Erfolgreiches Netzwerktreffen im Grassi – Jugendstil in Leipzig

Bis Anfang Oktober 2024 präsentiert das GRASSI Museum für Angewandte Kunst die Sonderausstellung „Beflügelndes Fieber. Jugendstil im GRASSI“, die sich mit der Kunst um 1900 auseinandersetzt. Doch nicht nur am Johannisplatz ist diese Epoche erlebbar: Der Jugendstil findet sich in unzähligen architektonischen Beispielen im Stadtraum wieder. Darüber hinaus beschäftigen sich viele Fachleute damit. Sei es als angehende Wissenschaftler*innen, als Denkmalpfleger*innen im beruflichen Alltag oder als ehrenamtliche Mitglieder eines Vereins. Andere widmen sich wiederum dem Sammeln von Jugendstilobjekten oder erforschen ihre eigene Familiengeschichte – sie alle eint die Faszination für die Zeit der Jahrhundertwende. Das Treffen richtete sich an alle Interessierten, die sich mit Themen aus der Zeit um 1900 beschäftigen.

Um die verschiedenen Initiativen, Vereine, Privatpersonen und Nachwuchswissenschaftler*innen zusammenzubringen, fand am 10. Juni 2024, an dem internationalen Tag des Jugendstils, ein Netzwerktreffen im GRASSI Museum für Angewandte Kunst statt. Bei diesem Projekt ging es um den offenen und aktiven Austausch, das Verbinden von Interessengebieten und das Knüpfen neuer Kontakte. Der Termin verfolgte auch den Ansatz der „Citizen Science – Initiative“, bei dem der Forschung von Privatpersonen außerhalb des Wissenschaftsbetriebes mehr Raum gegeben werden soll. Verschiedene Vereine und Arbeitskreise, etwa der AK Jugendstil bis Moderne des Freundeskreises des GRASSI Museums für Angewandte Kunst e.V., der AK Gohliser Geschichte im Leipziger Geschichtsverein und Industriekultur Leipzig e.V., unterstützten die Initiative als Kooperationspartner.

Neben Mitgliedern des Freundeskreises des GRASSI Museums und den beiden Kooperationspartnern nahmen auch weitere Privatpersonen, Denkmalpfleger*innen und sogar eine Schauspielerin teil. Schon bald entwickelten sich lebhafte Diskussionen über die unterschiedlichen Interessen der Teilnehmenden. Besonders interessant fanden viele den Architekten Paul Möbius und sein Gebäude im Ausstellungspark der STIGA (1897) – dem Nietzschmann-Wommerschen „Wurst“-Pavillon – das vermeintlich erste Jugendstilgebäude der Stadt. Auch F.B. Selle, ein Leipziger Unternehmer, der um die Jahrhundertwende in seiner Manufaktur wunderschönes Porzellan in Burgau bei Jena herstellte, war auf dem damaligen Ausstellungsgelände vertreten. Außerdem wurden die Planungen zum 125. Jubiläum des Palmengartens der HTWK Leipzig besprochen, und die Denkmalpflege war ebenfalls ein wichtiges Thema. Auch die Künstler Max Klinger und Elsa Asenijeff wurden nicht vergessen. Besonders die Stadtteile Gohlis und Eutritzsch standen neben dem Stadtzentrum stark im Fokus.

Eine Führung durch die Sonderausstellung mit der leitenden Kuratorin, die Anlass für das Treffen war, gab den Teilnehmenden tiefere Einblicke über die Zeit der Jahrhundertwende. Weitere interessante Werke wurden in der neuen Vitrinenausstellung „Become a Curator“ vorgestellt, bei der die Privatsammler*innen eingeladen wurden, ihre Stücke zu präsentieren. Einer der Aussteller war auch anwesend und berichtete ausführlich über seine Sammelleidenschaft und die damit verbundenen Herausforderungen.

Dank der Unterstützung durch das Stadtbezirksbudget Leipzig-Mitte der Stadt Leipzig konnten wir für das leibliche Wohl sorgen und im schönen Rehgarten des GRASSI Museums eine angenehme Atmosphäre gestalten, die zu einem anregenden und produktiven Austausch beigetragen hatte – genau das war das Ziel der Veranstaltung. Eine Fortsetzung war der gemeinsame Wunsch und ein weiteres Netzwerktreffen ist am 17. Oktober 2024 geplant. Dann soll es nicht nur um den Jugendstil gehen, sondern allgemein um die Zeit von der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg.

Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten für ihre engagierte Teilnahme und die bereichernden Gespräche, die dieses Treffen zu einem vollen Erfolg gemacht haben. Wir freuen uns darauf, den Austausch bei einem nächsten Netzwerktreffen fortzusetzen und die gemeinsamen Interessen weiter zu vertiefen. Möge diese Initiative weiterhin wachsen und gedeihen, getragen von der Begeisterung und dem Engagement aller Teilnehmenden.


Autor/in

  • Joana Brauhardt

    studierte Kunstgeschichte und Anglistik in Leipzig und Jena. Seit 2022 ist sie als Kunsthistorikerin tätig. Sie forschte zur Museums- und Sammlungsgeschichte wie der Ur-Sammlungspräsentation Bernhard August von Lindenaus (Altenburg), zu Max Klingers Monumentalbild „Christus im Olymp“ und zur Leipziger Gartenkultur des 19. Jahrhunderts. Aktuelle Schwerpunkte sind die Panoramen auf der „Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung Leipzig“ und als Volontärin Ausstellungsthemen im Grassi Museum für Angewandte Kunst.

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