeschoß lehnen sich an die beiden Seiten des gedachten Portalbaues Säulenhallen an, welche im Parterre als bedeckte Zugänge zum Circusbau dienen, während sie oben aus ihrer flachen Verdachung weite, mit Lorbeerbäumen und anderem Grün geschmückte, terrassenartige Plätze bilden, die sich wieder an die Obergeschoßräume des alten Schützenhausbaues anschließen. Zugleich bieten diese Terrassen geräumige Rettungsplätze für den möglichen Fall einer schnell entretenden Panik. Der auf dem Circusraum als Obergeschoß sich erhebende Dioramenbau erscheint an seinen zwölf äußeren Mauerflächen durch Wandmalereischmuck wie von Teppichen überspannt, wodurch, da eine Gliederung dieser großen Flächen durch Fensteröffnungen der dahinter liegenden Dioramenbilder wegen nicht möglich war, einmal die Leere und Eintönigkeit vollständig vermieden wird. Vor allem wird aber auch andererseits dem gewaltigen Bau dadurch der Charakter des Leichten, ja Luftigen gegeben, ohne daß der Eindruck der Festigkeit irgendwie zu Schaden käme, denn dieser findet ganz wie in der Gothik seinen völlig beruhigenden Ausdruck in den Eisenpfeilern der zwölf Ecken, welche mit ihren dort vor die Umfassungswände tretenden, und in ganz organischer Weise wie von selbst sich auch zugleich schön ornamental gestaltenden und Strebesysteme bildenden Versteifungen dem Bauwerk Stand und Halt geben und Last wie Seitenschub der mächtigen Kuppel aufnehmen. Auf dem die Umfassungsmauer in weiter kräftiger Ausladung und schöner Profilirung wirkungsvoll abschließenden Hauptsims erhebt sich über den zwölf Ecken ein Kranz von schlanken Fahnenstangen und läßt das unten standfest Gegründete zu oberst in zwölf luftig flatternden Wimpeln harmonisch ausklingen. Die der Dioramenbilder wegen von einem breiten ringförmigen Oberlicht durchbrochene Kuppel findet ihren Abschluß in einer geschmackvoll silhouettirten tempelartigen Laterne, die ihrerseits als Bekrönung das auf so hochragendem Standpuncte fernhin sichtbare, alte bekannte Wahrzeichen des Schützenhausgartens trägt, einen die Weltkugel auf seinem Nacken tragenden Atlanten. Diese Laterne ist verglast und aus ihrem Inneren heraus senden des Abends Hunderte von elektrischen Glühlichtern ihre blitzenden Strahlen weithin über die Stadt und in die weite Ferne, um als Leitstern zu dienen für alle die, welche hier, seien sie fremd, seien sie einheimisch, nach ernster Tagesarbeit eine Stunde froher Erholung suchen. Der eigentliche Circusraum, oder besser gesagt die „Alberthalle“, hat einen inneren Durchmesser von 43 Meter und faßt 3000 streng amphithetralisch angeordnete bequeme Sitzplätze. In reichster Weise ist für Zu- und Ausgänge gesorgt, so daß jeder derselben nie mehr … Weiterlesen

Aus der Presse – Die Dioramen der neuen Albert-Halle

Wohl noch in keiner anderen Stadt findet man die hier in unserer neuen Alberthalle durchgeführte praktische, architektonisch ebenso kühn wie geschmackvoll gelöste Anordnung, daß sich oberhalb eines mächtigen Circusraumes noch ein weiterer, kaum minder imposanter Rundbau erhebt, bestimmt zur Aufnahme von panoramatischen oder dioramatischen Bildern. Man hat hier an Stelle eines einzigen großen Rundbildes, eines Panoramas, die Ausstellung einer Reihe von sieben einzelnen Theilpanoramen, sogenannten „Dioramen“ gewählt, welche in bunter Folge theils geschichtlich denkwürdige Ereignisse schildern, theils Sittenbildliches aus alter und neuer Zeit oder Ausblicke auf herrliche Gegenden unseres Erdballes vorführen. Man hat diese Form gewählt, weil man, und wohl nicht mit Unrecht, glaubte, dem Besucher auf diese Art das möglichst größte Maß von Unterhaltung und zugleich Belehrung im künstlerisch schöner Weise bieten zu können. In der rechtsseitig an die Alberthalle sich anschließenden Colonnade öffnet sich in gerader Flucht eine breite steinerne, zum Dioramaraume hinaufführende Riesentreppe, wohl mit größerem Rechte so zu nennen als die „Scala dei Giganti“ im Dogenpalaste zu Venedig, nämlich nicht blos wie jene wegen der beiden aus ihren Wangen oben aufgestellten Colossalfiguren des Mars und Neptun, sondern wirklich wegen ihrer achtunggebietenden Größe. Wem übrigens das Besteigen