Der rechte Weg zur Industrie- und Maschinenhalle auf der STIGA
Ein beeindruckender Empfang erwartete die Besucher beim Betreten des Ausstellungsparks, zwischen Karl-Tauchnitz-Straße und Edvard-Grieg-Allee, in Leipzig. Zahlreiche Fahnen und Wappen der ausstellenden Städte und Länder schmückten das gewaltige Eingangstor, das von zwei hohen Obelisken flankiert wurde. Eine jugendliche Figur mit einer siegverheißenden Palme in den Händen verkörperte den reizvollen Geist der Ausstellung. Ihre Präsenz auf der Toranlage verlieh dem Ort eine feierliche Atmosphäre und lud die Besucher ein, sich auf ein beeindruckendes Erlebnis einzulassen. Die Palme selbst wurde mit Sieg, Ehre und Unsterblichkeit assoziiert. So strömten Zehntausende Menschen mit der Erwartung, einen ehrenvollen Sieg zu erlangen, zur feierlichen Eröffnung, um etwas Einmaliges und Nachklingendes zu erleben. Aus allen Richtungen kamen sie wohlgekleidet herbei und baten geduldig wartend um Einlass. Im Inneren erstreckte sich eine malerische Landschaft mit dekorativen Wiesenflächen, kleinen Kiosken und beeindruckender Gärtnerkunst. Bereits beim ersten Blick fiel das imposante Hauptgebäude der Industrie- und Maschinenhalle ins Auge, das sich im hinteren Teil der Ausstellung krönend erhob. Doch zunächst zog der große Schwanenteich im vorderen Teil des Ausstellungsparks die Aufmerksamkeit auf sich, in dessen Mitte ein Triumphschiff mit allegorischen Figuren majestätisch aus dem Wasser ragte. Die Ufer des Teiches (Wasserbassin) waren mit Statuen, Urnen, Koniferen und halbkreisförmigen Balustraden geschmückt. Besonders auffällig waren die gegenüberliegenden Terrassen mit den zwei großen in Kupfer getriebenen Vasen. Der Weg zum Hauptgebäude führte entlang einer breiten Lindenallee, der König-Albert-Allee, von der aus die Besucher problemlos zu den verschiedenen Bereichen der Ausstellung gelangen konnten. Der von den Veranstaltern vorgeschlagene Rundgang begann idealerweise auf der rechten Seite vom großen Eingangstor. Dort fiel sofort ein weiß schimmernder altgriechischer Tempel ins Auge, der sich durch seine Größe und Gestaltung von den kleineren Tempeln auf dem Gelände abhob. Vor einer Wasserfontäne idyllisch gelegen, wurde der Tempel von Koniferen, Sträuchern, Stauden, Lorbeerbäumen und Rosen umrahmt. Direkt neben dem Eingangstor befand sich der Nachbau des Altleipziger Messviertels aus dem 16. Jahrhundert. Dort konnten die Besucher den Auerbachs Hof, den Naschmarkt, einen bekannten Bettelbrunnen und das Abbild des altgotischen Rathauses von 1549 bewundern. Im Rathaus waren Wappen alter Patrizierfamilien, Sammlungen aus vergangenen Feldzügen, Leipziger Altertümer, ein Reliefbild der Stadt zur Völkerschlacht und eine Statue von Kaiser Maximilian I. zu sehen. Gleich dahinter befand sich auf einer Linie mit der altgriechischen Tempelanlage der Eingang zur Gartenbauhalle. Die Bedeutung der Gartenkultur für Leipzig spiegelte sich sowohl in der Gestaltung des Ausstellungsparks als auch in der zentralen Lage der Gartenbauhalle in der Ausstellung wieder, denn Leipzig etablierte sich neben Bamberg, Erfurt, Quedlinburg und Dresden als ein repräsentatives Zentrum der deutschen Gartenbaukunst. Ein besonderes Highlight bot das Tropendiorama im Inneren der Halle, das mit beeindruckenden Bildern die Vegetation in Übersee darstellte. Darüber hinaus gab es verschiedene Sonderausstellungen, die die Vielfalt des Gewerbes, der Botanik und der Tierwelt präsentierten. Dazu zählten auch Jagdtrophäen, Handwerksschulen, Amateurfotografie und Briefmarken. Die Kunsthalle befand sich ebenfalls in dieser Gegend. Dort wurde eine dauerhafte Verkaufsausstellung deutscher Werke zeitgenössischer Kunst gezeigt, insbesondere Werke aus Sachsen und Thüringen. Der Leipziger Künstler Max Klinger präsentierte während der Ausstellungszeit erstmals sein Werk „Christus im Olymp“. Anschließend folgte der geschmackvolle