Dr. Kilian Jost ist Architekturhistoriker und Experte für historische Gartenkunst. In seiner Doktorarbeit und seinen Publikationen widmet er sich den vergessenen Bautechniken, geologischen Vorbildern und den kulturellen Stellenwert der künstlichen Felsenlandschaften des 19. Jahrhunderts. Im Gespräch erläutert er, warum aufwendige Konstruktionen wie Grotten, Wasserfälle und Felsen in Park- und Gartenanlagen dieser Zeit weit mehr waren als Dekoration und warum ihr Erhalt heute von großer Bedeutung ist.

Architekturhistoriker, Referent Gartendenkmalpflege und Inventarisierung im Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie
Wer diese faszinierenden Themen rund um Grotten und Kunstberge gerne vertiefen möchte, dem seien die innerhalb des Forschungsprojektes „Zur Ikonographie der Alpenlandschaft. Kunstberge und Kunsthöhlen“ erschienenen Sammelbände mit zahlreichen Aufsätzen und reicher Bebilderung empfohlen. Sie widmen sich dem Thema in voller Breite und gehen neben Gartenanlagen auch auf die Inszenierung natürlicher Höhlen ein, sowie auf Vergnügungsparks, Dioramen, Theaterdekorationen u.ä.m. Die Bände sind nicht nur informativ, sondern mit zahlreichen Farbabbildungen versehen.
Goldmedaille
Europäischer Gartenbuchpreis 2015.

Hirmer Verlag GmbH
Uta Hassler (Hsg.)
Beiträge von É. Baratay, R. Barthel, J. Berger, A. Bucher, K. W. Forster, A. Freytag, K. Häfner, S. Hanke, U. Hassler, K. Jost uvm.
ISBN 978-3-7774-2269-5
Auflage: 1. Auflage 2014
Maße: 22,5 x 4.45 x 28,5 cm
Umfang: 384 Seiten, 405 Abbildungen
Leinen, Schutzumschlag
Gebundene Ausgabe
Preis: 49,90 Euro
Das Bauen von Bergen, Grotten und künstlichen Wasserfällen war eine der Hauptaufgaben der Gartenkunst; künstliche Felsenlandschaften sind zentrale Motive landschaftlicher Gärten. Die Planung und Konstruktion gebauter Naturformen wurde beeinflusst von geologischen Kenntnissen und der Entwicklung neuer Baumaterialien wie Rabitz und Portlandzementen. Schon früh wurden konstruierte Bergerlebnisse sogar mit unterschiedlichen Ton- und Lichteffekten perfektioniert – ein Fortleben der Naturinszenierungen findet sich in den Vergnügungsparks um 1900, dort wurden sie in Grotten- und Gebirgsszenerien befahrbar.

Hirmer Verlag GmbH (Hsg.)
Julia Berger, Uta Hassler, Kilian Jost
ISBN 978-3-7774-2579-5
Auflage: 1. Auflage 2015
Maße: 22,5 x 4.45 x 28,5 cm
Umfang: 368 Seiten, 321 Abbildungen
Leinen, Schutzumschlag
Gebundene Ausgabe
Preis: 49,90 Euro
Dr. Jost, ich danke Ihnen vielmals für Ihre Zeit und die Beantwortung der Fragen. Das Thema ist hochspannend und betrifft ebenfalls den heutigen Umgang mit diesem Erbe. Sie haben 2015 Ihre Dissertation „Felsenlandschaften – Eine Bauaufgabe des 19. Jahrhunderts“ über gebaute Berge, Grotten und Wasserfälle – also über Naturimitationen in damaligen Gärten und Parks geschrieben und viel dazu geforscht.
Wie kamen Sie zu diesem Thema?
An der Eidgenössischen Technischen Hochschule-Zürich gab es ab 2012 das vom Schweizer Nationalfonds geförderte Forschungsprojekt „Zur Ikonographie der Alpenlandschaft. Kunstberge und Kunsthöhlen“ und mit diesem Projekt verbunden auch eine Doktorandenstelle, auf die ich mich beworben habe. Mir hat das Thema gefallen, weil ich schon immer ein Faible und Interesse für historische Parks und Gärten hatte und auch, weil gebaute Naturimitationen im Garten zunächst eher ungewöhnlich, vielleicht sogar etwas skurril anmuten. Daher ist auch die Gruppe der Forschenden zu diesen Themen sehr klein, man kennt eigentlich schnell alle relevanten Forschungen. Dabei ist das Forschungsfeld an sich sehr groß und es gibt noch viel zu entdecken und auszugraben, denn Gartengeschichte ist Ideengeschichte und sagt viel über die jeweilige Epoche aus.