von solchen „Riesentreppen“ nicht behagt, nun der kann sich eines sicher arbeitenden, amtlich geprüften, mit Wasserdruck sich erhebenden Fahrstuhles bedienen, um in die oberen Regionen zu gelangen. Dort betritt man einen reich geschmückten Vorraum, einen Foyer, der aber nur mäßig erhellt ist, damit das Auge durch ein gewisses Maß von Dunkelheit geeigneter und empfänglicher gemacht wird für die Betrachtung der am Tage durch geeignetes Oberlicht, des Abends durch elektrische Glühlichtmassen erleuchteten Dioramen. Wendet man sich nun beim Eintritte nach rechts herum wandelnd zur Betrachtung der Bilder, so steht man zunächst, wie von einem Zauber geblendet, vor einem wundervollen Ausblick auf ein Stück, der den Busen von Genua umsäumenden sogenannten Riviera. Von der Terrassenbrüstung einer Villa blickt man über den Strandabhang hinab, welcher mit einer reichen, fast tropischen Vegetation von Aloes, Opuntien und ihre Wipfel im rothen Abendsonnengolde badenden Cypressen und Pinien bedeckt ist, auf den blauen Golf, in dessen Spiegel sich die violetten Reflexlichter des den Hintergrund abschließenden, in Duft gehüllten Höhenzuges des Caps St. Martin baden. Vorn erhebt sich aus der Fluth die steile, nur durch einen schmalen Rücken mit dem Festlande zusammenhängende Felsenhalbinsel mit dem festen Städtchen „Monaco“. Sonnenlicht umstrahlt das ruhige und lachende Bild, und man denkt bei diesem Anblick kaum daran, daß dieser reizende Ort das ganze Mittelalter hindurch ein furchtbares Seeräubernest war, daß hier unter den rauhen, wilden Bewohnern sich Greuel um Greuel abspielten, von denen es noch nicht der schlimmste war, daß die schlimmen Monagasken 1604 ihren nicht minder schlimmen Fürsten Honoré I. von ihren Felszinnen in die Fluthen stürzten. Ohne nennenswerthen Besitz von ertragsfähigem Lande wollen die Leute doch essen, und an Stelle der früheren Seeräuberei leben sie heute von den Abfällen einer anderen Raubanstalt, der Spielhölle, welche jetzt auf der im Bilde etwas weiter hinten sichtbaren, vorspringenden Landzunge des „Monte Carlo“ liegt, wo „die Roulette mit einem Zero“ spielt. Weißschimmernd sieht man dort in der Ferne den Casinopalast mit der Mannigfaltigkeit seiner Treppen, Terrassen, Aussichtspuncte und Ruheplätze in üppigen Gartenanlagen daliegen. „Doch still von ihnen – schau, und geh‘ vorüber“, möchte man hier mit Dante ausrufen. Noch ganz gesättigt von den Reizen des wunderbaren, von Edmund Berninger gemalten Bildes fällt der Blick des Weiterwandelnden auf ein von frischer Brise umwehtes Stück deutscher Ostseeküste, ein Motiv aus der „Danziger Bucht“, belebt durch ein deutsches Flottenmanöver. Ueber den Dünensand des Vordergrundes geht der Blick links längs des Strandes über das Dorf Gdingen und die Gegend von Oxhöft bis in den Winkel des Putziger Wiek hinein, hinten abgeschlossen durch die langgestreckte Landzunge von Hela dem weißen Leuchtthurm an ihrer Spitze. Wundervoll leuchtet der stahlblaue Meeresspiegel mit seinen weißen Wogenkämmen und Brandungslinien. Derselbe ist belebt durch vier schwere Ausfallscorvetten, dann weiter vor durch Glattdeck- und gedeckte Corvetten, von denen aus mit Hilfe schwerer Kanonenboote deutsche Seetruppen ihre Landung bewerkstelligt haben. Unter der Deckung ihrer Landungsgeschütze dringen sie unaufhaltsam vor und treiben das sich dieser Landung entgegenwerfende Husarenregiment in die Flucht. Mit Lebenswahrheit ist das buntbewegte Spiel dieses kühnen Vordringens der Fußtruppen und des schon in aufgelöste Flucht übergehenden Zurückweichens der Reiterei geschildert. Das Bild ist, wie das bei diesen Kolossalgemälden meist der Fall ist, das Ergebniß der gemeinsamen Arbeit mehrerer Künstler. Die Marine hat Hans Petersen, die Landschaft Leopold von Schönchen und den figürlichen Theil Prof. Ludwig Braun gemalt. Meisterlich ist die Verschmelzung zu schöner Gesammtwirkung gelungen. Das dritte Dioramenbild stellt eine orientalische „Haremsscene“ dar. Der in der Behandlung von Orientmotiven wie kaum ein zweiter heimische Künstler, Prof. Franz Simm in München, hat es vermieden, seine Sittenschilderung an einen bestimmten Ort zu verlegen. Bei