Aus der Presse – Chronik der Schenkungen an den Palmengarten

1898 — Dem Leipziger Palmengarten sind in den letzten Wochen größere Schenkungen gemacht worden, indem Hr. Bankdirektor Exner ihm 17 Palmen, darunter seltene Exemplare von hohem Werte, und Hr. Kommerzienrat Sening ein geschmackvolles Gartenhaus aus Xylolith überwiesen haben. [1] Dem Leipziger Palmengarten ist vorgestern die erste größere Geldschenkung in Höhe von 6000 Mk. überwiesen worden. Als Gartendirektor ist Herr Hofgärtner Hermann Doebner in Wien berufen worden. [2] Dem Leipziger Palmengarten sind weitere 500 M. schenkungsweise überwiesen worden. [3] 1899 — Kunst und Natur haben in den letzten Tagen mächtig zusammengewirkt, um unseren jungen Palmengarten weiter auszubauen. So wurde in dem großen, zwischen dem Gesellschaftshause und dem Eingange an der Frankfurter Straße gelegenen Blumenparterre die farbenprächtige Sommerauspflanzung vollendet, die Terrassen, die Brücken und die Musikhalle erhielten reichen Blumenschmuck und an vielen Stellen der weitausgedehnten Anlagen kann sich das Auge an den geschmackvoll angeordneten exotischen Pflanzengruppen erfreuen. Das Palmenhaus erfuhr seit der Eröffnung wieder manche werthvolle Bereicherung durch von Gönnern des Gartens gemachte Schenkungen und seltene, in den eigenen Gewächshäusern gezogene Blattpflanzen. Als schönstes Geschenk des scheidenden Frühlings seien aber die jetzt in voller Blüthe stehenden Rosen erwähnt, welche in vielen Hunderten von Abarten in dem umfangreichen Rosengarten vertreten sind. Für die Unterhaltung der Besucher ist durch tägliche Concerte, ausgeführt von vorzüglichen hiesigen und auswärtigen Capellen, Sorge getragen. Um den Besuch des Palmengartens zu erleichtern, ist der Eintrittspreis für Sonnabend, den 24. Juni (Johannistag) ausnahmsweise auf 50 pf. Für Erwachsene und 25 pf. Für Kinder festgesetzt worden. [4] In den letzten Tagen ist unserm Palmengarten durch verschiedene Gönner desselben wieder eine größere Anzahl von Pflanzen schenkungsweise überwiesen worden, darunter eine gestern eingetroffene Sendung seltener Orchideen, welche der zur Zeit auf Reisen in Südamerika befindliche Bruder des Herrn Musikalienhändlers Paul Zschocher dem neuen großartigen Unternehmen seiner Vaterstadt zum Geschenk gemacht hat. Wenn die Pflanzen durch den weiten Transport auch zum Theil gelitten haben, so bedürften sie sich sorgfältiger Pflege noch ganz gut entwickeln und seiner Zeit die Besucher des Gartens erfreuen. [5] 1900 — In den letzten Tagen haben wieder mehrere Freunde und Gönner unseres Palmengartens dem schönen Unternehmen ihr Interesse durch Zuwendung reicher Schenkungen bewiesen. So sind von privater Seite, zur Verwendung von Gruppen im Freien bestimmt, je eine große Dracaena indivisa und Dracaena australis, ferner ein selten schöner und großer Chamaerops excelsa gestiftet worden. Ein bekannter hiesiger Kunst- und Handelsgärtner hat dem Palmengarten ein tadelloses Phoenicophorium Sechellarum als Geschenk überwiesen. Diese sehr seltene tropische Pflanze bildet jetzt einen besonderen Schmuck des herrlichen Palmenhauses. In letzterem sind zur Zeit auch eine Anzahl von Pflanzen zu sehen, die für unseren Haushalt eine gewisse Bedeutung haben. Wir sehen hier das graciöse Zuckerrohr (Saccharum officinarum), die Theestaude (Thea Bohea), die Vanille (Vanilla aromatica), den Pfeffer (piper nigrum), die zierliche Sagopalme (Cycas revoluta), den Ingwer (Zingiber officinale) und schließlich noch die Baumwolle (Gossypium herbaceum). Eine Collection von später blühenden Chrysanthemum, welche auf der kürzlich geschlossenen, mit außerordentlich großem Beifall aufgenommenen Chrysanthemum-Ausstellung naturgemäß nicht mehr zur Geltung kommen konnten, ist jetzt für wenige Tage gleichfalls im