Sie erwähnen in der Einleitung Ihrer Doktorarbeit, eine Gartengeschichtsschreibung. Können Sie uns bitte erklären, was Sie damit meinen? Was können wir uns darunter vorstellen?
Die Geschichte der Gartenkunst ist ein Teilbereich der Kunstgeschichte. Wie zur Kunst oder Architektur wird auch zum Garten und seiner Gestaltung im Laufe der Jahrhunderte geforscht. Zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Regionen der Erde herrschen jeweils typische Gestaltungsformen vor. In Europa sind diese Gestaltungen grob nach Epochen oder auch dem Land ihrer Entstehung benannt worden wie der Typus des Renaissancegartens (auch Italienischer Garten), des Barockgartens (auch Französischer Garten) oder des Landschaftsgartens (auch Englischer Garten). Mit diesen Bezeichnungen wird das Typische betont, diese Gartenmoden treten in verschiedenen Ländern Europas allerdings nicht gleichzeitig, sondern zeitlich versetzt auf. Interessant ist hier der Weg der gegenseitigen Beeinflussung und nationalen Vereinnahmung der Stile bis hin zu „patriotischen“ Gärten. In allen Gartenformen ist stets das Verhältnis von menschlichem Gestaltungswillen zum lebendigen Material festzulegen, das Verhältnis von Kunst zu Natur.
Folgte das Anlegen von Gärten und Parks bestimmten Gestaltungsregeln?
Die ideale Gartengestaltung der unterschiedlichen Epochen ist jeweils an einem anderen Punkt im Spannungsfeld zwischen Natur und Kunst angesiedelt. Gärten der Renaissance und des Barock sind stark architektonisch gestaltet und unterwerfen sich Geometrie und Symmetrie. Bekannte Beispiele sind die Gärten der Villa d’Este in Tivoli (Italien) für die Renaissance und vom Schloss Versailles (Frankreich) für das Barock. Der Landschaftsgarten imitiert hingegen die Natur mit einer scheinbar ungeplanten Natürlichkeit, die jedoch wie ein Gemälde für die Tiefenwirkung aus Vorder-, Mittel- und Hintergrund und für die harmonische Wirkung in ästhetischen Proportionen wie dem goldenen Schnitt komponiert wird. Bekanntestes Beispiel ist hier der Garten von Stourhead (Groß-Britannien).
Allen gemeinsam ist eine geplante Wirkungsästhetik, die mit Abwechslungsreichtum, Blickachsen und einer gezielten Besucherführung arbeitet. Die Gestaltungsregeln sind dabei zum Teil vollkommen gegensätzlich. So liegen Blickachse und Wegeführung im architektonischen Garten übereinander, im Landschaftsgarten werden Wege und Blicke verschieden geführt, um mehr Abwechslung zu erzeugen. Die Grotten liegen im Landschaftsgarten eher versteckt am Rand und nicht mehr wie in den Epochen zuvor zentral oder am Ende einer Blickachse.
In Ihrer Forschung spezialisieren Sie sich auf den Bau von Felsenlandschaften. Waren sie damals weit verbreitet?
Aber ja, es gibt einen absoluten Trend im 19. Jahrhundert! Künstliche Grotten waren zwar schon in der Spätantike beliebt und gehören spätestens seit der Renaissance zum festen Bestandteil einer Gartengestaltung. Aber im sogenannten langen 19. Jahrhundert – also die Zeit von der Französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg – wird das Thema noch einmal völlig neu interpretiert und in jeder Garten- oder Parkanlage ein Muss!
In dieser Zeit entstehen die modernen Naturwissenschaften, allem voran die Geologie. Bis dahin hatte man Gebirge wie die Alpen nur als unwirtliche und ebenso unästhetische Orte wahrgenommen. Die zunehmende Beschäftigung mit diesen Landschaften erzeugte in immer weiteren Kreisen Interesse und sogar eine neue ästhetische Kategorie als Gegensatz zur Schönheit.
Das Erhabene – als neue Kategorie – bezeichnet keine Ausgewogenheit oder Symmetrie, sondern es erzeugt Ehrfurcht und sogar Schauder und Schrecken. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse und der Hunger nach dem Erhabenen befördern den Bau künstlicher Grotten und Felsen, die immer natürlicher gestaltet wurden – damals naturwahr genannt.