der großen Unwandelbarkeit in den Kunstformen wie in den Sitten dieser Völkerfamilie kann man sich ebensogut in eines der Schlösser des Harun al Raschid zu Bagdad oder in die Kalisenburg der Alhambra wie in den Serail des Sultans am goldenen Horn zu Stambul oder des Beis von Tunis versetzt fühlen. Märchenhaft schaut uns die maurische Marmorarchitektur entgegen mit ihren von Hufeisenbogen überspannten Säulenstellungen ihrer Terrassen und ihren breiten Freitreppen, auf denen sich Scharen von Haremsbewohnerinnen, helle gluthäugige Circassierinnen und dunkle Eclavinnen in ihrer malerischen, die blendenden Reize oft nur halb verhüllenden Tracht in bunten Gruppen träumend oder plaudernd ergehen ober auch auf reiche Teppiche und Felle hingestreckt schwatzen, ruhen und genießen. Die Farbenpracht des maurischen Architektur-Ornamentes, der zum Schutz vor der südlichen Sonnengluth ausgespannten, kunstvoll gewebten mächtigen Teppiche, des zierlichen Geräthes ist in wirklich unvergleichlicher Weise zur Darstellung gekommen. Der Durchblick durch die hochstrebende luftige Säulenhalle in den dahinterliegenden, von ernsten Gebäuden umrahmten Palasthof zeigt eine, man kann sagen, greifbare perspektivische Vertiefung. Die so wunderbar gelungene Ausführung des Stilllebenswerkes, der herrlichen Teppiche, Geräthe ec., rührt übrigens von der kunstgeübten Hand der Gattin des Malers her. Mit diesem reizvollen Orientbilde F. Simm’s möge die Wanderung durch das Diorama für heute abgebrochen sein, um morgen weiter fortgesetzt zu werden. [1] Wenn das zuletzt besprochene Franz Simm‘sche Bild den Beschauer einen Blick in das … Weiterlesen

Aus der Presse – Die Gewerke beim Bau der Albert-Halle

Oberhalb des Dioramas befindet sich noch ein etwa 500 Quadratmeter einnehmender freier Raum, der zu Ausstellungszwecken sehr geeignet erscheint. Der Zugang zum Aussichtsthurm – es sind noch 19 Meter bis da hinauf – ist zur Zeit noch nicht angelegt. In unmittelbarer Verbindung mit dem Circus steht das Künstlerhaus mit dem Eingang von der Gartenstraße; von der Anlage eines Hotels wurde aus verschiedenen Gründen abgesehen. Als Hauptzugang für das artistische Personal und für die Einführung des zum Circusbetrieb benötigten Materials wird die von der Georgenstraße hereinführende Passage benutzt werden. Zum Betrieb der elektrischen Beleuchtung und zur Speisung der sich über alle Räume verbreitenden Dampfheizung ist eine Dampfmaschine von 180 Pferdekräften mit zwei riesigen Kesseln aufgestellt worden. Drei Dynamomaschinen erzeugen die zur Beleuchtung nöthig werdenden elektrischen Ströme. Die Verwendung der Albert-Halle wird eine ihren Einrichtungen angemessene vielseitige sein. Zunächst dient sie als Circus; für die Dauer der gegenwärtigen Messe ist Altmeister Renz mit dem ganzen Apparat seiner künstlerischen und hippologischen Kräfte hier eingetroffen, um am ersten Osterfeiertage seine Vorstellungen zu beginnen. Mit großer Spannung sieht Leipzigs Bewohnerschaft seinem Auftreten entgegen. Sind doch viele Jahre verflossen, seitdem er zuletzt hier seine Leistungen vorführte. Diesmal kommt Renz wieder mit vollen Händen, mit vielen Neuheiten, mit 140 Pferden und mit einem wohl 40 graziöse Tänzerinnen umfassenden Ballet von besonderem Ruf. Die Anordnungen für die Verwendung der Albert-Halle sind so getroffen, daß, sobald der Circus aufgehört hat, Circus zu sein, ein vollständig neues Haus in idealem Sinne an dessen Stelle tritt, ein Concerthaus, noch mehr Menschen fassend, als ersterer, also etwa 4500, da der Mittelraum zu ebener Erde dann mit für das Publicum benutzt werden kann. Hier sollen nur Concerte in edlem Stile abgehalten, ähnlich wie solche Mansfeld und Bilse zu veranstalten pflegen. Für diese, wie für Sängerfeste, steht eine große auf Rollen direct in den Raum vor dem Orchester zu bewegende Orgel in Bereitschaft. Für Sportfeste, für Radfahrer-Rennen, für Schauturnen hat die große Arena hinreichend Platz, gewährt der Zuschauerraum den denkbar günstigsten Versammlungsplatz aller für solche Veranstaltungen empfänglichen und interessirten Kreise. Soll ein großes Ballfest abgehalten werden – vielleicht im Stil der Bälle