Aus der Presse – Im Zauberwald der Gartenbau-Ausstellung

Der Leipziger Gärtnerverein, der in diesem Jahre auf eine 50jährige Vergangenheit zurückblickt, hatte schon vor längerer Zeit den Plan gefaßt, mit diesem Jubiläum eine Gartenbau-Ausstellung zu verbinden und dadurch demselben auch einen internationalen Charakter zu verleihen. Durch Umsicht und eigene Kraft der Unternehmer, die in den weitesten Kreisen sympathische Beihülfe zu ihren Bestrebungen fanden, kam dieser Plan zur Ausführung, nicht wenig begünstigt durch die städtischen Behörden, die zugleich auch für die Ausstellung, bei der sich zahlreiche Betheiligung erwarten ließ, ein geeignetes Areal zur Verfügung stellten. Es war dies der sogen. Kuhthurm, eine im 13. Jahrhundert erbaute Warte, deren Insassen die auf den angrenzenden Wiesen weidenden Stadtheerden vor diebischen Strauchrittern zu schützen hatten. Seit dem 16. Jahrhundert Wohnung des städtischen Oberförsters, nachher kurze Zeit ein Vergnügungsort und schießlich Sitz einer Landwirthschaftlichen Lehranstalt, erlangte der Kuhthurm durch die hierher verlegte Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung eine neue, und zwar sehr erfolgreiche Bedeutung. Jetzt erst erkannte man, daß seine mit uralten Bäumen, anmuthigen Gebüschen und Wiesenmatten abwechselnde Umgebung sich vortrefflich zu einer künstlerischen Parkanlage eigne, die ein würdiges Seitenstück zu dem kleinen See bilden würde, den man in östlicher Richtung anzulegen plant. Es war eine gewaltige Arbeitslast vom Gärtnerverein zu überwinden, um das Werk in entsprechender Weise durchzuführen; galt es doch, einen fast 14 Hektar umfassenden Platz einzutheilen, vorzurichten und mit den erforderlichen Baulichkeiten, Anlagen und fachlichen Durchführungen zu versehen. Die Sicherung dieses, alle Factoren zur günstigen Verfolgung des, hier des Leipziger Gärtnervereins harrenden Aufgaben in sich tragenden Grundes und Bodens durfte als eine seiner schätzenswerthesten Errungenschaften bezeichnet werden. Landschaftliche Schönheit verband sich mit ausgedehnter Raumausnutzung und mit der Annehmlichkeit bequemer Verkehrsverhältnisse. Zwischen zwei Pferdebahnlinien, Leipzig-Lindenau und Leipzig-Plagwitz, und sogar an einer Elsterdampfschiffslinie sowie großen Zugangsstraßen unweit der Stadt gelegen, bot sich das Terrain der schaffenden Hand, dem künstlerischen Auge des Gärtners dar. Und wie viel schönes und herrliches hat seine Kunst auf diese noch vor wenigen Wochen so stille Einöde hingezaubert! Neben dem Anmuthigen die Großartigkeit aller Anlagen und Baulichkeiten! Dabei macht das Ganze keineswegs den sonst üblichen Eindruck einer Ausstellung mit ihren klappernden und schnurrenden Maschinen und betäubenden Dampfpfeifen, sondern man wähnt sich in ein Zauberland der Märchenwelt versetzt, wo die Blumenkönigin herrscht. Dort lagert ein riesiges Parterre, in den architektonischen Formen der großen Festhalle gehalten, die hier als Palmenhaus dient; dort liebliche Blumenanlagen, springende Wässer, inmitten smaragdgrüner Rasenplätze, Grotten und lauschiger Pavillons. Scheint es doch, als ob alles, was sich hier verbindet, von selbst und von vornherein hätte zusammenstimmen müssen, die hohen Baumgruppen zu den ausgedehnten mannigfaltigen Gruppen der Coniferen und Palmensorten, die imponirenden