Naturwahrheit war auch ein erklärtes Ziel der Landschaftsgärten, die in dieser Zeit Mode waren. Künstlich errichtete aber natürlich wirkende Felsen und Grotten passten also hervorragend zu den künstlich geschaffenen Parklandschaften, in denen eine mit Muscheln und Glasmosaiken ausgestattete architektonische Grotte wie in der Renaissance nur als Fremdkörper wahrgenommen worden wäre.
Welche funktionale und ästhetische Bedeutung hatten die Grottenanlagen? Dienten diese hauptsächlich zur Zierde?
Künstliche Felsenlandschaften wie Grotten oder auch Wasserfälle waren ein enormes Prestigeobjekt. Auch in einer versteckten Lage bilden sie den Höhepunkt der Anlage. Oft flossen zwei Drittel der Kosten der gesamten Gartenanlage in diese Gestaltungen. Insbesondere Wasserfälle waren ein enormer Kostenfaktor wegen der Herleitung des Wassers und der Anschaffung und den Unterhaltskosten einer Dampfmaschine oder Pumpe. Diese Gestaltungen hatten demnach eine deutlich höhere Bedeutung, als wir ihnen heute zusprechen würden.
Den Nutzen betreffend gibt es im Wesentlichen zwei Ebenen. Zum einen bewies man wie bei anderen Gartenstaffagen auch seinen Bildungsstand. Eine Felsenlandschaft konnte als Anregung für Gespräche z.B. über die Geologie oder die auf einer Reise gesehenen und hier verarbeiteten Alpenmotive dienen. Zum anderen war ganz sicher auch das Wechselbad der Gefühle entscheidend, das beim Durchschreiten der künstlichen Landschaft mit pastoralen, an Arkadien erinnernden Gartenszenen im Kontrast mit den an das wilde Hochgebirge erinnernden Szenen erlebbar war. Meine Kollegin Julia Berger hat in diesem Zusammenhang den Landschaftsgarten als Vorgänger der späteren Vergnügungsparks betrachtet. Darüber hinaus dienten Grotten auch als kühle Orte im Sommer – u.a. auch in Kombination mit Eiskellern oder Wasserfällen –, bei einzelnen wird auch eine Nutzung für Initiationsriten der Freimaurer vermutet.
Gab es spezielle Techniken oder Materialien, die beim Bau der Grotten verwendet wurden, und wie unterscheiden sich die Anlagen?
Tatsächlich gibt es ganz grob betrachtet drei wesentliche Techniken für den Bau einer Grotte. Die älteste war vor allem in der Renaissance und im Barock verbreitet. Hierbei handelt es sich eher um die Oberflächengestaltung eines Innenraumes, indem ein auf übliche Weise errichteter Raum oder Saal z.B. im Erdgeschoss eines Schlosses oder in einem freistehenden Pavillon mit Grottenmotiven verziert wird, also mit Kapitellen und Pfeilern, die bildhauerisch wie fließendes Wasser gestaltet sind, und Verzierungen der Wand mit dort befestigten Muscheln, Kieselsteinen, Erzen und Kristallen. Die natürlichen Elemente dienen lediglich für die Dekoration, die jedoch trotzdem den Gesetzen der Symmetrie und architektonischen Ordnung unterliegt. Sie sind offensichtlich kein natürlicher, sondern ein vom Menschen geschaffener Raum. Daher wurden diese Grotten zunächst von den Gartengestaltern der Landschaftsgärten als nicht naturwahr abgelehnt.
Viel spannender sind jedoch die naturimitierenden Grotten. Ziel ist hier, mithilfe von geologischem Wissen oder einfacher Naturbeobachtung jede Spur menschlicher Planung unsichtbar werden zu lassen, um den perfekten Eindruck vollkommener Natürlichkeit entstehen zu lassen. Hier entwickeln sich im Wesentlichen zwei verschiedene Konstruktionsformen. Während frühe Beispiele u.a. mit grob behauenen Natursteinen in konventioneller Mauertechnik errichtet wurden, setzen sich in der Folge zweischalige Konstruktionen durch, bestehend aus einer konventionell erstellten, statisch wirksamen äußeren Raumschale aus gemauerten Wänden und Tonnen- bzw. Kreuzgratgewölben bis zu gemauerten Kuppeln und einer inneren Raumschale, die die äußere Raumschale gewissermaßen verblendet und die Illusion einer Höhle schafft. Hier entwickeln sich die zwei angesprochenen Konstruktionsweisen:
In der ersten Variante wurde die innere Raumschale weiterhin mit Bruchsteinen errichtet, die wie eine innere Wand gemauert und zum Teil zusätzlich mit der äußeren Raumschale vernadelt wurden. Hierfür wurden Eisenstifte genutzt, mit denen die Bruchsteine einzeln an der äußeren Mauerschale befestigt wurden. Durch die Übernahme der statischen Anforderungen durch die äußeren Schale, konnte die innere Schale freier nach künstlerischen bzw. geologischen Anforderungen gestaltet werden, oft wurden auch Tuff- und Tropfsteine für die Innenschale verwendet, die aus natürlichen Karsthöhlen abgebaut und in die künstlichen Grotten eingebaut wurden. Sie wären für statische Anforderungen nicht geeignet gewesen und dienten nur als Verkleidung.