des Albertvereins – so erhält die Arena in kürzester Zeit den bereits fertig gestellten Parquetboden, eine große Freitreppe wird aufgeschlagen und inmitten der herrlichen Räume kann sich ein Leben entfalten, wie es Leipzig wohl noch nie gesehen hat. Für große Ausstellungen sind nun zahlreiche und große Räume verfügbar. Kurz, der monumentale, dem Vergnügen der Leipziger Bewohnerschaft gewidmete Bau trägt allen Anforderungen eines Riesenverkehrs Rechnung und es wird jedenfalls auch öfters sich ereignen, daß daselbst jene großen Congresse abgehalten werden, die in Deutschland so oft die Vertreter bestimmter Fach- oder Wissenschaftsgruppen einmal zusammenführen. Dankbar mag an dieser Stelle noch des Schöpfers der Pläne zu diesem Riesenwerk, unseres auf dem Gebiete der Hervorbringung neuer großer Bauwerke bewährten Mitbürgers Herrn Architekt Arwed Roßbach, gedacht sein. Er hat in die von dem Unternehmer des Baues, Herrn Eduard Berthold, der mit kühnem Geiste und energievollem Handeln, unbeirrt um die Meinungen der Zweifler und Tadler, das Rechte erkannte und demnach Bedeutendes und Großartiges zum Ausgangspunct seiner Ziele machte, aufgestellten Generaldispositionen sich ganz und voll versenkt und das Unternehmen mit allen Mitteln seiner architektonischen Kunst und unter Heranziehung aller technischen Errungenschaften der Neuzeit so ausgeführt, daß der vollendete Bau als eine hohe Zierde unserer Stadt seine Meisterschaft aufs Neue zu rühmen berufen ist. Wir haben bereits Gelegenheit genommen, den Leistungen derjenigen Industriellen und Gewerbetreibenden, welche bei den so vielseitigen Neuherstellungen im Krystallpalast betheiligt waren, die gebührende Anerkennung zu zollen. Nur durch das einmüthige Zusammenwirken aller dieser Kräfte ist es möglich geworden, in der kurzen Spanne Zeit von 10 Monaten den Riesenbau zu vollenden. Zumeist sind es, was wir besonders hervorheben wollen, Leipziger Fabrikanten und Gewerbetreibende gewesen, denen die Arbeiten übertragen waren und die damit bekundet haben, auf welcher hohen Stufe der Leistungsfähigkeit unser heimisches Gewerbe steht. Wir geben nachstehend eine genaue Uebersicht aller bei den Neubauten im Krystallpalast betheiligten Techniker, Industriellen und Gewerbetreibenden: Die Krystallpalast in seiner neuen Gestalt. II., in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Samstagausgabe vom 9. April 1887, S. 1991.

Aus der Presse – Umgestaltung des Krystallpalastes wegen Alberthalle

Wir haben schon mehrfach unsere Leser im Allgemeinen mit der großartigen Umgestaltung bekannt gemacht, welche seit etwa Jahresfrist in unserem alten Schützenhaus oder, wie es jetzt heißt, in unserem Krystallpalast vor sich gegangen ist. Aus der Darstellung, die wir insonderheit in Nummer 86 unseres Blattes gaben, wird man bereits ein Bild von Demjenigen empfangen haben, was der Krystallpalast in Zukunft seinen Besuchern darzubieten im Stande ist und welche hervorragende Stellung derselbe nicht nur unter den Vergnügungs-Etablissements unserer Stadt, sondern unter denjenigen des gesammten Continents einnehmen wird. Wir bemerkten damals, daß wir auf diese glänzende Neuschöpfung und ihre Einzelheiten zurückkommen würden, wenn dieselbe in dem Stadium ihrer Vollendung angelangt sein werde. Nun, dieser Zeitpunct ist jetzt herbeigekommen, mit dem Osterfest ist die Stunde erschienen, in welcher der Circus-Neubau des Krystallpalastes und Alles, was damit im Zusammenhang steht, in festlicher Weise eröffnet und seiner Benutzung übergeben werden wird. Es ist daher unsere Aufgabe, die früheren allgemeineren Mittheilungen durch eine in das Einzelne eingehende Schilderung des Neugeschaffenen zu ergänzen. Der Besucher unserer Stadt wird sich, wenn er, von der Goethestraße kommend, die Promenade überschreitet und sich nach dem Dresdner Bahnhof wendet, von einem überraschend eigenartigen Bilde gefesselt sehen, das am nordöstlichen Horizonte dem Blick sich bietet. Ein mächtiger Kuppelbau steigt in gewaltigen Dimensionen empor, hohe, große Fahnenstangen bezeichnen die vorspringenden Ecken und ein schlanker Thurmbau, bekrönt von einem gigantischen kugeltragenden Atlas, setzt