Aus der Presse – Erster Wechsel der Direktoren im Palmengarten

Die Direktoren des Leipziger Palmengartens, Betriebsdirektor Hans Miederer und Gartendirektor Hermann Doebner, scheiden am 31. März aus ihren Stellungen, und damit aus Leipzig. Lange Jahre, seit der Eröffnung des Leipziger Palmengartens am 29. April 1899, haben beide Herren mit Lust und Liebe, mit Tatkraft, Energie und sicherem Verständnis für das Praktische, Notwendige und doch Schöne und Erfreuliche ihren verantwortungsreichen und niemals leichten Posten bekleidet. Betriebsdirektor Miederer, der vor seiner segensreichen Tätigkeit im Palmengarten durch seinen väterlichen Freund Ernst Pinkert zum Geschäftsführer des Festausschusses für die 1897er Ausstellung berufen worden war, ist in den 12 Jahren im Palmengartenbetrieb eine allgemein bekannte und hochgeschätzte Persönlichkeit geworden; sehr, sehr viele werden ihn nur ungern und mit aufrichtigem Bedauern aus Leipzig scheiden sehen. Um zu würdigen, was er im Palmengarten geschaffen, braucht man nur der großen, beliebten alljährlichen Feste zu gedenken: des Kostümfestes „Unter Palmen“, des Bayern-Balles, der Sommerfeste usw. usw. Einen tüchtigen Etablissementsleiter und einen lieben, prächtigen Menschen verliert Leipzig in Hans Miederer, der sich jetzt seiner Heimatstadt München zuwendet. Und ebenso aufrichtig wird man das Scheiden des Gartendirektors Doebner bedauern. Er war es, der dem Palmengarten sein weltstädtisch-glänzendes äußeres Gewand gab. Wer wird nicht stets mit Entzücken vor den wundervollen Teppichbeeten gestanden haben, wer erinnert sich nicht des kunstvollen Wappenbeetes im Jubiläumsjahr der Universität, der Chrysanthemen-Ausstellungen, des Rosengartens, und last not least des wundervoll gepflegten und gehegten Palmenhauses? Ueberall sah man die Liebe des Gärtners zu seinen Blumenkindern, den feinsinnigen Geschmack, der das Auge erfreute. Direktor Doebner zieht sich jetzt ins Privatleben zurück und siedelt in seine Vaterstadt Meiningen über. Möge ihm ein langes otium eum dignitate beschieden sein, und mögen beide Herren, so wie man ihrer in Leipzig nicht vergessen wird, auch unserer Stadt ein freundliches Andenken bewahren. [1] Leipziger Palmengarten. Mit dem heutigen Tage sind in der Leitung und Bewirtschaftung unseres Palmengartens einschneidende Aenderungen eingetreten. Die Betriebsleitung wird Herrn Direktor F. C. Stremmel, der über eine langjährige, in Großbetrieben erworbene kaufmännische In- und Auslandpraxis verfügt, übernehmen. Zuletzt war Herr Stremmel als Direktor des Frankfurter Verkehrsvereins, Frankfurt a. M. und Umgebung mit großem Erfolg tätig, und hat an der Hebung des Frankfurter Fremdenverkehrs und der mächtigen Verkehrsentwickelung Frankfurts regen Anteil gehabt. Als Gartendirektor wurde Herr August Brüning aus Berlin-Fichtenau vom Aufsichtsrate verpflichtet. Herr Brüning stand früher in Diensten der Stadt Berlin und war zuletzt in Fichtenau als Gärtnereibesitzer und Landschaftsgärtner tätig. Es geht ihm der Ruf eines tüchtigen Fachmannes voraus, der sowohl auf dem Gebiete der Landschaftsgärtnerei, der Pflanzenkultur und der Bodenbewirtschaftung bedeutende Erfolge erzielt hat. Herr Brüning erfreut sich der besonderen Wertschätzung unseres