Aus der Presse – Die Tradition des Leipziger Fischerstechens

Zu den besonderen Vergnügungen, die einst dem kurfürstlichen Hof bei seinen Meßbesuchen in Leipzig wiederholt bereitet wurden, gehörte auch das Fischerstechen, eine Leipziger Lustbarkeit, die schon bei dem Leipziger Freischießen im Jahre 1559 vor dem Kurfürsten abgehalten und im 17. Jahrhundert in dem sogenannten „Gerberstechen“ weitergeführt wurde. In der Gestalt, wie es noch in den letzten Jahrzehnten abgehalten zu werden pflegte, stammt es aus dem Jahre 1714. Das erste fand am 12. Mai 1714, am Geburtstage des Kurfürsten, in Apels Garten auf der Pleiße statt, und eine Woche später erteilte der Kurfürst der Fischerinnung das „Privileg“, ein solches Fischerstechen alljährlich an seinem Geburtstage abzuhalten. Nach Augusts des Starken Tode wurde das Fischerstechen auf den Namenstag des neuen Landesherrn, den 3. August, verlegt, später einmal auf Bartholomäi, den Tag des Ratswechsels. Auch der Ort hat vielfach gewechselt. War der Hof zugegen, so wurden die Stechen stets in Apels Garten gehalten, außerdem war im vorigen Jahrhundert lange Zeit der Platz „an der Barfußmühle“ oder zwischen der Barfußmühle und dem „Hahnreibrückchen“ in Gebrauch. Unsere Generation entsinnt sich noch der interessanten Wasserspiele auf Schimmels Teich, an den Eiswerken der Leipziger Gastwirte (am heutigen Charlottenhof), auf dem Rohrteich bei Schönefeld, endlich auf das bis auf den heutigen Tag festgehaltene Wasserturnier auf dem Teiche des Kammerherrn von Frege in der Waldstraße, gegenüber dem „Mückenschlößchen“. Dort wurde auch gestern wieder dieses Wasserturnier, das 191. in seiner Reihe, ausgefochten, das traditionelle Aalringen abgehalten und eine lustige Wasserpantomime aufgeführt. Kurz nach 12 Uhr mittags — glühend heiß brannte die Augustsonne hernieder — sammelten im Restaurant Bremme am Frankfurter Torhause Meister und Gesellen der Leipziger Fischerinnung sich zum beginnenden festlichen Innungszug durch die Straßen der Stadt, die stattlichen weißen Gesellen mit den weißgrünen Schärpen, die kurzen Handruder und die vergoldeten Turnierstangen geschultert, voran die altehrwürdige Innungsfahne aus dem Jahre 1715 — fast nur noch ein Fetzen Seidenzeug —, und die neue, vom Obermeister Händel im Jahre 1883 gestiftete Fahne unter der Führung der Obermeister im betreßten Dreimaster. Sie halten fest, die Leipziger Fischer, an den Gerechtsamen, die ihnen der prachtliebende, festfrohe Kurfürst August der Starke verlieh, als sie bei seinem Aufenthalt in Leipzig ihm auf der Stelle, wo heute das Zentraltheater sich stolz erhebt, ein Wasserkampfspiel nach fremdländischem Vorbild zwar, aber mit einer guten Dosis altgermanischen Fischerhumors durchsetzt, aufführten. So marschierten die Fischer, an ihrer Spitze die Obermeister Carl Müller und Emil August Böse, nachdem die beiden schneeweiß gekleideten baumlangen Mohren, an deren haubitzenartigem, federbebuschtem Zylinder sinnige Myrtensträußchen befestigt waren, nochmals auf die Haltbarkeit ihres wetterbeständigen Anstrichs ganz gewissenhaft untersucht worden waren, mit den „Piken“ in den Händen, mit bunten, wappengeschmückten Handrudern und mit Turnierlanzen versehen, unter Tambourwirbel und Trompeterblasen der marschgewandten Kapelle Eyle durch die Straßen und über die Plätze der Stadt. Unterwegs wurden die üblichen Fahnensalute gegeben. Wie sich schon zu der Urgroßväter Zeiten gewaltige Scharen alter und junger Menschenkinder an den hervorragenden Schwimm- und Turnkünsten, den mannhaften Turnieren der Stechkähne untereinander, den Burlesken der Wasserclowns, dem Aalkampf und der großen Wasserpantomime ergötzten, so wanderten auch gestern wieder taufende fröhlicher Menschenkinder nach dem baumumgürteten Weiher an der Waldstraße, um ihre Lust an dem heiteren, bunten Treiben der Fischer im feuchten Element zu haben. Unter den geladenen Ehrengästen, die in besonderen, von den Obermeistern gesteuerten Festgondeln Platz genommen hatten, waren auch Wirkl. Geh. Rat Kreishauptmann Dr. v. Ehrenstein, Exzellenz, Generalmajor Pfeil und Oberst Hesselbarth zu bemerken. Nach dem lustigen Spiel der pudelnassen Wasserclowns maß sich, Stechkahn gegen Stechkahn, das lustige Volk der Fischer; es legte Lanze auf Lanze ein, bis die Besiegten ihr Unterliegen endlich durch ein nasses Bad bestätigt fanden. Dann folgte das Aalringen, bei dem die Fischer, groß und klein, sich um das Erhaschen der schlüpfrigen Beute mühten und unablässig den am Tau schwingenden glatten Fisch zu erwischen trachteten. Es war ein Jubel rings an den Ufern, als dies den Geschickteren glückte. Wie immer, so spielte sich auch am Schluß des Leipziger Fischerstechens auf dem schwimmenden Podium eine große Wasserpantomime ab, die den vielversprechenden Titel „Im internationalen Café zur friedlichen Wirtin“ oder „Eine verhängnisvolle Nacht“ führend, sämtliche Akteurs, freiwillig oder unfreiwillig, mit dem Wasser in Berührung brachte und dem russisch-japanischen Konflikt einfach dadurch zu einer befriedigenden Lösung verhalf, als der dem Japaner unbequeme Russe durch ein kaltes Bad friedlicheren Anschauungen zugänglich gemacht wurde. Damit schloß das fröhlich verlaufene heurige Fischerstechen. Seine Aktiven aber versammelten sich am Abend mit den Ihrigen im Hotel „Stadt Nürnberg“ zu Festmahl und zum „Willkommentrunk“, bei dem Obermeister, Meister, Gesellen, Meisterfrauen und Meistertöchter mit einem Trunk aus den schweren Silberpokalen Gesundheit ausbringen mußten. — m. Das Leipziger Fischerstechen, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Handelszeitung. Frühausgabe vom 4. August 1905, S. 6.