sich auf die in ihren Formen riesige Rotunde. Dieser Bau, welcher hier seine scharfe Silhouette an den Himmel zeichnet, ist der neue Circus oder die Alberthalle. Vor Allem erscheint es rühmens- und bewunderungswerth, daß diese mit dem Aufgebote großer Arbeitskräfte begonnene und vollendete Schöpfung, welche sich in Plan und Gedanken weit über ähnliche Bauwerke der Gegenwart erhebt, in so kurzer Zeit hat durchgeführt werden können, denn zwischen Idee und Verwirklichung, zwischen Spatenstich und Vollendung des Baues liegt nicht ein Jahr. Welche riesengroße Aufgaben galt es innerhalb dieser Zeit zu bewältigen, welche Summe von Arbeit gehörte dazu, um das Unternehmen sowohl im Großen und Ganzen in Angriff zu nehmen, als es auch praktisch im Einzelnen zu verwirklichen und den großen Aufgaben gemäß zu gestalten, welche für das Werk von vornherein gestellt waren. Unumwunden und mit dem Ausdruck vollster Anerkennung des Geleisteten muß in erster Linie den Verdiensten des Herrn Eduard Berthold Dank gezollt werden; der scharfe und praktische, auf das Werdende und weniger auf das Bestehende in unserer Stadt gerichtete Blick dieses Mannes ließ jetzt schon eine Metamorphose des Krystallpalastes entstehen, die früher oder später sich dringend erforderlich gemacht haben würde und die unserm immer mehr zur wirklichen Großstadt sich entwickelnden Leipzig mit seinen Monumentalbauten entschieden zur Zierde gereicht. Als das Project des Krystallpalastes ins Leben trat, als das ehemalige Schützenhaus sich zu einer, alle früheren localen Eigenschaften des Hauses beseitigende Umwandlung erhob, da staunte schon Leipzig ob der Kühnheit dieses Plans und des Umfanges der neuen Räume, die, wie Pessimisten, an denen bekanntlich in Leipzig kein Mangel ist, meinten, über das Maß der erreichbaren Frequenz zugeschnitten worden seien. Einige wenige Jahre haben genügt, darzuthun, daß jener Plan, welcher die Zukunft discontirt, sich in richtiger Würdigung der Verhältnisse dem steigenden Wachsthum unserer Stadt anschmiegt, daß der Gesellschaftsverkehr in jenen Räumen sich zu einer Ausdehnung erhob, die heute schon von Jedermann als selbstverständlich erachtet wird. Die jüngste Erste internationale Ausstellung für Volks-Ernährung und Kochkunst konnte zugleich die erfreuliche Thatsache bekräftigen, daß Ausstellungen umfassendster Art und mit den vielseitigsten Anforderungen verbunden mit einem Schlage in Leipzig unter Dach und Fach gebracht werden können, ohne daß sich die Herstellung kostspieliger Bauten nöthig erweist. Das Wort über dem Giebelfeld des ehemaligen Schützenhauses: „Laboris industriis civibus requies“, einst bescheiden ausgesprochen in Hinblick auf die Verhältnisse des Hauses, es wird zur verlockenden Einladung für Leipzigs ganze Bürgerschaft. Das Citat aus Schiller: „Raum für Alle hat die Erde“, krystallisirt sich, angepaßt auf communale Verhältnisse, in unserem Krystallpalast, als dessen gegenwärtiger Mittelpunct die 30 Meter hohe Alberthalle, ein Bau von großartiger Wirkung, zu bezeichnen ist. Der Besucher des Etablissements hat, wenn er von der Wintergartenstraße kommt, die Wahl zwischen drei Eingängen. Sie alle bezwecken vermittelst der geschaffenen, in directer Verbindung mit der Alberthalle und dem Diorama stehenden Colonnaden die Erzielung eines glatten und sich rasch entwickelnden Verkehrs. Jene mit Oberlicht versehenen Colonnaden, die rechts und links vom alten Hause liegen und von denen die linke eine Reihe von Verkaufsgewölben aufnimmt, schließen in ihren Baulichkeiten nicht weniger als sechs Kegelbahnen ein. Von diesen liegen vier nach Osten (die Asphaltbahnen: Germania- und Lipsiabahn und eine Doppelbahn, sowie die Tennenbahn Saxonia), während auf der westlichen Seite im linken Durchgang sich die Moltkebahn und die spitzwinkelig zulaufende Bismarckbahn befinden. In dieser Abtheilung des Einganges sind auch die großen Kellereien eingerichtet worden, deren das Etablissement für seinen so ausgedehnten Wirthschafts-Betriebe bedarf. Nach beiden Durchgängen hin ist zugleich vom Corridor des Hauses aus ein bequemer Eintritt geschaffen worden, so daß die Bewegung des Einzelnen, selbst