Ausstellungsbauten zum Weiher und endlich der baum- und buschreiche natürliche Pflanzenwall zur weitern Umgebung, aus der, das malerische Bild verfolgend, der plagwitzer Kirchthurm herüberschaut. Freitag am 25. August ist die Ausstellung, über die König Albert von Sachsen das Protectorat angenommen hat, eröffnet und deren Schluß auf den 5. September festgesetzt worden. Der Besuch des Königs hat leider infolge des Todes Herzogs Ernst von Sachsen-Koburg und Gotha wegen Theilnahme an dessen Bestattungsfeierlichkeiten abgesagt werden müssen. Um jedem Interessenten billige Gelegenheit zum Besuche der Ausstellung zu verschaffen, haben sich einige Eisenbahngesellschaften auf Antrag bereit finden lassen, Extrazüge zu ermäßigten Preisen zu veranstalten. Durch die höchst werthvollen Ehrenpreise der Fürsten und hohen Interessenten wurde der Wetteifer der Bewerber sehr erfreulich unterstützt. Ueber das ganze Ausstellungsterrain vertheilt sich die große Restaurationshalle mit ihren vielen Nebenbüffets, sodaß überall bequeme Gelegenheit zur Erlangung von Erfrischungen winkt. Der doppelte Strang einer elektrischen Beleuchtung gestattet das Verweilen auf der Ausstellung bis abends 10 Uhr. Wessen die moderne Gartenkunst fähig ist, was in ihr Formensinn und Erfindungskraft zu erreichen vermochten, das liegt hier offen vor jedermanns Auge in reichster Gestaltung, entworfen von dem ersten Vorsitzenden des Comités, dem Landschafts- und Handelsgärtner O. Moßdorf in Leipzig-Lindenau, vereinigt zum genialen Meisterwerk. Was die Opferfreudigkeit der Leipziger Gärtner hier geleistet hat, mag auch bezeugen, daß Mitglieder, wie Hanisch, Wagner und Mosenthin, aus eigenen Mitteln über 20 000 Mark dazu gestiftet haben. Von Otto Moser Die Internationale Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung zu Leipzig, in: Illustrierte Zeitung Leipzig vom 2. September 1893. Band 101, 2. Halbjahr, Nr. 2618, S. 275 f.

Aus der Presse – Geschichtliches über den Kuhturm

Es wird gewiß Manchem willkommen sein, über die Vergangenheit des Kuhthurm-Grundstückes, das gegenwärtig zu dem so herrlichen Gartenbau-Ausstellungsplatz verwandelt ist und später voraussichtlich den geplanten Leipziger Palmen-Garten aufnehmen wird, aus dem Nachstehenden sich unterrichten zu können. Jahrhunderte alte Nachrichten erzählen, daß auf der Stelle, wo sich jetzt der Kuhthurm befindet, in frühester Zeit ein von dichter Waldung umgebener slawischer Opferaltar stand, der mit Niederwerfung der heidnischen Bevölkerung, also im 11. Jahrhundert, verschwunden sei. Gegenüber dieser nicht ganz sicheren Ueberlieferung läßt sich dagegen mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß um diese Zeit der Kuhthurm erbaut worden ist. Die Sieger hatten nach Besiegung der Slawen und Zerstörung ihrer Niederlassung Lipzk unfern derselben eine Stadt, unser jetziges Leipzig, gebaut, wo neben lebhaftem Handel und Wandel auch viel Ackerbau getrieben wurde. Die Folge war zunächst eine bessere und nähere Verbindung mit einer der Heerstraßen des Reiches, welche damals über das bedeutende Schkeuditz führte. So entstand mitten durch Wald und Sumpf hindurch die Verbindungsstraße in der Richtung nach der deutschen Ansiedelung Lindenau und weiterhin bis Merseburg, das mit der Leipziger Klostergeistlichkeit in engster Verbindung