Die zweite Variante nutzte die in Frankreich von dem Gärtner Joseph Monier entdeckte Technik des Eisenbetons, also mit Eisen bewehrter Beton. Hierfür wird ein Netz aus immer feiner werdenden Eisendrähten in der äußeren Raumschale aufgespannt und mit groben Textilien ausgekleidet. Diese Konstruktion wird nach Wunsch geformt und mit flüssigem Zement getränkt, dessen Oberfläche zudem künstlerisch mit naturnahem Ritzungen u.ä. gestaltet wird. Beim Aushärten entsteht eine amorphe Oberfläche, die die zugrundeliegende Architektur der Außenschale wirkungsvoll verschleiert. Diese Technik wurde vor allem für Messebauten genutzt. Ja, Messebauten! Auf vielen Gewerbeschauen in der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurden ephemere (temporäre) Grottenbauten errichtet, quasi als ausgefallener Auftritt von z.B. Elektrizitätswerken. Heute noch erhalten sind die Venusgrotte in Linderhof als einer der eindrucksvollsten Grottenbauten überhaupt und die Neischl-Grotte im Botanischen Garten in Erlangen, die ein geologisch korrektes Model einer Karst-Höhle darstellt. Sie wurde 1907 errichtet und ist der Höhepunkt der naturwahren Grottenbauten in Deutschland, wenn nicht sogar weltweit. Diese Bautechnik ist eine spezifisch deutsche.
In England entwickelte sich hingegen eine andere Technik, die auch in Frankreich populär wurde. Grobgemauerte Wände wurden mit mehreren Schichten aus Mörtel und Zement überzogen. Je nach dem zu imitierenden Gestein gab es unterschiedliche Zuschläge. Die noch feuchte Masse wurde mit mechanischen Werkzeugen bildhauerisch bearbeitet, so dass die Oberflächen bestimmten Steinsorten glichen. Die Firma Pulman & Sons konnte das Geschäft über drei Generationen führen und mehrere Gesteinsarten geologisch korrekt kopieren. Ein phantastisches Beispiel auch im deutschsprachigen Raum sind hier die Kunstfelsen des Schweizer Bildhauers Urs Eggenschwyler (1849-1923), der um 1900 für Zoologische Gärten in Zürich, Basel, Hamburg oder Rom Felsen für die Tiergehege errichtete, die erkennbar Gebirgsformationen wie das Matterhorn oder die Kreuzberge zum Vorbild hatten. Das sind unglaublich spektakuläre Arbeiten.
Im Leipziger Palmengarten gab es ebenfalls zwei Grottenanlagen (im Palmenhaus und am großen Weiher). Heute ist als Ruine nur noch die am Weiher erhalten. Haben Sie die Anlage in ihrer Forschung ebenfalls untersucht?
Ja, ich war u.a. im Stadtarchiv, um herauszufinden, wer die Grotten gebaut hat und ob es Pläne oder andere Unterlagen zum Bau gibt. Leider bin ich hier bezüglich der Konstruktion der Grotte nicht fündig geworden. Das ist nicht ungewöhnlich. Ich habe mich mit mehr als 100 Grotten und Felsbauten in Deutschland beschäftigt und in der Regel sind die Dokumente aus der Bauzeit rar. Das liegt auch daran, dass Grotten nicht nur von Architekten errichtet wurden, die meist Pläne hinterlassen haben. Häufig sind es Gartengestalter oder gar sogenannte Grottenbauer, von denen es um 1900 eine große Anzahl in Deutschland gab. Peter Baum, Gottfried Mehler oder Hermann Lobenstein sind nur die bekanntesten. Meine Dissertation ist daher eher durch das zusammentragen der wenigen vorhandenen Dokumente und Vergleich der Bauten entstanden.