bei Andrang großer Massen, nirgends gehemmt sein wird, ein Princip, das überall auf das Sorgfältigste zu Gunsten des Verkehrs, der sich in den Gesammträumen entwickeln soll, seine Durchführung gefunden hat. Die an den Parterresaal grenzende, bedeutend erweiterte Mittelcolonnade erhält unter der Estrade zwei große Buffets; vermöge ihrer praktischen Anlage versorgen die letzteren sowohl den Parterresaal als auch die Colonnade und den Garten. Hier wird das Bier der Leipziger Bierbrauerei von Riebeck & Co., das Franziskanerbräu von Jos. Sedlmayr in München direct vom Faß verzapft und auch Freiherrl. von Tucher‘sches Bier gereicht. Von diesem Ausganqspunct des Krystallpalastes genügen wenige Schritte für den Besucher, um sofort in den Garten zu gelangen, der in einem noch ganz bedeutenden Umfange erhalten geblieben ist und mit dem Eintritt günstiger Jahreszeit ein prächtiges Gewand annehmen wird. In monumentaler Schöne erhebt sich am nördlichen Ende des Gartens die Albert-Halle in ihrer kräftig gegliederten, architektonischen Form; es ist nicht ein Bau, teleskopartig in die Höhe geschoben, in kahler Einfachheit als gigantische Masse – sondern ein Kunstwerk im edlem Stil, äußerlich plastisch und malerisch wirksam ausgestattet. Auf dem massiven Fundament dieses Steinkolosses wölbt sich die ganz in Eisenconstruction gehaltene … Weiterlesen

Aus der Presse – Die neue Alberthalle des Krystallpalastes

Wir haben von Zeit zu Zeit unseren Lesern Kenntnis gegeben von den großartigen Umgestaltungen, an denen in unserem größten und vornehmsten Vergnügungs-Etablissement, im Krystallpalast, seit länger als Jahresfrist gearbeitet wird. Waren wir schon früher auf Grund der genialen Entwürfe zu den Neubauten im Stande zu behaupten, daß mit deren Verwirklichung Leipzig eine Sehenswürdigkeit allerersten Ranges, wie sie in Deutschland kaum zum zweiten Male gegenwärtig vorhanden sein dürfte, erhalten würde, so können wir heute, wo das neue Unternehmen greifbare Gestalt angenommen hat und sich in seinem außerordentlichen räumlichen Umfange, in seinem äußeren und inneren Glanze fast vollendet dem Auge darstellt, der Freude darüber Ausdruck geben, daß in unserer Stadt etwas geschaffen worden ist, um das uns viele andere Großstädte beneiden dürften. Der neue Circusbau im Krystallpalast, an dessen mächtigem Portal mit goldenen Buchstaben der Name „Albert-Halle“ prangt, ist nun soweit fertig, daß seine festliche Eröffnung bestimmt für den 1. Osterfeiertag, den 10. April, in Aussicht genommen ist. Zur Stunde wird allerdings von einem halben Tausend Menschen, welche den verschiedensten gewerblichen Berufen angehören, noch fieberhaft an der Vollendung des großen Neubaues gearbeitet, und das Ganze glich heute, als wir ihm einen Besuch abstatteten, der Thätigkeit eines Ameisenbausens, indessen der energische Wille, welcher zu dieser Schöpfung den Impuls gegeben hat, und die Tüchtigkeit der ausführenden Kräfte bürgen dafür, daß der Eröffnungstermin pünctlich eingehalten werden wird. Es ist nicht unsere Absicht, heute schon eingehende Schilderung des Neugeschaffenen zu geben, dazu wird in den Tagen vor der Eröffnung die rechte Zeit sein. Wir beschränken uns daher lediglich auf einige allgemeinere Mittheilungen, welche soweit das nöthig ist, den Gesammtcharakter des neuen Baues erkennen lassen. Der Circus oder die „Albert-Halle“ besteht aus zwei Haupttheilen, aus dem gewaltigen Circus- und Concertraum und aus dem im Kuppelbau darüber befindlichen Ausstellungsraum, der von Meisterhand hergestellten, bereits mehrfach erwähnten Dioramabilder. Macht die Albert-Halle schon durch ihre äußeren edlen und stilvollen Formen einen gewinnenden und imposanten Eindruck, so ist der Anblick des großen inneren Raumes, wenn man durch das Portal und das Foyer im denselben tritt, durch seine riesenhaften Dimensionen und die geschmackvolle Eleganz, die überall entwickelt ist, geradezu ein überwältigen, denn Nirgends beeinträchtigt eine Säule oder irgend etwas Anderes den vollen Ausblick und in diesem Umstande, daß der Riesenraum vollständig ohne Säulenbildung ist, liegt hauptsächlich die großartige Wirkung auf das Auge. Dazu tritt