Zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Leipziger Gärtner-Vereins findet in den Tagen vom 25. August bis einschließlich den 5. September 1893 eine Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung zu Leipzig statt, über welche Seine Majestät der König Albert von Sachsen das Protectorat allergnädigst zu übernehmen geruht haben.
In hervorragendster Weise ist an dieser Ausstellung die älteste Gärtner-Firma Leipzigs: J. C. Hanisch, Hoflieferant Seiner Majestät des Königs Albert von Sachsen, betheiligt, deren beide Begründer, Johann Christian Hanisch und Carl Julius Hanisch, auch die Mitbegründer des sein Jubiläum feiernden Leipziger Gärtner-Vereins waren. Die Firma J. C. Hanisch in Leipzig besteht bereits seit 55 Jahren. Die gärtnerischen Anlagen, früher in der Altstadt Leipzig, zwischen Dresdner-, Insel- und Blumenstraße gelegen, befinden sich jetzt in Leipzig O., an der Zweinaundorfer Straße, und umfassen insgesamt ein Areal von 8 Hectaren. Die Culturen sind äußerst umfangreich und vielseitig und umfassen nahezu Alles, was der tägliche Bedarf an Pflanzen und Blumen fordert. In den 10 000 qm Raum bedeckenden Warm- und Kalthäusern, Culturkästen ec. Werden besonders große Sammlungen von Palmen, Warm- und Kalthauspflanzen aller Art, Rosen ec. Cultivirt. Im Freien sind es vorzüglich Maiblumen, Rosen, Sortimente von Stauden, Lilien, Beerenobst, welche gepflegt werden.
Die Firma beschäftigt ein Personal von 70 Personen ständig, und diese Zahl steigt zur Zeit der Frühjahrs- und Herbstarbeit auf das doppelte.
Unsere nebenstehende Abbildung zeigt uns den Theil der Ausstellung, welchen die Firma J. C. Hanisch für die Schaustellung ihrer Erzeugnisse hergestellt hat. In der Mitte eines Areals von 7 000 qm erhebt sich eine in orientalischem Geschmack gehaltene Halle nebst Terrasse von 37 m Länge und 25 m Breite. Der Zugang zu dieser erfolgt von der hintern Seite durch Ueberschreiten der angebauten Terrasse, während die an der Vorderseite angelegte Veranda lediglich decorativ ausgestattet ist. Während der in dem Vordergrunde unseres Bildes liegende Theil des Terrains mehr blühende Beete und Gruppen enthält, befinden sich auf der entgegengesetzten Seite Gruppen von Coniferen, Palmen, Lorbeerbäumen ec.
Das Arrangement des ganzen ist ein einheitliches und lehnt sich, soweit dies bei einer Ausstellung, die vieles umfassen soll, möglich ist, an den südländischen Charakter der Halle an. Sanft ansteigende Wege führen an den beiden Giebelseiten zu blumengeschmückten Zelten. Die entstandenen Böschungen sind theils mit Blumen, theils mit guirlandenförmigen Beeten besetzt. Auch die Veranda und Terrasse sind in allen ihren Theilen reich mit Blumen und Einzelpflanzen ausgestattet.
Die äußere Umgebung der Halle zeigt uns besonders schöne Gruppen von blühenden Begonien, blühenden und buntblätterigen Geranien, Teppichbeeten, Blattpflanzen-Gruppen, Lilien, Araucarien, Canna, Dahlien ec. ec.
Betritt man das Innere der Halle, so führen breite Treppen zu beiden Seiten nach unten. An den Wänden bauen sich hohe Palmen- und Farren-Gruppen auf, während das Mittelstück niedrig gehalten ist und von farbenprächtigen Gruppen von Warmhauspflanzen bedeckt wird.
Hervorragend ist die Bindekunst vertreten, der Hauptzweig des ganzen Geschäftsbetriebes; sie giebt ein sprechendes Zeugniß von der Leistungsfähigkeit des Geschäftes.
Für die Redaction verantwortlich: Franz Mersch in Leipzig.
Von der Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung zu Leipzig, in: Illustrierte Zeitung Leipzig vom 26. August 1893. Band 101, 2. Halbjahr, Nr. 2617, S. 252 f.