Bau der Textilhalle, in der der gesamte Produktionsprozess der hiesigen Textilbranche vorgestellt wurde. Beim Betreten der Halle befanden sich links die Spinnerei und rechts die Webereiarbeiten. Daneben befand sich die Halle für Landwirtschaft, Sport und Hygiene. Dort wurden die neuesten landwirtschaftlichen Maschinen, Geräte und Erzeugnisse der Fischerei und Imkerei sowie Artikel für die Gesundheitspflege, Jagd, Schießsport und Fahrsport präsentiert. Zwischen den beiden Hallen und befanden sich zwei privatbetriebene Pavillons. Einer davon war bestimmt zum Ausstellen von Maschinen und Einrichtungsgegenständen für die Wurstfabrikation einer privaten Fleischerei, die ihre dort hergestellten Waren auch zum Verkauf anbot. Der andere Pavillon zeigte in gleicher Art und Weise den Betrieb einer Meisterbäckerei. Dahinter befand sich die Halle für Gas und Wasser, die die praktische Anwendung von Gas und Wasser im Haushalt beim Heizen, Backen oder allgemein die Verwendung der Rohstoffe in der industriellen und gewerblichen Gasverarbeitung zeigte. Beim Betreten der Ausstellungshalle der Leipziger Stadtverwaltung konnte man unter anderem Bauzeichnungen des Grassi-Museums, der Markthalle sowie Entwürfe für das Völkerschlachtdenkmal und geplante Schmuckanlagen bewundern. Auf der Rückseite der Halle gab es eine Darstellung moderner Straßenbaukonzepte. Auf dem Rückweg zur König-Albert-Allee kamen die Besucher an einem Nachbau des Loreleybrünnleins vom Berliner Bildhauers Ernst Herter aus Galvanoplastik vorbei, das im gleichen Jahr zum 100. Geburtstag zu Ehren des deutschen Dichters und Schriftstellers Heinrich Heine der deutschen Öffentlichkeit vorgestellt wurde und eine heftige Debatte auslöste. Das Denkmal wurde 1899 nicht in Deutschland, sondern im damaligen Franz-Sigel-Park in New York aufgestellt. Entlang der Lindenallee befand sich ein erhöhter Rundbau mit einem beeindruckenden Kolossalgemälde der Kreuzigung Christi. Das Bild zeigte unter anderem den Ölberg und die Moabitberge jenseits des Toten Meeres westlich der Stadt Jerusalem. Vorbei am Krystallpalast-Varieté-Theater gelangten die Besucher zur Tiroler Bergfahrt. Auf einem hohen Felsen erstreckte sich bis zum Ufer des Elsterflutbetts eine halb zerfallene Burgruine, ein Nachbau des bekannten „Schloss Taufer“ aus dem Mittelalter. Im Inneren befand sich ein Alpen-Diorama, das eine malerische Alpenlandschaft zeigte. Mit einer Bergbahn konnten die Besucher diese lebhaft erkunden. Zum Ende der König-Albert-Allee führte eine breite Brücke über das Elsterflutbett vorbei an vier Eckstatuen der Skulpturengruppen „Saxonia“ und „Thuringia“ zum imposanten Bau der Industrie- und Maschinenhalle. Das Hauptgebäude der Ausstellung war von allen Seiten hoch und repräsentativ. Über die König-Albert-Brücke gelangten die Besucher entlang eines großen Reiterstandbilds des Königs zum dreiteiligen Hauptportal. Beim Aufblicken konnte man neben zahlreichen Ecktürme auch eine Aussichtsplattform mit Ferngläser-Automaten sehen. Der Aufstieg versprach einen faszinierenden Blick über den Ausstellungspark, die Stadt und die umliegende Landschaft. In der Industriehalle waren zahlreiche Ein- und Ausgänge sowie mit Malereien verzierte Decken und Wände. Hervorstehende Friesen zeigten bunte Mosaike und die Fenster waren mit unterschiedlichen Glasmalereien versehen. Statuen und Pavillon-Systeme waren dekorativ ausgestellt und zeigten den beeindruckenden Präsentationswillen der beteiligten Aussteller verschiedener Industriezweige, die ihre neuesten Errungenschaften präsentierten. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf Mechanik und Automatisierung. In der Maschinenhalle wurden alle Maschinen dauerhaft durch Transmission und Elektrizität betrieben, woran verschiedene Unternehmen mit unterschiedlichen Antriebssystemen beteiligt waren. Aber das ist eine andere Geschichte Vgl. StadtAL, Kap. 75 A Nr. … Weiterlesen