Aus der Presse – Ernst Kiesling zur Malerei im Gesellschaftshaus

Die prächtige und vornehme Wirkung, welche das Innere des Gesellschaftshauses des Palmengartens auf den Beschauer ausübt, entspringt nicht allein den großangelegten Verhältnissen der Architektur, der glücklichen Gruppirung der Räume, sondern nicht zum Wenigsten der von unserem heimischen Dekorationsmaler Richard Hesse ausgeführten malerischen Ausschmückung. Mit dieser Arbeit bietet Hesse nicht blos eine sehr beachtenswerthe Leistung moderner Raumausstattung, sondern er hat damit zu gleicher Zeit das malerisch am schönsten ausgeschmückte hiesige öffentliche Etablissement geschaffen. Wir betreten das an der westlichen Seite des Gebäudes gelegene Vestibül, einen nach den inneren Localitäten zu abgerundeten Raum, mit einer nach beiden Seiten ausladenden Freitreppe, deren Podeste, sowie die unteren Wandtheile in dunkelgrünem Stückmarmor gehalten sind. Auf diesen kräftig getönten Unterbau erheben sich die übrigen licht gehaltenen Wandtheile und darüber breitet sich der klare unverzierte Deckenspiegel aus. An den Wänden wächst ein Heckenmotiv mit seinen feinen Verästelungen, saftig grünen Blättern und violetten Blüthen hinauf. Die in Glasimitation ausgeführten Fenster weisen Fruchtgehänge auf. Bei der Grundstimmung der verschiedenen Räume fällt der Wechsel der Töne angenehm ins Auge. So ist der dem in kalten Tönen gehaltenen Vestibül folgende Entrée-Saal vorwiegend in warmen, goldigen Farben gestimmt, wobei sich ab und zu an den aufsteigenden Wandfriesen ein stumpfes Bronzeviolett Geltung schafft. Die Wände zeigen stilisirte Baummotive mit Vögeln, während die von einem Oberlicht eingenommene Decke wie ein Velarium gestaltet ist, über welches stilisirte Luftlinien hinlaufen, zwischen denen Vögel schweben. Der große Festsaal ist naturgemäß am reichsten geschmückt. Die unten herumlaufende Wandverkleidung ist mit kräftig-rothem, palisanderfarbigem Linkrusta bedeckt, über das auf ockerfarbigem Wandton ein goldbronzenes, engverbundenes Flechtwerk hinläuft und sich zu der, die Emporen mit der Wandfläche verbindenden Route erhebt. Die in warmen goldigen Umbratönen gehaltenen Galerien bilden gleichsam einen Abschluß für die nun in lebhafteren Farben auftretenden Wandmalereien. Zwischen goldenen Pilastern spannen sich kräftiggrüne Malachitfriese ein, die in ihren unteren Theilen vergoldete figürliche Medaillons tragen. Die den größten Raum der Wandflächen einnehmenden mächtigen Bogenfenster lassen große Zwickel entstehen, auf welchen coloristisch feingestimmte malerische Darstellungen angebracht sind, welche die Tages- und Jahreszeiten versinnbildlichen; sie zeigen im Verein: Morgen und Frühling, Mittag und Sommer, Abend und Herbst und Nacht und Winter. Zu den von Schell in Offenbach ausgeführten farbigen Glasfenstern hat Hesse gleichfalls die Cartons geliefert, die über eine in reichem Blumenschmuck prangende Landschaft sich ausbreitende Früchte tragende Bäume aufweisen. Die breiten, über die Fenster sich ausspannenden Bögen sind mit mehrfarbigen Mosaikfriesen geziert. Die reichcassetirte Decke ist in tiefem, antikem Bronzeton gehalten, wobei einzelne Glieder mitunter durch eingelegte farbige Mosaiken verziert sind. Die Ruhe des Tons der Decke stimmt äußerst wohlthuend zu den auf den Wandflächen angestimmten kräftigeren Farben. Die große, das Palmenhaus abschließende Spiegelglaswand ist in ihrem oberen Theile mit den Pflanzenmotiven der Distel und des Löwenzahns verziert. In scharfem Contrast zu diesem Raume steht der ganz licht, in Weiß, Blau und Silber gehaltene Speisesaal mit seiner Hellen Cassettendecke, über deren Felder schwungvolle Linienzüge laufen, während aus den Ecken ein Eschenmotiv hervorwächst und die Wände zartgetönte Friese tragen. In dem Restaurationsraume klingen noch einmal kräftigere Farbenaccorde an. Ueber der mattgrünen Linkrusta-Lamperie erheben sich stilisirte, zusammengeraffte, mit einem Muster versehene Vitragen, die einen Blick in eine Landschaft eröffnen. Zu dem in den Verhängen vorherrschenden Blau, dem Grün der Landschaft, stimmen die in sattem Roth durchgeführten Architekturtheile ganz vortrefflich. Ueber die im japanischen Charakter gehaltene Decke ziehen sich Wolken und fliegende Vögel. Die einfacher ausgeschmückten Corridore und Treppenaufgänge zeigen über einer in bräunlichem Tone gehaltene Lamperie farbige Pflanzenmuster von Kiefern, Melonen, Palmen u. s. w. Eigenartig und wirksam ist das im Garten befindliche Orchester in seinem Innern ausgestaltet. Von einer in der Mitte sichtbaren Lyra schweben die drei Grazien, die Schnüre in den Händen halten, die mit den ganz oben angebrachten schwingenden Glocken in Verbindung stehen. Unterhalb der Lyra breiten sich nach vorn zu durch Linien charakteristische Schallwellen aus. In der Mitte der kuppelartigen Wandfläche ziehen sich Notenlinien hin, die durch senkrecht durchschneidende, aus Schellen gebildete Friese unterbrochen werden. Die so entstandenen Theile tragen Hauptmotive der „Messe“ von Bach, der 5. Symphonie von Beethoven, dem Liede „Der Lindenbaum“ von Schubert und der Oper „Rheingold“ von Wagner. Von Ernst Kiesling. Die malerische Ausschmückung des Gesellschaftshauses im Palmengarten, in: SLUB Dresden. Leipziger Tageblatt und Anzeiger vom 21. Mai 1899, S. 4022.