städtischen Gartendirektors Herrn Hampel. Der Restaurationsbetrieb ist vom 1. d. M. von der Leipziger Zentraltheater-Aktiengesellschaft übernommen worden. Bei der vorzüglichen Wirtschaftsleitung dieses Etablissements ist zu hoffen, daß auch die Bewirtschaftung des Palmengartens in Zukunft eine vorzügliche sein wird. Wie wir hören, sind eine Reihe Neuerungen und Verbesserungen im Palmengarten geplant, die ohne Zweifel auch dazu beitragen werden, den Palmengarten noch mehr als bisher zum Sammelpunkt und zur Erholungsstätte weitester Kreise unserer Bevölkerung zu machen. Es liegt nun an unserer Bürgerschaft, auch ihrerseits den Palmengarten, dieses gemeinnützige und großzügige Unternehmen, das weit über die Grenzen Leipzigs hinaus auch in botanischer Hinsicht geschätzt wird, durch recht zahlreichen Besuch zu unterstützen. [2] In das Handelsregister ist heute eingetragen worden: […] 5) aus Blatt 9416, betr. die Aktiengesellschaft unter der Firma Leipziger Palmengarten in Leipzig: Die Zeichnung der Firma verpflichtet die Gesellschaft nur dann, wenn ihr die Unterschriften von zwei zur Firmenzeichnung berechtigten Personen beigefügt worden sind. Berechtigt zur Firmenzeichnung sind die Mitglieder des Vorstandes und die Prokuristen. Hermann Doebner und Johannes Miederer sind als Mitglieder des Vorstandes ausgeschieden. Zu Mitgliedern des Vorstandes sind bestellt der Kaufmann Friedrich Carl Stremmel und der Garten-Ingenieur August Brüning, beide in Leipzig […] [3] Vom Leipziger Palmengarten. Mit Rücksicht auf die vielfachen Anfragen aus Abonnentenkreisen wird hiermit nochmals zur Kenntnis gebracht, daß seit dem 1. April d. J. ein Wechsel in der Direktion des Leipziger Palmengartens eingetreten ist. Das Arrangement von Konzerten, Festlichkeiten usw. und die Oberleitung des ganzen Betriebes und der Gartenverwaltung bleibt der Direktion der Palmengarten-Aktiengesellschaft vorbehalten, während die Restauration an die Zentraltheater-Aktiengesellschaft verpachtet worden ist, die alles aufbieten wird, durch eine vorzügliche Bewirtschaftung den verwöhntesten Ansprüchen gerecht zu werden. Man kann deutlich wahrnehmen, daß das Interesse der Leipziger Bevölkerung für unsern schönen Palmengarten im Wachsen begriffen ist. Die Entnahme von Dauerkarten und der Besuch des Palmengartens überhaupt hat sich im verflossenen Monat gegen den April der Vorjahre bedeutend gehoben. Die im großen Blumenparterre und an zahlreichen andern Stellen der herrlichen Anlagen in schönster Blüte stehenden Anpflanzungen erregen allgemeines Entzücken. Die Wünsche einiger Abonnenten, die seit dem 1. April verschärften Kontrollbestimmungen beim Eintritt in den Palmengarten zu mildern, können zurzeit leider noch nicht berücksichtigt werden, da in Len letzten Jahren ein nicht unbedeutender Missbrauch mit Dauerkarten getrieben worden ist. Für die Folge wird in solchen Fällen unnachsichtlich strafrechtliche Anzeige erfolgen. Sehr bedauerlich ist, daß hierdurch die Gesamtheit zu leiden hat; im Interesse des Palmengartens kann jedoch bis auf weiteres von der verschärften Kontrolle nicht abgesehen werden. [4] Berufung. Herr Hans Miederer, der frühere Direktor des Leipziger Palmengartens, ist mit der Geschäftsleitung des Festausschusses