stand. Gleichzeitig wurde durch diese Straßenanlage auch der Zugang nach den Wiesen und Tristen eröffnet, an welchen die östliche und nördliche Umgebung der Stadt so arm war. Auf diesen Wiesen weidete das Vieh der früher zahlreichen Leipziger Stadtgüter noch vor wenig mehr als sechzig Jahren. Um nun diese Viehheerden vor dem Raubritterthum zu wahren, bauten die Leipziger einen festen Thurm zum Aufenthalt von Wachtleuten, der nach außen von der nahe vorüberfließenden Luppe und einem Graben abgeschlossen war. Ihren jetzigen Lauf erhielt die Luppe erst um das Jahr 1830, wobei auch die alte Holzbrücke abgebrochen wurde. Den Thurm nannte man in Betracht des Zweckes die Kuhburg und die nahe Luppenstrecke „das Kuhburger Wasser“. Da nach alter Orthographie die Kuhburg „Coburg“ geschrieben wurde, so hat sich für die Luppe der Name „Coburger Wasser“ bis heute erhalten. Mit dem 15. Jahrhundert glaubte das zu Macht und Reichthum erblühte Leipzig die Schnapphähne für das weidende Rindvieh der Stadtgüter nicht mehr fürchten zu dürfen und zog die Aufsichtswache zurück, um den Thurm als Forsthaus einzurichten. Der erste Förster, welcher 1533 seinen Amtseid leistete, wird der Kuhthürmer genannt, und so hießen seine Nachfolger noch fast zwei Jahrhunderte hindurch. Der letzte Förster, welcher seine Amtswohnung im Kuhthurm hatte, war der Oberförster Koch, Vater des 1876 verstorbenen Bürgermeisters. Nach des Oberförsters Koch Tode wurde der Kuhthurm an den Gastwirth Schatz in Leipzig verpachtet, welcher ihn in ein Vergnügungsetablissement umwandelte und einen Tanzsalon daselbst errichtete, der eines Tages, glücklicherweise ohne Menschenleben zu gefährden, über den Hausen fiel. Von dieser Zeit an kam das Vergnügungsetablissement in Rückgang, bis man es aufgab und eine landwirthschaftliche Versuchsanstalt daselbst errichtete. Neuerdings, zuerst 1835, wurde der altersgraue Kuhthurm wiederholt modernisirt und renovirt; doch sind die Mauern des Hauptgebäudes und des anstoßenden Thurmes noch die des ältesten Baues. Beachtenswerth ist auch das unter den alten herrlichen Linden im Garten aufgestellte steinerne Becken, welches von vielen Leuten für einen heidnischen Opferstein gehalten wird. In Wahrheit ist es aber ein christlicher Taufstein, allerdings aus frühester Zeit, der im vorigen Jahrhundert bei dem eine halbe Stunde entfernt gelegenen Dorfe Schönau in der Erde gefunden und hier aufgestellt wurde. Wahrscheinlich entstammt der Taufstein der Kirche eines dort gestandenen Dorfes, das wie viele andere in Leipzigs Umgebung, in einem Kriege zerstört und nicht wieder aufgebaut worden ist. Die unten im Steine befindliche Oeffnung zum Abfluß des Taufwassers unterstützte die Meinung, es sei ein heidnischer Opferaltar, indem viele glaubten, sie sei zum Abfluß des Blutes der geopferten Thiere und Menschen angebracht worden. Dieses seit vor fast einem Jahrtausend den verschiedensten Verwendungen dienende Grundstück, eine Fläche von ca. 136 000 qm umfassend, hat der Rath der Stadt Leipzig dem Leipziger Gärtner-Verein zur Veranstaltung der Internationalen Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung zur Verfügung gestellt. Geschichtliches über den Kuhturm, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, Sonntagausgabe. 2. Beilage vom 27. August 1893, S. 6007.

