Petition – Wiederherstellung der historischen Terrassen

Leipzig, die Stadt der Parks und Gärten, wird um eine Besonderheit reicher: Dank einer erfolgreichen Petition 2019 kehren die Terrassen am Ufer des vorderen Wasserbeckens zurück in den heutigen Clara-Zetkin-Park. Die Parkanlage war als König-Albert-Park, später Albert-Park, in der DDR nach sowjetischem Vorbild umgestaltet und in den Clara-Zetkin-Park umbenannt worden, das zum Verschwinden der Terrassen führte.

Der Clara-Zetkin-Park schließt den Volkspark im Scheibenholz mit ein und gehört zu den Grünanlagen, die den südlichen und nördlichen Teil des Leipziger Auwaldes als grünen Korridor miteinander verbinden. Zusammen mit dem Johannapark, dem Leipziger Palmengarten und dem Klinger- und Richard-Wagner-Hain im Leipziger Westen bildet das Ensemble ein großes Kulturdenkmal, das im ausführlichen Denkmalverzeichnis vom Sächsischen Landesamt für Denkmalpflege als besonders schützenswert eingestuft wird (SächsDenkmSchG § 2, 1). Besonders hervorgehoben werden Vegetation und Gewässer, Wege und Plätze, Bauten und Skulpturen sowie topografische Besonderheiten. Alle einzelnen Bauwerke, Steinmale und sonstige Werke der bildenden Kunst und des Kunsthandwerks stehen zudem als Einzeldenkmale gesondert unter Denkmalschutz (SächsDenkmSchG § 2, 5, c).

Wesentliche Wegebeziehungen, Sichtachsen und Gestaltungsbauten im Clara-Zetkin-Park sind auf die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung 1897 in Leipzig (STIGA) zurückzuführen. Die Stadt stellte damals eine 40 ha große Wald- und Wiesenfläche zwischen dem Bach- und dem Musikviertel am Elsterflutbett zur Verfügung und beteiligte sich finanziell an der gärtnerischen Ausgestaltung des Gesamtareals. Zur landschaftlichen Gestaltung des Geländes wurde ein Masterplan vom Königlich Sächsischen Baurat, Arwed Rossbach, erarbeitet. Ein Konsortium ausgewählter Architekten realisierte den Bau der zuvor festgelegten Ausstellungsbereiche. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Anlagen parkartigen Charakter behielten. Ursprünglich gehörten die Terrassen beidseitig am Ufer des Wasserbeckens zum Ausstellungspark und waren ebenso ein Teil der Parkanlage bei der Umgestaltung zum damaligen König-Albert-Park.

„Wenn dann nach einem Jahre voll Glanz und Jubel und Triumph die stolzen Paläste gesunken und dem Erdboden gleichgemacht sein werden und keine hindernde Schranke mehr den freien Zutritt wehrt, wenn Jung und Alt, Arm und Reich sich in den herrlichen Anlagen ergeht, um fern und doch nah bei der Stadt geschäftigem Getriebe in freier, frischer Luft Erquickung zu suchen, dann wird die Erinnerung an die Ausstellung, die Schöpferin dieses zum Gemeingut gewordenen Erholungsplatzes, neu aufleben in den Herzen der genießenden Bürger und man wird dankbar preisen ihr Vermächtnis – das Gebliebene.“

Leipziger Ausstellungszeitung Nr. 101, 1. November 1896.

Die Wiederherstellung der historischen Terrassen ist ein bedeutender Schritt in der Denkmalpflege, weil die grundhafte Sanierung der Parkanlage und ihrer baulichen Anlagen, wie dem Wasserbecken an der Anton-Bruckner-Allee, wichtige Entwicklungsziele der Stadt sind. Der Clara-Zetkin-Park ist ein Kulturdenkmal, das aus über 100 Jahren künstlerischer Garten- und Landschaftsgestaltung besteht und städtebauliche Bedeutung hat. Daher gibt es ein öffentliches Interesse an ihrem Schutz und ihrer Pflege.

Zum Online-Artikel: https://www.l-iz.de/politik/brennpunkt/2019/01/Die-Wiederherstellung-der-Terrassen

Beschlussvorlage Nr. VI-P-05928-DS-03 am 13. Februar 2019 einstimmig im Stadtrat beschlossen:

„Die Wiederherstellung der historischen Terrassen ist Inhalt der Denkmalpflegerischen Zielstellung. In den Jahren 2023 bis 2026 werden schrittweise Planungs- und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Die Bepflanzung wird entsprechend den Vorgaben der Zielstellung verändert. Die Finanzierung erfolgt über das Förderprogramm „Zukunft Stadtgrün“ in Höhe von 430.000,00 €.

Folgende finanziellen Mittel sind für diesen Bereich in den Jahren 2023 bis 2026 vorgesehen:
2023 – 50.000,00 €
2024 – 150.000,00 €
2025 – 150.000,00 €
2026 – 80.000,00 €.

Ein konkreter Zeithorizont für die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen kann erst nach Erstellung der Planung gegeben werden. Die Finanzierung der Planung ist Bestandteil des Budgets ab 2023.“

* Anmerkung: Bei einem Akteurstreffen Clara-Zetkin-Park und Johannapark am 28. April 2023 im Rahmen der Unser ParkKampagne unter der Leitung von Amtsleiter Rüdiger Dittmar wurde mitgeteilt, dass die Obere Denkmalschutzbehörde in Dresden der Wiederherstellung der historischen Terrassen im Clara-Zetkin-Park ablehnend gegenübersteht. Die Gründe werden hierzu gesondert mitgeteilt. Eine offizielle Begründung liegt aktuell nicht vor.


Vgl. Landesamt für Denkmalpflege Sachsen. Clara-Zetkin-Park, in: Ausführliches Denkmalverzeichnis. OBJ-Dok-Nr. 09295784, Stand: 7. März 2012.

StadtAL, Kap. 75 A Nr. 33 Bd. 2, Die Industrie und Gewerbeausstellung in Leipzig im Jahr 1897, in: Leipziger Ausstellungszeitung Nr. 101 vom 1. November 1896. Das Bleibende, S. 134.


Autor/in

  • Mike Demmig

    studierte Verlagswirtschaft, Hobbyhistoriker und Veranstalter in Leipzig. Über ein Jahrzehnt ist er mitentscheidend beim Wiederaufbau des Leipziger Musikpavillons zu einem generationsübergreifenden Treffpunkt. In verschiedenen Engagements setzt er sich für Projekte ein, die einen lokalhistorischen Bezug haben. Ehrenamtliches Mitglied im Stadtbezirksbeirat Leipzig-Mitte, Förderer und Jury-Mitglied beim Gert-Triller-Preis für Musikkultur der Leipziger Notenspur e.V.

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