die glänzende Erscheinung der mit prächtigen Malereien verzierten, ringsherum nach dem Mittelpunct in der Höhe schräg aufsteigenden Decke und die elegante Ausstattung der verschiedenen Sitzreihen, die sich in üblicher Art amphitheatralisch erheben und überall bequeme Zugänge haben. Insonderheit die Logen gewähren einen vorzüglichen Aufenthalt, doch auch die anderen Ränge stellen das, was bisher in den aus Holz gebauten Circus geboten war, bedeutend in den Schatten. Die Hauptsache aber ist, daß nunmehr durch die völlig massive Bauart – die Albert-Halle besteht nur aus Stein und Eisen – jede Feuersgefahr für das Publicum ausgeschlossen ist. Bei der Benutzung der Albert-Halle zu Circuszwecken sind 3500 Plätze vorhanden, während dieselbe bei großen Concerten und dergleichen, wo der Manegeraum zu ebener Erde mit dazu verwendet werden kann, 4000 Personen bequem Unterkunft darbietet. Als sehr vortheilhaft müssen wir ferner die Einrichtung des Foyers, welches gegen Zug vollständig geschützt ist, und das Vorhandensein eines genügend großen Buffetsaales bezeichnen. Die Erwärmung sämmtlicher Räume geschieht, wenn sie nöthig ist, durch Dampfheizung nach einem bewährten System, die Beleuchtung durch elektrisches Licht, zu dessen Erzeugung eine neue Dampfmaschine von 180 Pferdekräften in einem besonderen Maschinenraum ausgestellt ist. Große Sorgfalt ist auch auf die Herstellung und Einrichtung der Pferdestallungen verwendet worden, die dem kostbaren Material an Pferden, welches in sie eingestellt wird, in jeder Beziehung Sicherheit gegen Gefahren bieten dürfte. Um weiter zu illustriren, wie umfangreich die Räume der Albert-Halle sind, führen wir an, daß besondere Säle für das Balletcorps, für die Anfertigung der Garderobe der auftretenden Künstler und Künstlerinnen, für Restaurationszwecke ec. vorhanden sind. Auch die Räume im bisherigen Krystallpalast haben vielfache Umgestaltung erfahren und erwähnen wir in dieser Beziehung vor Allem die beiden großen Eingänge zur Albert-Halle, welche von der Vorderfront, von der Wintergartenstraße aus, geschaffen worden sind. Die nicht leichte Aufgabe, einen bequemen und vortheilhaften Zu- und Abgang der Massen von Menschen, welche die Albert-Halle besuchen werden, ist durch die breiten und mächtig langen Colonnaden, welche von der Straße aus links und rechts dahin führen, in glücklicher Weise gelöst. In die Colonnaden sind Geschäftslocale eingebaut, ähnlich denjenigen in den Passagen in der inneren Stadt, und man wird daselbst Mancherlei, wie Cigarren, Blumen, Handschuhe und dergleichen mehr kaufen können. Rechts und links von der Albert-Halle laufen in der Höhe eines Stockes große Plateaus aus, welche im Sommer angenehmen Aufenthalt zum Anhören der Garten-Concerte darbieten werden. Der Krystallpalastgarten selbst ist größer als früher geworden und wird für seine Zwecke zur rechten Zeit von tüchtiger, fachverständiger Hand in Stand gesetzt werden. Um eine unterbrochene Circulation nach der Albert-Halle zu ermöglichen, ist die große Musikhalle im Garten etwas weiter vorgerückt worden und erstreckt sich die linksseitige Parterre-Colonnade hinter dieser Halle direct bis zur Albert-Halle. Für die Kegelgesellschaften wird die Notiz von Interesse sein, daß im Krystallpalast nunmehr sechs vorzügliche Kegelbahnen, welche sämmtlich den Ansprüchen der Neuzeit gemäß eingerichtet sind, sich vorhanden finden. Kein Geringerer als der Altmeister Renz wird mit seiner Elitetruppe am Ostersonntag den Circus in der Albert-Halle eröffnen und wie wir vernehmen, sind von ihm aus Anlaß des festlichen Ereignisses ganz besonders glänzende Zurüstungen getroffen. Es ist lange Zeit her, daß dieser berühmte Vertreter der Reitkunst mit seiner Gesellschaft nicht nach Leipzig gekommen ist – mit um so größerem Interesse wird daher seinem Auftreten in dem neuen glänzenden Hause entgegengesehen werden können. Dem Krystallpalast aber und der neuen Albert-Halle rufen wir schon heute aus Anlaß dessen, was sie dem Publicum darbieten werden, ein fröhliches „Glück auf!“ zu. Die neue Albert-Halle, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Sonntagausgabe vom 27. März 1887, S. 1729.