und des Wirtschaftsausschusses für die im Jahre 1913 in Leipzig stattfindende Internationale Baufach-Ausstellung mit Sonderausstellungen betraut worden. Er wird bereits Anfang kommenden Jahres sein Amt übernehmen. Diese Nachricht wird gewiß viele unserer Leser interessieren, denn Direktor Hans Miederer ist in Leipzig noch nicht vergessen. [5] Gartendirektor Doebner. Aus Meiningen kommt die Kunde, daß dort in seiner Heimat nach längerem schweren Leiden der frühere Gartendirektor des Leipziger Palmengartens, Hermann Doebner, verstorben ist. Mit ihm ist ein hervorragender Gartenkünstler, ein feinsinniger, prächtiger und liebenswerter Mensch dahingegangen. Diese Eigenschaften und sein langjähriges Wirken in unserem Palmengarten sichern ihm ein ehrendes Gedächtnis. [6] Hans Miederer (1867-1947) war von 1919 bis 1932 Bürgermeister von Schliersee. Kurz vor seinem Tode 1947 wurde er Ehrenbürger der Stadt. Geehrt wurde er für seine Verdienste als Bürgermeister, als Führer der Sanitätskolonne, Mitglied des Eisenbahnkomitees, Gründungsmitglied des Wintersportclubs Schliersee und der Alpenvereinssektion. Die ihm zu Ehren benannte Straße führt … Weiterlesen

Aus der Presse – Pächter der Palmengarten-Gastwirtschaft

Quellen zu Paul Alwin Hensel – Erster Pächter der Gastwirtschaft – von April/ Mai 1898 bis September 1900. Wie wir zuverlässig erfahren, wurde Herrn Alwin Hensel, Inhaber eines größeren Restaurants in Dresden-Altstadt, das Palmengarten-Etablissement hierselbst pachtweise übertragen. Leipzig, 20. Februar 1898. [1] Ein Idyll aus Leipzigs Vergangenheit wird wiederkehren, sobald das mit dem Palmengarten verbundene vordere Restaurant (früher Kuhthurm-Restaurant) wieder eröffnet ist. Zwar ist noch Alles im Werden, allein ein Blick in die zahlreichen, zu traulichen Kneipzimmern ausgestatteten Räume des Parterre und der ersten Etage zeigt den erlesenen Geschmack, welcher hier maßgebend ist. Um den früheren Wirthschaftshof ziehen sich rings mächtige Veranden und uralte Baumriesen ragen mit den Wipfeln darüber. — Kurz, noch vor der Eröffnung des Palmengartens wird dem Publicum ein Erholungsplatz zugänglich gemacht werden, welcher rasch sich vollster Beliebtheit um so mehr erfreuen dürfte, als in Herrn Alwin Hensel ein Gastronom für dasselbe gewonnen wurde, welcher vollstes Verständniß für seine dort harrende Ausgabe besitzt. Tausenden von Leipzigern ist Herr Hensel bereits aus seiner Dresdner Thätigkeit, speciell in der „Alten Stadt“ der 1896er dortigen Ausstellung, bekannt und nicht unmöglich erscheint es, daß seinem emsigen Schaffen es gelingt, das vordere Palmengarten-Restaurant schon zum Pfingstfeste dem allgemeinen Besuchern zu öffnen. [2] Mit Bienenfleiß schaffen eine große Anzahl Arbeiter und Künstler, um das an der Frankfurter Straße gelegene vordere Palmengarten-Restaurant bis Pfingsten fertigzustellen, und ohne Zweifel wird es Herrn Hensel, dem Bewirthschafter des Etablissements, gelingen, Fertiges zu bieten, sobald er die Pforten des alten Kuhthurms den Gästen öffnet. Die inneren Räumlichkeiten, allerliebst ausgestattete trauliche Kneipzimmer, sind nahezu vollendet, ebenso die rings sich um die Gebäude ziehenden mächtigen Veranden und der Musikpavillon. Auch die westlich des Kuhthurmgebäudes befindlichen gärtnerischen Anlagen werden in den Restaurationsbetrieb einbezogen und viele Hunderte werden da lauschige Plätzchen finden, um sich inmitten prangender Natur zu erholen. Die Art und Weise der Einrichtung dieses vorderen Etablissements, das unabhängig vom Besuch des Palmengartens selbst auch nach dessen Eröffnung weiter bestehen wird, läßt angenehme Schlüsse zu auf das später unter Leitung des Herrn Hensel zu eröffnende Hauptrestaurant. [3] Neuangemeldete Mitglieder. 7 Neuanmeldungen: Nr. 5484 – 5490. Die Aufnahmen gelten als vollzogen, wenn innerhalb 14 Tagen, vom Tage der Veröffentlichung an gerechnet, begründeter schriftlicher Einspruch dagegen nicht erhoben wird. Bezirk Leipzig. 5490. Alwin Hensel, Gastwirt, Leipzig-Lindenau, „Palmengarten“. [4] Familiennachrichten. Geboren: Ein Knabe: […] Hrn. Alwin Hensel in Leipzig […] [5] […] Nur Eins soll noch erwähnt sein, und das ist der wirthschaftliche Betrieb, der in den bewährten und trefflichen Händen des Herrn Alwin Hensel ruht. Auch das ist ein wesentliches Moment zum Wohlbefinden der Besucher, die, in Kurzem nach vielen Tausenden zählend, erwarten, daß die Annehmlichkeiten eines Palmengartens in idealer Beziehung recht wohl mit dem praktischen Bedürfnisse des Lebens verbunden sein werden. Auch ihre Wünsche werden Gehör finden, dafür bürgt schon jetzt der umfangreiche trefflich organisirte Apparat […] [6] Wir haben schon in kurzen Zügen den Charakter und den Verlauf des am Sonnabend Abend im großen Saale des prächtigen Gesellschaftshauses abgehaltenen Festmahles berühren können. Es waren fröhliche Feststunden, die hier, getragen von einer wirklich aufrichtigen Freude über das Gelingen des schönen und gediegenen Werkes architektonischer und gärtnerischer Kunst, alle Kreise unserer Bevölkerung in einer halbtausendköpfigen Tafelrunde vereinten. Bei dieser Gelegenheit hatte der große wirthschaftliche Apparat des Leipziger Palmengartens zum ersten Male seine Feuerprobe zu bestehen; sie fiel zur vollen Zufriedenheit aus, was um so anerkennenswerther erschien, als die Neuheit des Betriebes an den zum Leiter des Restaurants und aller wirthschaftlichen Erquickungsstätten des Leipziger Palmengartens berufenen Herrn Alw. Hensel ganz besonders hohe Anforderungen stellte. Sein Debüt darf als ein glückliches bezeichnet werden einmal im Hinblick auf die gebotene Speisenwahl, dann auch in Bezug auf die ganz erlesenen Weine, mit deren Lieferung die ersten Häuser Leipzigs betraut worden waren […] [7] Hotel du Nord in Dresden. In diesen Tagen ist das weithin bekannte, sich besten Rufes erfreuende Hotel du Nord in Dresden in der Pragerstraße, Ecke der Moczinskystraße, in den Besitz des Herrn Alwin Hensel übergegangen. Es ist bekannt, in welcher Weise der Genannte vordem die Bewirthschaftung des Leipziger Palmengartens zu führen gewußt hat. Seine Wirksamkeit in diesem Sinne wird eine Gewähr für das Gedeihen seines neuen Unternehmens sein, dessen weitere Entwickelung nunmehr in neuen berufenen Händen ruht. Das Hotel du Nord zählt zu den beliebtesten Hotels Dresdens, seine Lage, seine Einrichtung und sein exacter Betrieb werden es unter dem neuen Besitzer in erhöhtem Maße zu einem bevorzugten Aufenthalt der reisenden Welt stempeln. [8] Vorgestern starb im Alter von 76 Jahren Herr Königl. Sächsischer Hofobertrompeter a. D. Friedrich August Mörtzsch. An demselben Tage starben hier Herr Rechnungsrat a. D. August Eduard Leibiger im 78. Lebensjahre und der Besitzer vom Hotel du Nord, Herr Alwin Hensel, im 40. Lebensjahre. [9] Zahlungseinstellungen. Konkurs wurde eröffnet über das Vermögen […] und über den Nachlaß des Hotelbesitzers Paul Alwin Hensel in Dresden. [10] Quellen zu Curt Hans Theodor Bieling – Zweiter Pächter der Gastwirtschaft – von Oktober 1900 bis Dezember 1901. Vom 1. October d. J. ab ist die Gastwirtschaft an Herrn Curt Bieling, Hotel-Director in Münster, anderweitig verpachtet worden. Herr Curt Bieling gilt als hervorragend tüchtiger Fachmann, der bereits in ähnlichen großen Etablissements, u. A. in der Flora zu Köln, im Palmengarten zu Frankfurt a. M. und im Kurhaus Wiesbaden an leitender Stelle thätig war. Die reichen Erfahrungen, die sich Herr Bieling in diesen Stellungen sammeln konnte, bieten die Gewähr, daß die Gastwirthschaft des Palmengartens von ihm in mustergiltiger, den vornehmen Einrichtungen des Unternehmens entsprechender Weise geführt werden wird. [11] Aus Blatt 11 012 des Handelsregisters ist heute die Firma Curt Bieling in Leipzig (Frankfurterstraße Nr. 35) und als deren Inhaber der Schänkwirth Herr Curt Hans Theodor Bieling daselbst eingetragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Gastwirthschaftsbetrieb. Leipzig, den 22. Januar 1901. Königliches Amtsgericht, Abth. IIB. Müller. [12] Ueber das Vermögen des Gastwirths Curt Hans Theodor Bieling, Inhabers der Firma: Curt Bieling in Leipzig, Frankfurterstraße 35 (Gastwirthschaft des Leipziger Palmengartens) ist heute, am 28. November 1901, nachmittags ¾7 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet worden. Verwalter: Herr Rechtsanwalt Dr. Wachtel hier. Wahltermin am 18. Dezember 1901, vormittags 11 Uhr. Anmeldefrist bis zum … Weiterlesen

Aus der Presse – Chronik der Schenkungen an den Palmengarten

1898 — Dem Leipziger Palmengarten sind in den letzten Wochen größere Schenkungen gemacht worden, indem Hr. Bankdirektor Exner ihm 17 Palmen, darunter seltene Exemplare von hohem Werte, und Hr. Kommerzienrat Sening ein geschmackvolles Gartenhaus aus Xylolith überwiesen haben. [1] Dem Leipziger Palmengarten ist vorgestern die erste größere Geldschenkung in Höhe von 6000 Mk. überwiesen worden. Als Gartendirektor ist Herr Hofgärtner Hermann Doebner in Wien berufen worden. [2] Dem Leipziger Palmengarten sind weitere 500 M. schenkungsweise überwiesen worden. [3] 1899 — Kunst und Natur haben in den letzten Tagen mächtig zusammengewirkt, um unseren jungen Palmengarten weiter auszubauen. So wurde in dem großen, zwischen dem Gesellschaftshause und dem Eingange an der Frankfurter Straße gelegenen Blumenparterre die farbenprächtige Sommerauspflanzung vollendet, die Terrassen, die Brücken und die Musikhalle erhielten reichen Blumenschmuck und an vielen Stellen der weitausgedehnten Anlagen kann sich das Auge an den geschmackvoll angeordneten exotischen Pflanzengruppen erfreuen. Das Palmenhaus erfuhr seit der Eröffnung wieder manche werthvolle Bereicherung durch von Gönnern des Gartens gemachte Schenkungen und seltene, in den eigenen Gewächshäusern gezogene Blattpflanzen. Als schönstes Geschenk des scheidenden Frühlings seien aber die jetzt in voller Blüthe stehenden Rosen erwähnt, welche in vielen Hunderten von Abarten in dem umfangreichen Rosengarten vertreten sind. Für die Unterhaltung der Besucher ist durch tägliche Concerte, ausgeführt von vorzüglichen hiesigen und auswärtigen Capellen, Sorge getragen. Um den Besuch des Palmengartens zu erleichtern, ist der Eintrittspreis für Sonnabend, den 24. Juni (Johannistag) ausnahmsweise auf 50 pf. Für Erwachsene und 25 pf. Für Kinder festgesetzt worden. [4] In den letzten Tagen ist unserm Palmengarten durch verschiedene Gönner desselben wieder eine größere Anzahl von Pflanzen schenkungsweise überwiesen worden, darunter eine gestern eingetroffene Sendung seltener Orchideen, welche der zur Zeit auf Reisen in Südamerika befindliche Bruder des Herrn Musikalienhändlers Paul Zschocher dem neuen großartigen Unternehmen seiner Vaterstadt zum Geschenk gemacht hat. Wenn die Pflanzen durch den weiten Transport auch zum Theil gelitten haben, so bedürften sie sich sorgfältiger Pflege noch ganz gut entwickeln und seiner Zeit die Besucher des Gartens erfreuen. [5] 1900 — In den letzten Tagen haben wieder mehrere Freunde und Gönner unseres Palmengartens dem schönen Unternehmen ihr Interesse durch Zuwendung reicher Schenkungen bewiesen. So sind von privater Seite, zur Verwendung von Gruppen im Freien bestimmt, je eine große Dracaena indivisa und Dracaena australis, ferner ein selten schöner und großer Chamaerops excelsa gestiftet worden. Ein bekannter hiesiger Kunst- und Handelsgärtner hat dem Palmengarten ein tadelloses Phoenicophorium Sechellarum als Geschenk überwiesen. Diese sehr seltene tropische Pflanze bildet jetzt einen besonderen Schmuck des herrlichen Palmenhauses. In letzterem sind zur Zeit auch eine Anzahl von Pflanzen zu sehen, die für unseren Haushalt eine gewisse Bedeutung haben. Wir sehen hier das graciöse Zuckerrohr (Saccharum officinarum), die Theestaude (Thea Bohea), die Vanille (Vanilla aromatica), den Pfeffer (piper nigrum), die zierliche Sagopalme (Cycas revoluta), den Ingwer (Zingiber officinale) und schließlich noch die Baumwolle (Gossypium herbaceum). Eine Collection von später blühenden Chrysanthemum, welche auf der kürzlich geschlossenen, mit außerordentlich großem Beifall aufgenommenen Chrysanthemum-Ausstellung naturgemäß nicht mehr zur Geltung kommen konnten, ist jetzt für wenige Tage gleichfalls im Palmenhause aufgestellt. [6] 1901 — Unserem Palmengarten sind in den letzten Tagen wieder mehrere werthvolle Schenkungen als Zeichen freundlichen Wohlwollens zugegangen. So überwies u.A. eine hochgeachtete Leipziger Dame dem Garten einen prachtvollen Chamaerops humilis, der im nächsten Frühjahre an geeigneter Stelle im Freien Aufstellung finden wird, während ein von einem in Merseburg lebenden Freunde des Leipziger Palmengartens geschenkter schöner Pandanus utilis dem herrlichen Palmenhause zum weiteren Schmucke gereichen soll. Im Blumenparterre sind jetzt farbensatte Gruppen reizender Astern ausgepflanzt als letzte Zierde der Teppichbeete vor Eintritt der kalten Jahreszeit. Vielseitiges Interesse erregen noch immer die originellen „Eierpflanzen“ (Solanum Melongena), und die granatrothen Früchte des gleichfalls in den Seitengruppen des großen Parterres ausgepflanzten „spanischen Pfeffers“ (Capsicum annum). [7] 1902 — Die Pflanzenschätze unseres sich herrlich entwickelnden Palmengartens haben in den letzten Tagen durch eine werthvolle Schenkung des Herrn Albert Wagner in Leipzig-Gohlis wieder eine recht erfreuliche Bereicherung erfahren. Herr Wagner, der Inhaber der durch den Import exotischer Pflanzen weltbekannt gewordenen Firma, überwies dem Palmengarten zwei prächtige, 14 m hohe Cocospalmen (Cocos Datil) und ein Paar in kräftigster Entwicklung befindliche Bambusa himalajensis. Die tadellosen Pflanzen sind im Palmenhause untergebracht worden. [8] 1903 — Daß sich auch außerhalb Leipzigs wohnende Pflanzenfreunde lebhaft für unseren schönen Palmengarten interessieren, beweist die ansehnliche und hochwillkommene Schenkung, die ihm in den letzten Tagen von Herrn Kommerzienrat Friedrich Benary, einem der Inhaber der weltbekannten Samenhandlung Ernst Benary in Erfurt, überwiesen worden ist. Dieser Herr pflegt gelegentlich seiner häufigen Anwesenheit in Leipzig stets auch unserem Palmengarten einen Besuch abzustatten und hat wiederholt seine Freude über diese gemeinnützige Schöpfung geäußert. Unter den jetzt schenkungsweise überlassenen zahlreichen Palmen und sonstigen tropischen Pflanzen befindet sich ein stattliches Exemplar der in europäischen Pflanzengärten nur sehr vereinzelt anzutreffenden Chamaerops stauracantha, ferner drei große Carludovica atrovirens, zwei Areca Baueri, ein Encephalartos willosus, eine Dracaena Lindeni, ein Pandanus utilis, zwei Corypha australis, ein Chamaerops elegans, eine Kentia Canterburiana, eine Roezlia regia, je ein Anthurium Laucheanum und A. Hookeri, eine Pavonia intermedia und die sehr seltenen eigenartigen Farnen Platycerium alcicorne und Pl. Willinki. Außerdem waren der reichen Sendung, zu deren Transport ein ganzer Eisenbahnwagen erforderlich war, noch eine Anzahl kleinerer, aber deshalb nicht minder wertvoller Pflanzen verschiedener Arten, darunter auch einige besonders interessante Orchideen, beigefügt. [9] Eine wertvolle Schenkung ist unserm Palmengarten wieder von einem auswärtigen Freunde und Gönner, Herrn Fabrikbesitzer Julius Forstmann in Verden a. d. Ruhr, zugegangen. Sie besteht aus mehreren direkt von Australien eingeführten starken Farrnstämme – Pallantium antarcticum –, von denen einige schon gute Entwicklung zeigen. Sonntag, den 25. Oktober, wird im Orangeriegebäude des Palmengartens die diesjährige Chrysanthemum-Ausstellung eröffnet. Diese interessante Schaustellung wird nicht weniger als 3000 Prachtblumen, darunter einige bemerkenswerte Neuheiten ausweisen. [10] Der Leipziger Palmengarten ist jetzt um eine in mehrfacher Hinsicht hervorragende Sehenswürdigkeit bereichert worden, indem die ihm vor kurzem von dem König Georg schenkungsweise überwiesene große Phoenix-Palme nach mühevoller Ueberführung vom Pillnitzer Schloßgarten im Palmenhause in der Nähe des Goldfischbassins Aufstellung gefunden hat. Die in ihrer äußeren Erscheinung hochinteressante Palme überragt mit ihren zwei hohen Hauptstämmen auch die stattlichsten übrigen … Weiterlesen

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