Palmenhause aufgestellt. [6] 1901 — Unserem Palmengarten sind in den letzten Tagen wieder mehrere werthvolle Schenkungen als Zeichen freundlichen Wohlwollens zugegangen. So überwies u.A. eine hochgeachtete Leipziger Dame dem Garten einen prachtvollen Chamaerops humilis, der im nächsten Frühjahre an geeigneter Stelle im Freien Aufstellung finden wird, während ein von einem in Merseburg lebenden Freunde des Leipziger Palmengartens geschenkter schöner Pandanus utilis dem herrlichen Palmenhause zum weiteren Schmucke gereichen soll. Im Blumenparterre sind jetzt farbensatte Gruppen reizender Astern ausgepflanzt als letzte Zierde der Teppichbeete vor Eintritt der kalten Jahreszeit. Vielseitiges Interesse erregen noch immer die originellen „Eierpflanzen“ (Solanum Melongena), und die granatrothen Früchte des gleichfalls in den Seitengruppen des großen Parterres ausgepflanzten „spanischen Pfeffers“ (Capsicum annum). [7] 1902 — Die Pflanzenschätze unseres sich herrlich entwickelnden Palmengartens haben in den letzten Tagen durch eine werthvolle Schenkung des Herrn Albert Wagner in Leipzig-Gohlis wieder eine recht erfreuliche Bereicherung erfahren. Herr Wagner, der Inhaber der durch den Import exotischer Pflanzen weltbekannt gewordenen Firma, überwies dem Palmengarten zwei prächtige, 14 m hohe Cocospalmen (Cocos Datil) und ein Paar in kräftigster Entwicklung befindliche Bambusa himalajensis. Die tadellosen Pflanzen sind im Palmenhause untergebracht worden. [8] 1903 — Daß sich auch außerhalb Leipzigs wohnende Pflanzenfreunde lebhaft für unseren schönen Palmengarten interessieren, beweist die ansehnliche und hochwillkommene Schenkung, die ihm in den letzten Tagen von Herrn Kommerzienrat Friedrich Benary, einem der Inhaber der weltbekannten Samenhandlung Ernst Benary in Erfurt, überwiesen worden ist. Dieser Herr pflegt gelegentlich seiner häufigen Anwesenheit in Leipzig stets auch unserem Palmengarten einen Besuch abzustatten und hat wiederholt seine Freude über diese gemeinnützige Schöpfung geäußert. Unter den jetzt schenkungsweise überlassenen zahlreichen Palmen und sonstigen tropischen Pflanzen befindet sich ein stattliches Exemplar der in europäischen Pflanzengärten nur sehr vereinzelt anzutreffenden Chamaerops stauracantha, ferner drei große Carludovica atrovirens, zwei Areca Baueri, ein Encephalartos willosus, eine Dracaena Lindeni, ein Pandanus utilis, zwei Corypha australis, ein Chamaerops elegans, eine Kentia Canterburiana, eine Roezlia regia, je ein Anthurium Laucheanum und A. Hookeri, eine Pavonia intermedia und die sehr seltenen eigenartigen Farnen Platycerium alcicorne und Pl. Willinki. Außerdem waren der reichen Sendung, zu deren Transport ein ganzer Eisenbahnwagen erforderlich war, noch eine Anzahl kleinerer, aber deshalb nicht minder wertvoller Pflanzen verschiedener Arten, darunter auch einige besonders interessante Orchideen, beigefügt. [9] Eine wertvolle Schenkung ist unserm Palmengarten wieder von einem auswärtigen Freunde und Gönner, Herrn Fabrikbesitzer Julius Forstmann in Verden a. d. Ruhr, zugegangen. Sie besteht aus mehreren direkt von Australien eingeführten starken Farrnstämme – Pallantium antarcticum –, von denen einige schon gute Entwicklung zeigen. Sonntag, den 25. Oktober, wird im Orangeriegebäude des Palmengartens die diesjährige Chrysanthemum-Ausstellung eröffnet. Diese interessante Schaustellung wird nicht weniger als 3000 Prachtblumen, darunter einige bemerkenswerte Neuheiten ausweisen. [10] Der Leipziger Palmengarten ist jetzt um eine in mehrfacher Hinsicht hervorragende Sehenswürdigkeit bereichert worden, indem die ihm vor kurzem von dem König Georg schenkungsweise überwiesene große Phoenix-Palme nach mühevoller Ueberführung vom Pillnitzer Schloßgarten im Palmenhause in der Nähe des Goldfischbassins Aufstellung gefunden hat. Die in ihrer äußeren Erscheinung hochinteressante Palme überragt mit ihren zwei hohen Hauptstämmen auch die stattlichsten übrigen … Weiterlesen

Aus der Presse – Laterne zu Ehren der deutsch-japanischen Freundschaft

Ein interessantes Geschenk ist dem Leipziger Palmengarten von unserem geschätzten Mitbürger August Sußmann zugegangen. Die Zuwendung besteht in einer 2 ½ m hohen, aus Savonnière-Kalkstein hergestellten japanischen Laterne, die in der Nähe des Rosengartens Aufstellung findet und von japanischen Zwerg-Ahornbäumen umgeben wird. Dieser plastische Schmuck soll eine Ehrung für den berühmten japanischen Admiral Togo darstellen und wird demgemäß mit einer japanischen Inschrift versehen, die in deutscher Uebersetzung wie folgt lautet: „Togo-Laterne“. In Verehrung und Liebe von Japanern und Freunden in Leipzig durch August Sußmann. — Solche Laternen bilden einen reizenden Schmuck in der japanischen Landschaft und werden dort aus Pietät für edle und im öffentlichen Leben verdienstvolle Männer errichtet. Die z. Zt. an der Leipziger Universität studierenden 11 Japaner, wohl sämtlich Abonnenten und ständige Besucher des Palmengartens, werden sich über dir ihrem großen Landsmann bewiesene Ehrung gewiß besonders freuen. Die Ausstellung der Laterne erfolgt im Laufe dieser Woche durch Steinmetzmeister G. Günther, hierselbst. Uebrigens hat Admiral Togo dem ihm befreundeten Herrn Sußmann versprochen, gelegentlich eines Besuches Englands auch nach Leipzig zu kommen. [1] Ein Weihnachtsgeschenk aus Japan ist dem Leipziger Palmengarten von dem Inhaber der Exportfirma L. Boehmer & Co., Alfred Unger, in Yokohama zugegangen. Es besteht aus einer größeren Anzahl japanischer Prachtlilien, die nach der Bestimmung des Schenkers an der Togolaterne im Frühjahr Aufstellung finden sollen. Die Veranlassung zu dieser, interessanten und wertvollen Schenkung hat die in die japanischen Blätter übergegangene Nachricht von der Aufstellung der Togolaterne im Leipziger Palmengarten gegeben. [2] Zur Erinnerung an die für die Japaner erfolgreiche Seeschlacht von Tsushima fand am 27. d. M. eine Feier statt, bestehend in einem Festmahl, welches Herr Kommerzienrat August Sußmann ausgerichtet hatte. — Unter den Eingeladenen waren die Herren Geheimer Regierungsrat Kaiserlicher Bankdirektor Kalaehne, Stadtrat Wagler, Stadtrat Cichorius, Professor Dr. Steindorff, Sanitätsrat Dr. Schwabe n.a.; von der japanischen Gesandtschaft in Berlin war Fregattenkapitän Yamajuchi anwesend, ferner Hauptmann Shodo und die übrigen Herren der hiesigen japanischen Kolonie. — Der Speisesaal des „Palmengartens“ war mit deutschen und japanischen Fahnen und mit Wimpeln aller Nationen festlich dekoriert. — Den Kaisertoast brachte Kommerzienrat Sußmann aus, während Herr Siedel, der Vorsitzende der Goethe-Gesellschaft, unseres geliebten Königs gedachte. Prof. Dr. Steindorffs Worte galten dem japanischen Roten Kreuz. Prof. Sawai aus Japan sprach, daß seine Landsleute mit allen Kulturnationen gern in Frieden leben möchten. In kultureller, sowie militärischer Hinsicht verdanke Japan den Deutschen sehr viel; sein Hoch galt daher dem deutschen Volke und dessen erhabenem Kaiser. — Hauptmann Shodo pries die deutsche Armee. Direktor Dr. Jahn und Redakteur Eichberger erzählten von den lieblichen japanischen Frauen. Referendar Peuckert sprach vom japanischen Handelsrecht. Die deutsche und die japanische Nationalhymne wurden von dem Willy Wolf-Orchester wirksam intoniert. Dann ging es hinaus in den stillen Park zur Togolaterne, deren mattrotes Licht aus dem Grün der Bäume schimmerte. Kommerzienrat Sußmann feierte hier den Admiral Togo als den Moltke Japans. „Friede, Freude und Freundschaft“, so klangen die herrlichen Worte aus; mögen