Aus der Presse – Laterne zu Ehren der deutsch-japanischen Freundschaft

Ein interessantes Geschenk ist dem Leipziger Palmengarten von unserem geschätzten Mitbürger August Sußmann zugegangen. Die Zuwendung besteht in einer 2 ½ m hohen, aus Savonnière-Kalkstein hergestellten japanischen Laterne, die in der Nähe des Rosengartens Aufstellung findet und von japanischen Zwerg-Ahornbäumen umgeben wird. Dieser plastische Schmuck soll eine Ehrung für den berühmten japanischen Admiral Togo darstellen und wird demgemäß mit einer japanischen Inschrift versehen, die in deutscher Uebersetzung wie folgt lautet: „Togo-Laterne“. In Verehrung und Liebe von Japanern und Freunden in Leipzig durch August Sußmann. — Solche Laternen bilden einen reizenden Schmuck in der japanischen Landschaft und werden dort aus Pietät für edle und im öffentlichen Leben verdienstvolle Männer errichtet. Die z. Zt. an der Leipziger Universität studierenden 11 Japaner, wohl sämtlich Abonnenten und ständige Besucher des Palmengartens, werden sich über dir ihrem großen Landsmann bewiesene Ehrung gewiß besonders freuen. Die Ausstellung der Laterne erfolgt im Laufe dieser Woche durch Steinmetzmeister G. Günther, hierselbst. Uebrigens hat Admiral Togo dem ihm befreundeten Herrn Sußmann versprochen, gelegentlich eines Besuches Englands auch nach Leipzig zu kommen. [1]

Ein Weihnachtsgeschenk aus Japan ist dem Leipziger Palmengarten von dem Inhaber der Exportfirma L. Boehmer & Co., Alfred Unger, in Yokohama zugegangen. Es besteht aus einer größeren Anzahl japanischer Prachtlilien, die nach der Bestimmung des Schenkers an der Togolaterne im Frühjahr Aufstellung finden sollen. Die Veranlassung zu dieser, interessanten und wertvollen Schenkung hat die in die japanischen Blätter übergegangene Nachricht von der Aufstellung der Togolaterne im Leipziger Palmengarten gegeben. [2]

Zur Erinnerung an die für die Japaner erfolgreiche Seeschlacht von Tsushima fand am 27. d. M. eine Feier statt, bestehend in einem Festmahl, welches Herr Kommerzienrat August Sußmann ausgerichtet hatte. — Unter den Eingeladenen waren die Herren Geheimer Regierungsrat Kaiserlicher Bankdirektor Kalaehne, Stadtrat Wagler, Stadtrat Cichorius, Professor Dr. Steindorff, Sanitätsrat Dr. Schwabe n.a.; von der japanischen Gesandtschaft in Berlin war Fregattenkapitän Yamajuchi anwesend, ferner Hauptmann Shodo und die übrigen Herren der hiesigen japanischen Kolonie. — Der Speisesaal des „Palmengartens“ war mit deutschen und japanischen Fahnen und mit Wimpeln aller Nationen festlich dekoriert. — Den Kaisertoast brachte Kommerzienrat Sußmann aus, während Herr Siedel, der Vorsitzende der Goethe-Gesellschaft, unseres geliebten Königs gedachte. Prof. Dr. Steindorffs Worte galten dem japanischen Roten Kreuz. Prof. Sawai aus Japan sprach, daß seine Landsleute mit allen Kulturnationen gern in Frieden leben möchten. In kultureller, sowie militärischer Hinsicht verdanke Japan den Deutschen sehr viel; sein Hoch galt daher dem deutschen Volke und dessen erhabenem Kaiser. — Hauptmann Shodo pries die deutsche Armee. Direktor Dr. Jahn und Redakteur Eichberger erzählten von den lieblichen japanischen Frauen. Referendar Peuckert sprach vom japanischen Handelsrecht. Die deutsche und die japanische Nationalhymne wurden von dem Willy Wolf-Orchester wirksam intoniert. Dann ging es hinaus in den stillen Park zur Togolaterne, deren mattrotes Licht aus dem Grün der Bäume schimmerte. Kommerzienrat Sußmann feierte hier den Admiral Togo als den Moltke Japans. „Friede, Freude und Freundschaft“, so klangen die herrlichen Worte aus; mögen sie immer Deutschland und Japan verbinden! [3]

Im schattenreichen Park des Leipziger Palmengartens erhebt sich, aus hartem Stein gemeißelt, ein sinniges Monument, das von Herrn Kommerzienrat August Sußmann gestiftet, zum Symbol der deutsch-japanischen Freundschaft ausersehen und als japanische „Togo-Laterne“ die Erinnerung an ein gewaltiges welthistorisches Ereignis, die Seeschlacht von Tsushima, festzuhalten bestimmt worden ist. Dahinzogen gestern um die Mitternachtsstunde die hiesige japanische Kolonie und deren heimische Freunde, voran der Stifter des plastischen Werkes und mit ihm die Herren Major Maruno, Hauptmann Chodo und Professor Lakake. Es war ein feierlicher Moment, als hier im Schimmer bunter Lampions in schweigender Natur Osten und Westen bei Bansai und Hurra ihre Sympathien bekräftigten und ihre Sympathien austauschten. Vorher hatte ein Bankett Japaner und Deutsche im Weißen Saale des Palmengartens zu festlicher Begehung des 27. Mai in stattlicher Anzahl versammelt. Hier, wo aus den Blütenbüscheln des duftenden Flieders die rote Sonnenscheibe auf weißem Felde und die Farben des Deutschen Reichs hervorleuchteten, hielt Herr Kommerzienrat Aug. Sußmann eine feierliche Rede. Einen der historisch denkwürdigsten Tage in der Geschichte der Gegenwart bilde der Erinnerungstag der Seeschlacht am Tsushima. Vor vier Jahren seien die Blicke aller Völker auf das blutige Drama gelenkt worden, das sich abspielte, als der Riese Rußland mit dem kleinen Japan in blutiger Fehde lag, zwei Schlachtflotten sich kreuzten und die russische Armada fast vollständig vernichtet wurde. Ein glänzender, fast nie dagewesener Sieg sei daraus hervorgegangen und zu einem modernen Nelson sei Admiral Togo geworden. Und daraus ging ein Aufsteigen Japans zur Großmacht hervor, ein lebhafter Aufschwung seines kulturellen Lebens im Austausch materieller und geistiger Güter. Japan sei ein glücklicher Staat. Es habe einen energischen, tüchtigen Kaiser an seiner Spitze, der sich im fernen Osten als ein Hort des Friedens erweise und in dieser Beziehung den Glanz mit unserem edlen Kaiser teile. Japan und Deutschland durchleben eine gleich glorreiche Gegenwart. Wie dieses aus elender Zerrissenheit zur Einheit sich emporgeschwungen, so habe auch Japan das Glück empfunden, aus seiner Zerfahrenheit herauszukommen. Redner widmete den beiden erhabenen Herrschern, dem Kaiser von Japan und dem Kaiser von Deutschland, unter denen die Länder unter den Segnungen des Friedens gedeihen, ein freudiges dreifaches Hoch. Auch Herr Professor Dr. Georg Steindorff sprach an dem nationalen Festtag der Japaner. Hinüber und herüber gingen weiter die Reden. Man feierte die deutsche Gastfreundschaft und das gute Verhältnis zwischen Japanern und Deutschen, sang bald deutsch, bald japanisch und erfreute sich an auserlesenen musikalischen Darbietungen. Als dann das Musikkorps des 106. Regiments die kraftvollen schwermütigen Klänge der japanischen Nationalhymne „Kimigajo“ ertönen ließ, waren die Männer des fernen Ostens voll heller Freude. [4]

Den Teilnehmern der Tsuschima-Feier, die Herr Kommerzienrat Sußmann am Sonnabend zur Erinnerung an den Seesieg der Japaner über die Russen bei Tsuschima (27. und 28. Mai 1905) im „Palmengarten“ veranstaltet hatte, wird der Augenblick unvergeßlich bleiben, als in der Mitternachtsstunde in den dunklen Schatten der Bäume, bei Fackelbeleuchtung der ehrwürdige Gastgeber an der von ihm zur Erinnerung an den Tag von Tsuschima gestifteten „Japanischen Laterne“ die anwesenden Japaner bat, ihre Nationalhymne zu singen. Feierlich klangen die Töne durch die Stille der Nacht, und brausend antworteten die Deutschen mit „Deutschland, Deutschland über alles“. Die eigentliche Feier hatte vorher bei einem Festmahle im Weißen Saale des Gesellschaftshauses stattgefunden. Würdig des Tages war der Festraum dekoriert, die aufgehende Sonne Japans wechselte mit dem Schwarzweißrot des Deutschen Reiches. Herr Kommerzienrat Sußmann begrüßte seine Gäste — außer zahlreichen Japanern waren viele Freunde des Gastgebers aus der Leipziger Gesellschaft erschienen — mit einer feierlichen Ansprache. Er betonte, daß man den Tag von Tsuschima als ein Friedensfest begehen müsse. Mit dem Siege des Admirals Togo sei Rußlands Traum der Weltherrschaft in Ostasien vernichtet worden. Gleich Blitzlichtern leuchteten in der geistreichen Rede die Erfahrungen heraus die Herr Kommerzienrat Sußmann bei seinen Weltreisen, besonders bei den Studienreisen in Japan, gesammelt hat. Seine Worte klangen in ein Hoch auf den Kaiser von Japan und den Kaiser von Deutschland aus. Noch manche Rede wurde im Laufe des Abends gehalten, Herrn Kommerzienrat Sußmann wurde der Dank für die Veranstaltung des Festes ausgesprochen: aus berufenem Munde wurden die Beziehungen Deutschlands zu Japan erörtert, japanische Reden konnte man hören, und auch der Humor kam zu seinem Rechte. Allen Teilnehmern müssen diese Stunden zu einer schönen Erinnerung geworden sein. [5]

Die Togolaterne im Palmengarten. In unserem Palmengarten steht noch die Togolaterne, jenes lächerliche Zeichen deutscher Verhimmelung und Verkennung des japanischen Räubervolkes, dessen wahre Natur sich in für die Japanfreunde so beschämender Weise in seinem jetzigen frechen Ultimatum an Deutschland zeigt. Wäre es nicht an der Zeit, daß die Leitung des Palmengartens das „Denkmal“ beseitigte und die Trümmer dahin würfe, wohin der Glaube gehört, daß Japan ein Kulturvolk sei — auf den Kehrichthaufen? Ein deutscher Kaufmann. [6]

Die Togolaterne im Palmengarten. Auf das gestrige „Eingesandt“ im „Leipziger Tageblatte“ ist zu bemerken, daß sogleich nach Bekanntwerden des japanischen Ultimatums von uns beschlossen wurde, die japanischen Laternen aus unserem Park verschwinden zu lassen. Der entsprechende Auftrag war bereits erteilt, bevor das „Eingesandt“ erschien. Im übrigen teilen wir mit, daß es uns nur angenehm ist, wenn unsere Besucher uns ihre Wünsche und Beschwerden zu erkennen geben, die stets weitestgehende Berücksichtigung finden werden. Leipziger Palmengarten. [7]


[1] Ein interessantes Geschenk, in SLUB Dresden: Leipziger Tageblatt und Handelszeitung vom 19. Juni 1907. Frühausgabe, 1. Beilage, S. 5.

[2] Aus Stadt und Land, in SLUB Dresden: Naunhofer Nachrichten vom 29. Dezember 1907. Sonntagausgabe, S. 2.

[3] Tsushimafeier im Palmengarten, in SLUB Dresden: Leipziger Tageblatt und Handelszeitung vom 30. Mai 1908. Abendausgabe, S. 3.

[4] Tsushimafeier im Palmengarten, in SLUB Dresden: Leipziger Tageblatt und Handelszeitung vom 29. Mai 1909. Abendausgabe, 1. Beilage, S. 5.

[5] Tsushimafeier im Palmengarten, in SLUB Dresden: Leipziger Tageblatt und Handelszeitung vom 30. Mai 1910. Frühausgabe, S. 2.

[6] Eingesandter Leserbrief, in SLUB Dresden: Leipziger Tageblatt und Handelszeitung vom 21. August 1914. Frühausgabe, S. 7.

[7] Die Togolaterne im Palmengarten, in SLUB Dresden: Leipziger Tageblatt und Handelszeitung vom 22. August 1914. Frühausgabe, S. 7.


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