Aus der Presse – Eröffnung der Sommer-Oper im Krystallpalast

Ging aus einer vor einigen Tagen abgehaltenen Probe zur „Weißen Dame“ bereits deutlich hervor, daß das Theater-Unternehmen der Herren Schulz und Brede künstlerische Ziele verfolgt, so entsprach der Erfolg der ersten, gestrigen Vorstellung dieser Oper nicht nur den gehegten Erwartungen, sondern übertraf dieselben in allen Beziehungen bei Weitem. Das ohnedies berühmte Etablissement hat somit vorläufig für die Sommermonate eine Vervollständigung erfahren, die geeignet ist, dasselbe nicht blos als Erholungsort für Diejenigen erscheinen zu lassen, die sich einige Stunden in freier Luft erfrischen und unterhalten wollen, sondern auch für diejenigen, die Genuß in der anregenden und bildenden Unterhaltung durch gute Opernmusik finden. Die Wahl der Boieltien‘schen Oper „Die weiße Dame“ zur Eröffnungsvorstellung kann mit Recht eine sehr glückliche genannt werden, schon insofern, als dieselbe verschiedene Partien enthält, die zu den „dankbaren“ gehören, abgesehen davon, daß die Oper überhaupt ihres Melodienreichthums wegen zu den allerbeliebtesten zählt. Kommen wir zunächst auf die einzelnen Leistungen, so verdient vor allen Dingen Herr Milenz als George Brown vollste Anerkennung. Die Stimme ist von leichter Ansprache, sehr gut gebildet, überall wohlklingend und sympathisch, dabei frisch und ausdauernd, das Spiel natürlich und angemessen. Herr Milenz, der gleich mit seiner ersten Arie: „Ach, welche Lust, Soldat zu sein!“ vollen Erfolg hatte, bewährte sich auch in allen übrigen Solo- und Ensemble Nummern aufs Beste und errang sich lebhaften Beifall. Zu theilen hatte er letzteren mit Fr. Steinmann-Lampé (Anna), deren Erscheinung ebenso wohl wie Gesang und Auftreten vollste Sympathie forderte und fand. Frau Steinmann-Lampé verfügt über eine sehr fonore, in allen Lagen gut ausgeglichene Stimme, die auch in den Koloraturen der Leichtigkeit nicht entbehrt; die Intonation war von makelloser Reinheit, der Ausdruck und die Vortragsart eine durchaus gewählte und noble. Herr Geleng als Dikson und Frl. Sauer als Jenny fanden sich mit ihren Partien im Ganzen ebenfalls befriedigend ab; Frl. Sauer, deren Intonation bisweilen zu wünschen übrig ließ, entschädigte dafür durch recht hübsches Spiel und durch ihre an und für sich klangvolle Stimme. Frl. Dorn als Margarethe, sowie Herr Eichberger als Friedensrichter Mac-Irton boten gleichfalls recht Anerkennenswerthes in ihren kleinen Partien, und genügten den Ansprüchen, die man an eine Sommeroper zu stellen berechtigt ist. Durch seine geradezu kolossalen Stimmmittel, sowie durch kräftige Darstellung zeichnete sich Herr Hennig als Gaveston aus. Als der Höhepunct der ganzen Vorstellung ist der zweite Act zu bezeichnen, der in lebendiger Darstellung und in den gesanglichen Leistungen der Hauptpersonen nichts zu wünschen ließ; als ganz besonders ausgezeichnet muß die Cavatine „Komm, o holde Dame“, mit dem darauf folgenden Duett, an welchem neben Herren Milenz Frau Steinmann betheiligt war, sowie die ganze Versteigerungsscene, an deren Erfolg Herr Hennig nicht geringen Antheil hatte, erwähnt werden. Die Oper fand unter der sicheren Leitung des Herrn Capellmeister Steinmann statt, dessen Verdienst es auch ist, daß die Chöre im Allgemeinen so correct gingen, wie man es bei einer ersten Aufführung mit lauter neuen Kräften nur irgend erwarten konnte. Das Orchester hielt sich gleichfalls recht wacker, kleine Unreinheiten in den Blaseinstrumenten abgerechnet, die auch wohl anderwärts vorkommen. Zu erwähnen bleibt noch, daß auch die äußere Ausstattung eine recht hübsche und effectvolle war und daß das Publicum der Vorstellung warme und gerechte Anerkennung zollte, indem es die Hauptdarsteller sowohl auf offener Scene als auch bei den Actschlüssen durch lebhaften Applaus und durch Hervorrufe auszeichnete. Möge dem neuen Unternehmen, das sich so gut einzuführen verstanden hat, das rege Wohlwollen des Publicums erhalten bleiben! Von G. Schlemüller, Leipzig 22. Mai 1884. Eröffnungsvorstellung der Sommer-Oper im Krystallpalast-Theater, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 23. Mai 1884. Freitag, S. 2789

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner