Aus der Presse – Pächter der Palmengarten-Gastwirtschaft

Quellen zu Paul Alwin Hensel – Erster Pächter der Gastwirtschaft – von April/ Mai 1898 bis September 1900. Wie wir zuverlässig erfahren, wurde Herrn Alwin Hensel, Inhaber eines größeren Restaurants in Dresden-Altstadt, das Palmengarten-Etablissement hierselbst pachtweise übertragen. Leipzig, 20. Februar 1898. [1] Ein Idyll aus Leipzigs Vergangenheit wird wiederkehren, sobald das mit dem Palmengarten verbundene vordere Restaurant (früher Kuhthurm-Restaurant) wieder eröffnet ist. Zwar ist noch Alles im Werden, allein ein Blick in die zahlreichen, zu traulichen Kneipzimmern ausgestatteten Räume des Parterre und der ersten Etage zeigt den erlesenen Geschmack, welcher hier maßgebend ist. Um den früheren Wirthschaftshof ziehen sich rings mächtige Veranden und uralte Baumriesen ragen mit den Wipfeln darüber. — Kurz, noch vor der Eröffnung des Palmengartens wird dem Publicum ein Erholungsplatz zugänglich gemacht werden, welcher rasch sich vollster Beliebtheit um so mehr erfreuen dürfte, als in Herrn Alwin Hensel ein Gastronom für dasselbe gewonnen wurde, welcher vollstes Verständniß für seine dort harrende Ausgabe besitzt. Tausenden von Leipzigern ist Herr Hensel bereits aus seiner Dresdner Thätigkeit, speciell in der „Alten Stadt“ der 1896er dortigen Ausstellung, bekannt und nicht unmöglich erscheint es, daß seinem emsigen Schaffen es gelingt, das vordere Palmengarten-Restaurant schon zum Pfingstfeste dem allgemeinen Besuchern zu öffnen. [2] Mit Bienenfleiß schaffen eine große Anzahl Arbeiter und Künstler, um das an der Frankfurter Straße gelegene vordere Palmengarten-Restaurant bis Pfingsten fertigzustellen, und ohne Zweifel wird es Herrn Hensel, dem Bewirthschafter des Etablissements, gelingen, Fertiges zu bieten, sobald er die Pforten des alten Kuhthurms den Gästen öffnet. Die inneren Räumlichkeiten, allerliebst ausgestattete trauliche Kneipzimmer, sind nahezu vollendet, ebenso die rings sich um die Gebäude ziehenden mächtigen Veranden und der Musikpavillon. Auch die westlich des Kuhthurmgebäudes befindlichen gärtnerischen Anlagen werden in den Restaurationsbetrieb einbezogen und viele Hunderte werden da lauschige Plätzchen finden, um sich inmitten prangender Natur zu erholen. Die Art und Weise der Einrichtung dieses vorderen Etablissements, das unabhängig vom Besuch des Palmengartens selbst auch nach dessen Eröffnung weiter bestehen wird, läßt angenehme Schlüsse zu auf das später unter Leitung des Herrn Hensel zu eröffnende Hauptrestaurant. [3] Neuangemeldete Mitglieder. 7 Neuanmeldungen: Nr. 5484 – 5490. Die Aufnahmen gelten als vollzogen, wenn innerhalb 14 Tagen, vom Tage der Veröffentlichung an gerechnet, begründeter schriftlicher Einspruch dagegen nicht erhoben wird. Bezirk Leipzig. 5490. Alwin Hensel, Gastwirt, Leipzig-Lindenau, „Palmengarten“. [4] Familiennachrichten. Geboren: Ein Knabe: […] Hrn. Alwin Hensel in Leipzig […] [5] […] Nur Eins soll noch erwähnt sein, und das ist der wirthschaftliche Betrieb, der in den bewährten und trefflichen Händen des Herrn Alwin Hensel ruht. Auch das ist ein wesentliches Moment zum Wohlbefinden der Besucher, die, in Kurzem nach vielen Tausenden zählend, erwarten, daß die Annehmlichkeiten eines Palmengartens in idealer Beziehung recht wohl mit dem praktischen Bedürfnisse des Lebens verbunden sein werden. Auch ihre Wünsche werden Gehör finden, dafür bürgt schon jetzt der umfangreiche trefflich organisirte Apparat […] [6] Wir haben schon in kurzen Zügen den Charakter und den Verlauf des am Sonnabend Abend im großen Saale des prächtigen Gesellschaftshauses abgehaltenen Festmahles berühren können. Es waren fröhliche Feststunden, die hier, getragen von einer wirklich aufrichtigen Freude über das Gelingen des schönen und gediegenen Werkes architektonischer und gärtnerischer Kunst, alle Kreise unserer Bevölkerung in einer halbtausendköpfigen Tafelrunde vereinten. Bei dieser Gelegenheit hatte der große wirthschaftliche Apparat des Leipziger Palmengartens zum ersten Male seine Feuerprobe zu bestehen; sie fiel zur vollen Zufriedenheit aus, was um so anerkennenswerther erschien, als die Neuheit des Betriebes an den zum Leiter des Restaurants und aller wirthschaftlichen Erquickungsstätten des Leipziger Palmengartens berufenen Herrn Alw. Hensel ganz besonders hohe Anforderungen stellte. Sein Debüt darf als ein glückliches bezeichnet werden einmal im Hinblick auf die gebotene Speisenwahl, dann auch in Bezug auf die ganz erlesenen Weine, mit deren Lieferung die ersten Häuser Leipzigs betraut worden waren […] [7] Hotel du Nord in Dresden. In diesen Tagen ist das weithin bekannte, sich besten Rufes erfreuende Hotel du Nord in Dresden in der Pragerstraße, Ecke der Moczinskystraße, in den Besitz des Herrn Alwin Hensel übergegangen. Es ist bekannt, in welcher Weise der Genannte vordem die Bewirthschaftung des Leipziger Palmengartens zu führen gewußt hat. Seine Wirksamkeit in diesem Sinne wird eine Gewähr für das Gedeihen seines neuen Unternehmens sein, dessen weitere Entwickelung nunmehr in neuen berufenen Händen ruht. Das Hotel du Nord zählt zu den beliebtesten Hotels Dresdens, seine Lage, seine Einrichtung und sein exacter Betrieb werden es unter dem neuen Besitzer in erhöhtem Maße zu einem bevorzugten Aufenthalt der reisenden Welt stempeln. [8] Vorgestern starb im Alter von 76 Jahren Herr Königl. Sächsischer Hofobertrompeter a. D. Friedrich August Mörtzsch. An demselben Tage starben hier Herr Rechnungsrat a. D. August Eduard Leibiger im 78. Lebensjahre und der Besitzer vom Hotel du Nord, Herr Alwin Hensel, im 40. Lebensjahre. [9] Zahlungseinstellungen. Konkurs wurde eröffnet über das Vermögen […] und über den Nachlaß des Hotelbesitzers Paul Alwin Hensel in Dresden. [10] Quellen zu Curt Hans Theodor Bieling – Zweiter Pächter der Gastwirtschaft – von Oktober 1900 bis Dezember 1901. Vom 1. October d. J. ab ist die Gastwirtschaft an Herrn Curt Bieling, Hotel-Director in Münster, anderweitig verpachtet worden. Herr Curt Bieling gilt als hervorragend tüchtiger Fachmann, der bereits in ähnlichen großen Etablissements, u. A. in der Flora zu Köln, im Palmengarten zu Frankfurt a. M. und im Kurhaus Wiesbaden an leitender Stelle thätig war. Die reichen Erfahrungen, die sich Herr Bieling in diesen Stellungen sammeln konnte, bieten die Gewähr, daß die Gastwirthschaft des Palmengartens von ihm in mustergiltiger, den vornehmen Einrichtungen des Unternehmens entsprechender Weise geführt werden wird. [11] Aus Blatt 11 012 des Handelsregisters ist heute die Firma Curt Bieling in Leipzig (Frankfurterstraße Nr. 35) und als deren Inhaber der Schänkwirth Herr Curt Hans Theodor Bieling daselbst eingetragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Gastwirthschaftsbetrieb. Leipzig, den 22. Januar 1901. Königliches Amtsgericht, Abth. IIB. Müller. [12] Ueber das Vermögen des Gastwirths Curt Hans Theodor Bieling, Inhabers der Firma: Curt Bieling in Leipzig, Frankfurterstraße 35 (Gastwirthschaft des Leipziger Palmengartens) ist heute, am 28. November 1901, nachmittags ¾7 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet worden. Verwalter: Herr Rechtsanwalt Dr. Wachtel hier. Wahltermin am 18. Dezember 1901, vormittags 11 Uhr. Anmeldefrist bis zum … Weiterlesen

Aus der Presse – Chronik der Schenkungen an den Palmengarten

1898 — Dem Leipziger Palmengarten sind in den letzten Wochen größere Schenkungen gemacht worden, indem Hr. Bankdirektor Exner ihm 17 Palmen, darunter seltene Exemplare von hohem Werte, und Hr. Kommerzienrat Sening ein geschmackvolles Gartenhaus aus Xylolith überwiesen haben. [1] Dem Leipziger Palmengarten ist vorgestern die erste größere Geldschenkung in Höhe von 6000 Mk. überwiesen worden. Als Gartendirektor ist Herr Hofgärtner Hermann Doebner in Wien berufen worden. [2] Dem Leipziger Palmengarten sind weitere 500 M. schenkungsweise überwiesen worden. [3] 1899 — Kunst und Natur haben in den letzten Tagen mächtig zusammengewirkt, um unseren jungen Palmengarten weiter auszubauen. So wurde in dem großen, zwischen dem Gesellschaftshause und dem Eingange an der Frankfurter Straße gelegenen Blumenparterre die farbenprächtige Sommerauspflanzung vollendet, die Terrassen, die Brücken und die Musikhalle erhielten reichen Blumenschmuck und an vielen Stellen der weitausgedehnten Anlagen kann sich das Auge an den geschmackvoll angeordneten exotischen Pflanzengruppen erfreuen. Das Palmenhaus erfuhr seit der Eröffnung wieder manche werthvolle Bereicherung durch von Gönnern des Gartens gemachte Schenkungen und seltene, in den eigenen Gewächshäusern gezogene Blattpflanzen. Als schönstes Geschenk des scheidenden Frühlings seien aber die jetzt in voller Blüthe stehenden Rosen erwähnt, welche in vielen Hunderten von Abarten in dem umfangreichen Rosengarten vertreten sind. Für die Unterhaltung der Besucher ist durch tägliche Concerte, ausgeführt von vorzüglichen hiesigen und auswärtigen Capellen, Sorge getragen. Um den Besuch des Palmengartens zu erleichtern, ist der Eintrittspreis für Sonnabend, den 24. Juni (Johannistag) ausnahmsweise auf 50 pf. Für Erwachsene und 25 pf. Für Kinder festgesetzt worden. [4] In den letzten Tagen ist unserm Palmengarten durch verschiedene Gönner desselben wieder eine größere Anzahl von Pflanzen schenkungsweise überwiesen worden, darunter eine gestern eingetroffene Sendung seltener Orchideen, welche der zur Zeit auf Reisen in Südamerika befindliche Bruder des Herrn Musikalienhändlers Paul Zschocher dem neuen großartigen Unternehmen seiner Vaterstadt zum Geschenk gemacht hat. Wenn die Pflanzen durch den weiten Transport auch zum Theil gelitten haben, so bedürften sie sich sorgfältiger Pflege noch ganz gut entwickeln und seiner Zeit die Besucher des Gartens erfreuen. [5] 1900 — In den letzten Tagen haben wieder mehrere Freunde und Gönner unseres Palmengartens dem schönen Unternehmen ihr Interesse durch Zuwendung reicher Schenkungen bewiesen. So sind von privater Seite, zur Verwendung von Gruppen im Freien bestimmt, je eine große Dracaena indivisa und Dracaena australis, ferner ein selten schöner und großer Chamaerops excelsa gestiftet worden. Ein bekannter hiesiger Kunst- und Handelsgärtner hat dem Palmengarten ein tadelloses Phoenicophorium Sechellarum als Geschenk überwiesen. Diese sehr seltene tropische Pflanze bildet jetzt einen besonderen Schmuck des herrlichen Palmenhauses. In letzterem sind zur Zeit auch eine Anzahl von Pflanzen