Aus der Presse – Die Eröffnungsfeier des Palmengartens

Wohl an fünfhundert Gedecke zählte die glänzende Festtafel, welche heute Abend aus Anlaß der feierlichen Eröffnung des Leipziger Palmengartens im großen Saale des Gesellschaftshauses unter Theilnahme der ersten Kreise unserer Stadt veranstaltet worden war. Zum ersten Male erstrahlte der Festsaal im entzückenden Schimmer der großen elektrischen Kronen und der blendenden Lichter der Bronzearme an den Wänden; dabei trug der Lenz seine herrlichsten Blüthen in leuchtenden Tafelarrangements von Narcissen, Azaleen, Eriken, Schneeball und Flieder in die hohe prunkvolle Halle. Rauschende Musik, von der Capelle des 107. Regiments unter Leitung des königl. Musikdirektors Herrn C. Walther ausgeführt, und mit Gablers Leipziger Palmengarten-Marsch „Unter Palmen“ begonnen, belebte das festliche Mahl, nach dessen erstem Gang Herr Oberbürgermeister Dr. Georgi zuerst der hohen Fürsten gedachte, in deren Händen der Frieden ruht, unseres erhabenen Kaisers und unseres geliebten Königs Albert. Seine Worte fanden begeisterten Widerhall in der festlichen Versammlung. Hochgeehrte Festversammlung! Die Palme ist das Symbol des Friedens, und so steht unser Garten im Zeichen des Friedens, er ist aber auch ein Werk des Friedens, denn wie hätten wir schaffen können, wenn nicht die Arbeit des Friedens uns dazu die Mittel gegeben, wenn nicht der Friede uns die fleißigen Hände dazu gelassen hätte, und er ist endlich ein Werk für den Frieden, für die ruhige Erholung nach friedlicher Thätigkeit, für die Annäherung und Befreundung weiter Kreise unserer Bevölkerung. Wie sollten wir da, bei der Eröffnung unseres Werkes nicht zuerst der hohen Fürsten gedenken, in deren Händen der Friede unseres Volkes ruht, die ihn mit ihrem mächtigen Schutze bewahren. Das Sinnen unseres erhabenen Kaisers ist trotz der ungeheueren Macht, die in seine jugendlichen Hände gegeben worden, allezeit darauf gerichtet gewesen, unserem Volke den Frieden zu erhalten, zwar seine Wehr zu Land und See zu stärken, ihm Macht und Einfluß auch in fremden Welttheilen, auch unter Palmen zu erwerben und zu sichern, aber doch immer nur, um unserer friedlichen Arbeit neue Wege zu bahnen, alte zu erhalten. Unser geliebter König, er hat mit seinem nun nahezu 26 jährigen weisen Regimente über unser Land und mit ihm über unsere Stadt die Segnungen des Friedens ausgebreitet, und unser Land erkennt es mit dankbarstem Herzen, was Seine väterliche Fürsorge für die Hebung des Wohlstandes, das Wohlbefinden für alle Kreise gethan hat. Darum lassen Sie denn das erste Wort auch bei dieser festlichen Versammlung ein Wort innigsten aufrichtigsten Dankes für unsern Kaiser, unsern König sein. Lassen Sie uns in den begeisterten Ruf einstimmen: Hoch lebe unser geliebter deutscher Kaiser, König Wilhelm II. von Preußen, hoch lebe unser geliebter König Albert! Brausender Hochruf schloß sich an. Eine Reihe weiterer Trinksprüche folgte. [1] Leipzig, 29. April 1899 – m. Wir haben schon in kurzen Zügen den Charakter und den Verlauf des am Sonnabend Abend im großen Saale des prächtigen Gesellschaftshauses abgehaltenen Festmahles berühren können. Es waren fröhliche Feststunden, die hier, getragen von einer wirklich aufrichtigen Freude über das Gelingen des schönen und gediegenen Werkes architektonischer und gärtnerischer Kunst, alle Kreise unserer Bevölkerung in einer halbtausendköpfigen Tafelrunde vereinten. Bei dieser Gelegenheit hatte der große wirthschaftliche Apparat des Leipziger Palmengartens zum ersten Male seine Feuerprobe zu bestehen; sie fiel zur vollen Zufriedenheit aus, was um so anerkennenswerther erschien, als die Neuheit des Betriebes an den zum Leiter des Restaurants und aller wirthschaftlichen Erquickungsstätten des Leipziger Palmengartens berufenen Herrn Alw. Hensel ganz besonders hohe Anforderungen stellte. Sein Debüt darf als ein glückliches bezeichnet werden einmal im Hinblick auf die gebotene Speisenwahl, dann auch in Bezug auf die ganz erlesenen Weine, mit deren Lieferung die ersten Häuser Leipzigs betraut worden waren. Es war ein herrlicher Anblick, als bei dem strahlenden Licht der elektrischen Kronen der reich ornamentirte Prachtsaal erglänzte, als auf den breiten Galerien hunderte von Zuschauern sich drängten, um Zeuge der fröhlichen Einweihungsfeier zu sein, als rauschende Musik der Capelle des 107. Regiments ertönte und inmitten all dieser frohen Bewegung Gruß und Dank in begeisterten Worten ausgetauscht wurde. Das erste Hoch bei Tafel brachte, wie bereits berichtet, Herr Oberbürgermeister Dr. Georgi auf Kaiser Wilhelm II. und König Albert aus. Ihm folgte der Vorsitzende des Aufsichtsrathes der Actiengesellschaft Leipziger Palmengarten Herr Geh. Commerzienrath Gruner mit einem Trinkspruch auf die Stadt Leipzig, in deren Namen Herr Bürgermeister Justizrath Dr. Tröndlin mit einem Hoch auf den Leipziger Palmengarten und auf das Gedeihen dieses Unternehmens erwiderte. Wenn eine Stadt, so sprach es Herr Geh. Commerzienrath Gruner aus, begünstigt durch ihre geographische Lage, durch politische Verhältnisse anderen Orten gegenüber den großen Vortheil genießt, sich rascher und kräftiger, namentlich in materieller Hinsicht entwickeln zu können, so liegt in Zeiten der Noth, in Zeiten kriegerischer Verwickelungen doch auch in diesem glücklichen Umstande die Gefahr, ihre mit mühevollem Fleiß und durch die Intelligenz ihrer Einwohnerschaft gesammelten Kräfte um so rücksichtsloser in Anspruch genommen zu sehen. Diese Logik der historischen Thatsache hat sich wohl in keiner Stadt schlagender bewahrheitet, als in unserem Leipzig. Es ist hier nur unter Anderem an die wechsel- und verhängnißvollen Schicksale zu erinnern, die über unser Leipzig während des 30jährigen und des 7jährigen Krieges und unter der Napoleonischen Zwangsherrschaft hereingebrochen sind, um die enormen Leistungen zu bewerthen, die mit eiserner Hand unserer Stadt aufgebürdet wurden. Und wie hat Leipzig alle diese Drangsale der Zeiten überwunden! Dank seiner thatkräftigen, hellblickenden Bürgerschaft, die den ihr durch das verliehene hochwichtige Meßprivilegium gesicherten Vortheil in richtiger Erkenntniß immer neu zu verwerthen wußte, ist so zu sagen aus den Trümmern ihres früheren Wohlstandes immer wieder ein neues verjüngtes Leipzig entstanden. Aber auch ideale Güter sind hierbei nicht vernachlässigt worden, denn Hand in Hand mit Handel und Industrie entfalteten sich Kunst und Wissenschaft, genährt und gepflegt durch unsere Universität auf Leipzigs Boden zu hervorragender Blüthe. Diese historischen Thatsachen haben in uns von jeher den festen Glauben Wurzel fassen lassen, daß in Leipzig eine unverwüstliche Lebenskraft wohnt, die ihm eine hoffnungsvolle Zukunft für alle Zeiten sichert. Dieser Glaube ist aber in uns zur Ueberzeugung geworden, in Hinblick auf die bewunderungswürdige Entwickelung unserer Stadt, die sich in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren vor unseren Augen, unterstützt durch die segensreiche Thätigkeit von Männern wie Koch, Cichorius, Stephani, Georgi, Tröndlin, … Weiterlesen

Aus der Presse – Die Eröffnung vom Leipziger Palmengarten

Seit heute Mittag 12 Uhr ist Leipzig um eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges reicher, indem zu dieser Stunde der neue Palmengarten der Oeffentlichkeit übergeben worden ist, nachdem Vormittags 11 Uhr die eigentliche Eröffnungsfeier im großen Saale des Gesellschaftshauses des Palmengartens vor sich gegangen war. Errichtet worden ist der Palmengarten auf eine Anregung des demnächst nach 25jähriger ehrenvoller Thätigkeit in den Ruhestand tretenden Oberbürgermeisters Dr. Georgi, der auch dem zum Zwecke der Errichtung eines Palmengartens bereits 1893 gebildeten Ausschuß angehörte. Als geeignetster Platz wurden die Wald- und Wiesenflächen in der Umgebung des Kuhthurmes unter Hinzunahme des westlich von der Plagwitzerstraße gelegenen Theiles des Ritterwerders, eines kleinen Wäldchens mit hochragenden Bäumen, gewählt, ein Raum von insgesammt 220.000 Geviertmeter Umfang. Nachdem die Platzfrage geregelt war, ward im Juli 1896 die Aktiengesellschaft Palmengarten gegründet. Den Vorsitz im Aufsichtsrathe übernahm der Geh. Kommerzienrath Gruner. Als Vorstand vertritt die Gesellschaft Hermann Zils. Noch im selben Jahre ward ein Preisausschreiben erlassen und darauf, wie schon erwähnt, die Herstellung der Gartenanlagen dem Landschaftsgärtner Otto Moßdorf in Leipzig-Lindenau, die Ausführung aller Hochbauten der Architektenfirma Schmidt u. Johlige und die Ausführung der gesammten Maschinenanlagen dem Ingenieur Franz Schnelle, sämmtlich in Leipzig, übertragen und hiermit das Werk, das jetzt seine Meister lobt, den denkbar besten Händen anvertraut. Mit den Arbeiten im Palmengarten, zu den die Stadt Grund und Boden pachtweise auf 67 Jahre hergegeben hat, ward im Juli 1897 begonnen. Diese Arbeiten waren nun sehr umfassend und schwierig. Behufs Gewinnung der beträchtlichen Bodenerhöhungen ward eine 12750 Quadratmeter große Teichanlage geschaffen, die nunmehr als großer See eine Zierde des Palmengartens bildet. Sehr zu Statten kam für die Entwässerung des ganzen Grundstücks und seiner Baulichkeiten der Umstand, daß an der einen Längsseite des Gartens die tiefliegende südliche Vorfluthschleuse vorbeiführt. Einer früher möglichen Ueberschwemmung des vorderen Theils des Gartens, des sog. Ritterwerders, ist durch Dammanlagen genügend vorgebeugt worden. Zum Eingang an der Plagwitzerstraße führen 4, zu dem an der Frankfurterstraße 3 Linien der elektrischen Bahn die Besucher des Platzes aus dem Inneren der Stadt. Die Einfriedigung längs beider Straßen hat eine verhältnismäßig einfache Gestalt, für die Einfriedigung der Längsseiten ist sehr glücklich Drahtzaun gewählt, der den Blick aus dem Garten in weite Ferne ermöglicht und somit den Garten noch viel ausgedehnter erscheinen läßt, als er thatsächlich schon ist. Nimmt man seinen Weg durch den Palmengarten von der Plagwitzerstraße aus, was rathsam ist, so durchschreitet man zunächst den Ritterwerder. Von da gelangt man über eine nach dem Moniersystem errichtete schmucke neue Elsterbrücke, deren vier Pfeiler an jedem Ende mit zwei Kinderfiguren, vom Bildhauer Mágr lebenswahr in Savonnièrestein ausgeführt, versehen sind. Zwei weitere, doch kleinere Monierbrücken führen nebst einer Holz- und einer niedrigen Steinbrücke über den großen Teich, an dessen Ende man einen künstlichen Berg mit Grottenanlagen gewahrt und an dem sich auch ein als Parkhaus sich dem landschaftlichen Charakter glücklich anpassendes Maschinengebäude und ein zur Benutzung beim Eissport heizbares Gondelstationsgebäude befinden. Vor diesem Gebäude sieht man 6 Gondeln, links von den Brücken den Leuchtspringbrunnen. Nachdem wir die Brücken des „großen See“ überschritten haben, gelangen wir zu dem imposanten Hauptgebäude, das eine Grundfläche von 3280 Quadratmeter einnimmt. Hiervon kommen auf das Palmenhaus 1280 Quadratmeter, auf das Gesellschaftshaus 2000 Quadratmeter. Die eigentliche Grundfläche des Hauptsaales beträgt ohne die Galerien 720 Quadratmeter, die Galerien enthalten 360 Quadratmeter benutzbare Fläche. Der Restaurations-Nebensaal ist 200, der Speisesaal 230, der Nebensaal am Haupttreppenhaus 180 Quadratmeter groß. Außerdem sind noch Terrassen im Freien, vom Galeriegeschoß aus zugänglich, vorhanden, die 340 Quadratmeter umfassen. Die lichte Höhe des Hauptsaals beträgt 15 Meter. Dieser Saal, dem das Tageslicht drei modern verglaste gewaltige Rundbogenfenster zuführen, mit seiner Kassettendecke in Altbronze und seinen anmuthigen figürlichen Bogenzwickelmalereien macht einen ebenso vornehmen wie gefälligen Eindruck und wird durch vier Kronleuchter und reichliche Wandbeleuchtungen elektrisch beleuchtet, doch fehlt auch Gas (als Nothbeleuchtung) nicht. Geheizt werden die Räume mittels Dampf, z. B. mittels Dampfluftheizung in sehr praktischer Weise, wie auch sonst aus das Praktische in diesem Garten und in seinen Baulichkeiten gleichermaßen wie aus das Schöne die weitestgehende Rücksicht genommen und der Kern der vier hohen Treppenhausthürme durch Einlegung der großen Ventilations- und Rauchkanäle geschickt benutzt worden ist. Durch eine je 15 Meter breite und hohe Spiegelglaswand von dem Gesellschaftshaus, das im Stil der modernen Renaissance gehalten ist, getrennt ist das Palmenhaus mit seiner einfachen, aber zweckentsprechenden Verglasung des Oberlichtes und im Hintergrund nach dem großen See zu mit einem geschmackvollen grottenartigen Aufbau, der dem ganzen Palmenhaus einen überaus wirksamen Abschluß giebt. Unter den zahlreichen Palmen sind natürlich die verschiedensten und seltensten Arten vertreten. Oberhalb der Grotte schließt die hintere Wand des Palmenhauses gleichfalls ein mächtiges Rundbogenfenster ab, unterhalb dessen übrigens nach außen hin, von Lehnert‘s Meisterhand geschaffen, zur Versinnlichung der vier älteren Welttheile Amerika, Afrika, Asien und Europa die sitzenden Figuren eines Indianers, einer Negerin, eines Chinesen und einer Europäerin angebracht sind. Dem Hauptgebäude sind ferner auf dessen einer Längsseite grünbewachsene Terrassen mit reicher Sitzgelegenheit vorgelagert, von denen man über den großen Concertgarten mit seinem rotundenförmig gebauten Orchester wie auf den ganzen Park einen schönen Ueberblick hat. Auf der entgegengesetzten Längsseite des Hauptgebäudes befindet sich ein Kesselhaus und Maschinengebäude, hinter dem Hauptgebäude, in der Richtung nach der Frankfurterstraße zu, ein Orangeriegebäude. Auch für andere, mehr praktischen Zwecken dienende Baulichkeiten ist ausreichend gesorgt und die Gebäude des alten Kuhthurms zweckmäßig zu einer Nebenrestauration mit besonderem kleinen Concertgarten umgewandelt. Die Beleuchtung des Palmengartenareals, sowie der Gebäude erfolgt durch 120 Bogen- und 1000 Glühlampen. Die Baukosten werden sich voraussichtlich auf 1.600.000 Mk. stellen. Dafür ist aber auch etwas eigenartig Schönes geschaffen worden, wie es wenige Städte in ähnlicher Weise zu bieten vermögen. – Die feierliche Eröffnung vollzog sich in Gegenwart der Spitzen der kaiserl. und königl. Behörden, der städtischen Körperschaften, der offiziellen Vertreter des Handels- und Gewerbestandes, der Kunst und Wissenschaft und zahlreicher geladener Bürger der Stadt. Auf der Galerie des Festsaales hatte ein reicher Damenflor Platz genommen. Die Feier wurde mit dem Vortrag des ambrosianischen Lobgesanges durch die vom königl. Musikdirektor Walther geleitete Kapelle des 8. Infanterie-Regiments Nr. 107 eröffnet. Zunächst nahm der Vorsitzende des Aufsichtsraths der Aktiengesellschaft „Leipziger Palmengarten“, Herr Geh. … Weiterlesen

Aus der Presse – Ein Rundgang vor Eröffnung des Palmengartens

Der Leipziger Palmengarten auf dem umfangreichen Areale des alten Kuhthurms macht in seinem Ausbau und künstlerischen wie gärtnerischen Ausgestaltung recht hübsche Fortschritte. Trotzdem wird es, wie wir von Anfang an berichten konnten, nicht möglich sein, die neue reizende Anlage, welche den Besucher in ihrer Blumentracht und mit dem stattlichen Baumbestände jetzt schon die künftige Schönheit ahnen läßt, im Laufe des Sommers fertig zu stellen, obgleich von früh bis Abends viele fleißige Hände hier beschäftigt sind. Doch sind der Arbeiten noch zu viele zu bewältigen. Der an Plagwitz angrenzende kleinere Theil (Ritterwerder), der in der Hauptsache nur Baumbestand aufweist und mit dem großen Plane durch eine massive, die Luppe überspannende Brücke verbunden ist, kann im Wesentlichen als vollendet betrachtet werden; anders aber steht es in dem großen Theile. Zwar schreitet auch das Palmenhaus gut vorwärts, die eisernen Bohlenbänder streben fest und mächtig empor, die Seitenwände werden in Kliebern emporgezogen, doch harren noch gar viele andere Arbeiten hierbei ihrer Beendigung, wie die Glaserarbeiten, die innere Ausstattung ec. Ebenso das Maschinenhaus mit der hohen Esse, die Warmhäuser ec., aber daneben sind immer noch große Erdbewegungen zur Ausschachtung des Teiches, zur Anlage von Blumenbeeten ec. zu bewältigen. Hoffentlich jedoch bringt uns der Herbst auch viele schöne Tage, damit wir sie zum Theil dann in der fertig gestellten Anlage verleben können. [1] Wenn der Winter, in den wir uns anschicken, einzutreten, vorüber sein wird und neues Frühlingshoffen die Welt erfüllt, dann wird auch der Zeitpunct der Eröffnung des Leipziger Palmengartens gekommen sein. Mit allen Kräften wird auf dem umfangreiche Areale im Westen der Stadt, so lange es die Witterung nur irgend gestattet, gearbeitet, um die herrlichen Anlagen fertig zu stellen und im kommenden Jahre Tausenden von Besuchern die Möglichkeit zu geben, sich an den reichen Naturschönheiten, die das Palmengartenareal bietet, zu ergötzen. Schon jetzt aber wird von Vielen die Frage aufgeworfen, wie weit die Arbeiten im Palmengarten gediehen sind, und diese Fragen mögen auf einem kurzen Rundgange durch die Anlagen, auf den wir die Leser bitten, uns zu begleiten, ihre vorläufige Beantwortung finden. Betreten wir durch den überaus geschmackvollen Eingang von der Plagwitzer Straße aus den Palmengarten, so befinden wir uns zunächst im ehemaligen Ritterspürchen, das zu einem mit prächtigen Coniferen- und Laubholzgruppen bestandenen Waldpark umgewandelt ist, an dessen Promenadenwegen lauschige Ruheplätzchen zum Verweilen einladen. Wir verlassen den Waldpark und begeben uns über eine in kühnem Bogen geschwungene, durchweg nach dem Moniersystem erbaute, bereits vollständig fertig gestellte Brücke über die Elster nach den eigentlichen gärtnerischen Anlagen des Palmengartens. Was diese Anlagen so entzückend gestaltet, das ist der prächtige alte Baumbestand: wo der Besucher auch weilt, immer begegnen seine Blicke herrlichen Baumgruppen, die den einzelnen Partien und dem Ganzen landschaftlich den größten Reiz gewähren. Fürwahr, es konnte kein günstigerer Platz in der näheren Umgebung Leipzigs für den Palmengarten gefunden werden, bringt doch gerade dieser so recht eigentlich zum Bewusstsein, wie reich an landschaftlichen Schönheiten unsere baum- und waldgesegnete Umgebung ist. Einen Hauptanziehungspunct der Anlage bildet der große Weiher, an dessen Ufer sich Promenadenwege hinziehen, die in südlicher Richtung zu einer lieblich durch des Gärtners Kunst gestalteten Grotte führen, von deren Anhöhe ein über Tuffsteingruppirungen plätschernder Wasserfall, der Abends elektrisch beleuchtet wird, sich ergießt. Auch die Grotte selbst wird in elektrischem Glanze farbenprächtig erstrahlen. Fast inmitten des großen Weihers sind die Vorrichtungen für die Leuchtfontaine ausgestellt worden, die in ihrer Größe der unvergeßlichen Leuchtfontaine der vorjährigen Ausstellung entspricht, in ihren Farben- und Lichteffecten aber noch vielgestaltiger und mannigfaltiger ausgestattet ist. Ausdrücklich muß hier betont werden, daß man die Leuchtfontaine von allen Seiten bequem sehen kann und daß somit Tausenden von Besuchern ungestörter Genuß in Anschauung der Fontaine gesichert ist. In ausgedehntem Maße wird auf dem Großen Weiher im Sommer dem Gondelsport, im Winter dem Schlittschuhlaufen gehuldigt werden können, auch hierfür sind von vornherein große und bequeme Vorkehrungen durch Anlage von Gondelstationen ec. getroffen worden. Passiren wir im Weitergehen die Brücke, durch die vom großen Weiher ein kleineres Becken abgeschnitten wird, und halten wir uns rechts, so gelangen wir zu dem Rosengarten, der in tausend Spielarten die Königin der Blumen in reichster, entzückender Mannigfaltigkeit zeigen wird, und zu den ausgedehnten Turn- und Spielplätzen, auf denen die Freunde der immer mehr auch bei uns in Ausnahme kommenden Bewegungsspiele im Freien sich nach Herzenslust tummeln können. Weiter nach der Frankfurter Straße zu schließen sich zahlreiche Frühbeet- und Gewächshäuser an; in einem jetzt gleichfalls bereits fertig gestellten Gebäude wird die Orangerie etablirt, in anderen von früher der stehen gebliebenen, gegenüber der Orangerie belegenen Gebäuden hat die Verwaltung des Palmengartens dauernd ihren Sitz aufgeschlagen. Den baulichen Haupt- und Glanzpunct der ganzen Anlage bildet das Gesellschaftshaus mit seinen Sälen, Veranden und Terrassen und mit daran sich anschließendem, ganz aus Glas und Eisen hergestelltem mächtigen Palmengarten. Hunderte von Werkleuten sind beschäftigt, den umfangreichen, architektonisch herrlich gestalteten Bau seiner Vollendung entgegenzuführen. Herr Baurath Johlige, der die Pläne zu dem Gebäude entworfen hat und der unermüdlich thätig ist, die Weiterführung des Baues zu überwachen, entsprach mit dem Gesellschaftshause hohen künstlerischen und praktischen Anforderungen und hat hier ein Werk geschaffen, für das ihm der bleibende Dank der Bewohner unserer Stadt gesichert ist. Späterer Berichterstattung wird es vorbehalten bleiben, über Einzelheiten des imposanten Baues Näheres in die Oeffentlichkeit zu bringen, jetzt sei nur so viel bemerkt, daß das Gebäude im Aeußeren fertiggestellt ist und daß gegenwärtig an der inneren Ausgestaltung, sowie an der Schmückung des Gebäudes mit allem Eifer gearbeitet wird; so erhält als besonderen Schmuck das Südportal fünf von Lehnert’s Meisterhand modellirte Figuren, welche die Welttheile in vortrefflicher Weise versinnbildlichen. – In dem seitlich vom Gesellschaftshause errichteten Maschinenhause finden zwei Dampfmaschinen mit je hundert Pferdekräften für Kraftentfaltung, Beleuchtungs- und Wärmeanlagen Aufstellung. Vor dem Gesellschaftshause werden reiche gärtnerische Arrangements, die ein Fontainenbassin einschließen, ausgeführt, so daß beim Eintritt von der Frankfurter Straße aus der Besucher gleichfalls die besten Eindrücke empfängt. Die gesammten gärtnerischen Anlagen sind von einem wohlbekannten, hochgeschätzten Meister der Gartenkunst, Herrn Landschaftsgärtner und Garteningenieur Otto Moßdorf in L.-Lindenau, ausgeführt, und wir sagen nicht zu viel, wenn wir behaupten, daß sie nicht herrlicher hätten gestaltet werden … Weiterlesen

Aus der Presse – Das Richtfest vom Gesellschaftshaus im Palmengarten

Vor wenigen Tagen hat man im Palmengarten das Richtfest des großen Gesellschaftshauses gefeiert und damit den ersten bedeutsamen Abschnitt in der Geschichte dieses Unternehmens markirt. Es ist nur erst ein Schritt, der damit zum Fertigen gethan worden ist, aber doch schon ein recht großer und bedeutsamer. Das wird bereits sofort den Außenstehenden erkennbar, wenn er vom Kuhthurm aus seinen Blick dem Hauptgebäude zuwendet, das in der Mitte des Hauptplans, erhöht, herausgehoben aus der weiten Wiesenfläche und auf Terrassen gesetzt, seine Umgebung als ein großes architektonisches Ganze in vornehmen Formen beherrscht. Freilich, zu seiner Vollendung im Inneren und Aeußeren fehlt noch Vieles, und es wird bis zu dem Winter hinein reiche Arbeit geben, ehe an seine Eröffnung gedacht werden kann. Noch liegt das Sparrenwerk des flachen Daches offen, ebenso die zierlichen Spitzen der vier, den mächtigen Bau und seine Rundbogen flankirenden Eckthürme, welche einen wirksamen Abschluß des mächtigen Werkes bilden helfen, doch genügt bereits diese in kräftigen Strichen gegebene äußere Contourenzeichnung, um das zukünftige Bild dieser Abtheilung geistig weiter auszugestalten, es mit breiten Terrassen, Balustraden und Pergolen zu beleben und es in eine blühende Umgebung, die des Gärtners Kunst noch schaffen soll, hineinzustellen. Einem weitbauchigen Riesenskelett gleich, legt sich jetzt die in kühner und mächtiger Eisenconstruction gespannte Palmenhalle, die zukünftige Pflanzenschauhalle, unmittelbar an die Bewirthungsräume. Dröhnende Hammerschläge, lautes Klopfen am Metall lehren, daß erst das Eisen seinem Zwecke fügsam gemacht werden muß, ehe die Sonne durch das Glas auf die Palmen scheinen kann. Wohl wird diese Palmenhalle einen besonderen Glanzpunct des Gartens bilden, immerhin soll nach den bei der Errichtung des letzteren ausgesprochenen Grundsätzen, wie sie in Anbetracht unserer klimatischen und örtlichen Verhältnisse von vornherein mit voller Berechtigung geltend gemacht wurden, der eigentliche Schwerpunct des Palmengartens in der Vielseitigkeit und Gediegenheit der im freien Lande hergestellten gärtnerischen Anlagen zu suchen sein. Welcher Spielraum bietet sich einer solchen Aufgabe dar! Eine verfügbare Fläche von nahezu 21 Hektar ist hier der gärtnerischen Kunst zur Entfaltung ihres Wirkens gegeben worden, eine riesige Fläche in den herrlichen Wiesenanlagen zwischen dem Kuhthurm und der Plagwitzer Straße, zum Theil von der Elster durchschnitten, zum Theil von der Luppe und dem Kuhburger Wasser umzogen. Es ist kein Wunder, wenn angesichts dieses gewaltigen Terrains, dessen Bearbeitung eine umfassende Erdbewegung erheischt, noch heute die Ausschachtungs- und Nivellirungsarbeiten nicht ruhen, wenn schwerbeladene, kreischende Kipplowries über die den Plan durchkreuzenden Feldbahnen ziehen und große Arbeitercolonnen eine Hunderte von Quadratmetern umfassende Bodenfläche mit Hacke und Spaten zu einem Weihergrund vertiefen. Zwei feste Brücken von genügender Breite überschlagen bereits den zukünftigen See im Kleinen, eine dritte breite und große, für Fußgänger und Wagen geschaffen, überwölbt in hoher Spannung den Elsterfluß. Sie führt in den Ritterwerder hinein, in jenen lauschigen Naturpark, der, vom Unterholz gesäubert, seine mächtigen Eichen aus saftiggrünem Rasengrund emporwachsen läßt. „Wit, wit, wit“ und „Tü, tü, tü“ lockt hier der Waldesfänger fröhliches Gezwitscher; ab und zu das Klappern von Rudern an den Booten der wasserfahrenden Leipziger vom Ruderclub, dann wieder Stille im lauschigen Hain. Nun zurück auf der breiten Brücke, die ein kunstvoll geschmiedetes Geländer trägt und kräftige steinerne Brückenköpfe. Wie eine Halbinsel legt sich an das weidenumbuschte Ufer der Elster im Westen das Parkstück unseres Meisters Max Klinger mit dem aus vollem Grün hervorleuchtenden Atelier, während nach Osten und Nordosten hin sich das weite Gelände der Wiesen vor dem Frankfurter Thore dem Auge erschließt, bis die dichte Waldgrenze des Rosenthales den Horizont umsäumt. Bequeme Kieswege in gefälligen Windungen durchschneiden das wellenförmig auf- und absteigende weite Gartengebiet im Süden der Anlagen. Vergeblich nach Blumen suchend, flattern bunte Falter darüber; Blumen giebt es noch keine, abgesehen von den Blüthen des Rosariums im Osten des Planes, welche die ersten Palmengartengrüße auszurichten haben. Dagegen zeigen verschiedene Coniferengruppen und sonstige vielfache Anpflanzungen von Busch und Baum, daß das landschaftliche Element bereits genügend festen Fuß zu fassen begonnen hat, namentlich im südlichen Theile des Gartens, wo unweit der Brücke aus Holzgeäst im Felsbau die Grotte mit dem Wasserfall erscheint. Weiter vorn wird fleißig an der Errichtung der Fontaine im großen Weiher gearbeitet; ein zierliches Barockhäuschen ersteht am kleinen See, gegenüber ein zweiter Pavillon am Wasser, dann ganz vorn neben dem Kuhthurm, etwas zur Seite gerückt, sind die Gewächshäuser im Entstehen begriffen, ebenso die Warm- und Kalthäuser. Auch die hohen Masten der elektrischen Beleuchtungsanlagen markiren bereits das Lichtbereich des Gartens für den Abend; die Quelle des Lichtes aber wird gegenwärtig im Maschinenhause dicht neben dem Kuhthurmgrundstück „gefaßt“, wo berufene Kräfte die Maschinen montiren. In der Umgebung des Hauptgebäudes kann natürlich mit Rücksicht auf den Bau die gärtnerische Kunst noch nicht ansetzen, doch wird hier und da Gras gesät und der Boden für seine zukünftige Bestimmung vorbereitet. Einige Rhododendrongruppen wagen sich schon schüchtern hervor. Was der Leipziger Palmengarten als umfriedeter Park und großer Ziergarten einst bieten soll, das liegt jetzt in großen Zügen vor. Sein Ausbau, seine Ausschmückung, seine Verschönerung, sein blühendes Gewand müssen dann weiter das Motto wahr machen, welches einst Landschaftsgärtner Otto Moßdorf, der gegenwärtige Bauleiter der gärtnerischen Anlagen, in sinnigem Wort unter seinen preisgekrönten Entwurf setzte: „Wenn Kunst sich in Natur verwandelt, so hat Natur und Kunst gehandelt.“ Als abgeschlossenes Ganze steht schon der Kuhthurm da, diese freundliche Gastwirthschaft mit ihren Weinspalieren, mit ihrer schmucken Malerei, mit ihren originellen Birkholzveranden, mit ihrer an das alte Forsthaus gemahnenden Zier von Hirschgeweihen an den Giebeln, mit dem goldenen Hirsch als Wetterfahne auf dem Dachreiter, kurz mit allem Schmuck, welcher jeden Freund „der grünen Farbe“ erfreut. Ja, selbst die „Schweden“ auf den mit rothleuchtenden Decken belegten Tischen sind grün. Der Kuhthurm hat längst zum Willkommen gerufen, und seine Besucher schauen neugierig durch die Drahtgitter, um das Wachsen und Werden der neuen, hochherzig von unserer Bevölkerung unterstützten Schöpfung gärtnerischer Kunst und architektonischer Kraft zu verfolgen, die auf einem historischen Boden entsteht. Historisch ist die Stätte da draußen an der Elster und Luppe. Denn wie der schlichte Denkstein im Kuhthurm mit einfachen Worten verkündet, in dem er auf das unter vielen und schweren Opfern von den Oesterreichern geführte Gefecht vom 16. October 1813 hinweist, in welchem sich die Truppen unter … Weiterlesen

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