Aus der Presse – Das Gosenthal im Brandvorwerk vorm Abriss

Eins der älteren Tanzlokale in unserer Stadt, „Das Gosenthal“ am Ausgange der Dufourstraße, wird demnächst abgebrochen werden. Auf dem Areal, das sich im Besitz von Oelschlegels Erben befindet, sollen Wohngebäude ausgeführt werden. Das „Gosenthal“ wurde im Jahre 1862 vom Restaurateur Barthmann erbaut. Es hat also ein Alter von etwas über 40 Jahren erreicht. [Anm. Red.: Das Gosenthal existierte bereits vor 1862.] Das Gosental, dessen bevorstehenden Abbruch wir schon kurz gemeldet haben, ist der letzte Rest des ehemaligen Brandvorwerks, das seinen Namen davon erhalten hatte, daß es am 27. Juni 1593, weil es für einen Hauptversammlungsort der heimlichen Calvinisten (Kryptocalvinisten) Leipzigs galt – es war damals in dem Besitz eines Dr. Peter Roth –, von deren Gegnern in Brand gesetzt worden war. Im 17. und 18. Jahrhundert war das Brandvorwerk ein Hauptvergnügungsort der Leipziger. Wer wissen will, wie es da zuging, der lese die ausführliche zweihändige Beschreibung, die 1746 unter dem Titel „Angenehmer Zeitvertreib des großen und mannigfaltigen Vergnügens auf dem weltberühmten Lustsaale des sogenannten Brandvorwerks ohnweit Leipzig“ erschien. Die Besitzer hatten das Wohnhaus mit Garten an Bierwirte verpachtet und zahlten für die Erlaubnis, fremdes Bier hier verzapfen zu lassen, ein bestimmtes jährliches Spundgeld an den Burgkeller, anfangs 100, später 150 Taler. Zu diesen Besitzern des Vorwerks gehörte auch der bekannte Leipziger Dichter und Schriftsteller Mahlmann, und später dessen Witwe. Ihnen wurde das Spundgeld bedeutend herabgesetzt. Die Witwe bezahlte nur noch 60, seit 1836 bloß noch 40 Taler, bis mit dem Jahre 1838 alle Spundgelder des Burgkellers wegfielen. Im Jahre 1839 parzellierten die Mahlmannschen Erben ihren Besitz, das Schankgut mit Garten erstand ein gewisser Hesse, der die Absicht hatte, eine „seine Restauration“ (!) hier einzurichten, und, nachdem er die Konzession dazu erlangt hatte, die neue Schankwirtschaft 1842 mit dem Namen Gosental belegte, auf dessen Erfindung er nicht wenig stolz gewesen sein mag. Aber schon 200 Jahre früher, 1643, hatte der damalige Besitzer des Brandvorwerks ein Stück seines Gartens verkauft, und aus diesem abgetrennten Stück richtete in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Nachbesitzer ebenfalls eine Schänke ein, so daß man nun zwischen der vorderen und der hinteren Brandschänke unterschied. Da aber an dem Betriebe der hinteren Schänke wiederholt Bäcker beteiligt waren, so nahm sie mehr den Charakter eines Kuchengartens an. Aeltere Leipziger werden sich noch mit Vergnügen der Brandbäckerei erinnern, deren kleiner Vorgarten mit seiner Ecklaube im Sommer, und deren oberes Stockwerk im Winter Sonn- und Wochentags viel besucht wurde, und wo der Student Sonnabends nach Tische einen stillen, gesitteten Kaffeeskat spielte. Der Gang nach dem Brandvorwerk oder, wie man kurz sagte, „aufs Brand“, war noch Anfang der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts ein Spaziergang im Freien, denn die Stadt war hinter dem Peterschießgraben zu Ende; dahinter lag der Floßplatz, auf dem das winterliche Stipendienholz für den armen kaffeeskatspielenden Bruder Studio fein säuberlich klasterweise aufgeschichtet stand. Das Alte stürzt!, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, Frühausgabe. 2. Beilage vom 20. Januar 1904, S. 433. Das Gosenthal., in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, Frühausgabe. 2. Beilage vom 21. Januar 1904, S. 457.

Aus der Presse – Beitrag von Ernst Kiesling zum Gohliser Schloß

Mit sichtlichem Eifer ist unsere Zeit bemüht, Kunstwerke früherer Zeiten zu sammeln, alte Baudenkmäler vor dem Verfall zu bewahren und soviel als möglich davon zu retten, was entweder durch die Greuel des Krieges oder den Unverstand gelitten. So ist es denn auch mit Freuden zu begrüßen, daß das vom ehemaligen Kammerrath und Rathsbaumeister Caspar Richter in den Jahren 1755-1756 erbaute Gohliser Schloß durch den hiesigen Architekten Alfons Berger einer durchgreifenden Renovation unterzogen und somit auf lange Zeit hinaus aufs Neue gefestigt worden ist. Ueber die Geschichte dieses interessanten Bauwerkes ist bereits früher an dieser Stelle berichtet worden; nur soviel sei heute noch ergänzend hinzugefügt, daß das Schloß nebst dazu gehörigem Gut (das Ganze wird bezeichnet als „Thurmgut“) im Jahre 1863 durch Kaufmann Nitzsche von dem damaligen Besitzer Domherrn von Alvensleben erworben wurde. Eine Zeit lang im Besitze der Nitzsche‘schen Erben, ging das Schloßgut am 1. Januar 1900 in die Hände des Herrn Amtmanns Carl Georg Nitzsche, Rittergutspächters auf Thonberg, über. Ende Juni 1900 wurde auf dem Gut der landwirthschaftliche Betrieb eingestellt und im darauf folgenden Monat mit den Abbruchsarbeiten der dem Schlosse vorgelagerten Viehställe und Scheunen, sowie mit der Renovation des Schlosses selbst begonnen. In vergangener Woche sind die Ausschachtungsarbeiten in Angriff genommen worden, welche sich für die Ausführung der neuen Baulichkeiten nöthig machten, die das Schloß nach der Menckestraße zu umrahmen werden. Diese Gebäude werden sich den Architekturformen des Schlosses in feinsinniger Weise anschließen und mit demselben ein reizvolles architektonisches Gesammtbild darbieten. Zu besonders wirkungsvoller Geltung wird jedoch die eigentliche, nach dem Poetenweg gelegene Hauptfaçade des Schlosses gelangen, wenn erst die bereits in Aussicht genommene Umwandlung dieses bisherigen Fußgängerweges in eine Straße durchgeführt worden ist. Der eigenartige Reiz, welchen die Rococoarchitektur birgt und der namentlich in der überaus wirksamen malerischen Gruppirung seiner Bautheile beruht, wird nach dieser Seite, erhöht durch die landschaftliche Umgebung, zu schönstem Ausdruck kommen. Die vor Kurzem vollendete Renovation des Schlosses zeigt, in wie pietät- und verständnißvoller Weise abgebrochene und theils zerstörte Details der Architektur wieder angebracht und ersetzt, und auch das Innere durch Wiederherstellung in der ursprünglichen Form, durch Restaurirung der Malereien, Befreiung der künstlerisch durchgeführten Thür- und Fensterbeschläge von dem überdeckenden Anstrich, der Ergänzung der schmiedeeisernen Gitter und Thüren, aufs Neue gewonnen hat. Ein hervorragendes Interesse der inneren Ausstattung des Schlosses nimmt der von Adam Friedrich Oeser mit Malereien decorirte Festsaal in Anspruch. Diese Malereien sind auf Veranlassung des damaligen, durch seine Beziehungen zu Goethe bekannten Professors und Hofraths Johann Gottlieb Böhme entstanden. Kreuchauff schreibt in seiner Abhandlung „Oeser‘s neueste Allegoriegemälde“ (Leipzig 1782, Seite 45-52) darüber: „Hier hat sich eine der Bestimmung des Ortes und der Würde des Besitzers gemäße Mahlerey an Decken und Wänden ausgebreitet. Der Pinsel täuscht an den Wänden das Auge durch architektonische Decorirung. Die Ordnung ist ionisch, die Capitäle der umher vertheilten Pfeiler antik: die in der Manier des De Witt gemalten Büsten und Genien, an den Kaminen und Thürstücken haben, wie die Blumen, Früchte und alle an den Schlußsteinen der Arkaden angebrachten Ornamente, Beziehungen auf die an der Decke ausgeführten Ideen. Hier, wo sich der Bau mit einer Galerie über seiner Kuppel endigt, welcher eine einfache Mosaik die edelste Zierde giebt, ist dem Auge und Geiste eine neue ernstlichere Beschäftigung angewiesen. „Nimm, edle Seele“, sagt das Gemälde, „des Lebens rechten Zeitpunct wahr, in welchem Du am fähigsten bist, Wahrheiten zu erforschen, und durch die Erkenntnis weise und glücklich zu werden!“ Hierauf beschreibt Kreuchauff das Gemälde eingehend, dessen Inhalt hier nur kurz angedeutet sei: Die Betrachtung zieht der Natur von der denkenden Seele den Schleier zurück. Psyche entschwebt mit dem Mittag des Lebens, in Gestalt des Sonnengottes, in lichtvolle Höhen; ihre Erzieherinnen, die Musen, und deren schützende Mächte, Apollo und Herkules (Verstand und Tugend) unter sich lassend. Oeser‘s Stellung in der Kunstgeschichte ist längst gekennzeichnet, und so wissen auch wir heute, daß seinem Werke ein mehr kunsthistorischer als künstlerischer Werth innewohnt. Treffender als Chodwiecki es gethan, kann man seine künstlerische Thätigkeit nicht charakterisiren, und deshalb möge sein Urtheil hier Platz finden. Er sagt u. A.: „Man sieht es dem Manne an, daß er viel Genie hat, aber die Cultur desselben vernachlässigt hat; in seinen Köpfen ist großer Sinn, aber keine Physiognomie, es ist nur der Gedanke eines Gesichts, überhaupt nichts Individuelles. Eben das findet man auch in seinen Figuren, es ist eine Idee von schöner Natur darinnen, zuweilen gut, zuweilen auch sehr fehlerhaft gezeichnet und ohne alle Präcision.“ …. Die beiden Wandbilder mit landschaftlichen Motiven, die „Wartburg“ und den „Kyffhäuser“ darstellend, rühren von der Hand des früheren Leipziger Malers Cellarius her, desselben Künstlers, der die Decken- und Wandbilder im „Café Français“ ausgeführt hat. Die beiden hier in Frage kommenden Bilder sind sehr geschickt behandelt und von guter Gesammtstimmung, freilich ebenfalls ohne tieferen künstlerischen Werth. Die Renovirung sämmtlicher Malereien ist vom Dekorationsmaler Schweikart ausgeführt. Von Ernst Kiesling. Das Gohliser Schloß, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 14. Juli 1901, S. 5058.

Aus der Presse – Der künftige König-Albert-Park

Was zunächst die Gesammtfläche des Parkes anbetrifft, so läßt sich dieselbe auf rund 400 000 qm bemessen. Da der neue Stadtpark bei dieser großen Ausdehnung einen besonderen Anziehungspunct für die gesammte Bevölkerung unserer Stadt abgeben wird, so sind die geplanten Wegeverbindungen in umfassender Weise angeordnet. Namentlich sind sämmtliche Querverbindungen mit der Carl-Tauchnitz-Straße und den Seitenstraßen der Bismarck-Straße berücksichtigt und gleichfalls die Längsverbindungen von der Carl-Tauchnitz-Straße nach L.-Plagwitz und Neuschleußig gebührend berücksichtigt worden. Das Scheibenholz bleibt in seinen Fußwegverbindungen unberührt und es schließen sich die neuen Wege und die Pflanzungen diesen an. Die Umgebung des vorderen Teiches anlangend, so ist zunächst unmittelbar um den Teich ein 2,5 m breiter, durch erhöhten Sandstein abgegrenzter Fußweg angenommen, wobei dem Fahrwege an den beiden Längsseiten des Teiches noch 8 m Breite bleiben, was bei der zweiseitigen Führung als völlig ausreichend angesehen werden kann. In den Ausbiegungen hat der Fahrweg 11 m Breite. Zur besseren Lösung der durch den Teich bedingten Regelmäßigkeit ist auf jede Seite desselben noch ein größeres Rechteck mit Alleebäumen vorgesehen und hierdurch der Uebergang zur natürlichen Anordnung geschaffen. Diese Rechtecke sind geeignet, später eine mehr oder minder reiche Ausschmückung von Blumen und Blattpflanzen aufzunehmen. An das westlich gelegene Rechteck und in der Queraxe des Teiches soll sich ein Hügel anschließen, auf welchem später eventuell ein Musiktempel für öffentliche Promenadenconcerte zu errichten wäre. Hierbei wird die freie Bewegung, begünstigt durch 7 m breite Fußwege, größere Ansammlungen des Publicums gestatten. Der Hügel wird eine wirksame Unterbrechung der sonst ebenen Flächen des Vorgrundes hervorrufen, eine bewegliche Gestaltung desselben durch erhöhte und vertiefte Flächen gestatten, sich günstig von den rückwärts liegenden Anlagen an der Bismarckstraße abheben und die Aussicht über den ganzen Vorgrund (nach dem Teiche, dem Scheibenholze und der Carl-Tauchnitz-Straße) günstig beeinflussen. Dem Hügel gegenüber, östlich vom Teich ist ein größerer Sitzplatz angenommen. Im weiteren Verfolg der König-Albert-Allee ist nördlich von dieser in der Mittelaxe des hinteren Teiches (also dort, wo das Ausstellungs-Varieté-Theater stand) ein Berg gedacht, der eine höhere und kräftigere Gestaltung erfahren soll, als der zuerst gedachte Hügel. Es soll dieser Berg eine Uebersicht über den Gesammtpark gestatten und vermöge seiner Lage als Kernpunct des Parkes zu betrachten sein. Auf der anderen Seite des hinteren Teiches ist am Waldrande des Scheibenholzes eine größere Gastwirthschaft geplant, etwa in den Verhältnissen wie Bonorand im Rosenthale. Dieselbe soll mit Terrassen versehen werden und höher liegen, als der Fluthrinnen-Damm, damit dieselbe aus den Wiesennebeln herausgehoben wird. (In dem jetzigen Plan sind die Kosten für eine solche Gastwirthschaft noch nicht berücksichtigt worden.) Es ist hierbei anzunehmen, daß zwischen Gastwirthschaft, Teich und Berg eine vortheilhafte Wirkung entsteht. Die Umgebung des hinteren Teiches ist im Gegensatze zum vorderen Teiche bewegt gedacht, und zunächst der König-Albert-Allee sind erhöhte Punkte angenommen, welche später durch kleine Tempel, bez. Pavillons verschönt werden können. Diese kleinen Hügel sind durch Steinpackungen mit dem Wasser in natürlicher Art in Verbindung gedacht, so daß kleine Felsenpartien entstehen sollen, die, mit niedrigen Stauden und Sträuchern bepflanzt, den Blick über den Teich freihalten. Im Weiteren sind die Teichufer in der Erdarbeit bewegt gedacht, mit kleinen bepflanzten Erhöhungen, um Abwechselung in die sonst ebenen Flächen zu bringen. Die Wege um den Teich, besonders in der Nähe der Gastwirthschaft, sind für größere Ansammlungen des Publikums berechnet. Im weiteren Verfolg des Planes ist die König-Albert-Allee bis nach Neuschleußig durchgeführt und mit dem Nonnenfahrwege in Verbindung gebracht. In der Mitte zwischen Fluthrinne und Nonnenfahrweg (also etwa dort, wo die Maschinenhalle der Ausstellung gestanden hat) ist ein Rundtheil als Fahrschleife angenommen, welche bei Corsofahrten oder sonstigen Festlichkeiten die Umkehr in leichter Weise gestatten soll. Auf dem Areal jenseits der Fluthrinne, zwischen dieser und dem vorerwähnten Rundtheil, würde auch ein künftiges dauerndes Ausstellungsgebäude seinen Platz erhalten können. Das Areal läßt die Bebauung mit einem Gebäude bis zu 20 000 Quadratmeter Grundfläche zu. (Die Maschinenhalle der Ausstellung bedeckte ohne die Seitenbauten – Metallindustrie, Kirchner – 15 000 Quadratmeter Grundfläche.) Die Kosten für ein solches Ausstellungsgebäude würden allerdings beträchtliche sein. Durch vorstehende Darlegungen ist der Plan im Allgemeinen erläutert. Im Besonderen ist noch Folgendes anzuführen. Der Fahrverkehr ist in der Weise bedacht, daß – außer der König-Albert-Allee – eine Fahrverbindung längs der Fluthrinne in Verbindung der Bismarckstraße mit der Rennbahn angenommen ist. Diese Fahrstraße soll, dem Bebauungsplane entsprechend, mit dem Schleußiger Wege und der Kronprinzstraße in Verbindung gebracht werden. Die Straße ist mit 20 m Breite angenommen und führt die Fußwegpromenade der Bismarckstraße in 8 bez. 9 m Breite weiter bei 11 m Fahrbahnbreite, in welcher ein Reitweg aufgenommen ist. Die Ausführung der Straße wird auf den Baumbestand des Scheibenholzes keinen weiteren Einfluß ausüben. Es werden allerdings (mit Berücksichtigung der Böschung) 163 Bäume zu schlagen sein, von denen jedoch nur 23 Bäume als nennenswerth zu bezeichnen sind. Der Reitverkehr ist in der Weise geregelt gedacht, daß der Reitweg von der Carl-Tauchnitz-Straße seine Fortsetzung in einem Anlagenwege neben der verlängerten Marschnerstraße, einbiegend in den früheren Johannaparkfahrweg, und weiter in der Bismarckstraße – Nonne oder Fluthrinnenstraße – Rennbahn finden soll. Dem sich immer mehr entwickelnden Fahrradverkehr soll entsprechende Beachtung geschenkt und ihm, wo es angänglich ist, eigene Wege angewiesen werden. Es ist angenommen, daß der Radverkehr von der Weststraße aus durch den Johannapark, weiter von der Marschnerstraße aus neben dem Reitwege (früherem Johannaparkfahrwege), ferner mit kurzer Berührung der König-Albert-Allee neben der Fluthrinnenstraße und von dieser abbiegend über eine kleine Uebungs- oder Sammelbahn zur Nonne geführt wird. Die Kosten der Fahrradwege sind auf 3620 Mark bereits in den Haushaltplan auf das Jahr 1899 eingestellt worden. Was die Jugendspiele anbelangt, so konnten bei dem bedeutenden Umfange des Parkes zu diesem Zwecke entsprechend große Plätze angewiesen werden. Es ist diesseits der Fluthrinne für kleinere Kinder zum Spielen in Erde und Sand ein Platz von 2475 Quadratmeter und für größere Kinder ein Rahmspielplatz von 6760 Quadratmeter Größe angenommen. Beide Spielplätze würden durch anzupflanzende Hecken ihren Abschluß erhalten. Jenseits der Fluthrinne können die Wiesen zu beiden Seiten der König-Albert-Allee zu Fußballspielen benutzt werden und am Waldessaume der Nonne sind Lawn-Tennis-Plätze vorgesehen, von denen auch einige eventuell unterhalb der Bismarckstraße angeordnet werden könnten. In … Weiterlesen

Aus der Presse – Die Idee eines großen Stadtparks im Zentrum

Schon vor mehr als fünf Jahren, nämlich im October 1893, hatte der Rath den Stadtverordneten eine Vorlage zugehen lassen, welche die Ausgestaltung der Wiesen zwischen dem Scheibenholze und der Bismarckstraße als Parkanlage bezweckte. Die Stadtverordneten stimmten diesem Plane in ihrer vom 13. December 1893 zu, jedoch unter zwei Bedingungen. Sie wollten nämlich 1) auf die Herstellung einer Fahrstraße auf der Fluthrinne (als Anfang einer Verbindung des Westens mit dem Süden der Stadt) und auf die hiermit im Zusammenhange stehende Einziehung des Scheibenholzfahrweges nicht eingehen, und beantragten 2) daß weder dem Stammvermögen noch dem Betriebe wegen der Herstellung des Parkes Mittel angesonnen werden, sondern daß dieselbe lediglich aus den Mitteln der Grassi-Stiftung mit dem vom Rathe vorgeschlagenen Berechnungsgelde von 200 000 Mark erfolge. Der Rath faßte damals bei diesen Beschlüssen zunächst Beruhigung; die in Angriff genommene Ausführung der Parkanlage ist dann aber mit Rücksicht auf die Vorbereitungen zur Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung, welche in der Hauptsache das in Rede stehende Areal einnahm, unterbrochen worden. Der Ausstellungsleitung ist hierauf von den städtischen Collegien ein Betrag von 80 000 Mark zur Herstellung von Anlagen auf dem bezeichneten Areale unter der Bedingung verwilligt worden, daß sie diese Anlagen möglichst im Anschluß an das städtische Parkproject ausführe und dieselben später der Stadtgemeinde zu überlassen habe. Diese 80 000 Mark nun, für welche der Stadt die König-Albert-Allee und die beiden Teiche als sicherlich vollwerthige Gegenleistung von der Ausstellung überlassen wurden, sind aus dem vorerwähnten Berechnungsgelde von 20 000 Mark gedeckt worden. Da außerdem 23 000 Mark für die Anlagen am Rosenthalberge aus obiger Summe zur Zahlung angewiesen und bereits vor der Ausstellung 42 000 Mark für die Arbeiten zur Herstellung des Parkes ausgegeben worden sind, so hat sich die für die Parkanlage noch verfügbare Summe auf 55 000 Mark erniedrigt, aus denen die Kosten derjenigen Arbeiten, die zur Zeit auf dem Areale an der Marschnerstraße (in einstweiliger Ausführung eines Theiles des Planes) ihren Fortgang nehmen, bestritten werden. Mit den noch verfügbaren Mitteln wird sich also die Parkanlage sicherlich nicht im Entferntesten mehr herstellen lassen. Dazu kommt, daß nach der stellenweise beträchtlichen Auffüllung des Areals die Einführung der Wasserleitung behufs künstlicher Bewässerung erforderlich wird, während hierauf bei der früheren tiefen Lage des Areals infolge genügender natürlicher Feuchtigkeit verzichtet werden konnte. Im Verlauf der Verhandlungen ist sodann der Rath auf seinen früheren Gedanken wieder zurückgekommen: eine Fahrstraße an der Fluthrinne zu schaffen und den Scheibenholzfahrweg einzuziehen. Diese neue Fahrstraße soll, wie schon erwähnt, den Anfang zu einer Verbindung zwischen den westlichen Vororten und der Südvorstadt (Kronprinzenstraße) bilden. Anderntheils wird durch Einziehung des Scheibenholzfahrweges erreicht, daß der König-Albert-Park von allem Fahrverkehr – außer dem auf der König-Albert-Allee – frei bleibt, denn auch der Fahrverkehr auf dem früheren Johannaparkwege zwischen der Marschnerstraße und der Fluthrinne soll nicht weiter bestehen bleiben. (Dieser Theil des Johannaparkfahrweges ging bekanntlich fast unmittelbar neben der Bismarckstraße hin und hatte für den Fahrverkehr kaum ein Zweck.) Auf dieser Grundlage ist nun der städtischen Gartenverwaltung vom Rathe der Auftrag zu Theil geworden, ein neues Project über die Parkanlage auszuarbeiten. Das ist es, welches jetzt den Stadtverordneten vorliegt. Was zunächst die finanzielle Gestaltung des neuen Projects betrifft, so ist dieselbe folgende: 1) Kosten der Beschleußung und Macadamisirung der König-Albert-Allee 75 510 Mark2) Herstellung einer Fahrstraße von der Plagwitzer Brücke (bez. Bismarckstraße) bis zum Kettensteg 30 040 Mark3) Herstellung von Straßenböschungen, Anpflanzung von Alleebäumen ec. 71 280 Mark4) Kosten der Parkanlage, einschließlich Einführung der Wasserleitung 293 472 MarkZusammen: 470 302 Mark. Von den Gesammtkosten würde der Aufwand unter 1-3 (Straßenherstellungen im öffentlichen Interesse) auf das Stammvermögen zu übernehmen, der Aufwand für die Parkanlage aber aus dem Betriebe Conto 12 „Anlagen“ zu bestreiten und zu dem Zwecke jährlich 60 000 Mark in dieses Conto einzustellen sein. Die Einstellung der ersten Rate ist bereits im Haushaltsplan auf das Jahr 1899 erfolgt. „Die Kosten sind zwar – so sagt der Rath am Schlusse seines Begleitschreibens – nicht unbeträchtlich, aber wir gehen wohl in der Annahme nicht fehl, daß sich die Herren Stadtverordneten bei den am 13. December 1893 aufgestellten Bedingungen hauptsächlich durch die Rücksicht auf die östlichen Stadttheile haben leiten lassen. Nachdem für letztere unter Aufwendung erheblicher Mittel umfangreiche Anlagen geschaffen worden sind, glauben wir auf Ihre Zustimmung rechnen zu dürfen, daß die von der Natur im Südwesten gegebenen günstigen Bedingungen benutzt werden, um die schöne, aber für einen starken Verkehr doch noch kleine Anlage des Johannparks zu erweitern zu einem großen Stadtparke, der einen Anziehungspunct und eine Erholungsstätte für die gesammte Bevölkerung Leipzigs, nicht weniger aber für den Fremdenverkehr eine Sehenswürdigkeit bilden wird. Der Zustand, in welchem sich das betreffende Areal seit Schluß der Ausstellung befindet, kann unmöglich so belassen werden. Wenn man aber an die Abänderung desselben geht, dann erscheint es auch am wirthschaftlichsten, sie gleich planmäßig und so auszuführen, daß etwas Dauerndes, Schönes geschaffen wird.“ Wir glauben, daß man dem hier dargelegten Standpuncte in den weitesten Kreisen unserer Bürgerschaft Beifall geben wird und zwar das um so mehr, da jetzt nach dem Osten auch der Norden eine umfängliche Parkanlage erhalten soll. Ebenso sind am Napoleonsteine Anlagen geplant, und da der Süden und der Nordwesten durch die Natur reich bedacht sind, so kann das Project einer Parkanlage auf dem ehemaligen Ausstellungsgelände nirgends das Gefühl aufkommen lassen, daß hiermit die einseitige Bevorzugung eines Stadttheiles stattfindet. Durch den künftigen König-Albert-Park wird aber Leipzig eine Parkanlage erhalten, wie eine solche nur selten eine Großstadt aufzuweisen haben dürfte. Der König-Albert-Park wird nämlich den Johannapark mit dem Scheibenholz verbinden und da die Einbeziehung des Wiesendreiecks jenseits der Fluthrinne (wo das Hauptausstellungsgebäude stand) in die Parkanlage geplant ist, zugleich auch eine Verbindung mit der „Nonne“ herstellen, an welche sich der Ausläufer des Connewitzer Holzes (der sog. Beipert) anschließt. Man wird dann also vom südwestlichen Promenadenringe aus stundenlange Spaziergänge in Anlagen oder Wäldern wandelnd, ausführen können. Soviel für heute. Die Beschreibung der Anlagen im König-Albert-Park soll im nächsten Artikel folgen. Der künftige König-Albert-Park I., in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Frühausgabe vom 13. Januar 1899, S. 314.

Aus der Presse – Der Koltersche Drahtseilakt auf Buen Retiro

Der Ruf des Herrn Kolter als Akrobat ging einst über die Grenzen Deutschlands hinaus. Seine Kunst hat er auf seine drei Schwiegersöhne Weitzmann, Beisar und Malmerström übertragen, und mit den beiden Letzteren und Familie besucht er diesmal unsere Messe, um Vorstellungen auf der Insel Buen Retiro zu geben, die aber leider der ungünstigen Witterung wegen öfters unterbleiben mußten, obgleich derselbe alles aufgeboten hat, seine Vorstellungen sehr interessant zu machen. Die große Ascension auf einem 300 Ellen langen Thurmseile, welches stets so sehr und mit Recht bewundert wurde, läßt er jetzt z. B., um dieser Production einen neuen Reiz zu geben, über dem Wasser des großen Teiches auszuführen, und so giebt er uns ein Bild von jenem Wagstück, welches in Amerika Blondin ausführte, der bekanntlich über den Niagarafall ging; — wenn es nun auch nicht so gefährlich und haarsträubend erscheint, wird es dadurch schwierig und gefahrvoll genug gemacht, daß Beisar und Malmerström beide zugleich das Seil betreten, der Eine von oben herab, der Andere von unten hinauf kommt, und da, wo beide einander treffen, der Eine über den andern hinwegspringen muß, um dann auf dem Seile weiter fortschreiten zu können. Außer diesem Hauptstück führen Beide und ihre Familie auf dem gespannten Seile noch viele andere bewundernswerthe Stücke aus, und auch noch eine Menge von anderen equilibristischen Künsten bekommt man zu sehen, so daß es an reicher Abwechslung nicht fehlt. Das Entrée ist sehr billig gestellt. Die Vorstellungen der Kolter’schen Gesellschaft auf der Insel Buen Retiro in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 6. Mai 1863, S. 2590.