sie immer Deutschland und Japan verbinden! [3] Im schattenreichen Park des Leipziger Palmengartens erhebt sich, aus hartem Stein gemeißelt, ein sinniges Monument, das von Herrn Kommerzienrat August Sußmann gestiftet, zum Symbol der deutsch-japanischen Freundschaft ausersehen und als japanische „Togo-Laterne“ die Erinnerung an ein gewaltiges welthistorisches Ereignis, die Seeschlacht von Tsushima, festzuhalten bestimmt worden ist. Dahinzogen gestern um die Mitternachtsstunde die hiesige japanische Kolonie und deren heimische Freunde, voran der Stifter des plastischen Werkes und mit ihm die Herren Major Maruno, Hauptmann Chodo und Professor Lakake. Es war ein feierlicher Moment, als hier im Schimmer bunter Lampions in schweigender Natur Osten und Westen bei Bansai und Hurra ihre Sympathien bekräftigten und ihre Sympathien austauschten. Vorher hatte ein Bankett Japaner und Deutsche im Weißen Saale des Palmengartens zu festlicher Begehung des 27. Mai in stattlicher Anzahl versammelt. Hier, wo aus den Blütenbüscheln des duftenden Flieders die rote Sonnenscheibe auf weißem Felde und die Farben des Deutschen Reichs hervorleuchteten, hielt Herr Kommerzienrat Aug. Sußmann eine feierliche Rede. Einen der historisch denkwürdigsten Tage in der Geschichte der Gegenwart bilde der Erinnerungstag der Seeschlacht am Tsushima. Vor vier Jahren seien die Blicke aller Völker auf das blutige Drama gelenkt worden, das sich abspielte, als der Riese Rußland mit dem kleinen Japan in blutiger Fehde lag, zwei Schlachtflotten sich kreuzten und die russische Armada fast vollständig vernichtet wurde. Ein glänzender, fast nie dagewesener Sieg sei daraus hervorgegangen und zu einem modernen Nelson sei Admiral Togo geworden. Und daraus ging ein Aufsteigen Japans zur Großmacht hervor, ein lebhafter Aufschwung seines kulturellen Lebens im Austausch materieller und geistiger Güter. Japan sei ein glücklicher Staat. Es habe einen energischen, tüchtigen Kaiser an seiner Spitze, der sich im fernen Osten als ein Hort des Friedens erweise und in dieser Beziehung den Glanz mit unserem edlen Kaiser teile. Japan und Deutschland durchleben eine gleich glorreiche Gegenwart. Wie dieses aus elender Zerrissenheit zur Einheit sich emporgeschwungen, so habe auch Japan das Glück empfunden, aus seiner Zerfahrenheit herauszukommen. Redner widmete den beiden erhabenen Herrschern, dem Kaiser von Japan und dem Kaiser von Deutschland, unter denen die Länder unter den Segnungen des Friedens gedeihen, ein freudiges dreifaches Hoch. Auch Herr Professor Dr. Georg Steindorff sprach an dem nationalen Festtag der Japaner. Hinüber und herüber gingen weiter die Reden. Man feierte die deutsche Gastfreundschaft und das gute Verhältnis zwischen Japanern und Deutschen, sang bald deutsch, bald japanisch und erfreute sich an auserlesenen musikalischen Darbietungen. Als dann das Musikkorps des 106. Regiments die kraftvollen schwermütigen Klänge der japanischen Nationalhymne „Kimigajo“ ertönen ließ, waren die Männer des fernen Ostens voll heller Freude. [4] Den Teilnehmern der Tsuschima-Feier, die Herr Kommerzienrat Sußmann am Sonnabend zur Erinnerung an den Seesieg der Japaner über die Russen bei Tsuschima (27. und 28. Mai 1905) im „Palmengarten“ veranstaltet hatte, wird der Augenblick unvergeßlich bleiben, als in der Mitternachtsstunde in den dunklen Schatten der Bäume, bei Fackelbeleuchtung der ehrwürdige Gastgeber an der von ihm zur Erinnerung an den Tag von Tsuschima gestifteten „Japanischen Laterne“ die anwesenden Japaner bat, ihre Nationalhymne zu singen. Feierlich klangen die Töne durch die Stille der Nacht, und brausend antworteten die Deutschen mit „Deutschland, Deutschland über alles“. Die eigentliche … Weiterlesen

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