Aus der Presse – Die Firma Hanisch auf der Gartenbau-Ausstellung

Zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Leipziger Gärtner-Vereins findet in den Tagen vom 25. August bis einschließlich den 5. September 1893 eine Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung zu Leipzig statt, über welche Seine Majestät der König Albert von Sachsen das Protectorat allergnädigst zu übernehmen geruht haben. In hervorragendster Weise ist an dieser Ausstellung die älteste Gärtner-Firma Leipzigs: J. C. Hanisch, Hoflieferant Seiner Majestät des Königs Albert von Sachsen, betheiligt, deren beide Begründer, Johann Christian Hanisch und Carl Julius Hanisch, auch die Mitbegründer des sein Jubiläum feiernden Leipziger Gärtner-Vereins waren. Die Firma J. C. Hanisch in Leipzig besteht bereits seit 55 Jahren. Die gärtnerischen Anlagen, früher in der Altstadt Leipzig, zwischen Dresdner-, Insel- und Blumenstraße gelegen, befinden sich jetzt in Leipzig O., an der Zweinaundorfer Straße, und umfassen insgesamt ein Areal von 8 Hectaren. Die Culturen sind äußerst umfangreich und vielseitig und umfassen nahezu Alles, was der tägliche Bedarf an Pflanzen und Blumen fordert. In den 10 000 qm Raum bedeckenden Warm- und Kalthäusern, Culturkästen ec. Werden besonders große Sammlungen von Palmen, Warm- und Kalthauspflanzen aller Art, Rosen ec. Cultivirt. Im Freien sind es vorzüglich Maiblumen, Rosen, Sortimente von Stauden, Lilien, Beerenobst, welche gepflegt werden. Die Firma beschäftigt ein Personal von 70 Personen ständig, und diese Zahl steigt zur Zeit der Frühjahrs- und Herbstarbeit auf das doppelte. Unsere nebenstehende Abbildung zeigt uns den Theil der Ausstellung, welchen die Firma J. C. Hanisch für die Schaustellung ihrer Erzeugnisse hergestellt hat. In der Mitte eines Areals von 7 000 qm erhebt sich eine in orientalischem Geschmack gehaltene Halle nebst Terrasse von 37 m Länge und 25 m Breite. Der Zugang zu dieser erfolgt von der hintern Seite durch Ueberschreiten der angebauten Terrasse, während die an der Vorderseite angelegte Veranda lediglich decorativ ausgestattet ist. Während der in dem Vordergrunde unseres Bildes liegende Theil des Terrains mehr blühende Beete und Gruppen enthält, befinden sich auf der entgegengesetzten Seite Gruppen von Coniferen, Palmen, Lorbeerbäumen ec. Das Arrangement des ganzen ist ein einheitliches und lehnt sich, soweit dies bei einer Ausstellung, die vieles umfassen soll, möglich ist, an den südländischen Charakter der Halle an. Sanft ansteigende Wege führen an den beiden Giebelseiten zu blumengeschmückten Zelten. Die entstandenen Böschungen sind theils mit Blumen, theils mit guirlandenförmigen Beeten besetzt. Auch die Veranda und Terrasse sind in allen ihren Theilen reich mit Blumen und Einzelpflanzen ausgestattet. Die äußere Umgebung der Halle zeigt uns besonders schöne Gruppen von blühenden Begonien, blühenden und buntblätterigen Geranien, Teppichbeeten, Blattpflanzen-Gruppen, Lilien, Araucarien, Canna, Dahlien ec. ec. Betritt man das Innere der Halle, so führen breite Treppen zu beiden Seiten nach unten. An den Wänden bauen sich hohe Palmen- und Farren-Gruppen auf, während das Mittelstück niedrig gehalten ist und von farbenprächtigen Gruppen von Warmhauspflanzen bedeckt wird. Hervorragend ist die Bindekunst vertreten, der Hauptzweig des ganzen Geschäftsbetriebes; sie giebt ein sprechendes Zeugniß von der Leistungsfähigkeit des Geschäftes. Für die Redaction verantwortlich: Franz Mersch in Leipzig. Von der Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung zu Leipzig, in: Illustrierte Zeitung Leipzig vom 26. August 1893. Band 101, 2. Halbjahr, Nr. 2617, S. 252 f.

Aus der Presse – Die Gebäude der Gartenbau-Ausstellung

Ausstellungs-Gebäude haben zumeist architektonisch einen untergeordneten Werth, dienen sie doch nur dazu, die auszustellenden Gegenstände zeitweilig aufzunehmen, sie müssen hauptsächlich einen großen möglichst freien Raum darbieten, der sich dem Zwecke gemäß ausnutzen läßt. Sie sind im Allgemeinen von leichter Bauart, denn es ist ihnen nur ein kurzes Dasein beschieden und ihre Ausstattung nähert sich oft der Theaterdecoration, außerdem ist es nicht möglich, viel Zeit und Geld auf ihre Herstellung zu verwenden. Man darf daher an derartige Bauwerke keine zu großen Anforderungen stellen, sie sind anders zu beurtheilen, als unsere modernen, massiven, auf lange Zeitbauer berechneten Gebäude, es sind – mit einem Worte gesagt – Interimsbauten. Diese Umstände in Erwägung ziehend, möge man die Besichtigung der vom Comité errichteten Gebäude der internationalen Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung vornehmen. Das erste, welches dem Besucher derselben in die Augen fällt, ist das an der Frankfurter Straße nach Art der römischen Triumphbogen erbaute Eingangsthor, welches von halbrunder Einfriedigung mit zwei Kassenstellen eingefaßt und in der oben beschriebenen Weise aus vergänglichen Material, d. h. aus Holz und Leinwand ausgeführt ward. Nach Durchschreiten desselben erblickt man die große Ausstellungshalle vor sich, welche nicht allein das Hauptgebäude der Ausstellung bildet, sondern auch den vorderen Theil des Parkes abschließt. Sie hat eine Länge von 100 Metern und ward im Renaissancestil erbaut, niedrige, mit Kuppeln bekrönte Vorlagen markiren ihre Ecken, während in der Mitte ein größerer Vorbau mit dementsprechender Kuppel angeordnet wurde. Letztere hat auf der Spitze eine sogenannte Laterne und einen mit Malerei ausgeschmückten Sockel, über welchem noch eine Uhr angebracht worden ist. Die Facaden-Architektur, die übrigens nur der Stuckateur und Decorationsmaler herstellte, wird hier durch einen Giebel abgeschlossen, der in seinem Felde eine auf Goldgrund sich gut abhebende figürliche Malerei umschließt. Die Construction dieses Baues erfolgte in Holz, welches mit wasserdichter Leinwand überzogen, die zugleich durchsichtig ist, so daß die Anlage von Fensteröffnungen unnöthig ward. Ein hohes, breites Hauptportal im Mittelbau und sechs Thüren vermitteln den Eintritt in das Innere, welches einen freien, mächtigen Raum darstellt, der sich vortrefflich zur Pflanzen-Ausstellung eignet. Derselbe ist außerdem geschmackvoll decorirt und in seinem Mittelpunct erblicken wir eine mit Figurengruppe geschmückte Fontaine. Die Baukosten dieser Ausstellungshalle betrugen ca. 40 000 Mark. Als ein besonders sehenswerthes Bauwerk erscheint der sogen. Königspavillon, welcher hinter dieser Ausstellungshalle am See zur Ausführung kam und dessen kunstvolle Ausstattung vom hiesigen Albrecht-Dürer-Verein in uneigennützigster Weise übernommen ward. Dieser Pavillon bildet sozusagen den Mittelpunct unter den Ausstellungsgebäuden und ist seiner Bestimmung gemäß am reichsten geschmückt, fast alle Mitglieder des genannten Vereins haben sich mit ihren Werken daran betheiligt, wir finden hier die Decorations-Malerei, Tapezierer-Arbeit, Architektur, Glas-Malerei, Kunstschlosserei, Bildhauerei, Weberei ec. vertreten, so daß ein kleines interessantes Kunstgewerbemuseum entstanden ist. Eine breite Treppe liegt vor dem mit dem sächsischen Wappen oberhalb versehenen Haupteingang, darüber erhebt sich eine mit der Krone geschmückte grünliche Kuppel, die an den vier Ecken durch Fahnen flankirt ist. Die ganze Höhe des Baues beträgt 18 m, er ist unterhalb durch eine 3 m breite Terrasse eingefaßt, die mit Baldachinen überspannt und durch elegante Brüstung abgeschlossen wird. Dieser Königspavillon, in seiner schönen gediegenen Ausführung, ist zugleich ein erfreuliches Bild von dem einigen gemeinschaftlichen Streben des rührigen Albrecht-Dürer-Vereins, der an der Spitze des Kunstgewerbes in Leipzig steht und abermals hier gezeigt hat, was er zu leisten vermag. Jenseits des Sees sehen wir das große Palmenhaus der Firma J. C. Hanisch, welches inmitten herrlicher Pflanzen-Anlagen aufgebaut ward. Es ist gleichfalls aus Holz construirt und mit durchsichtigem Stoff überzogen, so daß auch hier die Anlage von Fenstern unnöthig war, vor seinem Haupteingang liegt eine breite Terrasse, die mit allerhand Zierpflanzen geschmackvoll und reich ausgeschmückt ist. Im Uebrigen ist dieses Palmenhaus nächst der Hauptausstellungshalle das größte unter den hier zur Ausführung gekommenen Gebäuden. Die anderen Gärtner-Firmen haben nur kleinere erbaut und zwar auch aus Holz mit entsprechender malerischer und decorativer Ausschmückung, wobei wir nicht versäumen wollen, die Ausstellungshallen der Herren Moritz Jacob und Otto Thalacker wegen ihrer hübschen Form und ihres kunstvollen Schmucks besonders hervorzuheben. Ziemlich zahlreich sind die an passenden Stellen des Ausstellungs-Parks errichteten Pavillons, die aus Schmiede-Eisen, Wellblech, Eisenguß oder Holz in rechteckiger oder vieleckiger Grundform auf Hügeln oder in der Nähe des Wassers zur Ausführung kamen und den landschaftlichen Reiz vermehren. Von anziehender Form ist namentlich der über der Felsengrotte durch Herrn Zimmermeister Bastänier erbaute achteckige, mit geschwungener Kuppel bekrönte Pavillon, der zugleich als guter Aussichtspunct über das hintere Ausstellungs-Terrain zu empfehlen ist. Nicht weniger schön ist der von Herrn F. Mosenthin aus Gußeisen und Zinkblech hergestellte sehr zierliche Pavillon in der Nähe seines Gewächshauses. Unweit davon hat Herr Albert Wagner in Gohlis, inmitten seines herrlichen Palmengartens am See, einen kreisförmigen Pavillon aus Holz und getrockneten Palmenblättern zusammengefügt, die nicht allein vortrefflich in die Scenerie hineinpaßt, sondern auch als höchst originell zu bezeichnen ist. Von den anderen noch vorhandenen Pavillons seien der aus Eisen von der Firma Weithas Nachfolger auf einem Hügel nahe der Plagwitzer Brücke, der des Herrn Carl Schließmann in Castel hinter der Restauration und der aus Naturholz gefertigte, auf einem Hügel neben dem Haupteingang als sehenswerth hervorgehoben. Interessant werden auch für Viele die transportablen eisernen Lauben des Herrn Carl Schmidt in Reudnitz sein, ebenso die eisernen, mit buntfarbigen Stoffen überzogenen Gartenzelte der Firma Tränkner & Würker in Lindenau, die an verschiedenen Stellen zwischen den Blumenbeeten und Rasenplätzen aufgestellt wurden und als Pavillons in kleinem Maßstabe zu betrachten sind. Nicht unerwähnt möge das wohl allen Besuchern der Ausstellung angenehm auffallende Strohhaus bleiben, das in der Nähe des Sees erbaut und von der Firma O. Mann in Eutritzsch als Ausstellungsraum benutzt wurde. Es besteht nur aus Naturholz, Baumrinde und Stroh, hat eine sehr gefällige, zierliche Form und harmonirt vortrefflich mit seiner grünen landschaftlichen Umgebung, es wird gewiß bei jedem Beschauer einen freundlichen Eindruck hinterlassen. Daß in einer Gartenbau-Ausstellung die Gewächshäuser nicht fehlen dürfen, ist selbstverständlich, so sind denn auch hier eine ziemliche Anzahl davon ausgestellt, die uns die verschiedenen Systeme der Anlage und ihre Erwärmung vergegenwärtigen. Sämmtliche Gewächshäuser sind massiv fundamentirt, wie in der Wirklichkeit, und ihr Oberbau besteht zumeist aus Eisen und Glas. Sogleich rechts vom Haupteingange zum … Weiterlesen

Die internationale Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung in Leipzig

Wir vermeiden es sonst sehr gerne, inbezug auf die noch in der Vorbereitung befindlichen Gartenbau-Ausstellungen unseren Lesern vorzeitige Versprechungen darzubringen. Die heute den Vorarbeiten für die vom 25. August bis 5. September in Leipzig stattfindende Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung zugestandene Ausnahme erschien uns jedoch durch verschiedene Wahrnehmungen geboten, die wir auf mancherlei in der letzten Zeit ausgeführte Reisen machten und die uns allerorten ein sehr reges Interesse für diese Ausstellung und die bestimmte Absicht, dieselbe zu besuchen, erkennen liessen. Sodann haben wir bis heute die Meinung, dass den Vorarbeiten für diese Ausstellung ein dem Unternehmen angemessener grosser Zug eigen und die Erwartung berechtigt ist, dass die Ausstellung in Leipzig für die Handelsgärtner Deutschlands eine sehr hervorragende Bedeutung haben und einen gewaltigen Zusammenfluss der Fachmänner des In- und Auslandes bewirken wird. Wir geben aber dennoch der Hoffnung Ausdruck, dass nicht noch zuguterletzt kleinlicher Krimskram den guten Eindruck, den die Vorarbeiten bis jetzt gemacht haben, schädigen oder zerstören wird. Die Ausstellung wird stattfinden auf einer vom Rat der Stadt Leipzig überlassenen, etwa 14 ha grossen, von einem prächtigen Baumbestande begrenzten Grundfläche. Die Erdarbeiten sind beendet. Gegenwärtig wird der ungefähr 6000 qm Fläche umfassende Teich gedichtet. In der Nähe desselben beginnen die Vorarbeiten zu dem Aufbau des Königspavillons, der von dem leipziger Verein für Kunsthandwerk »Albrecht Dürer« als Ausstellungsgegenstand errichtet wird und der Zeichnung nach eine Zierde der Ausstellung zu werden verspricht. Ferner ist man mit dem Aufbau einer Grotte aus Bruchsteinen beschäftigt, die so geräumig wird, dass sie für die Besucher zugängig ist; sie soll durch Wasser und elektrische Lichtwirkungen Reiz erhalten. — Ueber der Grotte wird sich ein Tempel erheben, bezüglich desselben, sowie des einzuhaltenden Baustils jedoch noch die Verhandlungen schweben, da sich das erste Projekt als nicht geeignet erwies. — Das Wasser für die Teichanlage wird mittelst eines Motors aus dem die Ausstellung umgrenzenden Luppen-Flüsschen gehoben, fällt über die Grotte und ergiesst sich dem Wasserlauf entlang in den Teich. Der Wasserlauf wird durch 2 Brücken überspannt. Nahe den Wasserpartien sind bereits Steingruppen für Alpinen und dergleichen errichtet. Auch ist ein grosser Teil der m der Nähe gelegenen Blumenzwiebeln- und Knollengruppen bereits bepflanzt. Für die Bepflanzung der Wasserpartien ist ebenfalls angemeldet. Eine leipziger Firma stellt einen Wintergarten aus. Einige grössere und kleinere Gewächshäuser sind ebenfalls fest angemeldet. Eine auswärtige Firma hat das Material zu einer grossen Staudengruppe bereits eingesandt.Die Pflanzenanmeldungen für die Ausstellung im Freien bewegen sich von der Beanspruchung kleinerer Flächen bis zu solchen von 1000 qm. Auch für die Haupthalle sind mehrere Hundert Quadratmeter bereits fest angemeldet. Coniferen und Rosen scheinen in reicher Anzahl zu kommen. Die in ihrer Vorderansicht obenstehend veranschaulichte Haupthalle besitzt eine Frontlänge von 100 m und eine Tiefe von 25 m; an der Rückfront ist ein Ausbau von 20 X 20 m beabsichtigt. Der Haupteingang besitzt eine Vorlagenbreite von 20 m bei 8 m Vorsprung, einschliesslich der mächtigen, 12 m hohen Säulenstellungen. Hinter dem Haupteingang schliesst sich der gewölbte Empfangsraum von etwa 12 X 12 m Grundfläche und 15 m Höhe an, welcher Raum die Grundfläche des bis zur Fahnenspitze 41 m und bis zur Laterne 34 m hohen