Aus der Presse – Erinnerungen eines Eingewanderten

Leipzig im Jahre 1858. Es sind nun 34 Jahre vergangen, seit ich in Leipzig einzog, ein junger Mann aus der Provinz, dem die große Stadt gewaltig imponirte. Ich habe alle die Wandlungen mit durchlebt, die Leipzig allmälig zu dem gemacht haben, was es jetzt ist, aber wir ungeheuer dieselben gewesen sind, dies findet man erst, wenn man sich zurückversetzt in die damalige Zeit und sich im Geiste den Zustand der Stadt von damals vergegenwärtigt. Die Stadt war von ihrem Weichbilde durch eiserne Gitterthore getrennt, die allabendlich, meines Erinnerns um 10 Uhr, gesperrt wurden; eine Ausnahme machte das Rosenthalthor, das man schon um 9 Uhr schloß und die Verspäteten waren genöthigt, über den Trockenplatz hinter Bonorand und einen Holzsteg nach dem Pfaffendorfer Weg zu gehen, der zwischen einer Hecke und der Parthe, gegenüber dem schönen Keil’schen Garten, nach dem Gerberthor führte. Dieses Gerberthor war der einzige Ausgang nach Norden; es schloß das Nordviertel ab, welches allerdings auch nur aus der Gerberstraße, welches allerdings auch nur aus der Gerberstraße, der sogenannten Neuen Straße, einer kurzen Sackgasse, jetzt der obere Theil der Nordstraße, und der Packhofplatz gebildet wurde. Außerdem gehörte noch dazu die Blaue Mütze mit dem Wiener Saal und eine Anzahl Häuser (Leihhaus, Lagerhof ec.) längs der Promenade, unter denen sich der Leipzig-Dresdner Bahnhof durch mehr als große Einfachheit auszeichnete. Auf dem Packhofplatz stand die eiserne Bude mit der Waage. Das Ostviertel, durch Tauchaer, Dresdner und Hospitalthor abgegrenzt, war verhältnißmäßig am besten ausgebaut; es war bis an seine natürliche Grenzen geführt und zeigte nur noch einige größere Lücken und einen unschönen Platz (Rabensteinplatz), aber desto schönere Gärten. Als erwähnenswerthe Gebäude wären die Brockhaus’sche Officin und das Schützenhaus zu nennen, dessen später gedacht wird. Die Südvorstadt (Windmühlenthor, Zeitzer Thor und Floßthor) bot noch ein wenig anziehenderes Bild. Die meist mit unansehnlichen Gebäuden bebaute Thalstraße führte nach dem Kanonenteich, die Nürnberger Straße war nur in ihren untern Theilen, die Kirchgasse und Bosenstraße hießen, entwickelt; die Windmühlenstraße zeigte noch einige größere Gärten in der Straßenfront. Der Stolz dieses Stadttheils war die Königstraße, während die Johannisgasse, von den älteren Bewohnern Leipzigs wegen des gegenüberliegenden Bettelbrunnens mit Vorliebe noch nach dem früheren Namen Bettelgasse genannt, die Sand- oder Ulrichgasse, die Holzgasse (das Asyl des Trödelmarktes) das Schrötergäßchen, die Windmühlengasse, die Pleißengasse und einige Gäßchen, die noch heute fast unverändert sind, keinen Schmuck desselben bildeten. Die große Lehmgrube hinderte den Ausbau der Stadt nach der einen Seite, aber die Zeitzer Straße bot noch vielen Raum. Links lag die Brems’sche Villa mit ihrem Garten mitten im freien Felde, und gegenüber lagen die Lange’sche Brauerei und das Tivoli getrennt von den weitab liegenden übrigen Häusern durch eine hohe Hecke, die den kahlen, staubigen Floßplatz nach einer Seite begrenzte. Der Floßplatz hatte seinen Namen noch vollberechtigt, denn er wurde von einem Flußarm durchzogen, zu dessen beiden Seiten das geflößte Holz aufgestapelt wurde. In der Zeitzer Straße wurde mir damals das Römische Haus als eine Sehenswürdigkeit bezeichnet; der gegenüberliegende Petersschießgraben, ein Tanzlocal niedrigsten Ranges, war dies weniger. Schimmel’s Gut mit dem Teich (mit der Insel Buen Retiro), dem Tummelplatz für Kahnfahrer und Schlittschuhläufer, der Botanische Garten und Schwägrichen’s Garten waren noch ganz unberührt. Der westliche Stadttheil, nur durch das Frankfurter Thor abgeschlossen, war nach Südwesten begrenzt vom Kuhstrang. Am weitesten vorgerückt war die Weststraße, den Schluß bildeten die Heine’schen Häuser. Die Wiesenstraße war noch in der Bildung begriffen und die Elsterstraße marschirte auf die Schwimmanstalt los, die sich damals zwischen Elster- und Weststraße befand. Die große Funkenburg lag mit ihren dazu gehörigen Häuschen frei und die vom Fluß durchzogene Frankfurter Straße, jetzt Ranstädter Steinweg, hörte mit der kleinen Funkenburg auf. Gerhardt’s Garten mit Restauration, Sommertheater, Schlittschuhteich (von der feinen Welt frequentirt), der Curpromenade und Poniatowskydenkmal wurde viel besucht; das Hahnreihbrückchen, das von da nach dem unverändert gebliebenen Naundörfchen führt, wurde damals wegen der Abkürzung des Weges nach dem Frankfurter Thor vom Publicum viel mehr benutzt als jetzt. Das waren die damaligen Vorstädte; die innere Stadt hat sich natürlich viel weniger verwandelt, da die räumliche Ausdehnung durch die Promenade ausgeschlossen ist. Der Augustusplatz war kurz vor meiner Hierherkunft umgewandelt worden; vielfach hörte man damals mißbilligende Aeußerungen über die Beseitigung der schönen Bäume. Das Museum war im Rohbau fertig, und hinter demselben lagen die sogenannten neuen Anlagen und vor Allem ragte aus diesem in ihrer Kahlheit die Promenadenwarze hervor. Auf der anderen Seite des Augustusplatzes lag der berühmte Schneckenberg mit dem Gellertdenkmal und dem Blick über den Schwanenteich, eine gern besuchte Promenade, für die späteren Abendstunden aber bei der fehlenden Beleuchtung nicht für Jedermann empfehlenswerth. Die Eingänge in die innere Stadt waren offen mit Ausnahme der Südseite, wo das Petersthor noch vollständig erhalten war und in gewissem Sinne eine Zier bildete. Zu diesem führte eine Brücke über den Stadtgraben, dessen Ausfüllung vom Augustusplatz aus begonnen war. Rechts vom Petersthor lag die Peterskirche, das alte Magazingebäude und der Moritzdamm, der mit seinen weinumwachsenen Häuschen sich ganz hübsch ausnahm. Links führte hinter der Pleißenburg die Schloßgasse und die häßliche Schulgasse zum Thomaspförtchen. Der Brühl zeigte in seinem untern Theil ein etwas anderes Bild; das ehemalige Zuchthauspförtchen war zwar durch die eben neu erbauten „Neuen Fleischhallen“ geöffnet worden, aber an der einen Seite lag noch das ehrwürdige Georgenhaus, an der andern die alte Heuwaage. Daß vielfach durch Umbauten das Ansehen der verschiedenen Straßen ein anderes geworden ist, ist selbstverständlich. Industrie gab es in Leipzig und den umliegenden Ortschaften noch herzlich wenig. Einige Buchdruckereien waren schon damals von Bedeutung, während Notendruck und Dampfbuchbinderei nur in je einem kleinen Etablissement betrieben wurde. Eine Spinnerei in Pfaffendorf und eine solche in Eutritzsch, eine kleine landwirthschaftliche Maschinenfabrik ebenda, einige Etablissements, die Farben und chemische Producte erzeugten, und einige Instrumentenbauanstalten von mäßigem Umfang dürften wohl Alles erschöpfen. Einige Versuche mit anderen Fabrikationsartikeln hatten keinen Erfolg gehabt. Leipzig war das Eldorado des Zwischenhandels, daher auch die Messen noch das ganze Geschäft beeinflußten. Man rechnete von einer Messe zur andern und von dem Ausfall der Messen hing für das Gros der Geschäftsleute das Erträgniß des Geschäfts hauptsächlich ab. Mit der Messe begann aber … Weiterlesen

Ein Blick in die Literatur – Sommer-Gärten zu (Ur-) Großvaters Zeiten

Leipzig vor siebzig Jahren mit etwa 40 000 Einwohnern und das heutige Leipzig mit einer Bevölkerung von mehr als dreimalhunderttausend Menschen – welche Gegensätze! Und doch war das damalige Leipzig nicht minder berühmt als das heutige. Seine Lage und seine geschichtliche Bedeutung, sein Handel und seine Universität, seine feingebildeten, aber thatkräftigen Bürger und seine schönen Frauen hatten ihm einen Ruf verliehen, der weit über Deutschlands Grenzen hinausging. Als eine besondere Zierde dieses alten Leipzigs aber galten die vielen schönen Gärten, die ihm mit Recht den Namen einer Gartenstadt eintrugen und auf welche die reichen Handelsherren mit hoher Befriedigung blickten. Einer derselben, der Bosesche (später Reimersche) Garten – die jetzige Königsstraße ist darauf erwachsen – begeisterte sogar einen Dichter zu den Versen: „Mein Liebchen ist wie Bosens Garten,Ein auserles’nes Blumenfeld,Das hier und da viel tausend ArtenVollkommner Schönheit in sich hält,Ein Auszug vieler Seltenheiten,Ein Meisterstück von Artigkeiten –“ Das Kriegsjahr 1813 hatte nur vorübergehend die Pracht dieser Gärten schädigen können. Reichenbachs (später Gerhards) Garten, Löhrs (später Keils) Garten, Breiters Wintergarten ec. gewannen wieder europäische Berühmtheit. Manche dieser Privatgärten waren im Laufe der Zeit in öffentliche Gärten umgewandelt worden, in deren Wirthschaften sich die Leipziger nach Herzenslust vergnügten. Wie es in einem solchen Garten vor etwa siebzig Jahren aussah, das zeigt uns deutlich unser Bild. Schattige Lauben, in denen kleine Gesellschaften, ungestört von den übrigen, traulich beieinander sitzen konnten; waren in Menge vorhanden, so im „Großen Kuchengarten“, den einst Goethe besungen hatte, auf der „Funkenburg“, wo früher das Fischerstechen abgehalten wurde und auf deren vorderer Wiese sich 1823 der berühmte Seiltänzer Kolter zuerst sehen ließ. Dort trank man auch die berühmte Gose. Sonst begnügte man sich mit Weißbier und dunkelm einfachen Bier, dem sogenannten „Raster“; aber Ende der zwanziger Jahre wurden bereits die ersten Lagerbiere, namentlich Lützschenaer, verschenkt, und bald nachher gab es sogar „Bayerisches Bier“, das aus Nürnberg eingeführt wurde. Kinder und Frauen liebten das einfache Bier mit „Musik“, d. h. mit geriebenem Brot und Zucker. Der Handwerkerstand erlustigte sich im „Posthörnchen“ und in der „Alten Burg“, die gewöhnlich die „Blaue Mütze“ genannt wurde, weil der Wirth stets eine blaue Mütze trug und eine solche auch am Eingange seines Anwesens aufhing, zum Zeichen, daß an dem betreffenden Tage Konzert stattfinde. Nicht selten verkehrten auch Studenten dort und dann gab es öfters eine regelrechte Prügelei. In Schiegnitzens (später Kupfers) Kaffeegarten, sowie in Rudolphs Garten verkehrte gewählteres Publikum. Hier ließen auch öfters Prager Musikanten ihre heiteren Weisen erklingen. Vornehmere Konzerte fanden im „Kuchengarten“ und Donnerstags im „Hotel de Prusse“ statt. Das Rosenthal, das früher vom feineren Publikum weniger besucht wurde, kam auch mehr und mehr in Aufnahme. Gleich am Eingange, wo sich jetzt das Restaurant Bonorand befindet, war eine Bude, in der man im Sommer schon früh um 4 Uhr Thee, Kaffee, Chokolade, Gefrorenes ec. bekommen konnte. Die Wirthin der „Eisbude“ hieß im Volksmunde die „Kalte Madam“, bei ihr versammelte sich die feine Welt. Im Frühjahre 1824 erhielt sie einen Nebenbuhler in dem Schweizerbäcker Kintschy, dem der Rath erlaubte, eine zweite Eisbude, das „Schweizerhüttchen“ während des Sommers einzurichten. Ein Jahrzehnt später begann man das Rosenthal allmählich zu dem schönen Parke umzugestalten, der heute der Stolz aller Leipziger ist. – Die großen Leipziger Gärten haben der Neuzeit zum Opfer fallen müssen. Prachtvolle Spazierwege zieren aber jetzt die Stadt, und außer dem Rosenthale hat man die schönen Laubwälder von Leipzigs Umgegend in reizende Parkanlagen verwandelt, dem gegenwärtigen Geschlecht zu Nutz und Frommen. Mag immerhin das Alte stürzen, wenn Besseres an seine Stelle tritt! Von Sttz. Die Gartenlaube 1890. Leipzig, in: Leipziger Sommergartenleben zu Großvaters Zeiten. Heft 17, S. 547.

Musikpavillon im König-Albert-Park – Chronik 1908-1921

1908 — In einem Artikel in „Der Fortschritt“, Nachrichten der Mittelstandsvereinigung im Königreich Sachsen Nr. 11, wurde der Wunsch von Bürgern geäußert, den König-Albert-Park durch öffentliche Konzerte zu beleben. Bei der September-Sitzung der Deputation für Forst- und Anlagewesen unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Dr. Dittrich entstand der Beschluss, die Gartendirektion zur Platzfindung aufzufordern und mit dem Garnisonkommando über die Nutzung der Militärkapellen zu verhandeln. Nach der Meinung des Oberbürgermeisters werden die öffentlichen Platzmusiken bei den Bürgern großen Beifall finden. Im November empfahl die Gartendirektion, den Konzertplatz längs der Achse des vorderen Teiches im vorderen Teil des König-Albert-Parks zu errichten. Die breiten Promenadenwege bieten dem Publikum die Möglichkeit über drei Zugänge von den Hauptverkehrswegen aus, den Konzerten prominierend zu lauschen. 1909 — Das Hochbauamt, unter Leitung von Herrn Stadtbaurat Scharenberg, beschloss in seiner Mai-Sitzung anfangs eine halbkreisförmige Grundrissform mit einer Länge von 10 m, einer Tiefe von 6,40 m und einer Höhe von 9,70 m. Die Bühne liegt einen Meter erhöht über den Anlagewegen. Der Innenraum soll ungefähr 40 Musiker Platz bieten. Das Erdreich wird ausgeschachtet und der Keller hat eine Deckenhöhe von 1,65 m, um Stühle und Notenständer für Musiker unterzubringen. Die Belichtung des Lagerraumes ist mit Verwendung von Glasbausteinen vorgesehen. Der Boden des Pavillons erhält einen Asphaltüberzug, der Sockel und die Zugangstreppe sind aus Stampfbeton, der gesamte Pavillon erhält eine Holzkonstruktion mit Verzierungen, dessen Gesamtwirkung durch eine entsprechende Malerei erhöht werden sollte. Als Baukosten waren 10.800 Mark veranschlagt. Die Juli-Sitzung der Deputation für Forst- und Anlagewesen erörterte das Hinzuziehen von Stiftungsmitteln aus der Oskar-Meyer-Stiftung und der Grossmann-Stiftung zur Finanzierung des Pavillons und beschloss bis zur abschließenden Klärung die Zurückstellung des Bauvorhabens. Weitere Teilnehmer waren Stadtrat Esche, Stadtbaurat Scharenberg, Stadtbauinspektor Peters, Gartendirektor Hampel, Oberförster Dietze, Ratsförster Zacharias. Nach Prüfung der Skizzen und des Lageplans konnten im August Stiftungsmittel aus der Oskar-Meyer-Stiftung für die Ausschmückung des König-Albert-Parks (6.600 Mark) und aus der Grossmann-Stiftung für „Verschönerungszwecke“ (2.800 Mark) in Aussicht gestellt werden. 1911 — Damit das Bauvorhaben aus Stiftungsmittel finanziert werden konnte, beschloss die Deputation für Forst- und Anlagewesen in ihrer Dezember-Sitzung auf Vorschlag des Oberbürgermeisters „den Pavillon nur aus Eisen herzustellen und zwar so, dass er ringsum frei ist, also keine Schallmuschel erhält, weil diese von hinten gesehen einen unschönen Eindruck macht.“ Stadtbaurat Scharenberg empfahl einen Betonsockel und darauf ein eisernes Gestell zu bauen. 1912 —   Das Bauvorhaben des Pavillons wurde im Leipziger Tageblatt dokumentiert. Der Rat der Stadt genehmigte am 13. April auf Grundlage der Vorplanungen, dem Wunsche nach die Errichtung eines Musikpavillons im vorderen Teil des König-Albert-Parks. Die Kosten für den neuen Konzertplatz belaufen sich auf 12.540 Mark und werden aus Stiftungsmitteln finanziert. In der April-Sitzung der Deputation wurde festgelegt, Markisen am Pavillon anbringen zu lassen. Die Bauvorbereitenden Maßnahmen zur gärtnerischen Umgestaltung des Platzes fanden unter der Leitung von Gartendirektor Hampel und Herrn Molzen statt. So wurde für eine Summe von 1.440 Mark eine Fläche von 870 m² eingeebnet und befestigt, 115 lfd. m Hecken angepflanzt und 230 m² Rasenfläche im Anschluss an die neu hergestellten Wege eingerichtet. Der Rat der Stadt bewilligte am 11. Mai ein Berechnungsgeld von 750 Mark für die Veranstaltung von Musikaufführungen zu Lasten des Haushaltskontos 12 – Drucksache Nr. 236/1912. Die Kosten werden zur Hälfte der vormals geschätzten Summe vom Haushalt übernommen und finanziert abwechselnd in der Woche einmal stattfindende öffentliche Musikaufführungen im König-Albert-Park. Zusätzlich zu einer Ortsangabe wurde die Platzwahl als günstig beschrieben, da breite Wege und eine große Anzahl Ruhebänke zur Verfügung stehen. Nach Ausschreibung der Arbeiten folgte im Juni die Beauftragung der Gewerke: Da Zivilmusikkapellen als zu teuer eingeschätzt wurden, kam im Juli der Beschluss, die Vergabe der Platzmusiken an Militärkapellen heranzutragen. Im August erklärte sich das Garnisonkommando bereit, jeden Freitag von Mai bis Oktober ein Musikkorps zur ein- bis zweistündigen Platzmusik im Pavillon zur Verfügung zu stellen. Der Musikdirektor des ältesten Privatorchesters Gustav Curth wendete sich daraufhin an die Stadt und erbat, ihm die Spielmöglichkeit im Pavillon in bevorzugter Weise zu übertragen. Gustav Curth war seinerzeit Kapellmeister des Krystall-Palast-Theaters, der damals größten Vergnügungsstätte Deutschlands und verantwortlich für Konzerte unter anderem im Zoologischen Garten, Leipziger Palmengarten und im Rosenthaler Bonorand. Am 14. September wurde der neue Musikpavillon im König-Albert-Park nach 4-monatiger Bauzeit übergeben. Er hat einen achteckigen Grundriss und steht auf einem unterkellerten Betonunterbau. Die Dachkonstruktion ist aus Holz und wird von acht Stahlsäulen unterstützt. Die Dacheindeckung besteht aus Schiefer auf einer Holzschalung. Nach unten ist der Dachraum durch eine Holzschalung abgeschlossen. Die Seitenwände sind offen. Zu der geplanten Malerei ist es aus Kostengründen nicht gekommen. 1913 — Für die Musikaufführungen an Sonntagen wurde neben der Kapelle von Gustav Curth auch die von Günther Coblenz im Wechsel beauftragt. An Freitagen spielten die Militärkapellen der Garnison. Dokumentiert ist, dass bei schönem Wetter bis zu 2.000 Menschen die Konzerte besuchten, darunter mehr als 200 Kinder. An Regentagen waren es nicht weniger als 700. In den Folgejahren baten immer wieder andere Kapellmeister vergebens um Berücksichtigung bei der Vergabe der Platzmusiken. 1915 — Die Gartenverwaltung teilte dem Hochbauamt im August mit, dass die Treppe zum Pavillon mit einer Tür versehen werden müsse. Diese Maßnahme war gedacht, um Kindern, die im Inneren Unfug trieben, den Zutritt zu verwehren. Zusätzlich wurde das Anlegen eines Grünstreifens vorgeschlagen. Die Ausführung übernahm die Firma M. Th. Rusack, die eine eiserne Gittertür montierte. Die Kosten betrugen zuerst 146 Mark, später 335 Mark. Das Schatzamt der Kriegsnotspende bat, zum Ereignis der Nagelung des „Wehrmannes“ zur musikalischen Begleitung, die Platzmusik von Juni bis Oktober vom Albert-Park auf den Naschmarkt zu verlegen. Die Erlöse kämen der Kriegsnotspende zugute. Es wurde beschlossen, dass die Platzmusiken an den Freitagen bis zum Oktober auf dem Naschmarkt abgehalten werden. Die Sonntagskonzerte hatten im Albert-Park zu verbleiben, da sie sich einem sehr starken Zuspruch und großer Beliebtheit erfreuen. 1919 — Im Mai fand eine Erhöhung des Musikertarifs statt. Der Rat der Stadt beschloss daraufhin die Freitagskonzerte aus Kostengründen entfallen zu lassen, da die zweistündigen Konzerte mit einer Besetzung von 28 Musikern das Haushaltsgeld von 4.000 Mark überschritten hätte.   1920 — Es wurde entschieden, die Sonntagskonzerte im Albert-Park … Weiterlesen