zu sehen, die für unseren Haushalt eine gewisse Bedeutung haben. Wir sehen hier das graciöse Zuckerrohr (Saccharum officinarum), die Theestaude (Thea Bohea), die Vanille (Vanilla aromatica), den Pfeffer (piper nigrum), die zierliche Sagopalme (Cycas revoluta), den Ingwer (Zingiber officinale) und schließlich noch die Baumwolle (Gossypium herbaceum). Eine Collection von später blühenden Chrysanthemum, welche auf der kürzlich geschlossenen, mit außerordentlich großem Beifall aufgenommenen Chrysanthemum-Ausstellung naturgemäß nicht mehr zur Geltung kommen konnten, ist jetzt für wenige Tage gleichfalls im Palmenhause aufgestellt. [6] 1901 — Unserem Palmengarten sind in den letzten Tagen wieder mehrere werthvolle Schenkungen als Zeichen freundlichen Wohlwollens zugegangen. So überwies u.A. eine hochgeachtete Leipziger Dame dem Garten einen prachtvollen Chamaerops humilis, der im nächsten Frühjahre an geeigneter Stelle im Freien Aufstellung finden wird, während ein von einem in Merseburg lebenden Freunde des Leipziger Palmengartens geschenkter schöner Pandanus utilis dem herrlichen Palmenhause zum weiteren Schmucke gereichen soll. Im Blumenparterre sind jetzt farbensatte Gruppen reizender Astern ausgepflanzt als letzte Zierde der Teppichbeete vor Eintritt der kalten Jahreszeit. Vielseitiges Interesse erregen noch immer die originellen „Eierpflanzen“ (Solanum Melongena), und die granatrothen Früchte des gleichfalls in den Seitengruppen des großen Parterres ausgepflanzten „spanischen Pfeffers“ (Capsicum annum). [7] 1902 — Die Pflanzenschätze unseres sich herrlich entwickelnden Palmengartens haben in den letzten Tagen durch eine werthvolle Schenkung des Herrn Albert Wagner in Leipzig-Gohlis wieder eine recht erfreuliche Bereicherung erfahren. Herr Wagner, der Inhaber der durch den Import exotischer Pflanzen weltbekannt gewordenen Firma, überwies dem Palmengarten zwei prächtige, 14 m hohe Cocospalmen (Cocos Datil) und ein Paar in kräftigster Entwicklung befindliche Bambusa himalajensis. Die tadellosen Pflanzen sind im Palmenhause untergebracht worden. [8] 1903 — Daß sich auch außerhalb Leipzigs wohnende Pflanzenfreunde lebhaft für unseren schönen Palmengarten interessieren, beweist die ansehnliche und hochwillkommene Schenkung, die ihm in den letzten Tagen von Herrn Kommerzienrat Friedrich Benary, einem der Inhaber der weltbekannten Samenhandlung Ernst Benary in Erfurt, überwiesen worden ist. Dieser Herr pflegt gelegentlich seiner häufigen Anwesenheit in Leipzig stets auch unserem Palmengarten einen Besuch abzustatten und hat wiederholt seine Freude über diese gemeinnützige Schöpfung geäußert. Unter den jetzt schenkungsweise überlassenen zahlreichen Palmen und sonstigen tropischen Pflanzen befindet sich ein stattliches Exemplar der in europäischen Pflanzengärten nur sehr vereinzelt anzutreffenden Chamaerops stauracantha, ferner drei große Carludovica atrovirens, zwei Areca Baueri, ein Encephalartos willosus, eine Dracaena Lindeni, ein Pandanus utilis, zwei Corypha australis, ein Chamaerops elegans, eine Kentia Canterburiana, eine Roezlia regia, je ein Anthurium Laucheanum und A. Hookeri, eine Pavonia intermedia und die sehr seltenen eigenartigen Farnen Platycerium alcicorne und Pl. Willinki. Außerdem waren der reichen Sendung, zu deren Transport ein ganzer Eisenbahnwagen erforderlich war, noch eine Anzahl kleinerer, aber deshalb nicht minder wertvoller Pflanzen verschiedener Arten, darunter auch einige besonders interessante Orchideen, beigefügt. [9] Eine wertvolle Schenkung ist unserm Palmengarten wieder von einem auswärtigen Freunde und Gönner, Herrn Fabrikbesitzer Julius Forstmann in Verden a. d. Ruhr, zugegangen. Sie besteht aus mehreren direkt von Australien eingeführten starken Farrnstämme – Pallantium antarcticum –, von denen einige schon gute Entwicklung zeigen. Sonntag, den 25. Oktober, wird im Orangeriegebäude des Palmengartens die diesjährige Chrysanthemum-Ausstellung eröffnet. Diese interessante Schaustellung wird nicht weniger als 3000 Prachtblumen, darunter einige bemerkenswerte Neuheiten ausweisen. [10] Der Leipziger Palmengarten ist jetzt um eine in mehrfacher Hinsicht hervorragende Sehenswürdigkeit bereichert worden, indem die ihm vor kurzem von dem König Georg schenkungsweise überwiesene große Phoenix-Palme nach mühevoller Ueberführung vom Pillnitzer Schloßgarten im Palmenhause in der Nähe des Goldfischbassins Aufstellung gefunden hat. Die in ihrer äußeren Erscheinung hochinteressante Palme überragt mit ihren zwei hohen Hauptstämmen auch die stattlichsten übrigen … Weiterlesen

Vorbericht vom Garteninspektor des Botanischen Gartens in Leipzig

Als es sich im Jahre 1893 darum handelte, einen Platz ausfindig zu machen, um zur 50 jährigen Jubelfeier des Leipziger Gärtnervereins eine Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung grofsen Stiles zu veranstalten, erwies sich das Kuhturmgrundstück, dicht vor Lindenau gelegen, als in jeder Hinsicht vorteilhaft für diesen Zweck. Sehr vielen deutschen Gärtnern wird diese Ausstellung noch lebendig vor Augen stehen. Es ist das Areal, auf dem sich jetzt der Leipziger Palmengarten entwickelt und seiner vorläufigen Vollendung entgegensieht. Mächtige Baumgruppen, besonders aus alten Eichen bestehend, umgrenzen das Gelände oder sind in Gruppen in demselben zerstreut. Sie schauten auch schon als alte Knaben ein grofses Stück Weltgeschichte, sie waren Zeugen des Rückzuges der französischen Armee des weltbeherrschenden Korsen nach der Leipziger Völkerschlacht. Die Ausstellung von 1893 förderte ungemein die Idee, auf diesem von Natur aus herrlich gelegenen und historischen Platze einen Palmengarten zu schaffen. Besonders war es der Oberbürgermeister von Leipzig, Herr Dr. Georgi, welcher in seiner damaligen Eröffnungsrede darauf hinwies, dafs es für die Stadt Leipzig angebracht sei, die temporäre Ausstellung in einen ständigen Palmengarten umzuwandeln. So hat denn auch Herr Dr. Georgi in diesem Sinne weiter gewirkt, der Leipziger Palmengarten sieht seiner Vollendung entgegen. Grosse Projekte waren es, welche sich in letzter Zeit mit der direkten Umgebung des Palmengarten-Areals beschäftigten. Die grossen, vom Frankfurter Thore aus beginnenden, saftig-grünen Wiesen wollte man in ein mächtiges Elster-Bassin verwandeln; dem Palmengarten gegenüber, dem Rosenthale zu, liegt der Leipziger Sportplatz, dessen weitere Umgebung für die National-Festspiele in Aussicht genommen war. Es ist in der That zu bedauern, dass besonders das letztere Projekt durch die Nichtannahme der darüber zu beschliessenden Versammlung nicht zur Ausführung kommt. Liegt der Leipziger Palmengarten vom Mittelpunkte der Stadt etwas weit entfernt, so gleichen doch die vorzüglichen Verbindungen durch die elektrische Strassenbahn diesen etwaigen Nachteil (?) wieder vollständig aus; die russgeschwängerte Luft macht sich wenig geltend, für Koniferen und ähnliche Pflanzen, die in der Stadt Leipzig nur ein dürftiges Wachstum zeigen, sind hier weit vorteilhaftere Vegetationsbedingungen vorhanden. Prächtige Spaziergänge durch den in der Nähe des Palmengartens liegenden Johanna-Park, welche durch den zu schaffenden Ausstellungspark fortgeführt werden, führen uns direkt zum Palmengarten und lassen uns letzteren als beliebtes Endziel einer angenehmen Fusswanderung erscheinen. Aus diesen Notizen ersehen wir, dafs die natürliche Lage des Palmengartens in jeder Beziehung befriedigen mufs. Die gesamte Arealgrösse beträgt 189 777 qm. Der prächtige alte Waldbestand, der sogenannte Ritterwerder an der Plagwitzer Brücke, umfafst 32 287 qm. Er ist zumeist mit alten Eichen, Linden, Hainbuchen, Eschen, Erlen und Buchen bestanden. Früher bildete er ein undurchdringliches Dickicht, welches nach gehöriger Auslichtung und nach Schaffung breiter schattiger Wege einen selten schönen Eingang zu diesem Etablissement bildet. Der Erschaffer des Palmengartens, Herr Landschaftsgärtner Otto Mossdorf, unterstützt von seinem Sohne, hat es verstanden, die alten Baumbestände in jeder Weise vorteilhaft der Neuanlage anzugliedern, so dafs das ganze Bild schon in der ersten Anlage einen ziemlich fertigen Eindruck macht. Wir sind ja von Herrn Mossdorf vorzügliche Leistungen in der Landschaftsgärtnerei gewohnt, durch seine langjährigen praktischen Arbeiten auf diesem Gebiete konnte es ihm nicht schwer fallen, hier etwas Vorzügliches zu liefern, seinen bisherigen Werken durch die Anlage des Palmengartens die Krone aufzusetzen. Haben wir den Ritterwerder durchschritten, so blicken wir von der über die Elster führenden Brücke über weit ausgedehnte Wiesenflächen bis auf das Rosenthal auf der einen Seite, auf Villen und prächtige Flusspartien auf der andern. Manchen der Leser wird es interessieren, dafs der Brücke gegenüber die „Villa Klinger“ liegt, des Heims jenes berühmten Leipziger Malers und Bildhauers, dessen Werke, wie z. B. sein Kolossalgemälde „Christus im Olymp“, die ganze Kunstwelt in Aufregung gebracht haben. Man sieht oft von der Brücke aus diesen hervorragenden Leipziger Künstler in Hemdsärmeln in seinem Atelier an seinen Neuschöpfungen arbeiten. Treten wir nun in den eigentlichen Palmengarten ein, so haben wir zunächst linker Hand eine grofse Grottenanlage, ein Überbleibsel der Leipziger Ausstellung. Koniferen bilden ihre Einrahmung, ein Wasserfall wird in elektrischer Beleuchtung seine Wassermassen herabwerfen. Die Teichanlage hat die beträchtliche Ausdehnung von 12 749 qm, eine Lichtfontäne wird künftig die Wasserstrahlen in allen Farben in die Höhe schleudern. Im Sommer werden Kähne den grofsen Teich beleben, im Winter Schlittschuhläufer sich auf spiegelblankem Eise umhertummeln. Der mächtige Bau des Palmenhauses (Abb. Seite 6), welcher sich dem Gesellschaftshause angliedert, ist von der bekannten Firma Mosenthin in Leipzig-Eutritzsch ausgeführt und harrt zur Zeit der Verglasung. Das Palmenhaus hat eine Grundfläche von 1276 qm, die Höhe des Hauses beträgt 22 m, die Länge 44 m und die Breite 29 m. Grosse Glaswände bringen es in unmittelbaren Zusammenhang mit dem grofsen Konzert- und Gesellschaftssaale. Das von den Architekten Schmidt und Johlige in Leipzig ausgeführte Gesellschaftshaus hat eine Grundfläche von 1780 qm. Es wirkt in seiner Gesamterscheinung sehr vornehm, wie die beigegebene Abbildung Seite 6 bestätigt. Anerkennenswert ist, dass Garten- und Bauarchitekten bei dieser grossen Anlage stets Hand in Hand gearbeitet haben, nur so kann etwas Erspriessliches geleistet werden. Breite Terrassen umgeben das Gesellschaftshaus, von denen man einen Überblick auf die mit Rhododendron-Gruppen eingefafsten Parterre-Anlagen geniesst, während die junge Welt, wenn sie sich im Konzertparke tummelt, von diesen erhöhten Sitzplätzen aus stets zu beobachten ist. An den alten historischen Burghof grenzt das Orangeriegebäude, dem sich die Kulturhäuser und der Anzuchtsgarten anschliessen. Die Gewächshäuser sind von Fränkel & Co, in Leipzig-Lindenau erbaut und werden mit Fränkels Patent-Rostfeuerung erwärmt. Gute Kulturhäuser sind ja für eine derartige Anlage eine Hauptbedingung, um stets ein vorzügliches Schaumaterial für das Palmenhaus heranzuziehen, erkrankten Pflanzen wieder auf die Wurzeln zu helfen u. s. w. Um die nötige Terrainbewegung zu schaffen, waren etwa 80 000 Kubikmeter Erde zu bewältigen; die sämtlichen Wege haben die beträchtliche Länge von 6 Kilometern, während 100 Bogenlampen den Park erhellen werden. Das ganze Unternehmen ist ein Aktien-Unternehmen. Die Aktie ist auf 600 Mark normiert. Nach Fertigstellung der ganzen Anlage ist Herrn Döbner die praktische Leitung und Unterhaltung derselben anvertraut, während Herr Justizrat Colditz aus Leipzig, ein grosser Gartenfreund, die Seele des Ganzen ist. Das Interesse für den Leipziger Palmengarten, welcher ein gemeinnütziges Institut vorstellt, macht sich im Publikum bereits durch wertvolle Schenkungen bemerkbar. Freilich haben wir dort auch manche Schenkungen gesehen, … Weiterlesen

Aus der Presse – Das Richtfest vom Gesellschaftshaus im Palmengarten

Vor wenigen Tagen hat man im Palmengarten das Richtfest des großen Gesellschaftshauses gefeiert und damit den ersten bedeutsamen Abschnitt in der Geschichte dieses Unternehmens markirt. Es ist nur erst ein Schritt, der damit zum Fertigen gethan worden ist, aber doch schon ein recht großer und bedeutsamer. Das wird bereits sofort den Außenstehenden erkennbar, wenn er vom Kuhthurm aus seinen Blick dem Hauptgebäude zuwendet, das in der Mitte des Hauptplans, erhöht, herausgehoben aus der weiten Wiesenfläche und auf Terrassen gesetzt, seine Umgebung als ein großes architektonisches Ganze in vornehmen Formen beherrscht. Freilich, zu seiner Vollendung im Inneren und Aeußeren fehlt noch Vieles, und es wird bis zu dem Winter hinein reiche Arbeit geben, ehe an seine Eröffnung gedacht werden kann. Noch liegt das Sparrenwerk des flachen Daches offen, ebenso die zierlichen Spitzen der vier, den mächtigen Bau und seine Rundbogen flankirenden Eckthürme, welche einen wirksamen Abschluß des mächtigen Werkes bilden helfen, doch genügt bereits diese in kräftigen Strichen gegebene äußere Contourenzeichnung, um das zukünftige Bild dieser Abtheilung geistig weiter auszugestalten, es mit breiten Terrassen, Balustraden und Pergolen zu beleben und es in eine blühende Umgebung, die des Gärtners Kunst noch schaffen soll, hineinzustellen. Einem weitbauchigen Riesenskelett gleich, legt sich jetzt die in kühner und mächtiger Eisenconstruction gespannte Palmenhalle, die zukünftige Pflanzenschauhalle, unmittelbar an die Bewirthungsräume. Dröhnende Hammerschläge, lautes Klopfen am Metall lehren, daß erst das Eisen seinem Zwecke fügsam gemacht werden muß, ehe die Sonne durch das Glas auf die Palmen scheinen kann. Wohl wird diese Palmenhalle einen besonderen Glanzpunct des Gartens bilden, immerhin soll nach den bei der Errichtung des letzteren ausgesprochenen Grundsätzen, wie sie in Anbetracht unserer klimatischen und örtlichen Verhältnisse von vornherein mit voller Berechtigung geltend gemacht wurden, der eigentliche Schwerpunct des Palmengartens in der Vielseitigkeit und Gediegenheit der im freien Lande hergestellten gärtnerischen Anlagen zu suchen sein. Welcher Spielraum bietet sich einer solchen Aufgabe dar! Eine verfügbare Fläche von nahezu 21 Hektar ist hier der gärtnerischen Kunst zur Entfaltung ihres Wirkens gegeben worden, eine riesige Fläche in den herrlichen Wiesenanlagen zwischen dem Kuhthurm und der Plagwitzer Straße, zum Theil von der Elster durchschnitten, zum Theil von der Luppe und dem Kuhburger Wasser umzogen. Es ist kein Wunder, wenn angesichts dieses gewaltigen Terrains, dessen Bearbeitung eine umfassende Erdbewegung erheischt, noch heute die Ausschachtungs- und Nivellirungsarbeiten nicht ruhen, wenn schwerbeladene, kreischende Kipplowries über die den Plan durchkreuzenden Feldbahnen ziehen und große Arbeitercolonnen eine Hunderte von Quadratmetern umfassende Bodenfläche mit Hacke und Spaten zu einem Weihergrund vertiefen. Zwei feste Brücken von genügender Breite überschlagen bereits den zukünftigen See im Kleinen, eine dritte breite und große, für Fußgänger und Wagen geschaffen, überwölbt in hoher Spannung den Elsterfluß. Sie führt in den Ritterwerder hinein, in jenen lauschigen Naturpark, der, vom Unterholz gesäubert, seine mächtigen Eichen aus saftiggrünem Rasengrund emporwachsen läßt. „Wit, wit, wit“ und „Tü, tü, tü“ lockt hier der Waldesfänger fröhliches Gezwitscher; ab und zu das Klappern von Rudern an den Booten der wasserfahrenden Leipziger vom Ruderclub, dann wieder Stille im lauschigen Hain. Nun zurück auf der breiten Brücke, die ein kunstvoll geschmiedetes Geländer trägt und kräftige steinerne Brückenköpfe. Wie eine Halbinsel legt sich an das weidenumbuschte Ufer der Elster im Westen das Parkstück unseres Meisters Max Klinger mit dem aus vollem Grün hervorleuchtenden Atelier, während nach Osten und Nordosten hin sich das weite Gelände der Wiesen vor dem Frankfurter Thore dem Auge erschließt, bis die dichte Waldgrenze des Rosenthales den Horizont umsäumt. Bequeme Kieswege in gefälligen Windungen durchschneiden das wellenförmig auf- und absteigende weite Gartengebiet im Süden der Anlagen. Vergeblich nach Blumen suchend, flattern bunte Falter darüber; Blumen giebt es noch keine, abgesehen von den Blüthen des Rosariums im Osten des Planes, welche die ersten Palmengartengrüße auszurichten haben. Dagegen zeigen verschiedene Coniferengruppen und sonstige vielfache Anpflanzungen von Busch und Baum, daß das landschaftliche Element bereits genügend festen Fuß zu fassen begonnen hat, namentlich im südlichen Theile des Gartens, wo unweit der Brücke aus Holzgeäst im Felsbau die Grotte mit dem Wasserfall erscheint. Weiter vorn wird fleißig an der Errichtung der Fontaine im großen Weiher gearbeitet; ein zierliches Barockhäuschen ersteht am kleinen See, gegenüber ein zweiter Pavillon am Wasser, dann ganz vorn neben dem Kuhthurm, etwas zur Seite gerückt, sind die Gewächshäuser im Entstehen begriffen, ebenso die Warm- und Kalthäuser. Auch die hohen Masten der elektrischen Beleuchtungsanlagen markiren bereits das Lichtbereich des Gartens für den Abend; die Quelle des Lichtes aber wird gegenwärtig im Maschinenhause dicht neben dem Kuhthurmgrundstück „gefaßt“, wo berufene Kräfte die Maschinen montiren. In der Umgebung des Hauptgebäudes kann natürlich mit Rücksicht auf den Bau die gärtnerische Kunst noch nicht ansetzen, doch wird hier und da Gras gesät und der Boden für seine zukünftige Bestimmung vorbereitet. Einige Rhododendrongruppen wagen sich schon schüchtern hervor. Was der Leipziger Palmengarten als umfriedeter Park und großer Ziergarten einst bieten soll, das liegt jetzt in großen Zügen vor. Sein Ausbau, seine Ausschmückung, seine Verschönerung, sein blühendes Gewand müssen dann weiter das Motto wahr machen, welches einst Landschaftsgärtner Otto Moßdorf, der gegenwärtige Bauleiter der gärtnerischen Anlagen, in sinnigem Wort unter seinen preisgekrönten Entwurf setzte: „Wenn Kunst sich in Natur verwandelt, so hat Natur und Kunst gehandelt.“ Als abgeschlossenes Ganze steht schon der Kuhthurm da, diese freundliche Gastwirthschaft mit ihren Weinspalieren, mit ihrer schmucken Malerei, mit ihren originellen Birkholzveranden, mit ihrer an das alte Forsthaus gemahnenden Zier von Hirschgeweihen an den Giebeln, mit dem goldenen Hirsch als Wetterfahne auf dem Dachreiter, kurz mit allem Schmuck, welcher jeden Freund „der grünen Farbe“ erfreut. Ja, selbst die „Schweden“ auf den mit rothleuchtenden Decken belegten Tischen sind grün. Der Kuhthurm hat längst zum Willkommen gerufen, und seine Besucher schauen neugierig durch die Drahtgitter, um das Wachsen und Werden der neuen, hochherzig von unserer Bevölkerung unterstützten Schöpfung gärtnerischer Kunst und architektonischer Kraft zu verfolgen, die auf einem historischen Boden entsteht. Historisch ist die Stätte da draußen an der Elster und Luppe. Denn wie der schlichte Denkstein im Kuhthurm mit einfachen Worten verkündet, in dem er auf das unter vielen und schweren Opfern von den Oesterreichern geführte Gefecht vom 16. October 1813 hinweist, in welchem sich die Truppen unter … Weiterlesen

Aus der Presse – Die Neueröffnung vom Kuhturm-Restaurant

Ein Idyll aus Leipzigs Vergangenheit wird wiederkehren, sobald das mit dem Palmengarten verbundene vordere Restaurant (früher Kuhthurm-Restaurant) wieder eröffnet ist. Zwar ist noch Alles im Werden, allein ein Blick in die zahlreichen, zu traulichen Kneipzimmern ausgestatteten Räume des Parterre und der ersten Etage zeigt den erlesenen Geschmack, welcher hier maßgebend ist. Um den früheren Wirthschaftshof ziehen sich rings mächtige Veranden und uralte Baumriesen ragen mit den Wipfeln darüber. — Kurz, noch vor der Eröffnung des Palmengartens wird dem Publicum ein Erholungsplatz zugänglich gemacht werden, welcher rasch sich vollster Beliebtheit um so mehr erfreuen dürfte, als in Herrn Alwin Hensel ein Gastronom für dasselbe gewonnen wurde, welcher vollstes Verständniß für seine dort harrende Ausgabe besitzt. Tausenden von Leipzigern ist Herr Hensel bereits aus seiner Dresdner Thätigkeit, speciell in der „Alten Stadt“ der 1896er dortigen Ausstellung, bekannt und nicht unmöglich erscheint es, daß seinem emsigen Schaffen es gelingt, das vordere Palmengarten-Restaurant schon zum Pfingstfeste dem allgemeinen Besuchern zu öffnen.  [1] Mit Bienenfleiß schaffen eine große Anzahl Arbeiter und Künstler, um das an der Frankfurter Straße gelegene vordere Palmengarten-Restaurant bis Pfingsten fertigzustellen, und ohne Zweifel wird es Herrn Hensel, dem Bewirthschafter des Etablissements, gelingen, Fertiges zu bieten, sobald er die Pforten des alten Kuhthurms den Gästen öffnet. Die inneren Räumlichkeiten, allerliebst ausgestattete trauliche Kneipzimmer, sind nahezu vollendet, ebenso die rings sich um die Gebäude ziehenden mächtigen Veranden und der Musikpavillon. Auch die westlich des Kuhthurmgebäudes befindlichen gärtnerischen Anlagen werden in den Restaurationsbetrieb einbezogen und viele Hunderte werden da lauschige Plätzchen finden, um sich inmitten prangender Natur zu erholen. Die Art und Weise der Einrichtung dieses vorderen Etablissements, das unabhängig vom Besuch des Palmengartens selbst auch nach dessen Eröffnung weiter bestehen wird, läßt angenehme Schlüsse zu auf das später unter Leitung des Herrn Hensel zu eröffnende Hauptrestaurant. [2] Das Palmengarten-Restaurant (vorderes) wird am 1. Pfingstfeiertag seiner Bestimmung übergeben werden, und wer dahin seine Schritte lenkt, der wird staunen ob der Veränderung, die sich der alte „Kuhthurm“ und dessen unmittelbare Umgebung gefallen lassen mußten, um in großartigster Weise neu zu erstehen. Ein herrlicher Erholungsort ist dort geschaffen worden, dessen lebhafter Besuch nicht ausbleiben wird. Bezüglich der Bewirthschaftung desselben ersehen die Leser alles Nähere aus dem Inserat vorliegender Nummer. [3] Während die baulichen Arbeiten der im Westen Leipzigs zu errichtenden Palmengartenanlage auf das Eifrigste gefördert werden, um den Palmengarten selbst noch im Laufe des Jahres seiner Vollendung entgegenzuführen, hat bereits ein Theil des wirthschaftlichen Betriebes, soweit er nicht in directem Zusammenhang mit den zu errichtenden großen Neubauten steht, eröffnet werden können: der Kuhthurm, unmittelbar neben dem Haupteingange zum Palmengarten an der Frankfurter Straße gelegen, ist in jüngster Zeit seiner Bestimmung, als Restaurant zu dienen, übergeben worden. Das malerische Gebäude, welches früher den mannigfachsten Zwecken, unter Anderen auch denen der landwirthschaftlichen Versuchsstation der Universität Leipzig diente, erfuhr in den letzten Wochen eine durchgreifende architektonische Erneuerung, mit welcher gleichzeitig die Errichtung zweckmäßiger und schöner Neubauten verbunden wurde, so daß sich der Kuhthurm nunmehr als ein einheitlicher Restaurationsbetrieb präsentirt. Das mit der Front nach Norden gelegene Hauptgebäude wurde an seiner Gartenseite mit einer alle Nebengebäude miteinander verbindenden breiten Wandelhalle versehen, die Hunderten von Besuchern einen bequemen Aufenthalt gewährt. Ihr origineller durch natürliche Birkenholzconstructionen gegebener Charakter steht in vollem Einklang zu der malerischen Ausschmückung, welche sowohl den langen Wandflächen der Colonnaden als auch sämmtlichen Innnenräumen des Hauptgebäudes gegeben wurde. Diese von Herrn Maler A. Hesse entworfene und ausgeführte künstlerische Decoration, die in einem seinem Wesen nach mittelalterlichen Stil gehalten ist, ohne sich streng daran zu binden, belebt die Wände mit einem flotten Arabesken- und Figurenspiel; es erfüllt sie mit einer Reihe symbolischer Motive, die namentlich im Hinblick auf die einstige forstwirthschaftliche Bedeutung des Kuhthurmes sich vielfach auf die Jagd beziehen. Auch in seiner sonstigen wirthschaftlichen Einrichtung trägt das Etablissement, das einen tüchtigen Vertreter des Gastwirthsstandes, Herrn Alwin Hensel, an der Spitze und Leitung seines umfassenden Betriebes steht, vereinigt sich die mustergiltige und zweckmäßige Anordnung mit einer gediegenen und vornehmen Ausstattung, die für den Gast nur wohlthuend wirkt. Mit der Eröffnung dieses ersten Palmengarten-Restaurants ist ein Etablissement von freundlichstem Charakter unserer Bewohnerschaft erschlossen worden; seine Beliebtheit hat sich bereits kurz nach seiner Eröffnung geäußert, als Schaaren von Besuchern sich den reizenden Anlagen und Bauten am ehemaligen Kuhthurm zuwandten und die erste Etappe zum zukünftigen Palmengarten besetzten. [4] Der Inhaber des vorderen Palmengarten-Restaurants (Kuhthurm) wird, wenn das Wetter ein günstiges ist, am nächsten Mittwoch, den 29. Juni, das erste Concert veranstalten, das von der gesammten Capelle des 10. königl. sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 134 unter Herrn Alfred Jahrow‘s ausgezeichneter Leitung ausgeführt wird. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Herr Hensel mit dieser Veranstaltung den Wünschen Vieler entgegenkommt. Sicher steht auch dem Concert, das wie alle von der genannten Capelle gegebenen ein vortreffliches sein wird, starker Besuch in Aussicht, ist doch durch die elektrische Bahn günstige Gelegenheit gegeben, das hübsche Restaurant der neuen großartigen Anlage, welche das allgemeinste Interesse beansprucht, bequem zu erreichen. [5] [1] Das vordere Palmengarten-Restaurant, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, Beilage. Abendausgabe vom 6. Mai 1898, S. 3495. [2] Das vordere Palmengarten-Restaurant, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 3. Beilage vom 19. Mai 1898, S. 3855. [3] Das vordere Palmengarten-Restaurant, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 8. Beilage. Sonntagsausgabe vom 29. Mai 1898, S. 4137/4140. [4] Vom Leipziger Palmengarten, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, Sonntagsausgabe vom 12. Juni 1898, S. 4471. [5] Das vordere Palmengarten-Restaurant, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 8. Beilage. Sonntagsausgabe vom 26. Juni 1898, S. 4881.

Aus der Presse – Vortrag vom Gartenarchitekt zum Palmengarten

Der Leipziger Palmengarten wurde von Herrn Moosdorf [Mossdorf oder Moßdorf], Vorsitzendem der kürzlich beendeten internationalen Gartenbau-Ausstellung, in der letzten Sitzung des Hausbesitzer-Vereins in Leipzig-Lindenau in einem Vortrage behandelt, und es äußerte sich der Redner über dieses Project etwa wie folgt: Bei dem allgemeinen Interesse, welches das Project eines Palmengartens erregt, wird natürlich die Frage aufgeworfen: wie ist diese Idee entstanden? Palmengärten giebt es schon seit längerer Zeit in anderen Städten, z. B. in Köln, Frankfurt a. M., Charlottenburg, Hannover, und was dort möglich war, müßte doch auch hier in Leipzig zu schaffen sein. Als im vorigen Jahre im Gärtner-Verein der Plan einer internationalen Gartenbau-Ausstellung entstand, wurde Herr Moosdorf beauftragt, den hierfür passenden Platz vorzuschlagen. Bei den Verhandlungen, welche darüber mit dem Herrn Oberbürgermeister Dr. Georgi gepflogen wurden, schlug dieser das Kuhthurmgrundstück vor, zugleich den Wunsch äußernd, dort vielleicht noch einmal einen Palmengarten erstehen zu sehen. So entstand die Gartenbau-Ausstellung und dem Publicum ist hierbei die Gelegenheit geboten worden, zu sehen, wie ein Palmengarten sich vielleicht präsentiren würde. Bei der Frage nach der Berechtigung der Idee ist eine ideale Seite und reale Seite in das Auge zu fassen. Mancher fragt, wozu brauchen wir einen Palmengarten? Jeden Menschen erfreut der Anblick der Natur. Deshalb ist es das Bestreben der Reichen, sich mit Naturanlagen zu umgeben und selbst die ärmeren Classen versuchen, so weit ihre Mittel reichen, sich ein Gärtchen zu schaffen. Besonders in den großen Städten ist das Bedürfniß nach einem Garten vorhanden. Diejenigen, welche Gelegenheit hatten, in ihrer Jugend die Natur in vollen Zügen zu genießen und deren Wiege nicht in einer großen Stadt stand, wissen das zu würdigen. Der Verkehr mit der Natur ist für die ideale Entwickelung des Menschen von Vortheil, und wie wohlthuend in sanitärer Hinsicht die Natur auf das Gedeihen der Kinderwelt wirkt, ist Jedem bekannt. Um nun den Stadtbewohnern Gelegenheit zu geben, den Genuß eines Gartens zu haben, aber nicht nur im Sommer, sondern auch in der rauhen Jahreszeit, empfiehlt es sich, Anlagen, wie der projectirte Palmengarten, in das Leben zu rufen. Wenn man die reale Seite betrachtet, so entsteht die Frage: Wenn eine Stadt wie Leipzig einen Palmengarten schafft, was nützt derselbe? In erster Linie wird die Stadt dadurch verschönert und für die Fremden ein neuer Anziehungspunct geschaffen. Dieselben verweilen dann länger hier und dadurch wird der Stadt Geld zugeführt. Die Gartenbau-Ausstellung hat so recht den Fremdenzufluß illustrirt, haben doch etwa 150 000 Personen die Ausstellung besucht. Zieht man nun eine Parallele zwischen dem hier geplanten und anderen Palmengärten, so ist das Resultat ein für Leipzig günstiges. Frankfurt a. M. hatte zuerst wenig Mittel zur Verfügung und das kleine Grundstück war ein vollständig kahler Platz. Vortheilhafter liegen die Verhältnisse hier. Es ist schon landschaftliche Schönheit vorhanden, die dort erst geschaffen werden mußte, wie die schöne Umrahmung des Platzes und die vorhandenen Anlagen der Ausstellung. In Frankfurt hat z.B. die Herstellung des Teiches circa 400 000 Mark gekostet. Hier ist das Terrain ganz von Wasser umgeben und wenn auch der in der Ausstellung angelegte Teich vertieft werden muß, um Gondelfahrten zu ermöglichen, so ist die Ausführung doch keine so schwierige. Der ganze Plan der Ausstellung war so zugeschnitten, daß er als Grundlage für den Palmengarten dienen kann. In 4-5 Jahren läßt sich ein Palmengarten schaffen, welcher mit jedem andern concurriren kann. Die schon vorhandenen alten Bäume und der für Neupflanzungen so günstige Boden sind ein großer Vortheil, den wir vor anderen derartigen Anlagen voraus haben. In welcher Weise wird nun ein Palmengarten geschaffen? Das ist die nächste Frage. In Köln z. B. ist der Garten sehr beschränkt, und wenn auch in Frankfurt a. M. derselbe größer ist, so ist er doch immer noch zu klein, um den richtigen Genuß eines Gartens eintreten zu lassen. Denn die meisten existirenden Palmengärten sind mehr Palmenhäuser und die darin enthaltene drückende Atmosphäre wirkt nicht erquickend. In einem Palmengarten muß eine angenehme Luft sein. Man hat sich verleiten lassen, um der Seltenheit willen, solchen Pflanzen den Vorzug zu geben, welche eine hohe Temperatur gebrauchen. Es giebt aber viele Pflanzen, welche nur einer niedrigen Temperatur bedürfen, und der hier geplante Palmengarten soll eben vorzugsweise solche Pflanzen enthalten, er soll anders aussehen, als andere Palmengärten, das Publicum soll wirklich den Genuß eines Gartens haben. Wenn der Garten nach diesem Plane ausgeführt wird, so muß er ohne Zweifel die anderen Anlagen übertreffen, und trotzdem werden die Herstellungskosten nicht so viel betragen. Wenn das Project des Palmengartens zur Ausführung kommt, so wird, so schloß der Redner unter lebhaftem Beifall seinen Vortrag, unstreitig Leipzig dadurch gewinnen und insonderheit der westliche Stadttheil wird großen Vortheil davon haben. [1] Am gestrigen Abend hielt der Bezirks-Verein West-Leipzig im Gosenschlößchen zu Plagwitz seine Hauptversammlung ab. Dieselbe wurde in Vertretung des Vorsitzenden Herrn Weyrauch von Herrn Knoll mit einer kurzen begrüßenden Ansprache eröffnet […] Hierauf nahm Herr Handelsgärtner Moßdorf sen. das Wort zu dem zugesagten Vortrag über den „Leipziger Palmengarten“. Die Idee, einen Palmengarten zu schaffen, geht bis in die siebziger Jahre zurück, wo sie schon im Leipziger Gärtner-Verein erörtert wurde. Aber erst 1893 kam die Angelegenheit in Fluß, als gelegentlich der Jubiläums-Ausstellung des Gärtner-Vereins Herr Oberbürgermeister Dr. Georgi das Kuhturmareal als das geeignetste in Vorschlag brachte. Dasselbe war bereits für die Ausstellung von 1884 in Vorschlag gebracht, damals aber wegen der Hochwassergefahr abgelehnt worden. Ein jetzt angefertigter Nivellirungsplan ergab aber, daß dieselbe nur eine illusorische war. Etwaige noch vorhandene Bedenken wurden durch Erhöhung des dem Luppen-Ufer entlang führenden Dammes um 50 cm und durch die neuerbaute große Vorfluthschleuße beseitigt. Das Kuhthurmareal eignet sich für den Palmengarten wie kein zweites, da es einen prachtvollen landschaftlichen Hintergrund und außerordentlich werthvolles altes Baummaterial bietet. Nach der 1893er Gartenbau-Ausstellung wurde daher eine Actiengesellschaft begründet. Die Zeichnung der Actien verzögerte sich etwas, da gegen den neuen Palmengarten von manchen Seiten Bedenken geltend gemacht wurden, namentlich hieß es, der neue Palmengarten wird nur eine neue Kneipe. Dem ist aber nicht so, denn wenn in einem Gartenlocal das Restaurant die Hauptsache und der Garten nur Nebensache ist, so ist das Verhältniß beim Palmengarten, wie aus § … Weiterlesen

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