Turmes bildet. Im übrigen umfasst die grosse Halle einen einzigen, nirgends unterbrochenen Raum, welcher durch das einfache, aber in jeder Weise elegant und sicher konstruirte Dach mit seiner lichtspendenden Jutebedeckung abgeschlossen wird. Die Halle misst bis zum Hauptsims 8,50 m, bis zum Architrav 9,50 m und bis zum First 15,5 m Höhe. Die sämtlichen äusseren Fassaden werden in der Hauptsache durch gruppirte Türme, jonische Säulenstellungen, reiche allegorische Darstellungen u. dergl. gebildet. Das den Haupteingang von der lindenauer Chaussee bildende Haupttor besitzt eine Höhe von 12, eine Breite von 11,5 m; die Durchgangshöhe eine solche von 7 und eine Breite von 5 m. Dasselbe wird dem Charakter der grossen Halle entsprechend architektonisch ausgebildet. Ein schon bestehendes Steingebäude wird die Binderei aufnehmen; den einlaufenden Anmeldungen nach ist es keineswegs zu gross, wie man früher befürchtete. Bodenflächen für grössere Parterreanlagen sind vorhanden und könnten hier gartenkünstlerische Firmen, die sich diese Gelegenheit zur Veranschaulichung ihrer Leistungsfähigkeit nicht entgehen lassen sollten, vortreffliches vorführen. Es kann jetzt noch jeder Aussteller seinen Platz, soweit der Raum noch nicht vergeben ist, auswählen; natürlich müssen die Gegenstände einigermaßen auf den gewünschten Platz passen. In späterer Zeit muss diese Freiheit selbstverständlich beschränkt werden. Das kgl. sächsische Ministerium hat 15000 Mark und der Rat der Stadt Leipzig 12000 Mark zu dem Ausstellungsfonds gezeichnet; ersteres auch 15 silberne Staatsmedaillen, letzterer 3000 Mark zu Ehrenpreisen bewilligt. Das herzogl. Sachsen-Altenburgische Ministerium hat dieser Tage ebenfalls Ehrenpreise in Aussicht gestellt. Fernere Ehrenpreise wurden bewilligt vom Landesobstbau-Verein in Sachsen, ein Kunstgegenstand im Werte von 100 M. für die beste Leistung in der Anzucht von Obstbäumen, vom Geh. Kommerzienrat Dodel-Leipzig, ein silberner Pokal, von Alb. Wagner-Gohlis, zwei Preise zu je 500 M., von der kölner Gartenbau-Gesellschaft, drei silberne Medaillen, vom Gärtner-Verein zu Altenburg für ein Marktsortiment Remontantnelken, vom Verband der Handelsgärtner Deutschlands ein Verbandsdiplom (Bewerber müssen Verbandsmitglieder sein), vom Iindenauer Gärtner-Verein, ein Wertgegenstand von 50 M. für bestkultivirte Kalthauspflanzen für den Export in fünf Arten je zehn Stück (ausgenommen Azaleen, Camellien, Rhododendron, Eriken und Cyclamen), vom Gartenbau-Verein Hamburg-Altona und Umgegend, eine grosse goldene Medaille, vom Verein zittauer Gemüsegärtner, 30 M. Weitere Ehrenpreise stehen noch in Aussicht. Preisrichter werden etwa hundert in Tätigkeit treten und dürfen unter ihnen preiswerbende Aussteller nicht vorhanden sein. Hoffentlich wird auch jene Sorte von Privilegirten darunter fehlen, denen das Frühstücken und Redenhalten wichtiger wie das Arbeiten ist. Zurzeit der Ausstellung wird die deutsche dendrologische Gesellschaft am 27. August ihre Versammlung abhalten. Auch der Verein deutscher Gartenkünstler wird ein gleiches am 26. August tun. Einsichtige Mitglieder des HandeIsgärtner-Verbandes hatten gehofft, dass der Vorstand des Verbandes sich bemühen würde, besonders nachdem die in Frankfurt am Main von der Handelsgärtner-Verbindung vorbereitete Ausstellung so unrühmlich verkrachte, die der Versammlung von Frankfurt nach Leipzig zu betreiben, wohin dieselbe ursprünglich eingeladen worden war. Nichts von alledem! Weil ein halbes Dutzend Mitglieder mit einander im Streite liegen, muss der ganze Verband darunter leiden. Die Sache ist ja so sehr kläglich, aber weil sie auch so lehrreich ist, kommen … Weiterlesen

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