Aus der Presse – Vorberichte zum Musikpavillon im König-Albert-Park

Mitteilungen aus der Gesamtratssitzung – 3) Genehmigt werden b. die Errichtung eines Musikpavillons im König-Albert-Park. [1] Der Rat hat beschlossen, dem Wunsche nach Errichtung eines Musikpavillons im König-Albert-Park stattzugeben. Von der Gartenverwaltung ist für den aus Eisen herzustellenden Pavillon, dessen Kosten mit Einschluß der gärtnerischen Anlagen sich auf 12 530 M stellen werden, ein Platz im vorderen König-Albert-Park längs der Achse des vorderen Teiches vorgeschlagen. Es ist dies ein breiter Platz mit drei Zugängen von den Hauptverkehrswegen, aus dessen Mitte der Pavillon sich erheben soll. Bei Aufstellung des Pavillons an der bezeichneten Stelle macht sich allerdings eine – indes unbedeutende – Veränderung der gärtnerischen Anlagen erforderlich. Die Kosten des Pavillons und der gärtnerischen Anlagen sollen aus Stiftungsmitteln bestritten werden. Die Kosten weiter für die Musikdarbietungen sind schätzungsweise auf etwa 1500 M jährlich veranschlagt. Diese können jedoch aus Stiftungsmitteln nicht gedeckt werden. Der Rat hat sie zu Lasten des Kontos 12, und zwar für dieses Jahr zur Hälfte nachzuverwilligen beschlossen. Mit der Errichtung des Pavillons soll baldmöglichst begonnen werden. [2] Sitzung der Stadtverordneten – Der Errichtung eines Musikpavillons im König-Albert-Park, deren Kosten (12 530 M) aus Stiftungsmitteln bestritten werden sollen, und Bewilligung eines Berechnungsgeldes von 750 M für die Veranstaltung von Musikaufführungen wird zugestimmt. [3] Mitteilungen aus der Gesamtratssitzung – Das Erforderliche ist auszuführen a) der Errichtung eines Musikpavillons im König-Albert-Park und der Bewilligung eines Berechnungsgeldes für die Veranstaltung von Musikaufführungen – Drucksache Nr. 236/1912 [4] Rat und Stadtverordnete haben, wie gemeldet, beschlossen, im König-Albert-Park einen ständigen Musikpavillon zu errichten, in welchem abwechselnd in der Woche einmal Musikaufführungen veranstaltet werden können. Der Rat war deshalb seinerzeit wegen Beschaffung eines geeigneten Platzes mit der Gartenverwaltung in Unterhandlung getreten. Gegenwärtig nun ist man mit der Errichtung des Pavillons beschäftigt; derselbe wird in den zwischen dem vordern und hintern Teiche gelegenen Anlagen des König-Albert-Parkes, in der Nähe des Scheibenholzes, östlich von der König-Albert-Allee, errichtet und dürfte bereits in kurzer Zeit fertiggestellt sein. Der Platz ist insofern sehr günstig gewählt, als gerade in diesem Teile der Anlage beste Wege und eine große Zahl von Ruhebänken zur Verfügung stehen und das Scheibenholz mit dem großen angrenzenden Spielplatz schattigen Aufenthalt bietet. [5] [1] Mitteilungen aus der Gesamtratssitzung am 13. April, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt. Frühausgabe vom 19. April 1912, S. 7. [2] Errichtung eines Musikpavillons im König-Albert-Park, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt. Sonntagsausgabe vom 28. April 1912, S. 14 f. [3] Sitzung der Stadtverordneten am 8. Mai, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt. Frühausgabe vom 9. Mai 1912, S. 8. [4] Mitteilungen aus der Gesamtratssitzung am 11. Mai, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt. Frühausgabe vom 22. Mai 1912, S. 14. [5] Musikpavillon im König-Albert-Park, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt. Abendausgabe, 2. Beilage vom 18. Juli 1912, S. 9.

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