Die im Leipziger Palmengarten noch vorhandene Grotte scheint der im Palmengarten Frankfurt am Main am großen Weiher ähnlich zu sein. Konstruktiv vermute ich hier einen Bau mit einem Ziegelmauerkern für Wände und Kuppel und einer Verkleidung aus Natursteinen, die entweder als zweite Schale gemauert oder mit dem Kernbau vernadelt bzw. verdübelt wurden. Einerseits ist dies die in Deutschland häufigste Methode, andererseits wirkt der große Grottenraum sehr regelmäßig. Auch sie diente als Aussichtsplattform und auch hier hat es meiner Kenntnis nach einen Wasserfall gegeben, der über die Grotte in einen Teich fiel.
Wie würden Sie den Bau im Kontext einordnen?
Es ist bekannt, dass der Frankfurter Palmengarten Vorbild für den Leipziger Palmengarten war. Beide Städte standen als Bürger- und Messestädte in Konkurrenz und das Bürgertum wetteiferte um eine kulturelle Vorreiterrolle. Daher ist sicherlich auch die Gestaltung des Frankfurter Gartens mit Gesellschaftshaus und angrenzendem Gewächshaus mit Grotte und den Freianlagen mit Teichen und Grotte vorbildlich gewesen. Diese Strukturelemente tauchten in beiden Gärten gleichermaßen auf.
Bei der Sanierung von historischen Parkanlagen gibt es (wahrscheinlich aus Kostengründen) immer wieder die Debatte darüber, ob die Relikte der Grotten heute vollständig abgetragen werden sollten oder nicht. Wie stehen Sie dazu?
Viele der großen Fels- und Grottenbauten sind heute 150 Jahre alt oder älter. Daher besteht vielfach Sanierungsbedarf. Das sehen wir aktuell im Frankfurter Palmengarten und an der Linderhofer Venusgrotte. Auch die Neischl-Grotte in Erlangen und die Herkulesgrotte in Worms sind bereits restauriert. Das sind aufwändige, aber in der Regel sehr spannende Arbeiten. Wenn es finanziell nicht möglich ist zu sanieren, so sollten die Bauten gesichert werden, um weitere Schäden oder Einsturz zu vermeiden. So bleiben sie für die Zukunft erhalten und eventuell ergeben sich dann andere Möglichkeiten zum Erhalt oder der Sanierung. Als Höhepunkte der Gartenanlagen sind sie aus gestalterischer Sicht eigentlich unverzichtbar.
Zum Abschluss dieses spannenden Interviews würde mich interessieren, ob Sie eine Lieblingsgrotte haben?
Es gibt heute noch so viele beeindruckende Objekte, dass es wirklich schwierig ist, hier eine Wahl zu treffen. Mich hat der Wasserfall im Viktoriapark Berlin von Hermann Mächtig sehr begeistert, der sogar mit Gesteinsschichtungen aus verschiedenen Natursteinen arbeitet. Überraschend ist, dass trotz dem Anspruch einer natürlichen Gestaltung auch Buntbeleuchtung installiert war, die den Wasserfall in Rosa und Hellblau, Gelb oder Grün beleuchten konnte. Das war wohl kein Widerspruch und übrigens auch keine Seltenheit. In der Venusgrotte Linderhof war neben Wasserfall und Wellenmaschine eine Beleuchtung installiert, die Mondschein und Regenbogen imitieren konnte. Häufig gab es auch akkustische Elemente wie Äolsharfen für Grotten und Felsen wie im Schlosspark Altenstein und im Belvederer Park in Weimar. Es sind sogar Bauanleitungen für Resonanzkästen überliefert, um das Geräusch von Wasserfällen akustisch zu verstärken.
Aber als Erlebnis ist eine riesige Anlage in Sintra (Portugal) nicht zu toppen. Im Park der Quinta da Regaleira liegen die größten Grotten, die ich in meiner Arbeit gesehen habe. Sie sind mit mystischer Bedeutung aufgeladen und der Besuch ist ein großes Abenteuer auch ohne Hintergrundwissen. Hier kann man erahnen, welche Bedeutung solche Anlagen im 19. Jh. hatten. Diese in Sintra ist noch heute absolut überwältigend.
Wenn Sie mehr erfahren wollen, empfehle ich Ihnen die vorgeschlagenen Bücher dazu.
© 2025 is licensed under CC BY-NC-SA 4.0
Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen